Mitte März beging die syrische Revolution ihren zweiten Jahrestag. Da überlagerten die Bilder von Explosionen, Angriffen und Massakern schon längst diejenigen vom Fest des unbewaffneten Aufstands. Mit ihrer Entscheidung, schon die ersten Demonstrationen gewaltsam anzugreifen, hat die Diktatur von Bashar al Assad einen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt in Gang gesetzt. Wie AktivistInnen schon früh befürchtet haben, militarisierte sich der Konflikt, je länger er dauerte. Die Folgen bis heute: Mehr als 70.000 Tote, fast 200.000 politische Gefangene, über eine Millionen Geflohene in den Nachbarstaaten und rund drei Millionen Binnenflüchtlinge – die materiellen Schäden überhaupt nicht bezifferbar.
"Greift nicht zu den Waffen!", forderten die AktivistInnen trotz der brutalen Gewalt immer wieder. Organisiert in landesweit über 300 Basiskomitees, versuchten sie, der Eskalation etwas entgegen zu setzen. Ihre unbewaffneten Proteste waren darin lange erfolgreich und eine friedenspolitische Bereicherung. Dass der zivile Widerstand kaum internationale Unterstützung erfahren hat, macht ihren Beitrag umso bedeutender.
Viele Menshen haben im vergangenen Jahr die Arbeit der Komitees unterstützt und den Ansatz von Adopt a Revolution gestärkt. Dank des Beitrags von inzwischen über 2.200 RevolutionspatInnen konnten wir die Aktivitäten von insgesamt 41 unbewaffneten Komitees mittragen und haben dafür rund 330.000 Euro an Spenden erhalten – alles Mittel aus der deutschen Zivilgesellschaft für die entstehende syrische Zivilgesellschaft. Danke dafür!
Solidarische Aufmerksamkeit für den unbewaffneten Aufstand ist das zweite Ziel unseres kleinen Teams. Sehr erfolgreich war dabei unsere Pressearbeit: Fast alle großen deutschen Zeitungen berichteten im vergangenen Jahr über Adopt a Revolution, wir gaben JournalistInnen insgesamt 78 Interviews. Darüber hinaus veröffentlichten wir zusammen mit unserem Partner medico international im Dezember, den Aufruf "Freiheit braucht Beistand". Unterstützt von 60 ErstunterzeichnerInnen, verlangen wir darin, den zivilen Aufstand nicht zu vergessen.
Mit einer Veranstaltungstour mit syrischen AktivistInnen und auf zahlreichen Podiumsveranstaltungen berichteten wir immer wieder über die aktuelle Lage und diskutierten Solidaritätsarbeit. Auf unserer Webseite und mit einem Newsletter bieten wir mehrmals in der Woche einen Nachrichtenüberblick und veröffentlichen Stellungnahmen und Berichte aus dem unbewaffneten Widerstand. All das macht Adopt a Revolution zu einer "Solidaritätskampagne, wie es sie seit Langem in Deutschland nicht mehr gegeben hat", so die Tageszeitung taz.
Und heute? Auch wenn sich die Hoffnung der AktivistInnen zerschlagen hat, eine militärische Eskalation zu verhindern, ist die Bedeutung der Komitees in Syrien kaum zu unterschätzen. Denn sie sind es, die konsequent bewaffnete Aufständische wegen der Verletzung von Menschenrechten und Plünderungen kritisieren. Radikalen Islamisten, die den Aufstand gegen das Assad-Regime für ihre Ziele missbrauchen, stellen sie zivilen Widerstand und Dialog zwischen den Konfessionen entgegen. Und in der humanitären Katastrophe sind die Komitees und ihre Netzwerke die einzigen, die Bedürftige im ganzen Land versorgen können. An diese sich verändernden Bedingungen passen wir unsere Förderung kontinuierlich an.
Auch in absehbarer Zukunft wird den zivilen Kräften große Bedeutung zukommen. Aktuell wirken sie einer Ethnisierung und Konfessionalisierung des Konflikts entgegen. Und nach dem Sturz der Diktatur werden die AktivistInnen von jeder neuen Regierung die Erfüllung der Ziele der Revolution verlangen: Würde, Freiheit, Demokratie.
Herzlichen Dank an alle, die die AktivistInnen bei ihren gewaltigen Aufgaben unterstützen!
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Ein Hauch Selbstkritik...
... hätte diesem "Jahresrückblick" auch gut getan. Hat Adopt a Revolution nicht am Anfang gefeiert, wenn die FSA Städte "befreit" hat? Und sind nicht mittlereweile fast alle ursprünglichen Unterstützergruppen ausgestiegen? Würde das nicht auch in einen Jahresrückblick gehören? Oder ist es halt doch nur billige Propaganda?
Viele Gruppen und Einzelpersonen
haben es aufgegeben AaR auf Indymedia zu kritisieren. Sie haben hier ein besonderes "Standing" und in dem Punkt sind die Moderationskriterien leider zu undurchsichtig (Kontakte zur FSA und Fundamentalisten, hierarchische Strukturen, SPD/Grüne - Kriegsparteien - Nähe...)
Selbstkritik wirst du von einer hierarchischen, parteinahen NGO (im Trikont WGO = Western Government Organization genannt) nicht erwarten können.