Am diesjährigen 1.Mai veranstaltete der DGB in Villingen-Schwenningen das zweite Jahr in Folge eine Demonstration. Insgesamt beteiligten sich etwa 150 Menschen daran. Die Demonstration die unter dem offiziellen Motto des DGB "Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa." stand, führte vom Schwenninger Bahnhof in die Innenstadt und endete auf dem 1.Maifest der Gewerkschaften. Ein kleiner antikapitalistischer Block sorgte zusammen mit migrantischen GenossInnen für eine laute und kämpferische Demonstration.
Auch in diesem Jahr rief die Linke Aktion dazu auf sich am 1.Mai in Schwenningen zu beteiligen, um weitergehende Forderungen als die des DGB wahrnehmbar zu machen, denn um als revolutionäre Linke langfristig eine Perspektive zu entwickeln und die lokale Verankerung fortschrittlicher Strukturen auszubauen, ist es unerlässlich vor Ort präsent zu sein.
Eine Mobilisierung auf den 1.Mai in Villingen-Schwenningen bietet ein höheres Mobilisierungspotential, außerdem erreicht sie deutlich mehr Menschen in unserer Stadt, als die Beteiligung an Demonstrationen in anderen Städten.
Eine Beteiligung an den Aktionen des DGB bedeutet nicht, dass wir uns dessen reformistischen Forderungen anschließen oder gar unterordnen, vielmehr ging und geht es uns darum diese als zu kurz gegriffen zu entlarven und ihnen die Notwendigkeit eines grundlegenden Umsturzes des Kapitalismus entgegenzustellen.
Unser diesjähriger regionaler Aufruf stand unter dem Motto: "Für Klassenkampf, internationale Solidarität und Revolution". Außerdem beteiligten wir uns gemeinsam mit Gruppen, unter anderem aus Berlin, Hamburg, Stuttgart und Mannheim an einer Bundesweiten Mobilisierung zum 1.Mai.
In den Wochen vor dem Kampftag der ArbeiterInnenklasse gab es mehrere Mobilisierungs- und Verteilaktionen, etwa eine Spontandemonstration in Villingen. Insgesamt wurden in den Innenstädten und Wohngebieten mehrere tausend Broschüren und Zeitungen verteilt. Zahlreiche Plakate machten die Mobilisierung auch im Stadtbild sichtbar.
Die Mobiliserung von Seiten des DGB war hingegen, wie im Vorjahr, kaum wahrnehmbar. Die offiziellen Plakate waren schlecht lesbar und in den Zeitungen der Einzelgewerkschaften wurde der 1.Mai nicht beworben.
Die Demonstration begann um 10 Uhr ohne Auftaktkundgebung am Bahnhof. Sie führte über das Gewerkschaftshaus in die Innenstadt, dabei wurde sie von zwei Streifenwägen der Polizei begleitet und war wie im letzten Jahr mit ihrer knapp halbstündigen Laufzeit zu kurz.
Der antikapitalistische Block sorgte mit einigen Fahnen, einem Megafon, zwei Seitentransparenten und lauten, kämpferischen Parolen für eine gute Stimmung. Bei der Zwischenkundgebung am Gewerkschaftshaus hielten zwei Vertreter der ver.di-Jugend eine erfreulich kämpferische Rede, darin forderten sie unter anderem ein Verbot von Überstunden, Übernahme von Auszubildenden, die Abkehr von der Politik der Standortlogik und internationale Solidarität mit KollegInnen in Griechenland, Spanien und allen anderen Ländern.
Die Rede fand viel Zuspruch von Seiten der Demonstrierenden und wurde unterbrochen von der Parole "Hoch die internationale Solidarität!" in die ein Großteil der TeilnehmerInnen einstimmte.
Danach setzte die Demonstration ihren Weg in die Innenstadt fort, wo ein bengalisches Feuer aus dem Block heraus gezündet wurde. Entlang der Route hatten GenossInnen Plakate der Kampagne "Kein NATO-Angriff auf Syrien" geklebt mit dem Aufruf "Am Samstag nach Tag X" sich an der Demonstration in Stuttgart zu beteiligen.
Die Demo endete beim DGB-Fest auf dem Muslenplatz. Hier kam es unter Protest zu einer Personalienaufnahme aufgrund des zuvor gezündeten Feuerwerks.
Auf dem Fest wurde neben der linken Tageszeitung "Junge Welt" zahlreiche Flyer gegen den Krieg in Syrien und die 1.Mai-Zeitung verteilt. Neben den Gewerkschaften war auch das "Aktionsbündnis gegen Rechts" mit einem eigenen Infostand vertreten. Wie im letzten Jahr versuchte Siegfried Kauder, Bundestagsabgeordneter der CDU wider eine Rede zu halten, was ihm allerdings aufgrund der lautstarken Proteste, die sein Auftritt im letzten Jahr hervorgerufen hatte, verwehrt wurde.
Grundsätzlich bewerten wir die Aktionen rund um den 1.Mai dieses Jahr positiv. Mehr Menschen als im Vorjahr machten ihre Ablehnung des kapitalistischen Systems deutlich und forderten eine solidarische Gesellschaft. Diese Menschen machten als einziger Teil der Demo ihre Forderungen durchweg lautstark und stimmungsvoll deutlich. Die meisten jungen TeilnehmerInnen (aber erfreulicherweise auch einige ältere Leute) fanden sich überdies in dem antikapitalistischen Block. Dies alles wurde von vielen anderen DemoteilnehmerInnen auch wahrgenommen, stieß auf positive Resonanz.
Das während der Demonstration gezündete Bengalo schaffte einen kämpferischen Ausdruck und stieß neben verhaltener Ablehnung auf positive Resonanz. Leider gelang es nicht die Personalienaufnahme zu verhindern, was durch ein entschlosseneres Auftreten eventuell möglich gewesen wäre.
Der 1.Mai in Schwenningen hat deutlich gemacht, dass es auch in der Doppelstadt eine wachsende Zahl von Menschen gibt, die für eine revolutionäre Perspektive, für eine gerechte und solidarische Welt einstehen.