Nicht nur um den 1. Mai benutzen wir bewusst Wörter wie "soziale Revolte" und "Freiheit", um unser Verlangen beschreiben zu können und unserem Kampf Ausdruck zu verleihen. Dieser Text beschäftigt sich mit dieser Freiheit und der Art und Weise, wie wir für sie kämpfen werden und wie nicht. Es kann als ein Input in die Diskussion rund um das Verlangen nach einer anarchistischen Präsenz am 1. Mai (aber nicht nur) gesehen werden. Erstveröffentlicht wurde der Text in der ersten Ausgabe der "Publikation", Mai 2013.
Die
Freiheit die wir meinen......
Im Folgenden sollen
ein paar Gedanken in den Raum geworfen werden, die sich um dem
Begriff der Freiheit drehen. Anlass dafür sind die immer wieder
aufkommenden Fragen um dessen oftmals plakative Verwendung in
Publikation oder in Diskussionen.
In diesen Gedanken soll es aber
nicht nur um die Freiheit als solches gehen, sondern auch um
Formulierungen wie „frei sein“.
Der Text ist keine
akademische Abhandlung darüber, woher und wie dieses Wort in unseren
Sprachschatz gelang, sondern in wie fern wir diese zwei Silben in
unserem Alltag benutzen und definieren, bzw. wie uns eine
vermeintliche Definition aufgedrückt wird, beispielsweise durch die
Medien, die Politik und die Wirtschaft.
Ein subjektiver Versuch
das Wort mit Inhalt zu füllen, Beweggründe über dessen Gebrauch im
Hier und Jetzt als AnarchistInnen darzulegen und sich mit der
„Freiheit“ als Utopie, Hoffnung und als Umstand bestehender, bzw.
noch zu erschaffender sozialer Gebilde auseinander zu setzen.
Wie
uns eine kapitalistische Freiheit anerzogen wird
Es sind
Redensarten wie „die Freiheit nehme ich mir“, die uns vermitteln
sollen, dass Freiheit durch einfachste Mechanismen und Prozesse
entstehen kann. Als ein Zustand von individueller Erfüllung und
Verwirklichung. In jeglichen Gesellschaften, die auf Konkurrenz und
Wettbewerb aufgebaut sind streben die Menschen danach der oder die
Erste zu sein, um sich in diesen Zustand zu versetzen. Die
Karriereleiter könnte bei Einigen nicht schräg genug an der Fassade
des Kapitals gelehnt sein, denn individuelles Glück und Leid hängt
in dieser sterilen Umgebung hauptsächlich von Geld, Waren und von
dessen Austausch ab. Die modernen Träume dieser rottenden
Gesellschaft werden durch Schecks, Kreditkarten und anderen
Zahlungseinheiten verwirklicht. Eine Illusion entsteht in der man
denkt, dass man frei ist, sich alles zu nehmen was man will, solange
man nur eine entsprechende Summe auf den Tisch legt. Strebe nach mehr
und du wirst mehr Freiheit erlangen. Hierbei wird diese Freiheit
recht schnell - und ohne große Analyse - mit dem Wort „Möglichkeit“
oder Angebot gleich gesetzt. Möglichkeiten die dir neue,
unerschlossene Türen öffnen und dir das Gefühl von Erfolg
vermitteln.
Das diese Freiheit aber nicht vom Individuum
erschaffen wird, ist spätestens dann ersichtlich, wenn man zur
Einsicht kommt, dass sie eine rein wirtschaftliche, von Gütern und
Zahlen beherrschte Freiheit ist. Es sind die Zahlen auf dem
Arbeitsvertrag oder dem Bescheid vom Arbeitsamt. Zahlen auf dem Konto
oder auf den Münzen und Scheinen in deiner Hosentasche, die
bestimmen, welche Freiheit dir in diesen Tagen – wirtschaftlich
betrachtet – zusteht.
Diese Freiheit ist aber immer bloß
ein Etappenziel und wägt man sie ab, ist sie jedes Mal wenn man
glaubt sie sich durch Waren und Güter erfüllt zu haben, gleich
gewichtig zu all den anderen käuflichen Freiheiten. Und, je mehr man
diese Freiheit versucht zu erlangen, desto mehr schränkt man die
eines anderen Menschen ein. Lassen wir uns auf diese materielle
Freiheit mit samt ihrer Logik ein, müssen wir uns selbst auch an die
Nase greifen, denn dieser Kreislauf ist eine Gefüge basierend auf
Abhängigkeit. Wir konsumieren und kaufen, weil manche Sachen
schlicht nicht anders zu Verfügung stehen, oder uns zu viel Kraft
rauben könnten, würden wir sie uns anderweitig besorgen. Hier sei
das Prinzip des Wohnungsmarktes, der „kleinen Investitionen“
unseres Lebens und all der anderen Abhängigkeiten zwischen uns und
der Welt der Waren erinnert, wie auch an die logischen Konsequenzen
dessen: Wettbewerb und Leistungszwang.
Das Verlangen nach Freiheit und dessen
Verwirklichung durch Waren ist also ein rein kapitalistisches
Prinzip, in dem Glück und Leid dicht neben einander
liegen.
Überdenkt man diese beschriebenen Abläufe, ist
der Übergang zu dem entscheidenden Faktor, dem Konstrukt des
Staates, fließend. Er bestimmt nicht nur die wirtschaftliche
Freiheit, sondern auch unsere grundlegenden Umstände. Diese im
Näheren betrachtet sind weder durch unser Handeln, noch durch
unseren Einsatz entstanden. Wir haben irgendwie gelernt mit ihnen zu
leben, sie zu akzeptieren, denn sie wurden uns in die Wiege gelegt.
Oft wird davon geredet, dass Freiheiten erkämpft werden mussten.
Gemeint sind aber wohl eher die Rechte, die uns in der bestehenden
Ordnung zustehen. Das ist erst einmal grundlegend kein Fehler, denn
ja, historisch gesehen würden viele gesellschaftliche
Zusammenschlüsse nicht so existieren, hätten sie nicht gekämpft,
ihre Missstände auf die Straße getragen und jene angegriffen, die
sie unterdrückten oder gar vernichten wollten.
Es ist wohl eher
ein Missverständnis, denn eine Gesellschaft oder ein Staat weiß,
dass Kompromisse und Verhandlungen notwendig sind, um funktionieren
zu können. „Unsere“ Rechte sind durch Vereinbarungen entstanden
und fundamental von Moral und Werten geprägt. Diese Vereinbarungen
sind nicht im Kampf entstanden, sie sind der Minimalkonsens zum
Überleben, der nur solange legitim ist, wie ihn ein Staat für
brauchbar hält und solange er ein Gefühl von Sicherheit und
Wohlstand schaffen muss. Es ist der soziale Frieden innerhalb der
Gesellschaft, der einen reibungslosen Ablauf garantiert und einzig
und allein durch die Herrschenden festgelegt wird.
Ein fatales
Unterfangen, dem wir leider zu oft beiwohnen, denn der Zustand eines
sozialen Friedens ist für viele natürlich angenehmer, als der des
sozialen Krieges.
Die Massenmedien, wie wir sie als
integralen Bestandteil dieses kapitalistischen Systems begreifen,
geben dem Ganzen den letzten Schliff. Sie sind ein bestimmendes,
polarisierendes - und keinesfalls freies – Werkzeug, dass dir den
Glauben schenkt, Teil einer freiheitlichen Gesellschaft zu sein. Du
siehst die Bilder anderer Regionen, anderer Länder und es schleicht
sich der Gedanke ein, dass du hierzulande ein größerer Spielraum
inne hast, bzw. dass dir mehr Freiheit, ein größeres Angebot zur
Verfügung steht.
Dies ist dann kein Missverständnis mehr,
sondern ein grober Fehler.
Die Wahrung des sozialen
Friedens ist wie das Pflegen eines Kaktus´: Selbst der schlechteste
Gärtner weiß ihn am Leben zu halten.
In einem
Staatengebilde gibt es die unterschiedlichsten Arten, wie eine solche
Freiheit oder Unfreiheit zum Ausdruck kommt. In einer Diktatur werden
die Wege, die du gehen sollst, doppelt kontrolliert und dein
Handlungsspielraum enorm eingeschränkt. Du wirst bewusst an der
kurzen Leine gehalten, damit du immer vor Augen hast, wo deine
Grenzen liegen. Gerade weil die Lebensumstände innerhalb einer
Diktatur so menschenverachtend sind, haben sie doch dadurch etwas
sehr Positives inne: Du weißt ganz genau wer der Feind ist und wo du
ihn angreifen kannst. Die Fronten sind klar, da der soziale Frieden
schlichtweg nicht existiert.
Im Vergleich ist die westliche
Demokratie oder etwa eine liberale Gesellschaft scheinbar das
Gegenteil. Du kannst durch Wahlen entscheiden, wer dich repräsentiert
und regiert, du kannst auf Reisen gehen, ein Grundeinkommen
bestreiten und und und. All die Rechte eben, die dir schmackhaft
gemacht werden, in dem dir gesagt wird, du hättest für sie
gekämpft.
Im gleichen Atemzug kannst du aber auch auf all
dies verzichten. Du kannst es boykottieren, dich dem Ganzen entziehen
und in einer Subkultur, einer Parallelgesellschaft leben. Selbst das
kannst du tun, ohne das der Staat ein Problem damit haben wird. Denn,
du bist das Individuum, dass sich seine individuellen Freiheiten
einräumt und kein ernsthafter Gegner des gesellschaftlichen
Zusammenspiels. Es ändert auch nichts, ob deine Subkultur vom Staat
komplett abgekoppelt ist. Der Staat lässt es dich tun. Es macht für
ihn keinen Unterschied, er wird es dich nur ab und an spüren lassen,
dass du immer noch Teil seiner Struktur bist, beispielsweise durch
Repression.
Ob er dich an der kurzen Leine oder an der langen
Leine hält ist im Grunde nicht der Rede wert und sollte nicht
Ausgangspunkt für unser Handeln sein. Wichtig ist die Tatsache, dass
du an der Leine und nur so frei bist, wie dich das kontrollierende
Organ frei sein lässt. Oder um es mit allgemein bekannten Worten
auszudrücken: Bewegst du dich nicht, spürst du auch deine Ketten
nicht.
Allein die Tatsache, dass der Zustand des „frei sein“
abgestuft wird, ist absurd. Es gibt nur frei und unfrei.
Demokratur
Die Gewalt die du in einer Diktatur
stärker spüren wirst, oder die in einer Demokratie eher subtil
angewandt wird, geht immer von jenem Staat aus, da er das Monopol
dessen inne hat. Er verwaltet, richtet und entscheidet. Seine
VerteidigerInnen, jene, die kontrollieren in welchem Rahmen du dich
bewegst, sind die Autoritäten, gehüllt in die unterschiedlichsten
Kleider. Die der Gerichte, der Bullen, der Ämter, der Zubringer
derer, also jene, die deren Maschinerie am Laufen halten.
Gesellschaftliche Freiheiten, wie sie uns präsentiert werden,
sind institutionalisiert, begrenzt und dadurch auch immer ungleich
verteilt. Diese Freiheit hat viel mit Macht zu tun, aber gleichzeitig
ist sie nicht das Privileg der Mächtigen. Sie wird reproduziert in
unser aller Köpfen, denn sie ist - ganz banal gesagt - bürgerlich.
Der oder die BürgerIn hält diesen Mechanismus am Leben, genau wie
es etwa der Bulle oder der Staatsanwalt tut, nur um am eigenen
Lebensstandard nichts einbüßen zu müssen. Allein die Kompetenz und
Intensität mag unterschiedlich sein.
Zurück zur Frage der
Freiheit stellt man doch eine minimale Vereinbarung bezüglich dieser
fest: Deine Existenz, hinsichtlich deiner Verwertbarkeit. Wir selbst
können da selbstverständlich nur aus einem westeuropäischen
Kontext sprechen. Bewegen wir uns außerhalb dieser Festung, gelten
ganz andere Regelungen, die einem selbst diese Existenz absprechen.
So viel zur staatlichen Freiheit, den Menschenrechten und der
Bessenheit Einiger, diese verteidigen zu müssen.
Entzug
und Isolation
Mit den staatlichen Freiheiten verhält es
sich auch so, dass sie dir wieder genommen werden können,
missachtest du die Bestimmungen und Gesetze.
Freiheitsentzug ist
der juristische Begriff, gemeint ist Knast, gesellschaftliche
Isolation und Ausschluss.
Welch Absurdität, denn wie soll man
eingesperrt lernen, die Freiheit ehren? Und vor Allem: Welche
Freiheit?
Primär sind es doch Funktionen, um den Menschen gefügig
zu machen und ihm in den vorgesetzten Bahnen zu halten.
Der
Entzug der körperlichen Freiheit und dessen Prinzip ist aber auch
übertragbar, beispielsweise auf den Entzug von Waren. Dein
Lebensstandard, dein Status sinkt, je mehr dir deine gewonnenen
wirtschaftlichen Freiheiten entzogen werden. Auch da sind Ausgrenzung
und Isolation die Konsequenz. Wir können es drehen und wenden. Der
Staat und seine Freiheiten sind Pseudo-Freiheiten. Falsch, verlogen
und fremdbestimmt.
Eine Lösung dieses Konflikts schwebt uns
hier nicht vor. Wir haben keine Antwort darauf, wie es möglich wäre
einen Staat zu erschaffen, der die Freiheit aller Individuen
repräsentiert und möglich macht.
Es ist auch völlig
nebensächlich, dass spätestens jetzt Stimmen einiger Reformisten
aufschreien, sie hätten Konzepte der wahren Demokratie gefunden, sie
wüssten eine Staatsform, die einem die Freiheit einräumt, denn in
jedem Falle – und dies nicht nur weil uns dieser Reformismus mehr
als nur einmal auf die Füße gefallen ist - sprechen wir einem
solchen Gebilde, sei es demokratischer oder diktatorischer Natur,
jegliche Existenz ab.
Staat und Freiheit sind nicht vereinbar.
Basta. Diese Freiheit nehmen wir uns raus....
Brot und
Freiheit
Lasst uns für einen Augenblick die hiesigen
Breitengrade verlassen und unsere Aufmerksamkeit auf die aktuellen
Kämpfe in Nordafrika richten.
Militäreinheiten kontrollieren
die Straßen und liefern sich blutige Schlachten mit den
Revoltierenden, den Aufständischen, obwohl uns durch die Medien
vermittelt wurde, dass eine Demokratie Einzug hielt. Eine Demokratie,
die den Glauben an ein besseres Leben vorgaukelte, allein durch den
unbekannten, süßlichen Klang des Wortes und seine viel umworbene
Bedeutung. Eine Demokratie, die vermischt mit religiösen Werten und
Moral - die nicht von allen Schichten getragen wird - an die Tragödie
der Unterdrückung nahtlos ansetzt. Die Wahl der Mittel im Kampf
gegen diese Unterdrückung kann so unterschiedlich sein, wie die
Vorstellung nach dem was nach einem Aufstand kommen könnte.
Tatsächlich sind es nicht vordergründig die Forderungen nach
Demokratie oder nach einem Staat, der den Alltag wieder in Gang
setzt, sondern Ausrufe wie „Brot und Freiheit“, welche die
Kämpfenden eint. Ein Phänomen, denn das Eine, das Brot, scheint uns
realer, als das Andere, die Freiheit.
Das ist es natürlich eine
Frage der Interpretation, denn Brot kann ein Metapher für die
menschliche Existenz sein, für das lebenswichtige Rad im Getriebe
des Lebens und Freiheit wiederum das Begehren nach einem Miteinander,
einer Gesellschaft, in der Gleichheit, Würde und Respekt essentiell
sind.
Ist dieses Verlangen nicht phänomenal, bestreitet man doch
einen unbekannten Weg?
Ein Experiment, dessen Durchführung
niemals zum Scheitern verurteilt sein kann, denn es ist ja ein
Experiment, aus dem nur wertvolle Erfahrungen und Begegnungen
entstehen können.
Man weiß ja nicht, wie es sich anfühlt frei
zu leben. Es ist eine Utopie, eine Hoffnung und ein Verlangen nach
einem Zustand, den man so noch nicht erlebt hat. Die Neugier und der
Mut ihr nachzugehen, ist das, was uns fasziniert und uns gespannt
dort hinschauen lässt, denn wir stehen vor einer ähnlichen
Frage.
Wir wissen nicht was es heißt, frei zu sein.
Die
Freiheit ist ein unerforschtes Areals, dessen Berge und Täler nicht
klar und deutlich auf der Karte verzeichnet sind.
Der Weg
zur Freiheit ist viel unerschlossener und unreglementierter ohne ein
Staatengebilde. Kollektiv und selbstbestimmt können wir uns vielmehr
auf das Glück und Wohlbehagen fixieren, als wenn wir dies als
Individuen dem Staat überlassen. Letzterer ist durchzogen von Macht,
Korruption und Verteidigung der Interessen derer, denen das Konstrukt
nützt. Das wissen wir - nicht nur weil wir AnarchistInnen sind - und
dadurch wird das Phänomen, also dieses experimentieren mit der
Freiheit, recht paradox, weil die Staaten, trotz all diesem Wissen,
in „bester“ Verfassung sind.
Vielleicht ist dies der Angst und
dem fehlenden Selbstbewusstsein der Menschen, ihre Angelegenheiten
selbst klären zu wollen, verschuldet. Vielleicht unterschätzen wir
uns auch. In jedem Falle ist es doch der Fehler jenen Kompromiss
einzugehen: Du bestimmst die Vertreter, gibst deine Verantwortung an
meist unbekannte Menschen ab, nur um dich nicht mit dieser
beschäftigen zu müssen.
Nichts Neues, ein Ideal in keinster
Weise. Es ist ein Spektakel, dem wir uns schleunigst entledigen
sollten.
Weder Fordern noch Glauben
Nur weil
dieser Text sich nun langsam dem Ende nähert, heißt das nicht, dass
nun die Zeit wäre Lösungen und Ansätze darzulegen, die aufzeigen
könnten, wie wir die Freiheit erreichen. Das ist nicht Sinn und
Zweck dieser Zeilen und auch nicht die Art, wie wir an die Dinge
herangehen sollten.
Ach ja, und „Wir“, das sind nicht
etwa nur wir AnarchistInnen,
sondern all die, deren Verlangen nach Freiheit erst dann befriedigt
sein kann, wenn unsere Leben wieder völlig angeeignet sind.
Entgegen der Repräsentation, der Hierarchie, des Patriarchats –
des Staats.
Das Beispiel aus Nordafrika ist aus einem
entscheidenden Grund gewählt wurden:
Während wir uns in
unterschiedlichsten Kämpfen wiederfinden, uns immer wieder aufs Neue
organisieren, diskutieren, wie die Auseinandersetzungen geführt
werden sollen, unsere Widersprüche hinterfragen und uns von
anerzogenen Rollen versuchen zu lösen, zirkulieren wir doch immer um
die eine Frage:
Verlieren wir uns in aktivistischen, symbolischen
Handlungen – die zwar Selbstbewusstsein, Stärke und ein Gefühl
der Kollektivität versprühen – oder erreichen wir Zustände, die
WIR, und zwar nur WIR, kontrollieren und bestimmen, ohne das ein
Staat oder jegliche ähnlich strukturierte Institution Einfluss
nimmt?
Verschwenden wir unsere Energien in Forderungen nach etwas,
dessen Umstände wir ungefähr kennen oder erfahren haben –
Demokratie könnte solch ein Umstand sein - oder kämpfen wir für
das Unbekannte, ja vielleicht das Unfassbare?
Es ist an der Zeit
unsere Kämpfe mit einem Inhalt zu füllen, der entgegen der Logik
des Machbaren spielt. Würde, Freiheit und Konsequenz sind große
Worte, deren Gebrauch sich allzu oft nicht getraut wird. Warum
eigentlich?
Haben wir Angst vor ihrer Größe und ihrer
Unnahbarkeit?
Es sind doch genau diese Wörter, die es erst
möglich machen eine Struktur, eine Gesellschaft zu schaffen, auf der
alles Andere, für das wir im Hier und Jetzt schon fast besessen
einstehen, entstehen kann. Wir manövrieren uns durch all die
Grabenkämpfe, um dann hohe Mauern errichten zu können, hinter deren
Türen wir in unseren bunten Kostümen unserer Identitäten errungene
Teilerfolge abfeiern.
Was nützt uns der Respekt, die Toleranz und
die Gleichheit Aller, wenn wir nicht frei sind?
Wenn wir nicht
frei sind, selbst zu entscheiden, wen und was wir respektieren und
tolerieren, machen diese doch keinen Sinn mehr.
Es sind Fragen
die das Ende dieses Textes einleiten und es werden Fragen sein, die
uns auf dem Weg zur Freiheit sicher noch oft genug den Kopf
zerbrechen werden. Lasst uns nicht in altbekannte Muster fallen, die
diesen Fragen bewusst ausweichen. Was auch immer wir tun, wir werden
nicht frei von Widersprüchen und Gegensätzen sein, wichtig ist nur,
dass wir uns diese selbst zu Schulden kommen haben lassen, deren
Reflektion in die eigenen Hände nehmen und immer ein Auge auf die
herumlungernden Hunde haben.
Jene, deren lange Leinen uns des
Öfteren im Wege liegen und uns schon fast zum stolpern einladen.
wo
wo ist diese erste Ausgabe der "Publikation" zufinden?