Kapitalismus, Gender und Kommunismus

Fight Gender

Das Vorwort und der Text sind der Zeitschrift Incendo entnommen, eine Zeitschrift aus Avignon. Letztes Jahr erschien eine Sondernummer zum Thema Gender und Klassen.

 

Vorwort

 

Erste Hand: „Der Kampf gegen das Patriarchat* zuerst!“
Zweite Hand: „Es ist wichtiger, das Kapital zu zerstören!“
Letzte Hand: „Statt gegen das Patriarchat oder gegen den Kapitalismus zu kämpfen, würden wir besser für den Kommunismus* kämpfen, das wäre einfacher, oder nicht?“

Gesehen auf der Mauer im Klo eines Squats in Avignon 2007.
 
Einige werden sich fragen, was uns dazu brachte, eine Spezialnummer den Verbindungen zwischen dem Verhältnis Männer/Frauen* (oder Genderfragen* (1), oder geschlechtliche Differenzierung*) und den Klassenverhältnissen, zwischen Männerherrschaft* und Kapitalismus zu widmen, ein eher kniffliges Thema. Die Erklärung liegt in den lebendigen und konfliktreichen Diskussionen über die Unterdrückung der Frauen, welche eine Zeit lang die Gruppe der Zeitschrift (wo die Frauen zur Zeit in der Minderheit sind) beschäftigten. Vereinfacht könnte man sagen, dass jene, für welche der Klassenkampf* prioritär ist gegen jene stehen, welche denken, dass die Genderfragen sichtbar gemacht und somit voran gestellt werden müssen. Diese Spaltung, welche manchmal in gegenseitiger Ignoranz gipfelt, haben wir in etlichen anderen Umständen angetroffen und sie scheint ziemlich verbreitet zu sein. Einerseits klammern viele „klassenkämpferische“ Theoretiker, Aktivisten und andere Engagierte Genderfragen und Probleme der Männerherrschaft aus, betrachten sie im besten Fall als sekundär und als automatisch gelöst in einer unvermeidlich rosigen Zukunft. Andererseits interessieren sich viele Feministinnen* kaum, nur formell oder überhaupt nicht für den Klassenkampf. Wir waren grundsätzlich nicht zufrieden mit den uns bekannten Positionen (die relevanten Texte und Analysen, mehrheitlich aus den 1970er Jahren, schienen uns etwas veraltet) und unsere Unkenntnis der gegenwärtigen Männerherrschaft, jenseits von Aktivistenklischees, war offenkundig. Aus unseren ersten Fragen folgte eine beeindruckende Serie weiterer Fragen zum Verhältnis zur kapitalistischen Produktionsweise: Welche Verbindungen zwischen Gender und Klassen*? Zwischen Patriarchat und Kapitalismus? Handelt es sich um zwei unterschiedliche Systeme? Hat das eine das andere hervorgebracht? Hat das eine das andere absorbiert (integriert)? Sind die Geschlechterrollen Klassen? Kann der Kapitalismus die Geschlechterrollen aufheben? Usw.

Wichtig für uns war es, eine Analyse des Verhältnisses zwischen Gender und Klassen in der heutigen Zeit zu wagen, insbesondere zu analysieren, wie sich dieses Verhältnis seit den 1970er Jahren entwickelt hat und was diese Entwicklung bedeutet. Es ist offensichtlich, dass die Männerherrschaft immer noch präsent ist (2). Was weniger offensichtlich ist, ist ihr eventuelles Verschwinden. Kann man sie zerstören? Wie? Was können die Rolle und der Einfluss der „Revolutionäre“ in diesem Verschwinden sein? Ist eine spezifische „antipatriarchale“ Aktion notwendig? Frauen unter sich? Usw. Es handelt sich für uns nicht um ein kleines intellektuelles Spiel, denn, wenn diese Fragen in einer revolutionären Perspektive von Bedeutung sind, dann haben sie auch einen Einfluss auf unsere alltägliche Praxis.

Wir sind schnell zum Schluss gekommen, dass es unmöglich ist (jenseits einer ethischen Position, die sich gegen jegliche Unterdrückung richtet), die Genderfrage in einer revolutionären Perspektive auszuklammern. Einerseits weil die geschlechtliche Differenzierung (d.h. die Aufteilung der Aufgaben nach Geschlecht oder Geschlechterrolle, die erste Arbeitsteilung), die einiges älter ist als der Kapitalismus, mit diesem unzertrennbar verbunden ist. Andererseits weil eine Gesellschaft, in welcher Formen der Hierarchie oder der gesellschaftlichen Herrschaft fortbestehen, wohl kaum als Kommunismus qualifiziert werden könnte.

Mit dieser Spezialnummer „Gender und Klassen“ geht es für uns darum, am Ende einer ersten Etappe der (stets lebendigen und konfliktreichen) Diskussionen unsere Überlegungen im jetzigen Zustand zu präsentieren. Da wir uns ihrer Bescheidenheit und ihres unvollendeten Charakters bewusst sind, liefern wir sie als Sammlung von Notizen und Denkanstössen, um zur Debatte beizutragen. Wir hätten gerne auch andere Aspekte dieser Frage berücksichtigt, wie die Familie, die Arbeiterinnenstreiks und der Platz der Frauen während Kämpfen, die geschlechtliche Differenzierung in anderen Regionen der Welt (3), die Sexualität und die sexuellen Identitäten (ein zentrales Problem), das Verhältnis zum Körper, seine Aneignung* durch die Medizin, Feminismus und Islam, das Verhältnis zum Recht, usw. Was uns natürlich antreibt, weiter zu machen, unsere Überlegungen weiter zu entwickeln und eure Reaktionen, Kritiken und Beiträge, die ihr uns sicher zukommen lassen werdet, zu berücksichtigen (4).

 

Die Bande von Incendo


1 Die Sterne verweisen auf die Begriffserklärungen.
2 Wir erstellen keine Bilanz der „Ungleichheiten“ zwischen Männern und Frauen in dieser Gesellschaft, eine solche findet man leicht, besonders in der aktivistischen oder bürgerlichen Presse jedes Jahr im März.
3 Wir sind uns bewusst, dass unsere Überlegungen nur die westliche Gesellschaft, und spezifischer Frankreich, zum Gegenstand haben und dass das ein Problem ist. Unsere Analyse ist also partiell, doch die Revolution wird sowieso nicht auf der ganzen Welt gleich ablaufen.
4 In maximal 140 Zeichen.

 

Kapitalismus, Gender und Kommunismus

 

Der Generalaufstand, der die Männer und die Frauen zerstören wird

 

Dieser Text präsentiert den aktuellen Stand unserer Reflexionen über die Frage des Verhältnisses zwischen Gender und Klassen. Er ist auch ein Versuch der Synthese der anderen Artikel und Texte dieser Nummer von Incendo. Er ist also weder starr, noch definitiv und als Beitrag zu einer notwendigen Debatte zu betrachten.

 

Einige geschichtliche Anhaltspunkte


Die Ursprünge (1)


Die geschlechtliche Differenzierung charakterisiert, so scheint es, alle Gesellschaften, welche existieren oder existierten. Sie impliziert notwendigerweise eine Zuweisung der Individuen an eine bestimmte gesellschaftliche Rolle, doch mit variablen „Graden“ der Männerherrschaft.

Es ist kaum möglich, die Erscheinung dieser geschlechtlichen Differenzierung genau historisch zu situieren oder zu erklären, vermutlich geht sie auf die Urgeschichte zurück. Die Mutterschaft und ihre Zwänge werden allgemein als Erklärung für den Ursprung der geschlechtlichen Differenzierung vorgebracht. Gemäss diesen Hypothesen hinderte die Schwangerschaft und das Stillen die „Frauen“ daran, voll an den anderen Aktivitäten der Gruppe teilzunehmen, beispielsweise an der Jagd. Der Schutz der schwangeren Frauen (der für das Überleben der Gruppe lebensnotwendig ist) soll sich zu einem „Schutz“ der Frauen aufgrund ihrer potentiellen reproduktiven* Fähigkeit entwickelt haben. Doch das erklärt uns nicht das Aufkommen der Gruppe der Frauen, was bedeutet, diese Gruppe als eine natürliche Einheit zu betrachten. Ebenso wird die Schwangerschaft als natürliches Phänomen betrachtet, und nicht als gesellschaftlich organisierter Prozess. Die geschlechtliche Differenzierung, welche in allen bekannten Gesellschaften existiert, hat in den Urgesellschaften diverse Formen angenommen. Obwohl die Männer in allen Fällen das Monopol auf die Waffen und die politische Macht inne haben, bedeutet das nicht automatisch eine totale Männerherrschaft (diese wird manchmal durch die wirtschaftliche Macht der Frauen ausgeglichen).

Gemäss Friedrich Engels, dessen Thesen einen grossen Einfluss auf die sozialistische Bewegung hatten, hat die männliche Herrschaft ihren Ursprung im Aufkommen des Privateigentums (die Sesshaftigkeit und die Landwirtschaft erlauben die Bildung von aneigenbaren Mehrerträgen). Die Entdeckungen der Ethnologie stellen diese Sichtweise jedoch in Frage, denn man findet Formen der Männerherrschaft in gewissen Urgesellschaften (einschliesslich bei den Jägern und Sammlern), die allerdings wirtschaftlich egalitär sind (d.h. sie kennen keinen Reichtum und keine Armut).

Trotzdem bewirkt das Aufkommen (wirtschaftlich) nicht-egalitärer Gesellschaften eine Verstärkung der Männerherrschaft. In gewissen Gesellschaften, wo die Macht (mehr oder weniger) geteilt wurde, sind die Männer danach bevorteilt. Durch das Aufkommen des Privateigentums entsteht das Bedürfnis, das Erbe und die Abstammung abzusichern; daher die Notwendigkeit, die Reproduktion durch die Kontrolle des Bauches der Frau zu organisieren. Das äussert sich durch ihre Aneignung (wie Vieh) durch den Vater oder den Ehemann, durch die Familie und die Heirat. Wenn auch die Hierarchie zwischen Männern und Frauen je nach Organisation der Gesellschaft variabel ist, so wird jedoch die Männerherrschaft sehr klar mit dem Aufkommen der Klassengesellschaften.

Im Verlauf der Jahrtausende und in der Mehrheit der Gesellschaften institutionalisiert sich (Staat, Recht, Religion, Politik etc.) diese Männerherrschaft in verschiedenen Formen, um den Fortbestand und die Stabilität zu garantieren. Die Familie ist ein wesentliches Element, denn sie erlaubt die Abstammung/Nachkommenschaft und die Weitergabe des Erbes (welches lange prinzipiell aus Grundbesitz bestand) und somit, eine gewisse gesellschaftliche Stabilität zu garantieren (2). In diesem Sinne kann man von Patriarchat oder patriarchaler Gesellschaft sprechen (institutionalisierte Macht des Mannes als Familienoberhaupt).

 

Mittelalter und frühe Neuzeit (3)


Während dieser Periode ist die Bevölkerung mehrheitlich ländlich und bäuerlich. Der Haushalt (welcher der Familie entspricht) ist zu dieser Zeit eine Einheit der Produktion und der Reproduktion.

Die Frauen nehmen an den landwirtschaftlichen Tätigkeiten teil, entweder alleine (zum Beispiel im Gemüsegarten) oder mit den Männern. Ihre Aufgaben werden nicht notwendigerweise abgewertet, denn sie sind genauso wichtig für das Überleben und die Produktion (prinzipiell für den Familienkonsum und den Unterhalt des Adels und der Geistlichkeit bestimmt). Die von den Frauen realisierten Aufgaben, welche man heute als „Haushaltsaufgaben“ (Küche, Waschen, Putzen) qualifizieren würde, sind noch sehr beschränkt und nicht getrennt von den anderen Tätigkeiten. Die Kindererziehung (ein Begriff, der erst am Ende des 18. Jahrhunderts aufkommt (4)) war ebenfalls sehr dürftig. Obwohl die Frauen die Meisterinnen im Haus sind, sind die Männer die Familienoberhäupter (einer meistens sehr grossen Familie) mit sehr viel Macht. Die Sicht einer sehr düsteren Zeit, die besonders durch eine tief frauenfeindliche Religion gekennzeichnet ist (die Frauen als teuflische, seelenlose Wesen; Hexenjagd etc.), muss scheinbar nuanciert werden (5).

Es muss auch gesagt werden, dass die Frauen sehr aktiv sind (häufig in den ersten Reihen) in den Kämpfen, den Hungeraufständen, den Brotkämpfen, welche die frühneuzeitliche Periode kennzeichnen und in den Jahren 1789-1795 ihren Höhepunkt erreichen.

 

19. Jahrhundert (6)


Die Machtergreifung der Bourgeoisie bedeutet zuerst einmal eine Verschlechterung der Situation der Frauen. Etwas später führt der Code Napoléon (1804) ihre Minderwertigkeit sowie eine veritable Segregation ein: die Frauen haben fast kein Recht, ausser jenes, den Männern (ihrem Vater oder ihrem Mann) zu gehorchen, und sie werden als minderjährig betrachtet (und das bis 1965!)

Die Literatur und die Wissenschaft jener Zeit präsentieren sie mehrheitlich als minderwertige Wesen, die intellektuell und körperlich unfähig sind, etwas anderes zu tun als sich um Kinder und den Haushalt zu kümmern.

Gleichwohl erlaubt die neue egalitaristische bürgerliche Ideologie (besonders mit der Menschen- und Bürgerrechtserklärung) die Vorstellung einer formellen Gleichheit zwischen Männern und Frauen, eine zuvor unmögliche Hypothese. Die Ideologie der kapitalistischen Klasse (die sich entwickeln wird) wird logischerweise die vorherrschende Ideologie, was ihr die Absicherung ihrer Position und die Verewigung des Systems erlaubt: Freiheit, Demokratismus, Arbeitswert, Erfolg, Wettbewerb, Individualismus etc. Der kapitalistische Wurm steckt in der patriarchalen Frucht.

Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts erschafft, indem sie den Arbeitern die Produktions- und Selbsterhaltungsmittel entwendet, eine wirkliche Trennung zwischen dem Ort der Produktion (Lohnarbeit/Fabrik/Männer) und dem Ort der Reproduktion (Haushalt/Frau). Die öffentliche (männliche) und die private (weibliche) Sphäre* entstehen. Das ist eine grosse Neuheit, welche das Verhältnis zwischen Männern und Frauen komplett neu organisieren wird (7).

Der expandierende Kapitalismus* stützt sich auf existierende Strukturen, besonders auf das Patriarchat (8). In einer ersten Phase wird die billige (maximal 50% eines Männerlohns) weibliche und kindliche Arbeitskraft von den Ausbeutern massiv eingesetzt. Doch in der Mitte des Jahrhunderts sahen die hellsichtigsten Elemente der kapitalistischen Klasse darin das Risiko einer körperlichen und moralischen „Degeneration“ der zukünftigen Proletarier* (die Arbeits- und Lebensbedingungen sind so hart, dass die Mehrheit der jungen Arbeiter vom Militärdienst dispensiert werden wegen zu geringer Grösse, Missbildungen, Krankheiten usw.). Ein Teil der Arbeiterinnen wird also in die Haushalte zurückgeschickt, um eine wirkliche Reproduktion der Arbeitskraft* (9) zu garantieren (Gesetz zur Regelung der Frauen- und Kinderarbeit): Das bedeutet die Geburt der Hausarbeit. Es ist nicht überraschend, dass diese Rolle den Frauen zufällt, denn der Kapitalismus hat sich auf präexistierende Organisations- und Herrschaftsweisen gestützt, in diesem Fall das Patriarchat, nicht ohne diese jedoch zu verändern. Nachdem die traditionelle Familie auf den Kopf gestellt und die Vaterfigur entstellt wurde (bei den Proletariern durch die Arbeit in der Fabrik), wird das bürgerliche Familienmodell gepriesen: Entstehung der privaten Sphäre (welche mit den Frauen assoziiert wird), also der Intimität, Stärkung des Begriffs des Kindes (und der Mutterliebe), sogenannte Liebesheirat, Autorität des Familienoberhaupts, wachsendes Eindringen des Staates in den Prozess der Reproduktion der Arbeitskraft (Bildung, Medizin) usw. Diverse Elemente neuer sozialer Normen, die damals aufkamen und sich während des gesamten 20. Jahrhunderts entwickeln.

 

Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts (10)


Während des gesamten 20. Jahrhunderts verändert der Kapitalismus immer schneller die Gesellschaft und alle Aspekte des Lebens. Die zweite Hälfte des Jahrhunderts, welche dem massiven Eintritt der Frauen in den Arbeitsmarkt und die Entwicklung der Konsumgesellschaft entspricht, ist die Zeit der wichtigsten Veränderungen in den Verhältnissen zwischen Männern und Frauen.

Der massive und direkte Eintritt der Frauen in die Lohnarbeit erlaubt ihnen, eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen (gegenüber dem Ehemann oder dem Vater) während sich progressiv die formelle Gleichheit aufdrängt (11). Die Autorität des Familienoberhaupts wird (einmal mehr) geschwächt, doch bleibt (immer noch) sehr prägnant und die Frauen haben (immer noch) die Last der Hausarbeit, d.h. der Reproduktion der Arbeitskraft. Ihr Lohn, einiges tiefer als jener der Männer, ist nur ein Unterstützungslohn. Diese Situation erscheint vielen als inakzeptabel und das öffnet den Weg für die Frauenkämpfe der 1970er Jahre: Bewegung zur Frauenbefreiung (MLF (12)), Bewegung für die Freiheit zur Abtreibung und Verhütung (MLAC(13)) usw. Wie Engels sagte: „[D]ie Art der Herstellung einer wirklichen gesellschaftlichen Gleichstellung beider [wird] erst dann in grelles Tageslicht treten, sobald beide juristisch vollkommen gleichberechtigt sind.“ Die materiellen Existenzbedingungen der Frauen verändern sich drastisch; die Gesetze zur Verhütung und zur Abtreibung sind Zeichen dafür und Konsequenz davon. Diese Massnahmen versetzten dem Patriarchat fatale Schläge, sie sind Teil (wie auch die feministischen Kämpfe) eines Modernisierungsprozesses der kapitalistischen Produktionsweise in Frankreich, aber auch in anderen westlichen Ländern, wo ähnliche Reformen umgesetzt werden. Der Kapitalismus „befreit“ die Frauen nicht umsonst.

Dieser massive Eintritt der Frauen in die Lohnarbeit bedeutet auch ihre direkte und massive Beteiligung am Klassenkampf, in den Fabriken, aber auch im tertiären Sektor (Supermärkte, Banken), nicht mehr als Frauen von Proletariern, sondern als proletarische Frauen. Es ist ungenügend, sie in der kapitalistischen Produktionsweise als proletarisch zu situieren, es muss auch präzisiert werden, dass sie Frauen sind. Die Modalitäten der Ausbeutung definieren die Modalitäten des Kampfes: Die „Brotaufstände“, in welchen die Hausfrauen eine zentrale Rolle spielen, machen den Streiks um Lohnerhöhungen Platz (oder heute, euphemistisch, zur „Erhöhung der Kaufkraft“), oder gar für die Lohngleichheit, was natürlich in beiden Fällen die Bosse nicht freut (14). Das Aufkommen der Frauenstreiks (manchmal mit Besetzungen), während welchen Genderfragen (Kinderbetreuung, Essenszubereitung usw.) auf den Tisch kommen, die in der Regel in gemischten Kämpfen (15) unter den Teppich gekehrt werden, sind bezeichnend für die 1970er Jahre; die private Sphäre ist davon erschüttert worden. Unter dem Einfluss des allgemeinen Abflachens der Aktivität der Proletarier während dieser Periode (Krise, Arbeitslosigkeit, Restrukturierung) leiden danach auch die Frauenkämpfe.

Zu Beginn der 1980er Jahre begünstigen die Regierungen die Entwicklung der prekären Teilzeitarbeit, welche besonders die Frauen betrifft, da sie eher an die Kinderbetreuung gewöhnt sind (und einmal mehr handelt es sich nicht um Altruismus, sondern um Zwangsarbeit (16)). Diese Teilzeitverträge verbreiten sich im darauf folgenden Jahrzehnt immer mehr und betreffen immer häufiger Männer (was erlaubt, die Löhne zu senken, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und Flexibilität und Prekarität einzurichten).

Die Jobs, welche mehrheitlich den Frauen vorbehalten sind, sind übrigens sehr spezifisch und stehen in der Kontinuität der Genderkonstruktionen (zum Beispiel in den Putzunternehmen (17), in der Pflege, in der Kinderbetreuung – wenig anerkannte, und somit schlecht bezahlte Berufe).

Neue Probleme nehmen grössere Ausmasse an: doppelter Arbeitstag, Lohnunterschiede, Sexismus* und Unterdrückung der Frauen am Arbeitsplatz.

Die egalitaristische Ideologie hatte der Idee der Gleichheit zwischen Männern und Frauen die Tür geöffnet. Es wird in dieser Periode zu einer „Möglichkeit“, denn für die kapitalistische Produktionsweise ändert theoretisch die Geschlechterrolle der Person, welche die Ware produziert, nichts an deren Wert (anonymer Arbeiter, abstrakte, geschlechtlich undifferenzierte menschliche Arbeit). Die Aufrechterhaltung einer (neu angeordneten) geschlechtlichen Differenzierung erlaubt es jedoch ebenfalls, die unmittelbaren Interessen der Kapitalisten zu befriedigen (grössere Spaltung der Proletarier, Konkurrenz, Lohnunterschiede usw.).

Diese „Befreiung“ der Frauen durch die Lohnarbeit ist nämlich vor allem eine Antwort auf die Nachfrage an billiger Arbeitskraft und eine Methode, um den Konsum wieder anzukurbeln. Der Kapitalismus befreit die Frauen nur vom Patriarchat, um sie besser ausbeuten zu können. Die feministischen Kämpfe haben sicher auch dazu beigetragen, doch sie sind Teil dieses Prozesses; es ist nicht nur ein Kräfteverhältnis, welches zu diesen Umwälzungen führte: Es ist das Kapital, welches die Formen der geschlechtlichen Differenzierung modifiziert hat, um sie dem Bedarf anzupassen. Die Ketten ändern ihre Form und kommen in andere Hände, von jenen der Männer zu jenen des Staates, und somit des Kapitalismus, eine strukturierende individuelle Aneignung wird zu einer kollektiven Aneignung (18).

 

Heute (19)


Wir erleben seit einigen Jahren schon einen Niedergang der klassischen Kernfamilie, welche nicht mehr das einzige Dispositiv zur Reproduktion der Arbeitskraft ist (mehr Scheidungen, alleinerziehende Eltern, Partnerwechsel, gesellschaftliche Akzeptanz homosexueller Paare, Adoption, In-vitro-Fertilisation usw.). Die traditionelle Heirat ist obsolet geworden. Doch das Modell besteht fort und das Paar, welches das unerlässliche Dispositiv zur Geburtenkontrolle bleibt, ist keine erstarrte Struktur mehr, es hat sich liberalisiert. Der Partnerwechsel in den Beziehungen ist viel häufiger (die Monogamie wird in der Regel durch eine serielle Monogamie ersetzt). Die Fortdauer der Paarbeziehung kann hauptsächlich mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten erklärt werden, welche dazu drängen, sich zusammen zu tun, um ein Kind gross zu ziehen (20). Die Soziologen können versuchen diese Situation zu erklären, es ist jedoch klar, dass die traditionelle Familie heute den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr gerecht wird; sie bremst zum Beispiel die Mobilität der Arbeiter. Gleichwohl braucht der Staat immer noch eine Referenzstruktur zur Reproduktion der Arbeitskraft und, während der Phase der Kindererziehung, zur Reproduktion der herrschenden Ideologie (es geht nicht darum Kinder zu machen, sondern zukünftige Proletarier).

Trotz den Entwicklungen seit den 1970er Jahren sind es prinzipiell immer noch die Frauen, welche für die Reproduktion der Arbeitskraft verantwortlich sind: D.h. für die Ausführung der Hausarbeit und somit vor allem für die Kindererziehung. Die Anzahl alleinerziehender Eltern (mehrheitlich Mütter, welche ihre Kinder allein erziehen) zeigt, dass der Mann nicht mehr unerlässlich ist für diese Aufgabe (21).

Mit der massiven Einbindung der Frauen in die Lohnarbeit verschwindet auch die Figur der Hausfrau, sie wird ersetzt durch die Figur der Arbeiterin oder der Arbeitslosen (die jedoch nach wie vor, doch auf unterschiedliche Art und Weise, die Hausarbeit ausführen muss).

Der Fortbestand der Lohnungleichheit (weniger flagrant als im 19. Jahrhundert oder in den 1970er Jahren) kann unter anderem mit der Tatsache erklärt werden, dass die Arbeitsstellen der Frauen immer noch mehrheitlich prekäre, unqualifizierte Teilzeitjobs sind, die sich häufig auf quasi-weibliche Sektoren (Unterhalt, Soziales, Gesundheit, Kinderbetreuung usw.) beschränken und mit jener, dass die Mutterschaft die Entwicklung der Karriere bremst. Einige Sektoren sind heute mehr durchmischt als noch vor vierzig Jahren, während in anderen dieser Prozess erst beginnt, manchmal nicht ohne Schwierigkeiten, auch in den ehemaligen Männerbastionen der Polizei und der Armee (22). Wir erleben auch eine langsame, aber scheinbar unabwendbare Feminisierung der Macht- oder Prestigestellungen (es sei angemerkt, dass die Universitäten und Hochschulen sich seit den 1970er Jahren nur sehr langsam durchmischt haben) (23).

Andere Erscheinungsformen der Männerherrschaft dauern fort: Gewalt an Frauen, Vergewaltigung, Sexismus usw. Man kann sogar die Frage stellen, ob wir nicht, aufgrund all dieser Veränderungen und der Transformation der öffentlichen Sphäre, einen Rückzug (eine Stärkung) der männlichen Herrschaft in die (der) privaten Sphäre und in die (den) interindividuellen Beziehungen (auf der Strasse zum Beispiel) erleben. Diese Realität scheint die Frauen aller Klassen (auf gleiche Art und Weise?) zu betreffen. Es ist diese Realität, welche eine klassenunabhängige Lesart erlauben kann, während jedoch die Geschlechterrollen und die Männerherrschaft klar einen gewissen Nutzen haben für jede Klassengesellschaft und die Gewalt und die Vergewaltigungen wohl eher eine Konsequenz dieser Herrschaft, denn eine Ursache davon sind.

Eine bezeichnende Tendenz dieses Beginns des 21. Jahrhunderts ist die wachsende Durchmischung der kapitalistischen Klasse im strikten Sinn des Begriffs. Die bürgerliche Frau ist nicht mehr, wie in den 1970er Jahren, die Ehefrau des bürgerlichen Mannes, sondern sie hat direkte kapitalistische Interessen: Unternehmensleiterin, Verantwortliche für Humanressourcen, höhere Kader usw. Diese Tendenz scheint sich seit einigen Jahren zu verstärken, als Folge der Veröffentlichung etlicher Studien, Analysen und Empfehlungen, welche zeigen, dass diese Durchmischung den Unternehmen viele Vorteile bringt (besonders seit der Krise von 2008, während welcher von Frauen geführte Unternehmen scheinbar weniger litten als die anderen) (24). Es geht natürlich darum, nicht auf sichere Kompetenzen und wirtschaftliche Vorteile zu verzichten. Die „aufgeklärteste“ Fraktion der kapitalistischen Klasse ist mittlerweile vom positiven Charakter dieser Durchmischung überzeugt und viele grosse Unternehmen verfolgen seit einigen Jahren eine Politik der Feminisierung der Geschäftsleitung und der Kaderstellen. Dies hat nichts mit ethischen Betrachtungen zu tun, wenn auch das Image eines Unternehmens davon profitieren kann und die Mentalitäten der Bosse sich entwickeln können (25). Die Tatsache, von einer Frau ausgebeutet zu werden, macht die Ausbeutung logischerweise nicht angenehmer...

Demokratische und egalitäre Ideologie verpflichtet und somit gelangen Frauen auch zu politischen Machtpositionen in etlichen Ländern, wobei es sich nicht mehr um überraschende Ausnahmen handelt. Das ist eine grosse Neuheit, denn, seit die geschlechtliche Differenzierung existiert, war die politische Macht immer das Monopol der Männer. Wenn man das Bild mit der massiven Einbindung der Frauen in die Lohnarbeit komplettiert, wird klar, dass die öffentliche Sphäre im Wandel ist und dass sie den männlichen Charakter verloren hat, welcher für sie bezeichnend war (diese Veränderung hat nur für die bürgerlichen Frauen eine wirkliche Bedeutung). Man kann das gleiche nicht von der privaten Sphäre sagen, welche eine weibliche Domäne bleibt (26). Denn es geht auch darum, die Reproduktion aller Klassen, der ganzen Bevölkerung, und somit der kapitalistischen Verhältnisse zu garantieren. Die bürgerlichen wie auch die proletarischen Frauen bleiben von ihrer reproduktiven Funktion bestimmt (auch wenn sie, je höher sie aufsteigen in der sozialen Hierarchie, desto weniger Kinder zeugen (27)). Die kapitalistische Klasse muss auch ihre Reproduktion garantieren (und sei es nur, um die Abstammung und das Erbe zu gewährleisten).

Diese Entwicklung versetzt der patriarchalen „Ideologie“ einen harten Schlag, ohne allerdings die geschlechtliche Differenzierung in Frage zu stellen, von welcher Politikerinnen und weibliche Bosse profitieren: tiefere Löhne für Frauen, Teilzeitarbeit und auch Reproduktion der Arbeitskraft. Ihre Interessen sind definitionsgemäss im Widerspruch zu jenen der Proletarier, Männer wie auch Frauen.

Diese wachsende Durchmischung der herrschenden Klasse (Männer, Frauen, Heteros, Homos (28), Schwarze, Weisse, Gelbe usw.) hat freilich zur Konsequenz, die genderbezogenen Unterdrückungsformen teilweise zu kaschieren, doch sie ist vor allem die Widerspiegelung einer Realität: Der Ware ist die Geschlechterrolle des Proletariers und noch mehr jene des Kapitalisten scheissegal. Wie wir gesehen haben, können diese Entwicklungen auf keinen Fall einen Fortschritt für die Gruppe der Frauen bedeuten, sie nützen nur den bürgerlichen Frauen und zeigen uns, dass man sich vor einer klassenunabhängigen Lesart der geschlechtlichen Differenzierung hüten sollte. Vorerst erhält diese Tendenz der Durchmischung die genderbezogenen Identitäten aufrecht (oder stärkt sie gar?); doch man kann sich fragen, ob sie längerfristig, wenn auch nicht zu einer Auflösung, so doch zu einer Restrukturierung der genderbezogenen Identitäten und der geschlechtlichen Differenzierung führen könnte.

Die Entwicklungen der Genderverhältnisse seit dem 19. Jahrhundert und der kapitalistischen Produktionsweise stellen zwangsläufig die Verwendung des Begriffes „Patriarchat“ (29) zur Benennung der Männerherrschaft in Frage. Wenn man dieser Tatsache nicht Rechnung trägt, geht man das Risiko ein, in eine ahistorische Vision des Patriarchats abzugleiten, in welcher dieses immer existierte (und somit immer existieren wird). Da das Patriarchat eine Form der gesellschaftlichen, politischen und juristischen Organisation ist, welche auf der Aufrechterhaltung der Macht der Männer (zu Lasten der Frauen) basiert, scheint uns dieser Begriff nicht angemessen, um eine Gesellschaft zu benennen, in welcher es mehrheitlich Männer sind, welche die Macht innehaben.

Als Paola Tabet 1998 über diese Veränderungen sprach, stellte sie die Hypothese einer (kapitalistischen) Befreiung der Frauen auf, vergleichbar mit jener der Leibeigenen (welche Umwälzungen zur Folge hatte, insbesondere die Umstellung auf eine neue Produktionsweise). Mit dem Ende des Patriarchats (jedoch nicht der Männerherrschaft) in einigen Ländern, der Umstellung einer strukturell individuellen Aneignung zu einer kollektiven, der Entwicklung der Familie, der Integration der Frauen in die öffentliche Sphäre und der Veränderung derselben kann man sich fragen, ob wir nicht einer Restrukturierung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen beiwohnen. Diese Herrschaft/Integration dieses Verhältnisses durch das Kapital, welches seit den Anfängen des Kapitalismus zu beobachten ist, hat sich beträchtlich verstärkt und beschleunigt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und diese Entwicklung geht bis heute immer noch weiter. Man kann diesen Prozess mit der Umstellung von einer formellen zu einer reellen Herrschaft des Kapitals* über die Arbeit vergleichen: Die Umstellung zu einer reellen Herrschaft des Kapitals über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen (andauernde, jedoch restrukturierte geschlechtliche Differenzierung).

 

Frage 1


Was können die Konsequenzen der aktuellen wirtschaftlichen Krise sein? Der gesamteuropäische Sparkurs und die Budgetkürzungen im Bereich der öffentlichen Dienste und im Sozialbereich betreffen häufig die Frauen (Gesundheit, Schliessung von Spitälern, ihre Entfernung aus dem Arbeitsmarkt durch familiaristische Massnahmen usw.), und vor allem die proletarischen Frauen (die anderen haben die Mittel, um auf den privaten Sektor zurückzugreifen). Dennoch hat die Krise von 1973 gezeigt, dass die Massnahmen, welche zum Ziel haben, die Frauen in den Haushalt zurückzuschicken, kaum Wirkung zeigen. Im Gegenteil, die Experten der OECD meinen, dass die Weiterverfolgung und die Verstärkung der Einbindung der Frauen in die Lohnarbeit der Schlüssel zum Wachstum von morgen ist (30).

 

Frage 2


Wie steht es wirklich um die Kämpfe der proletarischen Frauen in Frankreich heute? In den 1970er Jahren waren Streiks proletarischer Frauen noch ungewöhnlich. Ihre Forderungen waren häufig feministischen Typs (Lohngleichheit), hatten Konsequenzen im Haushalt (Kinderbetreuung, „Und wer wird meine Socken waschen?“ usw.) und standen in ihrem Ablauf in flagranter Opposition zu den Männern. Heutzutage sind Frauenstreiks nichts aussergewöhnliches mehr. Sie scheinen nicht mehr den Charakter einer flagranten Opposition zwischen Männern und Frauen zu haben (verstärkte Durchmischung in der Chefetage, den Gewerkschaften sowie auch der Arbeitskraft; Unterschiede zwischen Männer- und Frauenlöhnen existieren immer noch, sind jedoch nicht mehr gleich immens (31)). Die Auswirkungen auf den Haushalt sind immer noch aktuell. Das Problem des doppelten Arbeitstages ist eine Realität für jede proletarische Frau und die Frage der Hausarbeit stellt sich, sobald sie streikt. Zudem ist das Niveau der proletarischen Kampfbereitschaft relativ tief, man hat häufig wenig Informationen zu den Streiks und noch weniger zu deren Auswirkung auf die Genderverhältnisse (besonders im Haushalt).

 

WAS TUN?


Was die Feministinnen dazu denken


„Einige Feministinnen sind vulgär, unehrlich und voller Hass.“

„Und ich suche vergeblich nach Gründen, um ihnen unrecht zu geben.“

Tag und Antwort darauf auf einer Mauer in Valence 2006

 

Welche Kämpfe führen feministische Gruppen heute? Wenn es auch keine breite Bewegung mehr gibt wie in den 1970er Jahren, so gibt es doch noch einige feministische Organisationen, Gruppen und Strömungen...Man kann von Feminismus nicht im Singular sprechen. Wie schon vor vierzig Jahren handelt es sich eher um ein Gewimmel von Ideen, Praktiken und widersprüchlichen Debatten, die sich gegenseitig bereichern und im Wege stehen. Etliche Tendenzen existieren, sie scheinen ziemlich unklar, sehr durchlässig. Es wäre unmöglich, sie vollständig zusammenzufassen (die folgende Darstellung kann also durchaus etwas karikaturartig erscheinen). Folgend also einige ihrer Positionen.

Ein weit verbreiteter Ansatz ist der Aktivismus zur Verteidigung der Frauenrechte: Ligen aller Art zur Verteidigung der Frauenrechte, Chiennes de garde (32), Ni putes ni soumises (33), Marche mondiale des femmes (34) und Konsorten. Die Männerherrschaft wird als eine Reihe von Makel wahrgenommen, die man einfach nur korrigieren müsste. Man muss sich also auf den Staat beziehen und Druck auf die Gesetzgebung ausüben (insbesondere durch Lobbyingkampagnen gegenüber den Institutionen), um die „Bedingung der Frauen“ zu verbessern. Die zentralen Achsen des Kampfes sind folgende: die Gleichstellung, die Formen der Diskriminierung bezüglich der Anstellung, die Lohngleichheit, der Schleier, die Verteidigung des Rechts auf Abtreibung, Adoption und homosexuelle Heirat usw. Diese Kampagnen haben im besten Falle einen oberflächlichen Effekt auf die Männerherrschaft und die geschlechtliche Differenzierung, und auch in diesem Fall sind sie Teil der Entwicklungen des Kapitalismus. Sie stärken ihn, indem sie in ihm die „Bedingung der Frau“ einrichten und indem sie die Demokratie und die Gleichheit zwischen Männern und Frauen predigen, was offensichtlich keine Perspektive der Aufhebung der Geschlechterrollen öffnet. Man kann es für eine Feministin auch für eine Widersinnigkeit halten, sich auf jenen Staat zu berufen, welcher die Männerherrschaft organisiert und bestätigt.

Gewisse Gruppe führen auch Sensibilisierungskampagnen „für eine breite Öffentlichkeit“, die darauf abzielen, die Mentalitäten zu verändern: gegen sexistisches Spielzeug, gegen Sexismus in der Werbung, gegen Vergewaltigung und Gewalt gegen Frauen, für die Verhütung...(häufig geführt von Organisationen wie die Bewegung für Familienplanung und anderen, weniger institutionalisierten). Wenn auch der informative Charakter beachtlich ist und zum Nachdenken (oder gar mehr) einlädt, so kann man doch nur deren Grenzen bedauern: Diese Kampagnen berühren nur eine kleine Minderheit von Leuten und haben sehr wenig Wirkung. Man findet in ihnen die These, der Sexismus habe seine Wurzel in der Bildung, den Medien, der Werbung, diese werden somit zu den Streitobjekten: Der Sexismus kann aufgehoben werden durch die Veränderung der Bildung, die Säuberung der Medien und der Werbung. Doch die Unterdrückung der Frauen hat wesentlich tiefere Grundlagen, wovon die Bildung nur ein Träger ist.

Den Strukturen, welche diese Kampagnen organisieren, wird manchmal vorgeworfen „den Kampf“ zu vernachlässigen, um im Notfall zu handeln, oder gar „mit den Männern und dem Staat gemeinsam die Misere der Frauen zu verwalten“. Diese Kampagnen – und die Strukturen, welche sie organisieren – sind indessen mehr als ein Pflaster auf einem Holzbein. Sicher sind die Familienplanung (Zugang zu Verhütungsmittel, Abtreibung, gynäkologische Pflege), die Frauenhäuser, die Beratungsstrukturen nicht immer Allheilmittel. Doch es existieren im Moment ziemlich wenig andere Lösungen und sie erlauben vielen Frauen, im Alltag zu überleben oder aus Scheisssituationen herauszukommen.

Ausser diesem Feld- oder Büroaktivismus erstellen etliche nicht-institutionelle Gruppen oder Personen (vom Anarchafeminismus bis zu radikalen, materialistischen Lesben und Feministinnen usw.) sowie auch ein wichtiger Sektor universitärer Forschung häufig stichhaltige Analysen, welche die Notwendigkeit der Abschaffung der „patriarchalen Gesellschaft“ und der Geschlechterrollen hervorheben; und häufig auch die Abschaffung aller Formen der Unterdrückung (zu welchen manchmal die kapitalistische Ausbeutung gezählt wird).

Diese radikaleren Thesen (welche nicht immer die gleichen Mittel zur Verbreitung zur Verfügung haben) sind weniger sichtbar für die breite Öffentlichkeit und weniger oder gar nicht in den Medien präsent. Diese Ideen und Praktiken werden durch Zeitungen, Broschüren, Radiosendungen, Büchern, Filme, Poster und Flyer u.ä. in Umlauf gebracht. Die Thesen von Christine Delphy in den 1970er Jahren sowie jene von Paola Tabet, Colette Guillaumin, Monique Wittig und vielen anderen haben einen grossen Einfluss. Man trifft häufig die Idee an, dass das Patriarchat die Wurzel des Kapitalismus’ (ein System weisser heterosexueller Männer) ist und dass die Zerstörung ersteres (der Hauptfeind) notwendigerweise das Ende letzteres bedeutet. Die Sichtweise, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen wie „die Ausbeutung einer Klasse durch die andere“ (35) zu betrachten, ist ziemlich verbreitet.

Diese Reflexionen beschäftigen sich genauso mit sozialen Bewegungen (36) wie mit dem Alltag der Frauen. Doch häufig bemerkt man ein Durcheinander aller Unterdrückungsformen (Sexismus, Rassismus, Kapitalismus, Speziesmus, Ableismus, Altersdiskriminierung usw.), sie werden gleichgesetzt und nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer Ursprünge und ihrer Funktionen in der aktuellen Epoche betrachtet.

Unter den Reflexionsansätzen findet man auch die Kritik der Heterosexualität, welche als Norm zur Organisation der Reproduktion definiert wird. Der Druck zur Heterosexualität wurde in den 1970er Jahren vom MLR oder von homosexuellen Gruppen wie der homosexuellen revolutionären Aktionsfront (FHAR (37)) heftig kritisiert. Obwohl die Homosexualität immer mehr dazu tendiert, vom Kapital integriert zu werden, ist die Kritik der Heteronormativität und ihr Pendant, der Druck zur Mutterschaft, heute immer noch begründet. Diese Kritik kann zur Theorie des Lesbianismus als politische Strategie führen. Man kann nur bedauern, dass diese manchmal in separatistischen männerfeindlichen Tendenzen gipfelt, welche die Heterosexualität als eine Form der Kollaboration mit dem Feind und der freiwilligen Unterordnung denunzieren. Durch diese Haltung verweigert man zwar die Männerherrschaft, aber sicher nicht den Sexismus und noch weniger die Geschlechterrollen...

Zudem kann man auch in den radikaleren Milieus eine Rückkehr essentialistischer Thesen* beobachten. Eine ganze Palette feministischer Reflexionen laufen auf eine Valorisierung des „Frauseins“ hinaus, auf eine angebliche „weibliche“ Natur*, die vom Patriarchat und dem Kapitalismus entwürdigt wird und die man wiederfinden müsste (um wieder an die „weibliche“ Art zu leben und zu handeln anzuknüpfen). Die amerikanische Neopaganistin Starhawk, die von sich behauptet, eine Hexe zu sein, ist die extreme Karikatur davon. Diese Theorien predigen ein „Zurück zum Natürlichen“ und verteidigen die (übrigens sehr sexistische) Idee, die Frauen seien der Natur („den Bäumen“, oder gar „den Sternen“, und wieso nicht den Tieren?) viel näher als die Männer. Die als „überaus natürlich“ betrachtete Mutterschaft wird manchmal als „Stärke“ verstanden, die also eingesetzt werden muss. Diese Thesen gehen häufig Hand in Hand mit einer Idealisierung präkapitalistischer Gesellschaften und mit dem Bedürfnis, sich alte Techniken und Kenntnisse wieder anzueignen (z.B. das Stillen, die pflanzliche Abtreibung, die Wickeln, welche dermassen umweltschonender seien als die Windeln!) (38).

Die Idee, sich von der sozialen Norm zu entfernen, um wieder an die „Frauennatur“ anzuknüpfen, ist ein Zurück zum Essentialismus. Unter diesen Feministinnen werden die Geschlechterrollen als etwas wahrgenommen und kritisiert, das uns als soziale Rollen aufgezwungen wird, jedoch zugunsten einer angeblich „wahrhaftigen“, „natürlichen“ Identität. Man findet darin den Einfluss der Theorien der 1970er Jahre, im speziellen jene von Antoinette Fouque und der Zeitschrift Sorcières [Hexen]. Diese Sichtweise beinhaltet offensichtlich weder die geringste Perspektive der Überwindung der Geschlechterrollen, ganz im Gegenteil, noch die geringste Perspektive der Überwindung überhaupt.

Einige dieser Diskurse sind gekennzeichnet durch eine Ablehnung (eine Verschleierung?) des Konflikts, welcher spezifisch männlich sei. Dies ist verbunden mit der Idee der Schwesterlichkeit (39), denn es geht darum, trotz den Uneinigkeiten eine Front gegen den Unterdrücker zu bilden. Auffallend ist der Wille, die Erinnerung feministischer Bewegungen lebendig zu halten und aufzuwerten, eine Vorgehensweise die manchmal in der Negation jeglicher Konflikte, Fehler und Widersprüchen gipfelt.

Der Schlachtruf der Wiederaneignung des Körpers ist sehr präsent in den feministischen Reflexionen. Seit den 1970er Jahren ist der Slogan „mein Körper gehört mir“ ein Credo geblieben. Das kann ebenso gut die „Wahl“ betreffen, Mutter zu sein oder nicht, die Vergewaltigung, ästhetische Normen oder die Medizin. Dieser Schlachtruf ist eine Antwort auf die Aneignung der Frauen durch die Männer. Einen Aspekt, den gewisse ultralinke* Theoretiker unfähig waren, zu erfassen, sie warfen den Feministinnen vor, damit den Begriff des Privateigentums zu verteidigen und auszuweiten.

Unter den verschiedenen Praktiken der Feministinnen sind Anlässe nur für Frauen immer noch aktuell und provozieren immer noch Polemiken, ob sie nun als Mittel oder als Ziel betrachtet werden. Da die Frauen voneinander isoliert sind (jede in ihrem Haushalt zum Beispiel), sind Momente, wo man Erfahrungen und Reflexionen austauschen und sich organisieren kann, fundamental. Was ist logischer als sich unter Unterdrückten zu organisieren? Was ist logischer als sich ohne das Lager der Unterdrücker zu versammeln? Anlässe nur für Frauen können aber logischerweise auch dazu führen, dass Proletarierinnen und Bürgerliche sich gemeinsam organisieren, was wieder andere Probleme aufwirft...Der Genderkonflikt kann jedoch nur durch die Auflösung der Kategorien Männer und Frauen gelöst werden. Es ist somit notwendig, dass Thema auch an allgemeinen Anlässen anzusprechen.

Dem Feminismus mangelt es oft an einer globalen Analyse, die versucht, die Verbindungen zwischen dem Klassen- und dem Genderverhältnis zu verstehen. Eine historische Sichtweise zeigt uns ein fluktuierendes patriarchales System, das ewigen Entwicklungen ausgesetzt gewesen ist und immer noch ist, die durch die aufeinanderfolgenden Produktionsweisen modelliert werden (heute das Kapital, auch stets in Bewegung). Eine aktuelle Tendenz gründet ihre Reflexionen jedoch auf einer ahistorischen Sichtweise. Das führt zu einem Durcheinander in der Analyse des Problems, in den Perspektiven und in den Praktiken (als ob es genügen würde, die Parolen und Methoden der MLF vor vierzig Jahren wieder aufzugreifen).

 

Notiz 1: Die Dekonstruktion


Die Dekonstruktion ist eine Idee (und eine Praxis), die man aktuell in einem Teil der feministischen Bewegung antrifft (40). Ihr Ausgangspunkt ist die Idee, dass die Geschlechterrollen soziale Konstruktionen sind und dass „das Private politisch ist“. Es geht darum, von einer individuellen Bewusstseinsbildung (oder in kleinen Gruppen) ausgehend, sein Verhalten zu ändern, um seine sexistischen Konstruktionen zu korrigieren und langfristig den Sexismus zu beseitigen.

Somit nimmt das Persönliche einen übergrossen Platz ein im Verhältnis zum Strukturellen, manchmal wird es gar zum einzigen Handlungsfeld. „Wegen der übermässigen Wichtigkeit, welche der subjektiven Erfahrung gegeben wird, wird die Politik der Subjektivität eine „Innerlichkeit“, d.h. eine persönliche Veränderung ohne Veränderung der Gesellschaft (41).

Mit dem Argument, dass „das Private politisch ist“ erkennt man, dass die private Sphäre sozial organisiert ist, dass sie nicht ausserhalb der Gesellschaft steht und dass unsere persönlichen Verhältnisse Teil davon sind. Das Private ist also auch ein Ort der Widersprüche, der Konflikte oder gar der Kämpfe. Die Streiks und sozialen Bewegungen in der öffentlichen Sphäre, wo die Frauen beteiligt sind, haben notwendigerweise eine Wirkung auf die private Sphäre (der Haushalt, die Familie: „Wer wird mein Steak kochen?“, „Schatz, wo ist die Bettwäsche?“) Falls keine solche Bewegung vorhanden ist, zieht sich die Tätigkeit der Aktivistinnen in die private Sphäre zurück und beschränkt sich darauf. Der Schlachtruf wird neu interpretiert : „Das Politische ist das Private“.

Die Dekonstruktion läuft auf eine individuelle und persönliche Infragestellung der Geschlechterrollen hinaus und betrachtet diese als starre Identitäten, als ein Kleid, das man bloss auszuziehen braucht, wenn man es denn will. Zwar sind die Geschlechterrollen eine soziale Konstruktion, doch es ist nicht möglich, sich den sozialen Verhältnissen zu entziehen, deren Manifestierung sie sind. Man kann nicht wählen, kein Mann oder keine Frau mehr zu sein, denn in dieser Gesellschaft existieren nur zwei Felder. Auf dem Sozialamt wird man immer entweder 1 oder 2 sein.

Es gibt, um es anders auszudrücken, keinen Zusammenhang zwischen dem Erkennen sozialer Strukturen und Verhältnissen und dem Willen, sich durch eine individuelle Handlung davon zu befreien. Während man sich anstrengt, sich zu dekonstruieren, wirkt diese soziale Konstruktion weiterhin auf Milliarden von Menschen, sich selbst eingeschlossen (42).

Die Dekonstruktion wirft das Problem der Wahlmöglichkeiten in unserer Gesellschaft auf: Kann man sich dafür entscheiden, sich zu dekonstruieren? Wer kann dies tun? Eine ledige Frau ohne Kinder wird vielleicht mehr Energie ihrer Dekonstruktion widmen können als eine Mutter von drei Kindern, genau wie eine bürgerliche Frau mehr Freizeit dafür haben wird als eine Angestellte im Mindestlohn usw. Trotz einem explizit subversiven Ziel (das Verschwinden der Geschlechterrollen) beschränkt sich die Dekonstruktion, wie jede Alternative, auf die Suche des individuellen Glücks in der kapitalistischen Gesellschaft.

In der Praxis führt diese durchaus sympathische Einsicht zu elitistischen Auswüchsen, zu einer Abwertung und zu einer Beschuldigung jener, welche sich nicht dekonstruieren, und somit zu einer neuen Norm, per Definition erstarrt und verpflichtend. Wir haben es mit einer neuen Ideologie zu tun (43).

Es geht hier nicht darum, jemanden davon abzubringen, sein eigenes Verhalten in Frage zu stellen. Alles in allem leben wir im Hier und Jetzt und es ist nichts als normal, dass man versucht, so wenig Scheisse wie möglich zu bauen und sich nicht wie ein Schweinehund zu verhalten...Genauso wie es auch logisch ist, dass die Unterdrückten ihre Bedingung verweigern, individuell oder kollektiv. Das sind Überlebenspraktiken. Es ist wichtig, unsere sozialen Konstruktionen zu hinterfragen, doch man sollte die Tatsache nicht aus dem Auge verlieren, dass jeglicher Versuch, sich total davon zu befreien, vergebens ist solange diese Gesellschaft fortbesteht. Die Dekonstruktion wird die Geschlechterrollen und die Männerherrschaft nie aufheben können.

 

Notiz 2: Queer*


Für die Queer geht es darum, die Geschlechterrollen, und somit die Gesellschaft, zu subvertieren, wodurch letztere erschüttert werde. Diese Bewegung entstand nicht zuletzt als Reaktion auf die Integration und die Institutionalisierung der Schwulen- und Lesbenbewegungen. Die Kämpfe der Homosexuellen hatten einen revolutionären Charakter solange sie nicht vom Kapital als Identität integriert worden sind.

Ihre Grenzen sind im persönlichen Charakter der Veränderung zu suchen, das Kapital kann sich damit sehr gut abfinden (44) (die Queer-Theorie übergeht übrigens die Klassenverhältnisse). Die Dissidenz bleibt innerhalb der gesellschaftlichen Verhältnisse und ist somit keine (45).

Queer ist als Experiment interessant (jedoch notwendigerweise begrenzt, da es innerhalb und durch diese Gesellschaft erfolgt). Die Queer-Theorien zeigen, dass man heute die Aufhebung der Geschlechterrollen denken kann. Doch in Bezug auf Praktiken, Perspektiven oder eine Strategie gelten für sie alle Kritiken, welche wir an die Dekonstruktion gerichtet haben.

 

Marxisten, Anarchisten usw.


Betreffend Genderfragen und Männerherrschaft ist die Verweigerung am weitesten verbreitet. D.h. man weigert sich, das Thema anzugehen. In dieser sowohl praktischen wie auch theoretischen Wüste gibt es trotzdem einige Oasen...und viele Fata Morganas. Eine kleine historische Rekapitulierung ist notwendig, denn die Konzeptionen der Marxisten und der Anarchisten haben sich alles in allem kaum weiter entwickelt, obwohl das Aufkommen und die Verbreitung der Gendertheorie eine Neubelebung der Reflexion hätte bewirken sollen.

Die Marxisten

Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht interessierten sich Marx, Engels und einige marxistische Theoretiker (Lafargue, Bebel) für die Frage des Verhältnisses zwischen Männer und Frauen und bestreiten die Unterdrückung letzterer nicht, besonders wenn sie sich mit dem Problem der Familie beschäftigen. Für sie ist diese Unterdrückung eine Konsequenz der Entstehung der Klassengesellschaften; wenn der Kapitalismus, welcher das letzte Stadium der Klassengesellschaften ist, verschwindet, verschwindet diese notwendigerweise auch. Die Veränderung der Existenzbedingungen wird in diesem Prozess als entscheidend betrachtet und die Rolle des sozialistischen Staates ist fundamental. Er sollte Massnahmen ergreifen, um der Hausarbeit ein Ende zu setzen: Die Sozialisierung der Gesamtheit der von den Frauen erbrachten Hausarbeit durch die Bereitstellung von kollektiven Kantinen, Tagesstätten usw. Diese Sichtweise wird auch von den marxistischen Feministinnen des 20. Jahrhunderts (wie z.B. Alexandra Kollontaï oder Angela Davis) geteilt. Die russische Revolution bestätigt diese These teilweise: Die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen sind durch den Zusammenbruch des alten Systems, das Chaos und die Revolution erschüttert worden. Die Kollektivisierung gewisser Aspekte des Lebens (Kantinen) scheinen eine Rolle zu spielen; doch die Ursache dafür sind die katastrophalen Überlebensbedingungen, und nicht der Staat. Es geht übrigens schnell wieder normal zu und her als der revolutionäre Prozess unterbrochen wird und der Staat sich neu organisiert und die Verwaltung der Gesellschaft wieder in die Hand nimmt (46). In der Regel wird diese Frage während des ganzen 20. Jahrhunderts als sekundär (als nach der Revolution zu lösendes Problem) betrachtet. Umso mehr, da sie das Risiko birgt, „das Proletariat zu spalten“...

 

Die Anarchisten


Für die Anarchisten gibt es in der Regel keine Frauenfrage an sich, denn diese ist Teil des allgemeinen Problems der menschlichen Befreiung. Definitionsgemäss sind sie gegen alle Formen von Herrschaft, mehr oder weniger als ein Ganzes wahrgenommen.

Die Anarchisten unternehmen eine strenge theoretische Kritik von Institutionen wie der Familie oder der Heirat und setzen sich für die Gleichheit von Männern und Frauen ein. In diesem Sinne wird die Wichtigkeit der Bildung und der Propaganda unterstrichen (z.B. die neo-malthusianische Propaganda und besonders die Empfängnisverhütung zu Beginn des 20. Jahrhunderts). Es handelt sich um eine Vorgehensweise der individuellen Veränderung, welche der Unterdrückung der Frauen ein Ende setzen soll, als ob es reichen würde, dass alle Leute anarchistische Broschüren lesen oder anarchistischen Rednern zuhören...(man kann diese Vorgehensweise mit der Dekonstruktion vergleichen).

Der Gegensatz zwischen der Theorie und den Praktiken der anarchistischen Aktivisten ist jedoch besonders frappant (von den Milieux libres (47) bis zur spanischen Revolution); die explizite Frauenfeindlichkeit gewisser Theoretiker (allen voran Proudhon) hat damit wahrscheinlich auch etwas zu tun.

 

Heute


Es ist immer noch eine sehr verbreitete Position, zu sagen, die Genderfrage sei sekundär und verdiene keinen spezifischen Kampf: Nach der Revolution wird die Unterdrückung der Frauen wie durch Zauberei von alleine verschwinden (ein guter Trick, um sich die Frage nicht von heute an stellen zu müssen...und um den Kindern nicht den Hintern abwischen zu müssen, ihr faules Pack!)

Der Antisexismus ist auch eine der Facetten linker Gruppen, zusammen mit dem Antirassismus, der Ökologie, der Tierbefreiung...man scheint zwar gewillt, alle Unterdrückungsformen zu berücksichtigen, doch indem man sich darauf beschränkt, sie aneinanderzureihen, unfähig, das Ganze und Verbindungen zu denken und Perspektiven zu erkennen. Die Reflexionen begnügen sich häufig mit einer Bilanz und Verurteilung der Situation der Frauen heute. Dennoch ist die steigende Anzahl von Zeitungen, Gruppen, Zeitschriften (48), welche sich mit diesem Thema befassen, nicht zwingend uninteressant (49).

Es scheint, dass die Frage in den letzten Jahren wieder mehr Leute interessiert und es gibt auch den Versuch einer theoretischen Überwindung in ultralinken Gruppen (oder darüber hinaus), die lange allergisch auf diese Frage waren (50). Hoffen wir, dass sich das verallgemeinert...

Woher dieses Interesse? Oder eher, wieso kann die Frage heute in diesen Milieus gestellt werden, während die Feministinnen sich schon lange damit beschäftigen? Es gibt wohl einige Lösungsansätze, über die es nachzudenken gilt, wie die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen in den letzten vierzig Jahren (Ende des Patriarchats, immer noch relative, doch wachsende Durchmischung der kapitalistischen Klasse, aber Andauern der geschlechtlichen Differenzierung und der Männerherrschaft, etc.) oder die Entwicklung der Klassenverhältnisse (Ende der Arbeiteridentität, Restrukturierung, Atomisierung des Proletariats, etc.) Die materiellen Bedingungen verändern sich und es ist in einer kommunistischen Perspektive notwendig, dieser Tatsache Rechnung zu tragen.

 

Die Kämpfe der proletarischen Frauen


Jenseits des Aktivismus bringen sich proletarische Frauen ohne explizite feministische Forderungen in Kämpfe ein, z.B. während Streiks. Vergessen wir nicht, dass der massive Einstieg in die Lohnarbeit und direkt in den Klassenkampf dazu führten, dass Problematiken auftauchten, welchen ihnen eigen sind, was auch zu neuen Konflikten in der privaten Sphäre (Haushalt, Reproduktion) führt. Diese sind jedoch allgemein unsichtbar wegen dem „Vorrang“ des Kampfes gegen die Ausbeutung und werden somit selten als „Frauenkämpfe“ analysiert.

Die auf wahren Tatsachen beruhende Dokufiktion von Martin Karmitz Coup pour coup zeigt es gut. In den 1970er Jahren beginnen Arbeiterinnen einer Textilfabrik zu streiken und besetzen die Fabrik. Somit kümmern sie sich nicht mehr um die Arbeit im Haushalt und die Auswirkungen sind unmittelbar. Die Reaktionen der Männer sind vielsagend: Verloren, gezwungen, ganz alleine den Haushalt, die Kinder und ihre eigene Reproduktion zu verwalten, hemmen sie de facto den Kampf. Einige von ihnen werden sogar so weit gehen, ihren Widerspruch gegen den Streik ihrer Partnerinnen zu zeigen. Die Papas, welche unfähig sind, sich um ihre Kinder zu kümmern, deponieren sie in der Fabrik, die immer mehr einer Krippe gleicht. Die Arbeiterinnen sind am Schluss trotzdem die Siegerinnen gegenüber den Bossen und (provisorisch) gestärkt gegenüber ihren Männern. Es mangelt in der Realität nicht an Beispielen (51).

Man kann annehmen, dass ein Arbeiterinnenstreik genauso viel oder gar mehr Einfluss auf den Haushalt hat als die feministische Propaganda. Die Frauenstreiks machen die privaten Fragen zu öffentlichen Fragen (z.b. stellen die Fabrikkrippen die Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre praktisch doch provisorisch in Frage). Am Ende des Streiks ist häufig alles wieder so wie früher, mit allen Enttäuschungen und Frustrationen.

Die Frauenkämpfe stellen eine faktische Verbindung her zwischen dem Kapitalismus und der Männerherrschaft, in ihnen wird die Genderfrage offensichtlich. Doch sie werden (in der Praxis) nicht als solche gestellt. Das erklärt die Absenz von Informationen (und somit Analysen) über die unvermeidbaren Auswirkungen dieser Kämpfe auf das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, speziell in der privaten Sphäre.

 

Schlussfolgerungen und Hypothesen


Kapitalismus vs. Patriarchat


Vom 19. Jahrhundert an koexistieren zwei unterschiedliche, doch miteinander verbundene Systeme, das Patriarchat (soziale Organisation) und der Kapitalismus (Produktionsweise). Verbundenheit bedeutet nicht zwingend Harmonie (jedes System benutzt und stärkt das andere) und kann auch Gegensatz oder Widerspruch, ja sogar Bruch bedeuten.

Die Männerherrschaft, prinzipiell in der patriarchalen Form, war immer notwendig und charakterisierte alle Klassengesellschaften. Sie war speziell angepasst an die präkapitalistischen Gesellschaften, charakterisiert durch ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität (mit der Familienzelle als Basis, Einheit der Produktion und der Reproduktion).

Die geschlechtliche Differenzierung ist der Hintergrund vor welchem die verschiedenen Produktionsweisen aufeinander folgten; ihre Entwicklung ist nicht eine historische Dynamik. Im Gegenteil, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen wird zwar durch jede Produktionsweise modifiziert, behält jedoch seine prinzipiellen Eigenschaften (der Frau wird die Erziehung zugewiesen, Macht der Männer).

Der Kapitalismus hat seine Wurzeln in der feudalen Produktionsweise, doch vergessen wir nicht, dass in ihr die geschlechtliche Differenzierung strukturell war, massgebend sowohl in wirtschaftlicher als auch gesellschaftlicher Hinsicht. Das Patriarchat war für die Entwicklung des Kapitalismus notwendig, besonders um die Reproduktion der Arbeitskraft zu garantieren (wobei es immer noch die Gesellschaft strukturierte). Doch aufgrund seines revolutionären Charakters (wie Marx es formulierte) verändert der Kapitalismus permanent dessen Ausgangssituation und dabei auch die ganze Gesellschaft. Er hat alle Produktions- und Organisationsweisen, die vor ihm existierten, entweder zerstört oder verändert, auch das Patriarchat.

In seiner Entwicklung ist der Kapitalismus mit dem Patriarchat zusammengestossen, einige Aspekte davon waren ihm nicht mehr angemessen (der Bedarf an weiblicher Arbeitskraft steht beispielsweise im Widerspruch zur Tatsache, dass die Frauen zu Hause eingeschlossen sind (52)). Das Patriarchat ist entstellt worden. Der Kapitalismus ist somit die erste Produktionsweise, welche ein Problem mit den Frauen hat.

Während langer Zeit waren die Zügel des Kapitalismus in den Händen weisser heterosexueller Männer (was zu Verwirrung führen konnte, besonders zum Glauben, dass die zwei Systeme eins seien oder dass der Kapitalismus in seiner Essenz männlich sei), was heute nicht mehr der Fall ist (53). Der Kapitalismus ist also nicht an sich patriarchal, doch er ist notwendigerweise geschlechtlich differenziert. Geschlechtliche Differenzierung und Männerherrschaft sind für ihn unerlässlich und er kann die Geschlechterrollen im Moment nicht aufheben. Sogar langfristig würde die Realisierung dieser Hypothese enorme Umwälzungen bedingen; die aktuellen Tendenzen gehen nicht in diese Richtung, eher in Richtung einer Restrukturierung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen.

 

Geburtenkontrolle


Die Geburten sind ein Streitobjekt in allen Gesellschaften. Die Kontrolle darüber war eine Notwendigkeit für alle Klassengesellschaften, speziell für den Kapitalismus, für welchen die Zunahme (oder zumindest die Erneuerung) der Anzahl Arbeiter die Bedingung für die wirtschaftliche Expansion darstellt. Dies impliziert die Kontrolle der Frauen.

Mehr noch als für die vorherigen Produktionsweisen ist die Expansion der Anzahl Arbeiter für den Kapitalismus fundamental, speziell in seiner Phase der formellen Herrschaft. Das erklärt (unter anderem) wichtige Veränderungen in der Organisation der geschlechtlichen Differenzierung. Heutzutage ist es unerlässlich für das Kapital, eine rationelle Kontrolle über die Vermehrung der Arbeitskraft (oder zumindest ihre Erneuerung) zu haben. In jenen Zonen allerdings, wo es in der Phase der reellen Herrschaft angekommen ist, ist eine übermässige Vermehrung der Arbeitskraft weniger notwendig als eine durchdachte Verwaltung der Anzahl Arbeiter, besonders der qualifizierten Arbeiter (wobei ein Teil der unqualifizierten Arbeiter durch die Einwanderung garantiert wird). Das manifestiert sich in gewissen Ländern durch eine geburtenfördernde Politik und in anderen durch gegenteilige Massnahmen (welche bis zur Sterilisierung und zur mehr oder weniger erzwungenen Abtreibung der Frauen gehen können).

 

Individuelle und kollektive Aneignung


Die Kontrolle über die Frauen bedingt die Aneignung des gesamten Körpers und des gesamten Geistes (unter anderem durch die Bildung). Bis zum 20. Jahrhundert war diese Aneignung individuell, prinzipiell durch die Heirat und die Familie. Die Heirat erlaubte die Kontrolle und platzierte die Frauen in eine Situation der sexuellen Verfügbarkeit und des maximalen Schwangerschaftsrisikos (der Ehemann spielt die Rolle des Mittelsmannes in dieser Kontrolle, was ihm gewisse Vorteile verschafft). Es ist eine direkte, persönliche Herrschaft (die man mit der Sklaverei oder der Leibeigenschaft vergleichen kann).

Heute ist diese Aneignung mehrheitlich kollektiv, die Herrschaft wird indirekt, unpersönlich. Das führt, wie bei der Lohnarbeit, zu einem Eindruck von Freiheit (der dem Kapitalismus eigen ist).

Die Rolle des Staates in diesem Dispositiv ist seit dem 19. Jahrhundert wichtig und wird immer wichtiger (54):

  • er garantiert, durch die Medizin, die Kontrolle des Körpers der Frauen (Verhütung, Abtreibung usw.);
  • er übernimmt einen Teil der Arbeiten zur Reproduktion der Arbeitskraft (Kinderkrippen, Bildung, Ausbildung, Gesundheit usw.);
  • er setzt die juristische Gleichheit zwischen Mann und Frau durch;
  • er garantiert eine Kontrolle über die Familie, indem er sozial und juristisch durch verschiedene Dispositive der sozialen Kontrolle (Familienhilfe, Kindergeld) in die private Sphäre eindringt (was einen Machtverlust für den Ehemann bedeutet). Er erstellt verschiedene Regelungen, die z.B. die Scheidung, die Adoption, die Kinderbetreuung, die häusliche Gewalt oder die eheliche Vergewaltigung (die zumindest auf dem Papier anerkannt ist) betreffen;
  • er beteiligt sich an der gesamten Reproduktion der Arbeitskraft (soziale Sicherheit, Familiengeld, Sozialhilfe usw.).

Wegen der Entwicklung der Gesellschaft ist das traditionelle Paar heutzutage nicht mehr notwendig zur Erneuerung der Arbeitskraft; eine Frau kann sich mit Hilfe und mit der Kontrolle des Staates ganz alleine darum kümmern. Die Funktion des Vaters ist zwar nicht mehr unerlässlich (sein Bild ist seit dem 19. Jahrhundert herabgewürdigt worden, aber nicht verschwunden), jene der Mutter ist hingegen konstant und wesentlich geblieben (mit Variationen bezüglich der Form, besonders bezüglich der Zentralität der Mutterschaft im Leben der Frauen).

Wir fragen uns, ob die individuelle Aneignung deswegen vollständig verschwunden ist. Ist sie immer noch strukturell in der geschlechtlichen Differenzierung und der Männerherrschaft? Ist sie zu einem Element unter vielen im Dienst dieser Struktur geworden?

Das Paar ist immer noch das dominante Modell der Reproduktion, wenn es heute auch durch einen Turnover charakterisiert und nicht mehr hegemonisch ist.

 

Die Hausarbeit


Als Hausarbeit ist die von den Frauen ausgeführte „unentgeltliche“ Arbeit in der privaten Sphäre zu Gunsten des Haushalts zu verstehen. Sie ist im 19. Jahrhundert aufgekommen mit der Trennung zwischen dem Ort der Produktion und jenem der Reproduktion (welchem die Frauen zugewiesen sind). Doch seit dieser Epoche hat sich die Hausarbeit beträchtlich entwickelt. Sie ist jene Aktivität, welche die Frauen definiert und sie charakterisiert ihren Platz im gesellschaftlichen Verhältnis Männer/Frauen.

  • Sie hat zwei wesentliche Funktionen:die „generationsbezogene“ Reproduktion der Arbeitskraft (neue Proletarier kreieren) und in geringerem Masse der kapitalistischen Klasse. Die Reproduktion der „Rasse der Arbeiter“ ist das zentrale Element der Hausarbeit;
  • die „alltägliche“ Reproduktion der Arbeitskraft (Unterhalt der existierenden Proletarier).

Man kann anfügen, dass:

  • die Hausarbeit unerlässliche Aufgaben zur Reproduktion der Arbeitskraft beinhaltet (Aufgaben, die ausgeführt werden müssen wie die Zubereitung des Essens und die Kindererziehung);
  • eine grosse Anzahl von Aufgaben sind während des 20. Jahrhunderts vom Staat übernommen oder sozialisiert worden (Einnahme von Mahlzeiten ausserhalb des Haushalts, Kinderkrippen usw.);
  • die Hausarbeit ist unendlich. Wenn eine technologische Innovation (oder die Sozialisierung) es erlaubt, Zeit zu gewinnen, erscheint eine neue Aufgabe (was die beträchtliche Entwicklung nur schon seit den 1950er Jahren erklärt). Die proletarischen Frauen haben immer etwas zu tun. Für eine arbeitende oder arbeitslose Frau ist die Anzahl Stunden Hausarbeit jedoch viel geringer als für eine Hausfrau. Das zeigt den überflüssigen Charakter etlicher Hausarbeiten. Die Hausarbeit ist also etwas anderes als eine Liste von Aufgaben. Sie ist die Tätigkeit der Frauen im Haushalt;
  • sie wird als „gratis“ wahrgenommen. Im Grunde genommen ist ihre Bezahlung Teil des Lohns des Proletariers, welcher nicht die Bezahlung für die ausgeführte Arbeit, sondern der Preis für die Reproduktion der Arbeitskraft (des Arbeiters und seiner Familie) ist.
  • sie ist nicht gesellschaftlich anerkannt, sie ist unsichtbar;
  • sie wird nicht von bürgerlichen Frauen ausgeführt (welche proletarische Frauen im Tausch gegen einen Lohn damit beauftragen);
  • sie ist ein Trumpf für das Kapital, denn der tägliche Unterhalt der Arbeiter erlaubt auch eine Reduktion der notwendigen Arbeitszeit und somit eine Reduktion des Werts der Arbeitskraft. Das erlaubt auch innerhalb eines Tages den Anteil der Mehrarbeit (des Rests der Arbeitszeit) zu vergrössern (55). Wenn z.B. die Hausarbeit nicht von den Frauen gemacht wird, muss der Lohnarbeiter in die Reinigung gehen und Sandwichs essen. Der Wert seiner Arbeitskraft erhöht sich also;
  • die (aufgezwungene) Teilzeitarbeit der Frauen erlaubt es (mehr oder weniger gut), Produktion und Reproduktion unter einen Hut zu bringen.

 

Frage 1: Kann man einen Vergleich mit der Lohnarbeit anstellen?


Die vorhergehenden Punkte zeigen, dass es gewagt ist, einen Vergleich zwischen Haus- und Lohnarbeit anzustellen.

Zudem ist eine der Eigenschaften der Lohnarbeit die angebliche Freiheit des Individuums, welches seine Arbeitskraft verkauft. Die Situation ist anders für die Frauen, welche trotz der kapitalistischen Freiheit ihrer selbst enteignet sind.

Andererseits ist die Hausarbeit eben nicht entlohnt, sondern indirekt bezahlt. Sie produziert auch keinen Mehrwert* und keine ihrer Produktionen wird auf den Markt gebracht (56). Wenn einige Aufgaben des Haushalts nicht mehr von der Mutter/der Ehefrau, sondern von einer entlohnten Frau ausgeführt werden, handelt es sich nicht mehr um Hausarbeit.

Lohn- und Hausarbeit gehorchen also nicht den selben Regeln und werden unterschiedlich organisiert. Letztere hat zwar einen direkten Nutzen für den Ehemann, doch sie nützt vor allem indirekt dem Kapital (57).

 

Frage 2: Eine ausgeglichene Aufteilung der Hausarbeit?


Ein neuer Bericht der OECD (58) ermutigt die Staaten zu Massnahmen, denn die Arbeit der Frauen sei der Schlüssel zum Wachstum von morgen:

  • (finanzielle) Unterstützung für die Kinderbetreuung;
  • Bereitstellung oder Entwicklung von Betreuungseinrichtungen (Kinderkrippen usw.);
  • Anpassung der Arbeitszeit für Eltern von Kleinkindern;
  • Ansporn der Männer, den Elternurlaub zu nehmen oder zu teilen, sich mehr an der Kindererziehung und an den „häuslichen Verantwortlichkeiten“ zu beteiligen.

Es geht darum, die Quote der Wiederaufnahme der Arbeit der Frauen nach einem Mutterschaftsurlaub zu verbessern (Hindernis für die Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt und ihre beruflichen Karrieren) (59).

Würde eine ausgeglichene Aufteilung der Aufgaben die Definition der Hausarbeit in Frage stellen? Eine egalitäre Aufteilung in Bezug auf die Anzahl Stunden ist vorstellbar, das Ende der geschlechtlichen Differenzierung der Aufgaben jedoch kaum. Die Statistiken zeigen, dass natürlich die Aufgaben verbunden mit der Kindererziehung im Zentrum des Problems stehen. Die von den Frauen ausgeführte Hausarbeitszeit wächst rapide an sobald ein Kind Teil des Haushalts wird (während sie vorher der Hausarbeitszeit von Singles entspricht).

 

Frage 3: Kann man von einer Klasse der Frauen sprechen?


Einige Feministinnen versuchten, die Kritik am Kapitalismus mit jener am Patriarchat zu vermischen. Für einige ist der Kapitalismus eine Frucht des Patriarchats. Der Sexismus ist eine der Grundlagen des Kapitalismus; man kann das eine nicht ohne das andere zerstören (doch das Patriarchat bleibt der Hauptfeind).

Die radikalen Feministinnen (Delphy) denken, dass das Patriarchat eine autonome Produktionsweise ist (mit zwei Klassen, die Männer und die Frauen, wobei erstere letztere ausbeuten), welche sie „patriarchale“ oder „Haushaltsproduktionsweise“ nennen. Sie benutzen den Begriff „Klasse“, denn für sie haben die Frauen einen spezifischen gemeinsamen Platz in einer spezifischen Produktionsweise, in welcher sie durch die Hausarbeit ausgebeutet werden. Es scheint uns indessen falsch, die Hausarbeit als „Produktionsweise“ zu qualifizieren. Die Frauen sind eine beherrschte Gruppe, wegen ihren mutmasslichen reproduktiven Fähigkeiten. Obwohl alle, Bürgerliche sowohl als Proletarierinnen, gegenwärtig die Männerherrschaft erdulden, sind sie nicht alle den gleichen materiellen Bedingungen unterworfen und haben widersprüchliche Interessen (es gibt keine Übereinstimmung zwischen der Gender- und der Klassenzugehörigkeit). Die Geschlechterrollen gehören spezifisch zum Reproduktionsprozess, die Klassen spezifisch zum Produktionsprozess. Man kann also nicht von einer Klasse der Frauen sprechen, sondern von einer Gruppe, deren Mitglieder ein spezifischer gemeinsamer Platz zugewiesen wird. Die Geschlechterrollen sind keine Klassen...sondern Geschlechterrollen.

 

GENDER UND REVOLUTION


Ausgehend von dem, was die Proletarier heute sind und denken, ist es nicht möglich, zu wissen, was die Revolution und der Kommunismus sein werden (unsere gegenwärtigen Mentalitäten sind von der gegenwärtigen Gesellschaft geprägt). Wenn man jedoch die vergangenen revolutionären Perioden, den aktuellen Gang des Klassenkampfes und den gegenwärtigen Zustand des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen untersucht, kann man versuchen, einige Hypothesen aufzustellen.

 

Die kommunistische Revolution


Unsere Sichtweise hat selbstverständlich nichts zu tun mit den (leninistischen oder anderen) programmatischen Konzeptionen der Revolution, in welchen das Proletariat aufsteigen, die Macht ergreifen, den Staat, die Fabriken und anderen Mist kontrollieren muss, um danach, während einer Übergangsphase, die Bedingungen für den Kommunismus aufzubauen. Es geht uns nicht darum, die Art und Weise, wie die Wirtschaft verwaltet wird, radikal zu verändern (und auch nicht darum, sich die Unternehmen anzueignen).

Wir denken, dass die Phase der Zerstörung der alten Welt gleichzeitig Phase des Aufbaus des Kommunismus ist (Beseitigung des Staates, des Eigentums, des Werts, des Geldes, des Tausches, der Lohnarbeit und der Klassen durch die Tätigkeit des Proletariats (60) und somit dessen Selbstnegation usw.). Dieser Prozess wurde in den 1970er Jahren von mehreren ultralinken Gruppen theoretisiert und als Kommunisierung* bezeichnet (61).

Aufstand und Kommunisierung bedingen einander. Es wird nicht zuerst einen Aufstand und danach eine durch den Aufstand ermöglichte Transformation der sozialen Realität geben. Der aufständische Prozess bezieht seine Kraft aus der Kommunisierung selbst.“ (62)

Dieser Prozess wird unvermeidlich Genderfragen ebenfalls betreffen und führt, unserer Meinung nach, schliesslich zu deren Aufhebung (andernfalls versinkt er in der Konterrevolution).

Dafür braucht es keine Dekrete zu verfassen und dann anzuwenden, nur viele Freudenfeuer und vor allem kommunistische „Massnahmen“ (63), welche das System niederreissen, jegliches Zurück verunmöglichen, mit der Vergangenheit Tabula rasa machen und gleichzeitig den Tisch für die neue Welt anrichten.

Der Kapitalismus basiert unter anderem auf einem gesellschaftlichen Verhältnis, der Lohnarbeit, dessen es sich zu entledigen gilt und welches im Moment der Revolution blockiert sein wird (64). Diese Krise hat als Ursache und Konsequenz den Ausbruch des Proletariats, welcher die Form von Generalstreiks, Ausschreitungen, Generalaufstand, Aneignung gewisser der Revolution nützlichen Produktionsmittel (und Abschaltung/Zerstörung der anderen) annimmt. Als brutaler Bruch wird die Kommunsierung aus Fortschritten und Rückschlägen bestehen und Gewalt und Konfrontationen werden leider unvermeidlich sein (gegenüber Bullen aller Art, der Armee, privaten Militärunternehmen usw.). Die physischen Elemente des Kapitals (nicht nur die Fabriken), welche seinen Fortbestand erlauben, werden nutzlos und unbrauchbar gemacht oder zerstört: Geld, Banken, Goldreserven, Eigentumstitel, notarielle Gutachten, Verwaltungen, Unternehmenssitze, „Kasernen und Kathedralen, welche für uns gleich absurd sind“ usw., alles mehr oder weniger traditionelle Ziele der proletarischen Wut (65). Die Revolution wird sich selbstverständlich nicht auf den Angriff einiger Gebäude beschränken; die Hauptwaffen der Aufständischen werden die eingeleiteten kommunistischen „Massnahmen“ und die Erschaffung neuer gesellschaftlicher Verhältnisse sein.

Diese Bewegung hebt die existierende Ordnung der Dinge endgültig auf, d.h. die gesellschaftlichen Verhältnisse dieser beschissenen Welt (Staat, Eigentum, Kapitalismus, Ausbeutung, Wert, Geld, Lohnarbeit, Tausch, Klassen usw.) und beseitigt gleichzeitig die Notwendigkeit, die Arbeitskraft, die Familie und die Geschlechterrollen zu reproduzieren. Die Aufhebung der Lohnarbeit und die revolutionäre Tätigkeit beenden die Unterscheidung zwischen gesellschaftlicher und individueller Tätigkeit, zwischen diversen Trennungen (Arbeits-, Ruhe-, Freizeit usw.), welche die Grundlagen der Hausarbeit sind (die Trennung zwischen privater/reproduktiver und öffentlicher/produktiver Sphäre). Neue Verhältnisse zwischen unmittelbar gesellschaftlichen Individuen* entstehen, gegen jegliche Vermittlung, Klassenzugehörigkeit und ähnliches gerichtet.

 

Die transformierende Revolution


Die „klassischen“ Kämpfe (Streiks, Besetzungen, Ausschreitungen, Aufstände usw.) transformieren jene, welche daran teilnehmen; die Proletarier führen Aktionen durch und kommen zu Überlegungen, die sie sich oft vorher nie hätten vorstellen können. Das alles wird möglich, weil der beschissene Alltag, die entfremdende und abstumpfende alltägliche Tätigkeit, die gewöhnlichen gesellschaftlichen Verhältnisse erschüttert und/oder unterbrochen werden. Neue Verhältnisse entstehen; man hat Zeit, sich zu treffen, zu diskutieren, zu überlegen usw. Einige werden sagen, dass „das Klassenbewusstsein sich im Kampf formt“ (Otto Rühle). Und je intensiver der Kampf ist, desto tiefer ist diese Transformation (66).

Bis jetzt waren diese Art von Situationen immer zeitlich und räumlich begrenzt und haben somit jedes Mal nur eine begrenzte Anzahl Leute berührt. Wenn ein Kampf vorbei ist, beginnt der Alltag, und insbesondere die Arbeit wieder von vorne, die Normalität kehrt zurück (manchmal nicht ganz bis in die „Geister“). Dank der Revolution wird diese Situation glücklicherweise keine räumlichen und zeitlichen Grenzen mehr haben.

 

Die Selbstnegation der proletarischen Frauen...und der Männer


Die Streiks der proletarischen Frauen (besonders in den 1970er Jahren) machen die Männerherrschaft offensichtlich und stellen sie manchmal gar in Frage (67). Der Kampf bringt sie weg vom Haushalt und zusammen, geteilte Momente, die Ideen geben und die Praktiken verändern. Die Ausführung oder Unterlassung der Hausarbeit wird zum Problem (entweder wird sie nicht mehr ausgeführt oder die sie wird den Frauen zugewiesen zu Lasten des Kampfes). Dies hat einen direkten Einfluss auf das Leben im Haushalt, im Paar, in der Familie: Sie sind nicht mehr verfügbar, um die Mahlzeiten zuzubereiten, die Wäsche zu machen, sich um die Kinder zu kümmern...Das damit konfrontierte Paar erlebt eine Krise und die geschlechtliche Differenzierung wird davon erschüttert. Die Probleme der Reproduktion (nicht der Arbeitskraft, sondern des alltäglichen Überlebens) werden notwendigerweise und direkt in den Kampf integriert (welcher somit nicht mehr nur Lohnfragen betreffen). Aber auch hier kommt das alltägliche Leben zurück und alles wird wieder mehr oder weniger normal sobald der Kampf vorbei ist.

Ausgehend von den Beispielen dieser Streiks können wir uns die Intensität vorstellen, welche diese Umwälzungen haben werden, wenn eine revolutionäre Periode eintritt. Die Beteiligung der Frauen am Aufstand wird unumgänglich und massiv sein. Dies wird einen bedeutenden Einfluss auf die private Sphäre (die, wie die öffentliche auch, verschwinden wird) und das alltägliche Leben haben. Sie werden nicht mehr als Frauen von Proletariern oder Hausfrauen intervenieren, was in den vergangenen „revolutionären“ Episoden mehrheitlich der Fall war. Sie werden als Proletarierinnen handeln (Infragestellung der Klassen) und auch als Frauen (Aufkommen von Fragen, die mit der Reproduktion und den Geschlechterrollen zusammenhängen) (68).

Historische Beispiele zeigen, dass in einer ersten Phase einer revolutionären Periode die Frauen sehr häufig aktiv sind, zu den Waffen greifen und die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Geschlechterteilung werden davon erschüttert (Paris 1871, Russland 1917 (69), Spanien 1936). Man könnte jedoch einwenden, dass sie schnell wieder auf die weiblichen Aufgaben (Pflege, Küche, Waschen usw.) beschränkt wurden, was stimmt. Es ist weniger so, dass der revolutionäre Prozess die geschlechtliche Differenzierung wieder einrichtet, sondern eher, dass er gebremst worden ist. Die Grundlagen der alten Welt bleiben erhalten (speziell die Lohnarbeit), die Verwaltung einer mehr oder weniger normalen gesellschaftlichen Ordnung wird zu einer Notwendigkeit und die Bürokraten (bolschewistische Partei oder CNT (70)) erscheinen oder ergreifen die Macht. Die Frauen in den Haushalt oder die Küche zurückzuschicken ist nicht schwer, denn es ist damals mehrheitlich ihr Platz in der Gesellschaft (Frauen von Proletariern). Dies ist heute nicht mehr der Fall.

Im revolutionären Prozess werden die von den Frauen getragenen Fragen offen gelegt werden, herausbrechen und unvermeidlich Konflikte provozieren (Wer kümmert sich um die Kinder? Die Pflege? Die Kantine? usw.) Ihre Lösung wird wahrscheinlich Formen der Selbstorganisation der Frauen herbeiführen (gegenüber den Männern?) (71), nicht um das Herrschaftsverhältnis umzukehren, sondern um die geschlechtliche Differenzierung aufzulösen (72). Ist dies nur eine Möglichkeit oder eine Notwendigkeit? Die Frage bleibt offen, wie auch jene des Risikos, damit die Geschlechterteilung zu bestätigen. Wenn in dieser Hypothese die Selbstorganisation der Frauen eine Etappe im Prozess der Kommunisierung darstellt, so wird sich doch der Rest (die Aufhebung der Geschlechterrollen) gegen sie (die Selbstorganisation) richten.

 

Die Untergrabung der Träger der sozialen Konstruktion


Die Kämpfe und Zerstörungen, die Aufhebung des Eigentums, des Geldes, des Werts, des Staats usw. werden faktisch im alltäglichen Leben etliche Träger der sozialen Konstruktion der Geschlechterrollen erschüttern, sie unwirksam, unbrauchbar, hinfällig machen oder ihr Verschwinden verursachen. Es ist unmöglich, davon eine vollständige Liste zu erstellen (denn das ganze Leben wird transformiert, erschüttert werden), doch man kann einige Beispiele geben: die Pornoindustrie, die Werbung, die Medien (Fernsehen, Zeitungen), die religiösen Institutionen, die staatliche Bildung, das Standesamt (Schluss mit Heiraten, Scheidungen, Heiratsverträgen, Abstammung, Erbe usw. (73)), die Prostitution, die Modeindustrie, die Schönheitswettbewerbe, die Nachtlokale, Walt Disney usw.

Zu diesen Erschütterungen des alltäglichen Lebens sollte man die Wirkung der neuen Funktionsweisen hinzufügen, welche im Kampf aufgebaut werden, um etliche Schwierigkeiten zu bewältigen (wie z.B. die Versorgung (74)): diverse Versammlungen und Orte der Diskussion, kollektive Kantinen, kollektives Wohnen, kollektive Kindererziehung und Bildung (Schluss der Kernfamilie), wahrhafte sexuelle Befreiung (Verschwinden der verknöcherten gesellschaftlichen und moralischen Rahmenbedingungen) usw. (wir gestehen hier die Schwäche unserer Vorstellungskraft ein).

 

Frage der Zeit


Es wird möglich sein, sich von der alten Welt zu befreien nach einigen Jahren entsetzlichen, blutigen und vielleicht ein wenig freudigen Kampfes, doch, obwohl der Kampf jene, welche daran teilnehmen, verändert, wird das vielleicht nicht für die etlichen schädlichen Einwirkungen ideologischen Charakters gelten. Insbesondere alles, was, als Frucht einer Bildung und einer Umwelt, die wir unser ganzes Leben erduldet haben, in jedem und jeder von uns tiefst verankert ist: der Sexismus, der Rassismus, der Individualismus, der Drang/die Lust nach Ordnung, Disziplin, Hierarchie, das Paar (welches wohl eine der letzten Widerstandsbastionen der Männerherrschaft sein wird (75)), die Aneignung der Kinder usw. All das hinter uns zu lassen mag heute schwierig erscheinen, doch erinnern wir noch einmal daran, dass der Prozess der Kommunisierung die Probleme der geschlechtlichen Differenzierung auf den Tisch legen wird und die Entwicklung der Mentalitäten wird wahrscheinlich viel schneller sein als man sich vorstellen kann.

 

Der Kommunismus


Aufhebung der Geschlechterrollen bedeutet nicht Vereinheitlichung, Gleichmacherei und Traurigkeit. Es ist heute unmöglich, sich vorzustellen, was in einer kommunistischen Welt die Schwangerschaft, die (wahrscheinlich kollektive) Kindererziehung, emotionale, körperliche und/oder sexuelle Beziehungen, der Körper usw. sein werden (der uns zu Verfügung stehende Wortschatz eignet sich übrigens nicht dazu).

Mit der Revolution werden die geschlechtliche Differenzierung und die Geschlechterrollen faktisch von unmittelbar gesellschaftlichen Individuen aufgehoben. Doch der Kommunismus wird selbstverständlich nicht die Unterscheidung aufheben zwischen jenen, welche schwanger werden können und jenen, welche es nicht können. Die Schwangerschaft ist jedoch kein natürliches Phänomen, sie wird gesellschaftlich organisiert (auf unterschiedliche Art und Weise je nach Epochen, Gesellschaft und Regionen (76)). Heute bedingt sie die Bildung der Gruppe der Frauen und die Männerherrschaft. Wie die Frage der Organisation der Schwangerschaft behandelt und gelöst wird während der Kommunisierung ist wesentlich und sehr problematisch. Es ist besonders diese Frage, die Mutterschaft, über welche die Aufhebung der Geschlechterrollen (77), und somit die Kommunisierung, zu stolpern droht.

Der Kommunismus kann nicht zusammen mit irgendeiner gesellschaftlichen Hierarchie (und somit der Aufrechterhaltung der Männerherrschaft) oder Bestimmungen gedacht werden. Doch man kann auch nicht sagen, obwohl wir die Idee der Übergangsphase ablehnen (welche die Grundlagen des Kommunismus aufbauen soll), dass die Menschheit wirklich glücklich sein wird, wenn der letzte Kapitalist gehängt werden wird. Anders gesagt: Obwohl es bei der Kommunisierung darum geht, kommunistische Verhältnisse (welche die Hauptwaffe der Revolutionäre sein werden) aufzubauen, wird man noch nicht von Kommunismus sprechen können, wenn die letzte bewaffnete Konfrontation beendet sein wird...Trotz den Umwälzungen werden die „Mentalitäten“ (eine Frucht der gesellschaftlichen Verhältnisse) noch nicht kommunistisch sein. Wäre der Begriff historisch nicht dermassen beladen, könnte man von einer Art Übergangsphase (nicht des Absterbens des Staates, sondern der kapitalistischen Mentalitäten) zum Kommunismus sprechen.

Der Kommunismus wird nicht das Paradies sein, er wird nicht alle Konfliktmöglichkeiten aufheben, aber diese werden nicht mehr durch das Kapital oder andere Herrschaftsformen vermittelt; die Konflikte werden wahrscheinlich auf noch nie dagewesene Art und Weise gelöst werden. Die Bedingungen, welche die Männerherrschaft und alle Formen der Herrschaft und der Unterdrückung erklären und erlauben, werden verschwunden sein, was ein guter Anfang ist. Die unmittelbar gesellschaftlichen (schon während der Kommunisierung transformierten) Individuen werden Existenzbedingungen kennen, welche für eine „positive“ Entwicklung besonders günstig sein werden. Die folgende Generation (welche nur den Kommunismus gekannt haben wird, in ihrer Bildung jedoch noch den Einfluss der „Überbleibsel“ der Erwachsenen erdulden werden) wird den Makel der alten Welt wesentlich weniger ergeben sein...und vielleicht überhaupt nicht mehr. Man wagt sich nicht vorzustellen, wie es zehn Generationen später aussehen wird...

 

SCHLUSSFOLGERUNG


Etliche Proletarier revoltieren heutzutage, brechen aus, weigern sich, sich der Ausbeutung und der Herrschaft zu fügen und sind somit faktisch Teil der wirklichen Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufheben wird. Diese Kämpfe stossen an die Grenzen ihrer Epoche und können, in dieser Periode relativer sozialer Ruhe (solange alles funktioniert), nur partiell, reformistisch usw. sein. Doch eine Periode der Krise/des Aufstands, welche nicht mit den aktuellen Kämpfen vergleichbar ist, wird Möglichkeiten zu einem radikalen und qualitativen Bruch erschaffen.

Es geht nicht darum, auf diese Momente kollektiver Ausbrüche zu warten, doch es sind nicht wir (die mehr oder weniger selbst ernannten „Revolutionäre“), welche diese Kämpfe auslösen, wir entscheiden auch nicht die Ziele oder die Art der Angriffe. Wir nehmen daran teil wie alle Proletarier. Obwohl persönliche Vorgehensweisen (oder in kleinen Gruppen) selbstverständlich nicht abzulehnen sind, sollte man sich jedoch bewusst sein, dass nur ein kollektiver Kampf in einem gewissen Ausmass (die Revolution) in einem notwendigerweise einmaligen Akt die Klassen und die Geschlechterrollen wird aufheben können (78).

Die Beteiligung der Frauen an Bewegungen der Revolte in der Vergangenheit wurde oft als Gradmesser der Radikalität wahrgenommen. Aber seit ihrem massiven und direkten Eintritt in die Lohnarbeit und somit in die Streiks führt allein ihre Involvierung dazu, dass die Fragen der Reproduktion auftauchen. Die Revolution wird mit den proletarischen Frauen stattfinden und es ist diese Involvierung, welche einen bis anhin unmöglichen qualitativen Sprung erlaubt. Von diesem Moment an wird sich die Frage der Aufhebung der öffentlichen und privaten Sphäre in der Praxis stellen; genauso wie das Ende der Geschlechterrollen und der geschlechtlichen Differenzierung. In diesem konfliktreichen und problematischen Prozess wird die Rolle der Frauen also bestimmend sein...sowie als Reaktion jene der Männer. Wenn man sich die Genderfrage in einer revolutionären Perspektive nicht ersparen kann, so gilt das gleiche für die alltäglichen Kämpfe und das alltägliche Überleben.

 

Seien wir optimistisch, denn chronologisch betrachtet waren wir der kommunistischen Revolution noch nie so nah!

Nieder mit dem Proletariat! Nieder mit den Männern! Nieder mit den Frauen!
Es lebe die Anarchie, es lebe der Kommunismus!

 

Die Bande von Incendo


1 Für dieses Kapitel, siehe Christophe Darmangeat, Le communisme primitif n’est plus ce qu’il était… Aux origines de l’oppression des femmes, Toulouse, Smolny, 2009, 466 S.
2 Siehe zum Beispiel Sabine Melchior-Bonnet et Catherine Salles (dir.), Histoire du mariage, Paris, Robert Laffont, 2009, 1229 S.
3 Siehe in dieser Nummer den Artikel zur Hausarbeit, S. 47.
4 Siehe Philippe Ariès, L’Enfant et la vie familiale sous l’Ancien Régime, Paris, Seuil, 1975, 322 S.
5 Siehe zum Beispiel Jacques Le Goff, « Le christianisme a libéré les femmes » [sic], L’Histoire, Nr. 245, Juli-August 2000, S. 34-38.
6 Zu diesem Thema siehe den Artikel zur Reproduktion der Arbeitskraft im 19. Jahrhundert, S. 73.
7 Es gilt zu beachten, dass die öffentliche Sphäre nicht nur was mit der Produktion zu tun hat abdeckt (zum Beispiel die Politik). Die noch nie zuvor da gewesene Trennung in zwei Sphären ist eine notwendige Bedingung für den Kapitalismus, der einen „freien“ Arbeiter braucht (im Gegensatz zum Sklaven).
8 Es ist nur der Einfachheit oder der Faulheit halber, dass wir manchmal schreiben, dass „der Kapitalismus dies oder das macht“. Er ist weder ein Monster, das perverse Entscheidungen trifft, noch eine kalte Maschine, die von einem geheimen Komitee gelenkt wird, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis. Es muss also verstanden werden als „die Entwicklung des Kapitalismus’ führt zu...“ oder „hat zur Konsequenz“ usw. Dennoch ist der Staat da, um die grundsätzliche Ausrichtung vorzugeben, die notwendig ist für die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise (manchmal den spezifischen Interessen der Kapitalisten zuwiderlaufend, aber oft den Hinweisen der scharfsinnigsten unter ihnen folgend).
9 Die Reproduktion der Arbeitskraft beinhaltet die alltägliche Reproduktion des Arbeiters (Nahrung, Kleidung, Heizung usw.) und die „generationsbezogene“ Reproduktion der Arbeiterklasse (Kinder erzeugen und sie grossziehen).
10 Zu diesem Kapitel siehe den Artikel über den MLF, S. 93.
11 1944, Frauenstimmrecht; 1945, Abschaffung des Begriffs Frauenlohn; 1965, verheiratete Frauen können beruflich aktiv sein oder ein Bankkonto eröffnen ohne die Erlaubnis ihres Mannes, usw.
12 AdÜ: Der MLF entstand zwischen 1967 und 1970 und bestand grosso modo aus drei Tendenzen: einer klassenkämpferischen, einer klassisch-feministischen (die ihrerseits eher radikale und eher reformistische Ansätze beinhaltete) und einer psychoanalytischen Tendenz. Die Hauptfigur letzterer, Antoinette Fouque, liess 1979 ohne das Einverständnis des Rests der Bewegung das Siegel des MLF auf ihren Namen patentieren, was das Ende desselben bedeutete.
13 AdÜ: Der MLAC (Mouvement pour la liberté de l’avortement et de la contraception – Bewegung für die freie Abtreibung und Verhütung) war eine autonome Gruppe, die 1973 gegründet wurde und sich 1975, als die Abreibung in Frankreich legalisiert wurde, auflöste. Der MLAC war zusammengesetzt aus Mitgliedern des MLF und anderer feministischer Gruppen, unterstützte Frauen, die illegal oder im Ausland abtreiben wollten und setzte sich für einen freien Zugang zu Verhütungsmitteln ein.
14 Siehe zum Beispiel den Film von Nigel Cole, We Want Sex Equality, Grossbritannien, 2010, 113 Min.
15 Siehe den Artikel zu den Frauen in den Kämpfen, S. 147.
16 Sie erlaubt dem Staat unter anderem, die Kosten für die kollektive Ausstattung zu beschränken, indem sie für einen Teil der Reproduktion der Arbeitskraft sorgt.
17 Sehr bezeichnendes Beispiel. In diesem Sektor wird den Frauen der Unterhalt des Inneren der Gebäude zugewiesen, während die Männer draussen arbeiten.
18 Zur Aneignung siehe Paola Tabet, La Construction sociale de l’inégalité des sexes. Des outils et des corps, Paris-Montréal, L’Harmattan, 1998, 206 S.
19 Zu diesem Kapitel siehe den Artikel zur Familie heute, S. 59.
20 Ein einziger Lohn reicht kaum mit einem Kind. Im Vergleich zu den 1960er und 1970er Jahren ist der Lohn der Frauen nicht mehr ein Unterstützungslohn, sondern der nötige zweite Lohn, im allgemeinen niedriger als jener der Männer.
21 1970 führte der Staat die ersten finanziellen Unterstützungen für alleinerziehende Frauen ein. Diese Massnahmen haben sich nachher mit dem Anwachsen alleinerziehender Eltern entwickelt. Der Staat nimmt gewissermassen teilweise den Platz des fehlenden Elternteils ein (im allgemeinen des Vaters).
22 Frankreich ist diesbezüglich noch nicht sehr weit. Die amerikanischen Truppen in Irak und Afghanistan zählten 12 % Frauen. In diesen beiden Ländern testen die Marines seit einigen Jahren eine Kampfeinheit, welche nur aus Frauen besteht, deren Resultate werden von ihrem Oberkommando sehr geschätzt. Die geschlechtliche Differenzierung ist noch nicht verschwunden...
23 Die (vollständig) männlichen Sektoren tendieren dazu, sich auf einige Bastionen von Posten mit sehr hoher Verantwortung zu beschränken, was durch die Kooptation und die Furcht vor der Konkurrenz erklärt werden kann (die Anzahl Plätze sind nicht erweiterbar, die alten Haie der Hochfinanz sehen es nicht gerne, wenn junge weibliche Haie neben ihnen schwimmen...) Die Langsamkeit der Feminisierung der Macht- oder Prestigeposten kann auch mit einem Prozess des Generationenwechsels erklärt werden: Die Frauen sind heute in etlichen Schulen in der Mehrheit und das berühmte Beispiel vom Antagonismus zwischen männlichen Chirurgen und weiblichen Krankenschwestern wird bald nicht mehr aktuell sein. Die Frauen repräsentierten nämlich 1995 16 % der unter 35-jährigen Chirurgen, 36.6 % 2006, doch auch 60 % der Abschlüsse in Chirurgie 2006. Bei den Richtern wurde die Parität 2001 erreicht, doch 2005 waren 82 % aller zukünftigen Richter Frauen. Zu diesen Fragen siehe besonders Sylvie Schweitzer, Femmes de pouvoir. Une histoire de l’égalité professionnelle en Europe (XIXe-XXIe siècle), Paris, Payot, 2010, 258 S.
24 Siehe zum Beispiel « Plus de femmes, plus de profits », Libération, 04/03/2004. Das Quotengesetz von 2010 für die Verwaltungsräte grosser Unternehmen hat nicht ethische sondern wirtschaftliche Gründe. Um Führungsstellen zu erreichen müssen die Frauen viel mehr Kompetenzen zeigen als die Männer. Das eine erklärt vielleicht das andere.
25 „Was die Chefs von Unternehmen für ihre Frauen akzeptierten, tolerieren sie nicht mehr für ihre Töchter“, siehe Christine Ducros, Marie-Amélie Lombard, « Ces femmes à la conquête des conseils d’administration », 14/10/2010, lefigaro.fr.
26 Wenn es auch Beispiele von Ehemännern gibt, die zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern, da sie weniger als ihre Frau verdienen, so bleibt es doch eine seltene Ausnahme. Wie die soziale Durchmischung eben so ist, sieht man häufiger ein Paar hoher Kader aus Paris eine afrikanische Tagesmutter die Arbeit machen zu lassen (das Gleiche gilt für das bürgerliche Paar aus Shanghai und ihr philippinisches Dienstmädchen).
27 Wie eine Studie gezeigt hat, gibt es auch extreme Fälle wie die Deutschen mit Universitätsabschluss, die sich entscheiden, keine Kinder mehr zu zeugen; zwischen 60 bis 80 %, je nach Bundesland. Siehe Sylvie Schweitzer, op. cit., S. 170. Wollen die kapitalistischen Frauen ihre reproduktive Funktion nicht mehr wahrnehmen?
28 In den 1970er Jahren proklamierte der FHAR (Front homosexuel d’action révolutionnaire – Homosexuelle Front der revolutionären Aktion), die Homosexuellen erhalten das Vermögen der Bourgeoisie nicht („das Erbe kannst mit uns vergessen, das gibt es nicht mehr!“) und sind somit revolutionär. Heute sind die Schwulen und Lesben der bürgerlichen Klasse mit diesem Problem konfrontiert, was die aktuellen Entwicklungen der Gesetze zur Adoption und Heirat für Homosexuelle erklärt. In den bürgerlichen Klassen sind die Möglichkeiten gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstossen grösser.
29 Es gibt keine Definition dieses Begriffs. Jede feministische Gruppe braucht ihn ein bisschen nach ihrem Belieben, häufig als Pendant für „Männerherrschaft“. Daher die Notwendigkeit, ihn zu definieren, wenn man ihn verwendet (siehe Begriffserklärungen, S. 197).
30 OECD, Assurer le bien-être des familles, 2011, 275 S.
31 Die proletarischen Frauen können allerdings streiken für Arbeitsbedingungen, die mit ihrer Funktion als Mutter vereinbar sind (zum Beispiel kürzere Arbeitszeiten).
32 Es ist Euch überlassen, zu erraten, wer wen ausbeutet.
33 AdÜ: Die Chiennes de garde (Wachhündinnen) wurden 1999 von Florence Montreynaud und Isabelle Alonso gegründent. Es handelt sich um eine reformistische feministische Organisation, die gegen „symbolische sexistische Gewalt im öffentlichen Raum“ kämpft.
34 AdÜ: Ni putes ni soumises (Weder Huren noch gefügig) ist eine reformistische feministische Organisation, die 2003 von Fadela Amara gegründet wurde. Sie hat den Anspruch, die Frauen aus den armen Quartieren zu vertreten. Amara ist Mitglied des Parti socialiste und war zwischen 2007 und 2010 Staatssekretärin unter Sarkozy.
35 AdÜ: Die Marche mondiale des femmes (Weltmarsch der Frauen) entstand 1995 in Québec. Sie kämpft gegen „die Armut und Gewalt an Frauen“ und steht der Anti-Globalisierungs-Bewegung nahe.
36 Zum Beispiel die Sendung Le Complot des cagoles über den Streik der Kassiererinnen von Carrefour in Marseille 2008, die man auf der Homepage von Basse intensité anhören kann: http://basseintensite.internetdown.org/spip.php?rubrique235
37 Wir kritisieren den ideologischen Charakter und nicht die Tatsache, diese alten Techniken zu erkunden, die in unserem alltäglichen Leben durchaus nützlich sein können (und die uns nach der Revolution sehr nützlich sein werden).
38 AdÜ: Der FHAR war eine revolutionäre Organisation feministischer Lesben und schwuler Aktivisten, die von 1970 bis 1974 existierte.
39 Dieses Konzept haben die Feministinnen als Gegenpart zur männlichen Brüderlichkeit entwickelt. Alle Frauen sind Schwestern und müssen Verhältnisse tiefer Solidarität entwickeln.
40 Diese Idee wird häufig auch von Pro-Feministen* vertreten.
41 Rote Zora, „Jedes Herz ist eine Zeitbombe“ in: Anonym, En Catimini… histoire et communiqués des Rote Zora, 2009, S. 72. Der Text ist ursprünglich in Revolutionärer Zorn, Nr. 6, Januar 1981 erschienen.
42 Sogar wenn der dekonstruierte Mann in seinen Kreisen nicht mehr Unterdrücker wäre, so würde er vom System doch immer noch als solcher betrachtet und diese Position als „Standardeinstellung“ ihn weiterhin im Verhältnis zu anderen bestimmen.
43 Man ist versucht, diese Ideologie mit dem politischen Lesbianismus à la Wittig zu vergleichen. Sie sagt dass „die Lesben keine Frauen sind“, denn sie entwischen der Männerherrschaft in der privaten Sphäre (« La pensée straight », Monique Wittig, Questions féministes, Nr. 7, Februar 1980). In Wirklichkeit können die Lesben der individuellen Aneignung entwischen, doch nicht der kollektiven.
44 Man kann sehr gut Queer sein und an einer grossen Universität unterrichten oder das Odeon leiten usw. ohne dass die Institutionen davon erschüttert werden. Es ist jedoch schwieriger, Queer und Maurer zu sein...
45 Siehe Anhang.
46 Diese Veränderung der Verhaltensweisen und der Beziehungen zwischen Männern und Frauen während der ersten Zeit der russischen Revolution wird zum Beispiel von Alexandra Kollontai (Marxisme et révolution sexuelle, Paris, Maspéro, 1973) und Clara Zetkin (Batailles pour les femmes, Paris, Editions sociales, 1980) betont.
47 AdÜ: Die Milieux libres (Freie Milieus) sind ein Überbegriff für diverse Formen kollektiven libertären Zusammenlebens während der Belle Époque (Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914).
48 Sogar Barricata ! (Kulturmagazin der Pariser Redskins). Spezielle Widmung für ihre Nr. 21 im Sommer 2010.
49 Wie zum Beispiel die „antipatriarchale Motion“, welche von der Koordination der anarchistischen Gruppen [AdÜ: CGA – Abspaltung der Fédération anarchiste 2002] im November 2011 (zum Preis von Spaltungen) angenommen worden ist, die Geschlechterrollen als System gesellschaftlicher Kategorien präsentiert und den Essentialismus deutlich kritisiert. Die Feststellung ist zwar treffend, die vorgeschlagenen Lösungen jedoch etwas gar brav.
50 Wie zum Beispiel die Gruppen/Zeitschriften Théorie communiste und SIC (siehe Bibliographie, S. 202). In der ultralinken Szene sind sie beinahe die einzigen, welche eine Analyse der Geschlechterrollen wagen und vor allem bekräftigen, dass diese notwendig ist (man muss sich selbstverständlich zuerst an ihren sehr speziellen literarischen Stil gewöhnen). Wir sprechen hier von Frankreich, denn die Reflexionen über Genderfragen scheinen in anderen Ländern weniger tabu zu sein.
51 Marin Karmitz, Coup pour coup, Frankreich, 1972, 90 Min.
52 Siehe den Artikel über die Frauen in den Kämpfen, S. 147.
53 Je nach Land und seinem Entwicklungsstadium organisiert sich das Kapital anders. Gesellschaften, welche man zurecht als „patriarchal“ qualifizieren kann, gibt es immer noch viele (Maghreb, Asien usw.). Dennoch führt die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise (speziell durch den Eintritt der Frauen in den Arbeitsmarkt) zu einer unvermeidlichen Entwicklung der geschlechtlichen Differenzierung und zum Auftauchen des „Frauenproblems“ (siehe in China, Nahost, Argentinien usw.). Der Westen kann nicht geographisch abgegrenzt werden; seine Kategorien werden dem Planeten durch die Ausbreitung und Vertiefung der kapitalistischen Produktionsweise aufgedrängt.
54 Was natürlich nicht bedeutet, dass die schwarzen, arabischen oder weiblichen Proletarier nicht mehr Diskriminierung und Ausbeutung erdulden müssen. Jedes Land braucht überausgebeutete und unterbezahlte Arbeiter, sie variieren je nach Region.
55 Der Staat kann sich jedoch nicht vollständig um die Reproduktion der Arbeitskraft kümmern, denn das würde bedeuten, dass der Arbeiter nicht mehr arbeiten gehen müsste.
56 Siehe, für jene, die mutig genug sind, „Distinction de genres, programmatisme et communisation“, Théorie communiste, Nr. 23, Mai 2010, S. 99-128.
57 Die jungen Proletarier, welche in den Arbeitsmarkt eintreten, haben nicht alle den gleichen „Wert“, er ist abhängig vom Studium und der Ausbildung, welche vom Staat zur Verfügung gestellt werden (und auch vom kulturellen Kapital der Eltern, das nicht viel mit der Hausarbeit zu tun hat). Der Haushalt ist keine Arbeitskraftfabrik.
58 Von der Hausarbeit der alleinstehenden Mütter profitiert einzig und allein das Kapital.
59 OECD, op. cit.
60 In Frankreich sind die Frauen zum Beispiel besser ausgebildet als die Männer. Bildung und Weiterbildung sind eine Investition. Die Mutterschaft schmälert also die Rendite...für die Oberschicht.
61 Da ihre Interessen im Widerspruch zu jenen der Kapitalisten sind, können nur die Proletarier die Revolution „auslösen“.
62 Das Konzept der Kommunisierung stösst seit einigen Jahre international auf ein gewisses Echo. Siehe Bibliographie, S. 193.
63 Quatre millions de jeunes travailleurs, Pour un monde sans argent : le communisme, 1975.
64 „Im Laufe des revolutionären Kampfes sind die Aufhebung des Staates, des Tausches, der Arbeitsteilung, jeglicher Form des Eigentums, die Ausdehnung der Unentgeltlichkeit zur Vereinigung der menschlichen Tätigkeit, d.h. die Aufhebung der Klassen, der privaten und öffentlichen Sphäre, „Massnahmen“, welche das Kapital aufheben und uns von den Notwendigkeiten selbst des Kampfes gegen die kapitalistische Klasse aufgezwungen werden. Die Revolution ist Kommunisierung, der Kommunismus ist nicht ihr Projekt und Resultat. Man hebt den Kapitalismus nicht für, sondern durch den Kommunismus auf, präziser ausgedrückt durch seine Hervorbringung.“ „Editorial“, SIC, Nr. 1, November 2011, S. 6.
65 Diese Revolution kann nicht „antikapitalistisch“ sein. Der Staat ist zum Beispiel nicht an sich kapitalistisch, er ist nur ein Werkzeug im Dienste der herrschenden Klasse. Siehe Bernard Lyon, « Nous ne sommes pas Anti », Meeting, Nr. 2, September 2005, S. 4-6.
66 Die Gruppe Rage Against the Kebab singt es melodiös: „Kommunisieren bedeutet zerstören“, doch nicht nur.
67 In einen Kampf können sich der spiessigste Prolet und der idiotischste sozialdemokratische Student verändern. Jene, welche aktiv an Kämpfen mit einem gewissen Ausmass (Mai 68 bis zum CPE) teilgenommen haben, haben das wahrscheinlich gemerkt. Sonst gibt es Hunderte von Büchern zur Geschichte der Klassenkämpfe, die das zeigen. Selbstverständlich haben die Kapitalisten, die nicht im gleichen Lager sind, nicht den Vorteil dieser Veränderung...Was die Spezialbehandlung erklärt, welche sie haben werden. Jene, welche in den Proletariern nur unverbesserliche (von Natur aus?) niederträchtige, individualistische und egoistische Wesen sehen, verweisen wir auf die vielen Studien zu den Reaktionen der Opfer grosser „Natur“katastrophen, wenn der Staat sich nicht einmischt. Sie zum Beispiel in Echanges Nr. 134 (Herbst 2010, S. 70-73) eine Lesenotiz zum Buch von Rebecca Solnit, A Paradise Built in Hell : The Extraordinary Communities That Arise in Disaster (Penguin Group, 2009).
68 Es wäre notwendig, die Teilnahme von Frauen an den zeitgenössischen Kämpfen spezifisch zu analysieren (2001 in Argentinien oder heute an den Streiks in Bangladesch, China, Frankreich usw.).
69 Das wirft eine wohl grundlegende Frage auf, auf die wir nicht wirklich eingegangen sind: Was wird die Reaktion der bürgerlichen Frauen während der Revolution sein? Werden sie nur als Bürgerliche intervenieren (Verteidigung ihrer Klasseninteressen) oder ist es vorstellbar, dass sie auch als Frauen intervenieren würden? Welche Formen könnte dies annehmen? Obwohl es unwahrscheinlich erscheint, ist Solidarität zwischen Frauen jenseits der Klassen vorstellbar? In beide Richtungen? Das wirft eine nicht minder knifflige und genauso grundlegende Frage auf: Gibt es einen Genderwiderspruch? Anders gesagt, gibt es einen doppelten Widerspruch (Klassen- und Genderwiderspruch)? Eine grosse Debatte innerhalb unseres kleinen Teams...
70 Kollontai zeigt zum Beispiel, dass die neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen zu Beginn der Revolution zu einer Auflösung der Kernfamilie führen (kollektive Kantinen usw.) und dass „der kommunistische Staat darauf keinen Einfluss hat“, op. cit., S. 211.
71 Die Broschüre von Michael Seidman L’Individualisme subversif des femmes à Barcelone dans les années 1930 (https://infokiosques.net) zeigt den Widerstand der Frauen (Streiks, Ablehnung der Arbeit) gegen das Andauern der alten Welt (in diesem Fall die Behörden der CNT-UGT, welche versuchen, die Ausbeutung zu rationalisieren und welche übrigens die Fragen der Reproduktion überhaupt nicht berücksichtigen).
72 Die Männer werden also ihre Ärmel hochkrempeln müssen (und somit faktisch einen Beitrag zum Ende der geschlechtlichen Differenzierung leisten) oder sie werden es nicht tun (und somit faktisch den revolutionären Prozess hemmen).
73 Ein von einigen vorgebrachtes Beispiel ist die Gründung des Movimiento de Mujeres Desocupadas 2005, eine Abspaltung der dominanten Bewegung der piqueteros. Siehe Bruno Astarian, Le Mouvement des piqueteros. Argentine 1994-2006, Paris, Echanges et Mouvement, 2007, S. 42-43.
74 Es wird wohl immer noch einige Hinterwäldler geben, die heiraten möchten, um zum Beispiel „ihre Liebe zu beweisen“, doch es wird keinen Bürgermeister mehr geben, um es zu tun, kein Zivilstandsregister, um ihn einzutragen, kein Gesetz, um die Rahmenbedingungen zu definieren usw. (schade für die Homosexuellen, die ihr neues Recht verlieren werden!) Es wird wohl auch einige andere geben, die Autorität, Disziplin „brauchen“ oder Machtgelüste haben...doch es wird, im Gegensatz zur aktuellen Welt, nichts mehr geben, um derartige „Macken“ auszuleben...
75 „Im Vergleich zu kapitalistischen Kriterien wird der kommunistische Überfluss womöglich ziemlich einfach und dürftig sein.“ Collectif, Histoire critique de l’ultragauche, Marseille, Senonevero, 2009, S. 205.
76 In den russischen und spanischen Episoden findet man häufig die Figur des Revolutionärs, der nach seinem Tag der Militanz nach Hause geht, wo die Männerherrschaft weitergeht und wo er sich also als Ehemann und seine Frau als Mädchen für alles verhält...Doch in diesem Fall nehmen die Frauen nicht am Kampf teil und der revolutionäre Prozess ist schon gehemmt.
77 Siehe Paola Tabet, op. cit.: Um die niedrige Fruchtbarkeit der menschlichen Spezies zu kompensieren, ist es nötig, dass die Frauen auf optimale Art und Weise dem Koitus, und somit dem Schwangerschaftsrisiko ausgesetzt sind. Die beste Technik ist die Heirat (oder das Paar). Dadurch sind die Frauen zwar nicht „immer empfänglich“, doch sie sind „immer begattbar“.
78 Ein Genosse denkt, dass wir im Kommunismus „keine Kinder mehr haben, doch überall Kinder sein werden“. Ein anderer denkt, dass „wir überhaupt keine mehr machen werden“.
79 Wenn uns etwas bewusst werden sollte, so sind es vor allem unsere Grenzen und die Bescheidenheit unserer Aktionen und Fähigkeiten. Wie es der Volksmund so schön sagt: „Es sind nicht die Revolutionäre, welche die Revolution machen werden, sondern die Revolution, welche die Revolutionäre machen wird“. Wir sind eben ziemlich unbedeutend...

 

Anhang:

 

Va te faire queer un œuf*


Gegen die Gleichheit und die Altbackenheit des Feminismus, welcher im Problem des kollektiven Kampfes verankert ist, entstand in den 1990er Jahren eine neue Art und Weise, Gender zu denken, die Queer-Theorie. Sie positioniert sich gegen jeglichen Essentialismus.

Doch mit der vorherrschenden Forderung nach Gleichheit geht die Kritik des Essentialismus in der Regel vergessen. Da die Naturalisierung effizient ist und dem „spontanen“ Denken entspricht, kommt sie stets zurück, wenn sie nicht kritisiert und bekämpft wird. Die Schwulen- und Lesbenbewegung ist auch Teil dieser allgemeinen Bewegung, welche in einer Welt der Beherrscher und Beherrschten Gleichheit fordert.

Somit erscheint Queer als eine Erneuerung essentialistischer Kritik. Sie unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von jener des Feminismus der 1970er Jahre, indem sie die Minderheiten in eine Strategie der Kritik des herrschenden Denkens einbettet, die das Streben nach Gleichheit beinhaltet.

Es geht also nicht mehr darum, zu zeigen, dass es gesellschaftliche Verhältnisse und eine gesellschaftliche Struktur gibt, die die Individuen aus materiellen Gründen unter Zwang setzt, sondern zu zeigen, dass es Dissidenz gibt.

Die Minderheiten, insbesondere die sexuellen, sind also das bevorzugte Experimentierfeld eines von allen gesellschaftlichen Zwängen losgelösten Individuums, das die Freiheit hat, zu subvertieren, gegen die herrschende Norm zu verstossen und ihr abzuschwören.

Jeder wird in gewisser Weise zum kleinen Unternehmer seiner Identität, einer Identität in Bewegung, nicht beeinträchtigt von der Norm und konstituierend durch die einfache Tatsache ihrer Art der Existenz, als etwas betrachtet, das man „wählen“ könnte.

Es ist somit nicht mehr eine Sichtweise eines Systems gesellschaftlicher Verhältnisse, in welchem die Leute kämpfen und debattieren, sondern von individuellen Identitäten, von welchen man sich befreien, zu welchen man in ein Verhältnis der Dissidenz eintreten und von welchen man sich abspalten kann.

Die Sackgasse von Queer liegt also in der Tatsache, dass die Theorie nicht erklären kann, warum die Individuen diese „Rollen“ dermassen überzeugend und manchmal unter Lebens- oder Verletzungsgefahr „spielen“. Es ist ebenfalls unverständlich, warum nur ganz wenige diese Fähigkeit zur Subversion haben sollten, während alle anderen nur als Schafe, Entfremdete, Unfreie qualifiziert werden können. Butler mit ihrer Theatermetapher zeigt, dass die Schwäche von Queer ist, in Identitätsfragen nur eine Haltung, eine Rolle, gekünstelt und ideologisch, zu sehen.

Es ginge somit darum, sich individuell eine andere gesellschaftliche Performance zu konstruieren, indem man auf der Bühne der Gesellschaft eine andere Rolle spielt.

Der mit Ach und Krach vertriebene Naturalismus ist also im Handumdrehen wieder da: Es ginge also darum, sich von jeglicher definierten und stabilen Identität zu lösen, doch wozu? Es kann nur darum gehen, eine Essenz, eine Natur wieder zu finden: jene des freien, von allen Normen befreiten Individuums – historisch eine sehr zeitgenössische Idee. Man kann davon ableiten, dass die Dissidenz entweder in den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen enthalten und von ihnen konstruiert ist, und somit keine ist, oder dass wir es mit einem Individuum zu tun haben, dessen Identität sich anders als durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, wovon es Teil ist, definieren kann, womit wir beim Naturalismus angekommen wären.

 

Tarona
(Auszug eines unveröffentlichten Textes)

 

* „Geh dir ein Ei kochen“. Wortspiel zwischen „cuire“ („kochen“) und „queer“.

 

Begriffserklärungen


Viele Begriffe, die Geschlechterrollen und Klassen betreffen, haben keine strikte und noch weniger eine konsensuelle Definition. Das erste Vorkommen jedes Begriffs ist in den Artikeln mit einem * markiert.

 

ANEIGNUNG


Verhältnis, innerhalb welchem eine (beherrschte) Kategorie von einer anderen (herrschenden) angeeignet wird. Colette Guillaumin, auf welche diese Reflexionen zurückgehen, bezieht sie auf die Aneignung, welche die Sklaverei (Meister/Sklave) oder die Leibeigenschaft (Feudalherr/Leibeigener) darstellen. Sie bezeichnet das Verhältnis der Aneignung der Frauen als sexage [übersetzt Sexerei oder Geschlechterei]. Die Individuen der beherrschten Gruppe sind das Eigentum anderer Individuen (sie gehören ihnen mit Körper und Seele, schulden ihnen Gehorsam usw.). Die Frauen werden kollektiv (als Gruppe, im Rahmen der allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnisse) und individuell (im Rahmen der Familienverhältnisse, durch die Heirat) angeeignet. Einige denken, dass letztere Aneignung heutzutage in den westlichen Ländern fakultativ geworden ist, zumal das schrittweise juristische und soziale Eindringen des Staates in den Haushalt sie geschwächt hat (die Frauen werden nicht mehr als Minderjährige unter der Autorität ihres Ehemannes betrachtet, die eheliche Vergewaltigung ist juristisch anerkannt usw.). Für andere wiederum ist die individuelle Aneignung immer noch notwendig zur Kontrolle der Frauen, jedoch komplexer als noch vor fünfzig Jahren.

 

ESSENTIALISMUS


Um es kurz zu machen, kann man sagen, dass die Eigenheit der essentialistischen feministischen Strömungen ist, dass sie denken, es gebe einen Wesensunterschied zwischen Männern und Frauen, der die geschlechtliche Differenzierung erklärt und bestätigt. Was dazu führt, dass sich die Kritik häufig auf die Ungleichheit von Männern und Frauen beschränkt, ohne die Organisation der Gesellschaft in zwei Geschlechterrollen in Frage zu stellen, d.h. diese Kategorien nicht als Frucht gesellschaftlicher Verhältnisse zu betrachten und ihre Funktion nicht zu erkennen.
Kurz, der Essentialismus ist zusammen mit dem Pro-Feminismus das schlimmste Produkt des Sexismus.

 

FEMINISMEN


Der Feminismus, als kollektive Bewegung der Frauenkämpfe, kommt als solcher erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Er basiert auf der Erkenntnis der Frauen ihrer spezifischen und systematischen Unterdrückung (die nicht durch die Natur bedingt ist). Diese Forderung entsteht aus der Diskrepanz zwischen der Behauptung universeller Gleichheit und der Realität (Erklärung der Menschenrechte, bürgerliche Demokratie). Er ist zu unterscheiden von Massenbewegungen der Frauen, die nicht direkt die Forderung nach solchen Rechten hervorheben. Der Begriff wird von sozialistischen Frauen der zweiten und dritten Internationalen (wegen seiner bürgerlichen Konnotation) abgelehnt, obwohl diese als Vorreiter desselben betrachtet werden.
Im Gegensatz zur gängigen Meinung ist es schwierig, den Begriff im Singular zu gebrauchen, denn die Positionen und Ziele der Feministinnen sind zu verschieden.

 

FORMELLE/REELLE HERRSCHAFT


Die zwei historischen Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion. In der ersten Phase, „formelle Herrschaft des Kapitals über die Arbeit“ genannt, dominiert das Kapital, doch der konkrete Modus der Arbeit wird nicht modifiziert und bleibt global jener der vorhergehenden Produktionsweise.
In der Phase der reellen Herrschaft werden diese konkrete Arbeit, sowie das ganze Leben, komplett transformiert und der kapitalistischen Produktionsweise angepasst. Die Herrschaft ist effektiv und reell.
Die genaue Datierung dieser beiden Perioden ist unmöglich (das Übergehen der einen zur anderen ist progressiv und in jedem Land verschieden) und wird kontrovers diskutiert. Man kann dennoch für die westlichen Länder sagen, dass die Herrschaft am Anfang des 19. Jahrhunderts formell und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts reell ist.
Zu diesem Thema siehe Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, 1863-1865, http://www.marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/1863/resultate/index.htm.

 

FRAU


Ein Individuum, das in erster Linie durch seinen Platz in der Reproduktion der Bevölkerung definiert ist (und somit in der privaten Sphäre) und stets in diesen Zustand zurück verwiesen wird (wenn nötig mit Gewalt). In allen Gesellschaften führt ihre mutmassliche reproduktive Fähigkeit dazu, dass ihr Körper kontrolliert und sie von den Männern angeeignet/beherrscht wird. In der kapitalistischen Produktionsweise gerät diese reproduktive Funktion in Widerspruch zu ihrer Rolle als Proletarierin (oder sogar als Bürgerliche). Die Frauen sind nichts natürliches.

 

GENDER


Der Begriff kommt in Grossbritannien in den 1970er Jahren in den feministischen Milieus auf, um das gesellschaftliche (gesellschaftlich konstruierte) Geschlecht zu bezeichnen.
Er basiert auf anatomischen Eigenschaften, ohne diese jedoch exakt abzudecken. Abhängig von anatomischen Variablen (welche insbesondere eventuelle Zeugungsfähigkeiten gewisser Individuen bestimmen) erlaubt er die Kreation/Unterscheidung der Gruppe der Männer und jener der Frauen, die als „natürlich“ wahrgenommen werden (und wenn nötig chirurgisch durchgesetzt werden bei mindestens 2% der Geburten). „Die Geschlechterrolle konstruiert das Geschlecht.“ (Christine Delphy)
Ausgehend von dieser vermeintlichen Dichotomie konstruieren die menschlichen Gesellschaften zwei gesellschaftliche Gruppen und weisen ihnen verschiedene Funktionen und Rollen zu (die meistens hierarchiesiert sind), die die Gesamtheit der Gesellschaft abdecken (geschlechtliche Differenzierung): Hierarchie, Arbeitsteilung, gesellschaftliche Organisation der Zeugung/Mutterschaft (notwendige Kontrolle der Reproduktion und somit der Frauen), Heterosexualität und Familie als Norm usw. Die tägliche Konstruktion und der Fortbestand dieser Gruppen (dieses Unterschieds/dieser Ungleichheit) erfordert die Einrichtung und das Funktionieren etlicher Dispositive (insbesondere kulturelle, Bildung, Kleidung, Verhalten usw.), welche die Gesellschaft, in welcher wir leben, ausmachen/sind. Diese Bestimmungen variieren je nach Epoche und Gesellschaft, was aufzeigt, dass es sich um eine gesellschaftliche Konstruktion handelt (die nichts natürliches an sich hat).
Siehe insbesondere Paola Tabet, Colette Guillaumin, Christine Delphy und Françoise Héritier.

 

GESCHLECHTLICHE DIFFERENZIERUNG


Das ist die Teilung der Aufgaben/Zuweisungen/Machtbefugnisse abhängig vom Geschlecht (die erste Arbeitsteilung). Die geschlechtliche Differenzierung existiert in allen bekannten Gesellschaften (in gewissen Urgesellschaften implizierte sie nicht unbedingt eine klare Hierarchiesierung zwischen den Gruppen). Mit dem Aufkommen der Klassengesellschaften hat sich die Herrschaft über die Frauen bestätigt, verschärft und vor allem institutionalisiert, um dem Patriarchat Gestalt zu geben.

 

KAPITALISMUS


Die kapitalistische Produktionsweise entsteht aus der Auflösung der europäischen feudalen Ordnung. Ihre prinzipielle Eigenschaft ist das Monopol der Bourgeoisie auf die Produktionsmittel und die Mittel zum Lebensunterhalt (Trennung zwischen Produzenten und Produktionsmittel). Der mittellose Proletarier ist zur Lohnarbeit und zur Produktion von Mehrwert gezwungen.
Der Kapitalismus passt sich an, entwickelt sich, verändert sich andauernd (was ihn charakterisiert): „Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren.“ (Marx und Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, 1848). Er kann funktionieren, indem er sich auf ein diktatorisches oder demokratisches Regime stützt, auf liberale Art und Weise oder staatlich geplant, ohne Bosse (UdSSR), ohne Hierarchie (Selbstverwaltung) usw. Um seine Expansion und seine Herrschaft über die Jahrhunderte hinweg zu garantieren, hat er sich diverser gesellschaftlichen, politischen, moralischen, wirtschaftlichen und Wertsystemen entledigt, welche für ihn zum Hindernis geworden sind. Da kein wirtschaftliches oder gesellschaftliches System unsterblich ist, wird der Kapitalismus auf irgendeine Weise ein Ende haben.

 

KLASSE


Die Klassenzugehörigkeit (einer Gruppe oder eines Individuums) ist definiert in Bezug auf den Platz, welche man in einer gegebenen Produktionsweise einnimmt – für die kapitalistische Produktionsweise: kapitalistische Klasse/Proletariat (das ist die klassische marxistische Definition, die wir so benutzen).
Ab den 1970er Jahren wird dieser Begriff benutzt, um die Gruppe der Frauen zu bezeichnen. Sie haben diesen Begriff nicht zufällig gewählt, sondern weil sie im allgemeinen einen marxistischen Hintergrund haben. Von einer „Frauenklasse“ zu sprechen bedeutet, dass alle Frauen einen identischen Platz in einer Produktionsweise einnehmen: Die Haushalts- oder patriarchale Produktionsweise wie sie von Christine Delphy theoretisiert wurde. Ihr Platz ist selbstverständlich jener der Ausgebeuteten, im Gegensatz zur „Männerklasse“, welche jene der Ausbeuter ist.
Heute benutzen Feministinnen und andere diesen Begriff ohne Bezug zu dieser Theorie, um die Gruppe der Frauen oder jede andere unterdrückte, beherrschte oder Minderheitsgruppe zu bezeichnen.

 

KLASSENKAMPF


Im Klassenkampf stehen sich Klassen mit widersprüchlichen Interessen gegenüber: In der kapitalistischen Produktionsweise die kapitalistische Klasse, welche die Produktionsmittel besitzt, und das Proletariat, welches von ihr ausgebeutet und beherrscht wird. Dieser Kampf ist alltäglich, häufig kaum sichtbar (Ausbeutung, Widerstand gegen die Arbeit, Sabotage, Fernbleiben von der Arbeit usw.) oder manchmal sehr greifbar (Restrukturierungen, Streiks, Aufruhr usw.). Von hoher oder tiefer Intensität je nach Periode wird er erst mit der Aufhebung der Klassen aufhören.

 

KOMMUNISIERUNG


In den 1970er Jahren haben aus der ultralinken Tradition kommende Gruppen den Begriff Kommunisierung zur Beschreibung des revolutionären Prozesses geprägt. Zuvor wurde die Revolution gemäss dem klassischen Schema definiert (das, obwohl in verschiedenen Varianten, für die alten Sozialdemokraten, die Leninisten und etliche Anarchisten Gültigkeit hatte): Aufstieg der Klasse, Machtergreifung, Übergangsphase/Diktatur des Proletariats, Aufbau der Bedingungen des Kommunismus und dann schliesslich der Kommunismus. Aufgrund der Entwicklung des Klassenkampfes haben diese Gruppen dieses Schema für inadäquat, um nicht zu sagen für komplett hinfällig befunden. Es geht nicht darum die Revolution für den Kommunismus, sondern durch den Kommunismus zu machen, daher der Begriff der Kommunisierung. Sollte es eine Revolution geben, müsste sie gleichzeitig eine Phase der Zerstörung der alten Welt und eine Phase des Aufbaus des Kommunismus sein: Beseitigung des Staates, des Eigentums, des Werts, des Geldes, des Tausches, der Lohnarbeit und der Klassen durch die Tätigkeit des Proletariats, und somit Selbstnegation desselben usw. (das hat selbstverständlich nicht viel mit dem Aufbau von Alternativen, „kleine Inseln“ des Kommunismus mit eingeschlossen, in der gegenwärtigen Gesellschaft zu tun).
Wir denken, dass der Prozess der Kommunisierung unvermeidlich die Genderfrage einbeziehen wird und sie wird lösen müssen oder andernfalls in der Konterrevolution versinkt: Die einzige vernünftige Antwort, die er darauf geben wird, ist zweifellos die Aufhebung dieser widerlichen Kategorien (Selbstnegation der Frauen und der Männer).

 

KOMMUNISMUS


Der Kommunismus hat selbstverständlich nichts zu tun mit den ungerechtfertigterweise „kommunistisch“ genannten Diktaturen des 20. Jahrhunderts, welche in Tat und Wahrheit autoritäre Formen von Staatskapitalismus waren. Negativ kann man sagen, dass der Kommunismus das Ende (die Aufhebung, Überwindung) von allen Formen menschlicher Entfremdung, Vermittlung, Herrschaft, die Aufhebung des Staates, der Klassen (und somit des Proletariats), der Geschlechterrollen, der Lohnarbeit, des Geldes, des Werts, des Eigentums, des Rechts, der Moral usw. sein wird, was nicht ohne eine totale und internationale Revolution erreicht werden kann.

 

MANN


Gesellschaftlich konstruierte Kategorie. Im Gegensatz zur Frau ist der Mann in erster Linie durch seinen Platz in der öffentlichen Sphäre definiert. Die Gruppe der Männer eignet sich die Gruppe der Frauen an und beherrscht sie. So wird die Kontrolle der Körper der Frauen und der Reproduktion organisiert.

 

MÄNNERHERRSCHAFT


Dieser Begriff wird allgemein als weniger konzeptuell oder theoretisch betrachtet als „Patriarchat“ (obwohl häufig als Synonym gebraucht); denn er beschränkt sich auf eine simple Feststellung (die allerdings nicht neutral ist). Wir bevorzugen den Gebrauch dieses Begriffs anstelle jenes des Patriarchats, um eine Gesellschaft zu beschreiben, in welcher die Männer mehrheitlich und global die Macht inne haben, die jedoch nicht mehr zu diesem Zweck strukturiert ist.
Ein Herrschaftsverhältnis kann total, totalisierend sein, sich aber auch entwickeln, erodieren, umgestürzt oder aufgehoben werden. Es ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das es erlaubt, Ziele zu erreichen (die Herrschaft über die Frauen erlaubt die Kontrolle der Reproduktion; die Herrschaft über die Proletarier erlaubt ihre Ausbeutung).

 

NATUR


Das existiert nicht.

 

NOTWENDIGE ARBEIT/MEHRARBEIT


Die notwendige Arbeit ist jene Arbeit, welche die Proletarier ausführen, um die Reproduktion ihrer Arbeitskraft zu garantieren (Nahrung, Wohnung, Kleidung usw., sie entspricht dem Lohn). Die Mehrarbeit ist die zusätzlich zur notwendigen Arbeit ausgeführte Arbeit (sie wird umsonst für die Bosse ausgeführt und verwandelt sich in Mehrwert).

 

ÖFFENTLICHE/PRIVATE, PRODUKTIVE/REPRODUKTIVE SPHÄRE


Begriffe, die die begrenzten Bereiche bezeichnen, in welchen sich die jeweiligen Tätigkeiten, Zuweisungen und Einflüsse manifestieren und in welchen sie ausgeübt werden. Die private Sphäre besteht global aus dem Haushalt/dem Paar/der Familie, die reproduktiven Tätigkeiten stehen in ihr im Zentrum. Die Frauen sind in erster Linie durch ihre Funktion in dieser Sphäre definiert (der Reproduktion zugewiesen). Die öffentliche Sphäre umfasst alles, was ausserhalb des Haushalts ist, sie ist der Ort der Produktion, des Politischen, Kulturellen, Militärischen usw. Diese Sphäre, die lange als Ort der Tätigkeit der Männer definiert war, tendiert seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu, sich progressiv zu durchmischen (im Gegensatz zur privaten Sphäre).
Es ist die kapitalistische Produktionsweise, welche diese nie dagewesene Teilung zwischen Ort der Produktion und Ort der Reproduktion produziert.

 

PATRIARCHAT


Im engeren Sinne handelt es sich um die Macht des Familienoberhaupts. Das Patriarchat wird allgemein als eine Art der gesellschaftlichen Organisation definiert, in welcher die familiäre und politische Autorität von den Männern ausgeübt wird. Es organisiert durch Gesetze, Institutionen und Bräuche die geschlechtliche Trennung der Arbeit und den Ausschluss der Frauen von Tätigkeiten, durch welche man Macht bekommt (Monopol der Politik, des Gebrauchs von Waffen und den effizientesten Werkzeugen).
Dieser Begriff wird von den Feministinnen (seit den 1970er Jahren) meistens als Synonym für „Männerherrschaft“ gebraucht, als ob diese seit Tausenden von Jahren gleich geblieben wäre (mit Christine Delphy als erwähnenswerte Ausnahme, die den Begriff nur gebraucht, um die Männerherrschaft in den zeitgenössischen industriellen Gesellschaften zu bezeichnen).
Wir denken, dass dieser Begriff nicht mehr adäquat ist, um heutzutage unsere (westliche) Gesellschaft zu bezeichnen, die, obwohl die Männer mehrheitlich die Macht innehaben, nicht mehr in diesem Sinne (juristisch, politisch) organisiert ist.

 

PRO-FEMINIST


Pro-feministische Definition: Ein Mann, welcher sich seiner Rolle als Unterdrücker in der Gesellschaft und gegenüber den Frauen bewusst geworden ist und sich die feministische Sache zu eigen macht. Er muss faktisch stets auf seine Dekonstruktion achten und weigert sich, eine Frau in irgendeiner Weise zu kritisieren.
Feministische Definition: Krebsartiger Auswuchs des Feminismus, ein Mann, der den Sexismus besser verstanden hat als die Frauen und der vor allem verstanden hat, dass er sich besser (in der Gesellschaft) etwas klein macht, um Feministinnen zu erobern.
Entomologische Notiz: Der Pro-Feminist kann bis zu einer Verehrung/Verherrlichung des Weiblichen gehen, die im Essentialismus endet (oder zumindest in der Dummheit).

 

PROLETARIAT


Das Proletariat ist die Klasse jener, welche, da sie keine andere Mittel zum Überleben haben, zur Lohnarbeit (zum Verkauf ihrer Arbeitskraft an die Klasse jener, welche die Produktionsmittel besitzen) gezwungen sind; daher die Ausbeutung und die widersprüchlichen Interessen dieser beiden Klassen. Es beinhaltet sowohl die Arbeiter, wie auch die Angestellten und die Arbeitslosen und war, da in permanenter Expansion, noch nie so massiv wie heute. Es war nie einheitlich und ist heute gespaltener denn je. Der einzige Moment, wo es sich selbst erkennen und sich als Klasse vereinen können wird, wird die Revolution sein, während welcher es sich als solches aufheben wird.

 

QUEER


Ursprünglich eine Beleidigung („komisch, dubios“), die die Homosexuellen in den USA bezeichnet und später beansprucht wird, um anormale (nicht-heterosexuelle) Verhaltensweisen zu bezeichnen. Die Anfang der 1990er Jahre aufgekommene Queer-Theorie kritisiert die feministischen und homosexuellen Bewegungen, die zu stark auf Fragen kollektiv konstituierter Identitäten fixiert sei, welche sie für überholt, normiert, gar essentialistisch hält. Es geht also darum, die Geschlechterrolle und die geschlechtlichen Identitäten zu überwinden (zu stören). Queer geht einher mit einem Versuch, beide Geschlechterrollen zu überwinden, doch dieses Konzept scheint eine Vervielfachung der Geschlechterrollen durch die Verweigerung der herrschenden Normen zu beanspruchen, was nicht die Zerstörung des Rahmens der Unterdrückung bedeutet, sondern nur dessen Vergrösserung: Auferlegte Normen zu verweigern, um andere zu wählen, wie viele es auch immer sein mögen, bedeutet an die Möglichkeit der Selbstverwaltung seiner eigenen Unterdrückung zu glauben oder die Kreation von sehr ästhetischen alternativen Nischen im System zu wollen.

 

RELATIVER MEHRWERT/ABSOLUTER MEHRWERT


Der Mehrwert ist die Differenz zwischen dem vom Arbeiter der ursprünglichen Ware (durch seine Arbeit) zugefügten Wert und dem Wert seiner notwendigen Arbeitskraft (Äquivalent seines Lohnes). Er repräsentiert den Wert der Mehrarbeit (des unbezahlten Anteils der Arbeit). Der Mehrwert wird im wesentlichen reinvestiert in den Prozess der Produktion/Verwertung (es ist die Akkumulation von Kapital). Er ist auch das Einkommen der Bosse, individuell sowie kollektiv (Staat, Polizei usw.).
Die Bosse, welche stets den Mehrwert vergrössern müssen, haben zwei Arten, dies zu tun. Die absolute Art: Indem sie die Arbeitszeit verlängern, wie zum Beispiel im 19. Jahrhundert (die zur Reproduktion notwendige Arbeitszeit bleibt gleich, es ist also die Mehrarbeitszeit*, und somit der Mehrwert, die grösser werden). Die relative Art: Indem sie den Wert des zur Reproduktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensunterhalts durch die Produktivitätssteigerung verringern (zum Beispiel neue Maschinen, Erhöhung der Tagesleistung usw.).

 

REPRODUKTION


Sie hat nichts natürliches an sich, obwohl sie so wahrgenommen wird. Die Reproduktion ist ein gesellschaftlich organisiertes Phänomen (um sich davon zu überzeugen, reicht es, die sehr variablen Fruchtbarkeitsraten und die verschiedenen dazugehörigen Organisationsweisen historisch und geographisch miteinander zu vergleichen). Die Phänomene, welche mit ihr assoziiert werden (und sie erlauben) und gesellschaftlich in jedem Moment organisiert und aktualisiert werden, werden ebenfalls als natürlich betrachtet: Männer und Frauen, sexuelle Verhältnisse (normalerweise die Heterosexualität, eindringende Sexualität (vaginaler Koitus), welche mit der männlichen Ejakulation abgeschlossen wird), die Schwangerschaft, die Mutterschaft...Andere, welche nicht als natürlich betrachtet werden können, werden unter dem Aspekt der staatlichen/medizinischen Begleitung eines natürlichen Phänomens betrachtet (Verhütung, Abtreibung, Familienpolitik usw.). Zu diesem Thema siehe insbesondere die Arbeiten von Paola Tabet.

 

REPRODUKTION DER ARBEITSKRAFT


Tägliche Reproduktion der Arbeitskraft: Die Tatsache, dass der Proletarier fähig ist, zu überleben und am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu kommen. Sie bedingt die Befriedigung gewisser Bedürfnisse (die je nach Epoche und Land variieren), insbesondere Ernährung, Kleidung usw. Die Aufgaben, die mit ihr verbunden sind, werden im allgemeinen von den Frauen ausgeführt (Hausarbeit) oder manchmal sozialisiert (Kantinen, Schnellimbisse usw.).
Generationsbezogene Reproduktion: Die Tatsache, dass die Proletarier Kinder „machen“ und sie grossziehen, d.h. neue Proletarier, die fünfzehn oder zwanzig Jahre später ausgebeutet werden können. Die Aufgaben, die mit ihr verbunden sind werde im allgemeinen ebenfalls von den Frauen ausgeführt (Hausarbeit) oder manchmal sozialisiert (Kinderkrippen, Schulen usw.).

 

SEXISMUS


Ähnlich dem Rassismus eine diskriminierende Haltung gegenüber einem Geschlecht (in der üblichen Bedeutung und in Wirklichkeit gegenüber den Frauen). Dieser Begriff verweist auf eine individuelle Haltung, eine geistige Verfassung (die es zu korrigieren gälte) oder allenfalls auf eine Ideologie. Dennoch umgeht der Begriff jegliche Strukturierung der Gesellschaft, die jedoch seine Existenz erklärt, deswegen brauchen wir ihn nur selten (der Sexismus ist für uns ein Rädchen und die Konsequenz der Männerherrschaft).
Gewisse Männer werden sich der Existenz des Sexismus bewusst, wenn Feministinnen ihnen männerfeindliche Witze erzählen, die sie im allgemeinen überhaupt nicht lustig finden.

 

ULTRALINKE


Dieser Begriff bezeichnet historisch die „Linkskommunisten“, welche Lenin in seiner Broschüre Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus (1920) kritisiert: Die deutsch-holländische (Pannekoek, Gorter, Rühle usw.) und die italienische Linke (Bordiga). Man kann global sagen, dass die Gruppen und Theoretiker dieser marxistischen Strömung den Staat, den Parlamentarismus, die Organisationen (Parteien und Gewerkschaften), die Demokratie, die Diktatur des Proletariats, den Antifaschismus, den Frontismus, die Arbeiterverwaltung usw. in diversen Varianten abgelehnt und kritisiert haben. Im Frankreich der Nachkriegszeit können Gruppen wie Socialisme ou Barbarie, Informations et Correspondances Ouvrières (ICO), sowie die situationistische Internationale zu dieser Strömung gezählt werden. In den 1970er Jahren brechen verschiedene kleine Gruppen und Zeitschriften (Le Mouvement communiste, Négation, La Guerre sociale, La Banquise usw.) mit der ultralinken „Ideologie“ (insbesondere mit dem Rätekommunismus); dies geht einher mit der Entwicklung der Thesen zur Kommunisierung.
Seit einigen Jahren wird dieser Begriff in Blaue hinein von den Journalisten und den Bullen gebraucht, um Gruppen zu bezeichnen, die ausserhalb ihres Verständnisbereiches agieren.

 

UNMITTELBAR GESELLSCHAFTLICHE INDIVIDUEN


Individuen, welche durch die Revolution und neue (kommunistische) materielle Existenzbedingungen transformiert werden. Sie werden faktisch neue Verhältnisse pflegen, befreit von allen Vermittlungen, durch welche wir konstruiert und definiert sind in der kapitalistischen Produktionsweise und durch sie: Klassen, Geschlechterrollen, Ethnien, Herkunft, gesellschaftliche Rollen, Arbeitsstellen, kulturelle Niveaus usw. Sie werden also das Gegenteil der getrennten/atomisierten Individuen sein, die wir heute sind, jenseits von sympathischen Erfahrungen in einem Squat, in einer ländlichen Gemeinschaft oder einer Besetzung.

 

Übersetzt aus dem Französischen von Kommunisierung.net

 

Homepage von Incendo

 

Originalversion Vorwort

 

Originalversion Text

 

Originalversion Begriffserklärungen

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hoffentlich glaubt euch niemand die hetze, die ihr im absatz über "die anarchisten" schreibt. das ist so ein mist, daß mich der rest eures textes nicht mehr interessiert. anhand von zwei beispielen meint ihr, beweisen zu können, was "die anarchisten" zum thema geschlecht denken.  ihr wisst ganz genau, daß seit vielen jahrzehnten niemand in der anarchistischen bewegung sympathie für den neo-malthusianismus hegt und auch niemand  von uns proudhons positionen zum thema frauen teilt. wenn ihr so gegen uns hetzt, geh ich davon aus, daß ihr im klassenkampf auf der anderen seite, auf der des bürgertums steht.

davon abgesehen bin ich eine frau und finde das gut. männer interessieren mich nicht. denkt ihr, es gibt keine lesben? oder sind lesben keine frauen? euer text ist ein haufen scheiße. von geschlecht habt ihr keine ahnung; ihr behauptet, das wäre nur eine rolle. geschlecht und geschlechtsrolle sind etwas verschiedenes.

außerdem seid ihr marxistisch und deshalb in jedem fall scheiße. marx war ein entschiedener gegner der menschlichen freiheitsbestrebungen. der marxistische irrglaube hat der menschlichen entwicklung unermesslichen schaden zugefügt und tut dies weiterhin.

...die staatkommunisten. mal davon ab was ihr so gegen oder für oder über den anarchismus die anarchie oder die anarchisten schreibt. in einem text wie diesem begriffe wie geschlecht und geschlechterrollen zu vertauschen bzw. gleichzusetzen. ist schon dolle schwach.

zum thema was den die anarchisten so glauben: meint ihr weil einige theoretiker sexisten oder auch antisemiten (ja auch das gab es, so sagt man über bakunin) waren sind wir glaubenstreu und beten herunter was in den büchern steht. da unterscheiden sich dann der kommunismus und der anarchismus - wir brauchen keine marxsche bibel, wir leben unsere anarchie. genau das ist es auch was die menschen verändert - man muss es ihnen vorleben nicht predigen.

in diesem sinne (A)

Wieso seid ihr gleich beleidigt wegen ein paar kritischen Bemerkungen zur Geschichte des Anarchismus? Ihr verteidigt eine ideologische Position, ohne die Fähigkeit, sich kritisch mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Eure Anmerkungen zeigen zudem dass ihr den Text nicht sehr aufmerksam gelesen und/oder nicht verstanden habt. Z.B.:

 

anarchistin schreibt:

"davon abgesehen bin ich eine frau und finde das gut. männer interessieren mich nicht. denkt ihr, es gibt keine lesben? oder sind lesben keine frauen? euer text ist ein haufen scheiße. von geschlecht habt ihr keine ahnung; ihr behauptet, das wäre nur eine rolle. geschlecht und geschlechtsrolle sind etwas verschiedenes."

 

Aufgrund welcher Passage glaubst du, die Autoren des Textes denken, es gebe keine Lesben? Dass die Lesben keine Frauen seien, ist eine Behauptung der lesbischen Feministin Monique Wittig, die in Fussnote 43 zitiert wird. Zudem zeigt der Text ziemlich klar, dass eben das Geschlecht nicht nur eine Rolle ist, die man ablegen kann. Das ist in der Passage wo die Queer kritisiert werden ziemlich klar.

 

"außerdem seid ihr marxistisch und deshalb in jedem fall scheiße. marx war ein entschiedener gegner der menschlichen freiheitsbestrebungen. der marxistische irrglaube hat der menschlichen entwicklung unermesslichen schaden zugefügt und tut dies weiterhin."

 

Und du bist verdammt dogmatisch, das tönt wie ein Zitat von einem Priester. Marx war sicher kein "entschiedener gegner der menschlichen freiheitsbestrebungen", doch Argumente scheinen bei dir nicht viel zu nützen. An einer Diskussion in Frankreich würdest du (und viele andere im deutschsprachigen Raum) jedenfalls ziemlich alt aussehen...

 

(A) schreibt:

"...die staatkommunisten. mal davon ab was ihr so gegen oder für oder über den anarchismus die anarchie oder die anarchisten schreibt. in einem text wie diesem begriffe wie geschlecht und geschlechterrollen zu vertauschen bzw. gleichzusetzen. ist schon dolle schwach."

 

Staatskommunisten?

Begriffserklärung Kommunismus: "Der Kommunismus hat selbstverständlich nichts zu tun mit den ungerechtfertigterweise „kommunistisch“ genannten Diktaturen des 20. Jahrhunderts, welche in Tat und Wahrheit autoritäre Formen von Staatskapitalismus waren. Negativ kann man sagen, dass der Kommunismus das Ende (die Aufhebung, Überwindung) von allen Formen menschlicher Entfremdung, Vermittlung, Herrschaft, die Aufhebung des Staates, der Klassen (und somit des Proletariats), der Geschlechterrollen, der Lohnarbeit, des Geldes, des Werts, des Eigentums, des Rechts, der Moral usw. sein wird, was nicht ohne eine totale und internationale Revolution erreicht werden kann."

 

Und wo bitte wird Geschlecht und Geschlechterrolle vertauscht bzw. gleichgesetzt?

 

Alles in allem ist eure Kritik substanzlos und dogmatisch. Ihr habt nicht mal den Text richtig gelesen. Zudem glaubt (A), dass man im Kapitalismus die "Anarchie leben kann", was alternativistischer Blödsinn ist. Dir würde etwas Marx-Lektüre vielleicht doch gut tun...

Hallo Jungs und Mädels,

 

der obengenannte Artikel mag den einen oder anderen (Denk)fehler beinhalten.

 

Aber Eure (bisherigen) Kommentare erübigen jegliche Diskussion bzw, Debatte und sind an Dummheit kaum mehr zu überbieten.

 

Da wir am Vorabend der größten Katastrophe in der bisherigen "Menschheitsgeschichte" stehen, einem erneuten, diesmal 3.Weltkrieg, werden Euch die kommenden Bomben und Raketen Euere "Flausen" austreiben.

 

Für Vernunft bzw. Verstand seid Ihr jedenfalls nicht ansprechbar.

 

LGFlash

PS: Ich meinte die beiden ersten Kommentare.

       Der 3. hingegen hat zumindest etwas Substanz, über die es sich nachzudenken lohnt,

 

       LGFlash

wenn uns der marxistische feind als dumm bezeichnet, ehrt uns daß. ihr bringt keine ernsthafte kritik an uns, sondern ihr führt 2 beispiele an und meint damit zu beweisen, "die anarchisten" wären generell so. definitiv war marx ein widerliches arschloch. es ist vollkommen idiotisch, darüber zu diskutieren. ihr marxisten seht stets das kollektiv, dem sich alle unterzuordnen haben. heraus kommt dann entweder SPD, lenin, stalin, oder eine mischung. da wir fundamental andere werte und ziele haben, warum sollen wir mit euch reden? wenn ihr die notwendigkeit seht und die macht dazu habt, verfolgt ihr uns mit allen mitteln. wegen euerm scheiß gott marx mit seiner scheiß bibel die niemand versteht, meint ihr was besseres zu sein als wir und die anderen proleten. sachlichkeit ist mir was euch angeht scheißegal, da ihr von anarchistischen vorstellungen genauso weit entfernt seid wie die CDU.

unsere bewegung muß auch in deutschland endlich klarhaben daß ihr keine verbündeten seid. in anderen teilen der welt ist das glücklicherweise verstanden worden.

da mach ich eher was mit liberalen, wenn sie den liberalismus ernst meinen. die sind wenigstens nicht so religiös wie ihr.

habt ihr kropotkin, goldmann, berkman, rocker usw. jemals gelesen? was ist marx denn dagegen? unbedeutend!

marx mag die falschen schlüsse gezogen haben, aber seine analyse des kapitalistischen systems stimmt immer noch. ohne diese analyse wäre die vor hundert jahren groß gewesene anarchistische bewegung ideologisch unbewaffnet gewesen. wenn du marx komplett verwirfst und nicht begründet kritisierst, dann fällst du exakt der bürgerlichen ideologie rein.

rudolf rocker war nie in der lage, was anderes auf papier zu setzen als moralistische ideologie, die praktisch-politisch nichts bringt. emma goldman hatte wichtige ergänzungen und kritiken gebracht, sowie pjotr kropotkin oder malatesta. der anarchismus war aber immer dann stark, wenn er den klassenkampf auf die fahne geschrieben hatte. und nicht dann, wenn einige verwöhnte kleinbürger_innen "für die anarchie" demonstrieren gingen. und die identifizierung des marxismus (als analytische methode) mit dem marxismus (als politische ideologie bzw. staatsdoktrin) zeugt von deinem unwissen.

lies mal:

www.libcom.org

www.prole.info

www.wildcat-www.de

www.kosmoprolet.org

 

und gib bei google die namen anton pannekoek, cajo brendel, henk canne meijer, paul mattick ein. das sind alles konsequente, antiautoritäre marxisten (unter vielen!) gewesen, die schulter an schulter mit anarchist_innen gekämpft haben. oder die begriffe "rätekommunismus" (libertär-marxistische strömung, vor allem in der zeit zwischen dem ersten und zweiten weltkrieg) sowie "operaismus" (auch als "autonomist marxism" bekannt, eine marxistische richtung mit wurzeln in den 60er/70er jahren, die die autonomie der ausgebeuteten gegenüber institutionen, staaten, gewerkschaften, parteien betont und fördert, im italien der 70er jahre gab es eine breite bewegung mit ihrem einfluss namens "autonomia operaia", also "arbeiter_innenautonomie", da kommt der ganze begriff der "autonomen" her, auch wenn sie heute ein verbürgerlichter spaßhaufen sind). meld dich erst wieder, wenn du darüber ein bisschen nachgedacht hast.

Toll, eine Franzosenzeitung in der uns Franzosen, vermutlich auch noch relativ junge, den bösen "staatskapitalistischen" Ostblock, den sie sie nur aus dem Fernsehen und aus den Geschichten ihrer auserwählten Lieblingsideologen und deren Interprationen vom Hören Sagen kennen,  erklären, darauf hat die Welt gewartet. Hat was von den "emanzipatorischen Linken" aus dem Westen, die den "neuen Bundesbürgern" dauerhaft die DDR erklären wollen.

Damit hat sich der Rest des Gesabbels von selbst disqualifiziert. Wer diesen antikommunistischen Blödsinn reproduziert, wird nie auch nur ansatzweise etwas in der Größenordnung wie den damaligen Ostblock erreichen, von Größer und eventuell dann auch noch besser, reden wir da erst gar nicht.

ich bin kommunistin und du bist es nicht. kommunismus ist eigentumslos, nix mit kaufen und verkaufen wie in der "DDR". kommunismus  besteht aus freien gemeinden (kommunen), dezentral und autonom, nix mit staat und partei. ein regime wo ich eine "einstufung" durch funktionäre brauch um ein konzert zu machen, wo leute massenhaft in den knast kommen, weil sie punks sind,  so ein regime ist ganz grundsätzlich fürn arsch.

am end hast du oder deine eltern, freunde, wer auch immer, es in der zone gutgehabt, weil ihr euch angepasst und untergeordnet habt und individuelle freiheit euch egal war. so waren die ganzen CDU-ärsche damals an meiner schule im westen auch.

wenn du das zonenregime magst, na gut... aber nenn es nicht kommunismus. mein vater ist vor euerm regime einst geflohen, und er hat gut daran getan.

in der zone wäre sowas wie linksunten niemals zugelassen worden. hättest ja mal probieren können, einen kritischen kommentar im ND oder in der jungen welt zu veröffentlichen... okay, von dir wär eh nur ein "verbesserungsvorschlag" gekommen.

Ja, du bist so kommunistisch, dass du keinen blassen von der kommunistischen Philosophie hast. Dass der Kommunismus eine Übergangsphase braucht, von der kapitalistischen Gesellschaft über die Machtergreifung der Arbeiterklasse in Form der Diktatur des Proletariats, die alles andere als "dezenztral und autonom" verläuft, zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, in der der Übergang zum Kommunismus vorbereitet wird, wird bei dir glatt übersprungen bzw. ausgeblendet. Ach, als so richtig aufgeklärter Kommi aus Westdeutschland verliert das Manifest der Kommunistischen Partei und die wissenschaftlichen Ausführungen der kommunistischen Denker glatt die Bedeutung für die Weltanschauung. Du führst quasi von heut auf morgen den Kommunismus ein, und das dann vermutlich auch gleich weltweit. Logo. Und wer glaubt, dass im Kommunismus die Wurst am Baum wächst und dir der Broiler in den Schlund fliegt, der ist ein Utopist.

 

Wo sind sie denn alle, die massenhaft eingesperrten Punks? Das Ganze handelt sich im Maximalfall um Republikweit 100 betroffene Leute, in der DDR lebten 17 Millionen Menschen. Wie soll das also symptomatisch für eine ganze Gesellschaft sein? Um in's Visier von tatsächlich strafrechtlichen Ermittlungen zu kommen und am Ende wirklich in den Bau bedurfte es schon konkreter Aktionen. Ein blöder Spruch hat dazu nicht gereicht. Wer erzählt, dass man wegen grünen Haaren in den Knast kam, erzählt Scheiße!  Aber sowas gab's dafür im Westen! Lass dir mal von ein paar Hamburger Asseln erzählen wie es so war in den 70er und 80er Jahren im freien Westen! Ich sag' nur "Fahrstuhl oder Treppe? Jetzt gibt's auf die Fresse!". Tote wie Klaus Jürgen Rattay oder Prügelorgien von Polizei wie in den Jahren der Westberliner Besetzerszene, die ja bis heute anhalten, gab's in der DDR auch nicht. Auch einen Phillip Müller, wie den aus Essen, musste in der DDR niemand beklagen.

 

Mensch, und man wollte nicht, dass manche Bands auftreten? Warum nur? Ich könnte jetzt ein paar "Ostpunkbands" aufzählen, was ich nicht tue um solchen Schrott nicht auch noch zu bewerben, in deren Texten "die Roten" also Kommunisten mit Faschisten gleichgesetzt werden oder andere beschissenen Nazirelativierungen fallen, wo alles was kommunistisch ist beschimpft und verunglimpft wurde, warum sollte man solche Scheiße dulden? Es herrschte bei vielen Ostpunks ein extremer Antikommunismus westdeutscher Prägung, das sollte niemand aus den Augen verlieren wenn solche Dinge thematisiert werden. Das betraf nur gewisse Bands und die wurden dann aus dem Rennen genommen. Schließlich konnten z.B. in Weißensee auf der Freilichtbühne Punkbands ganz selbstverständlich auftreten wie auch in FDJ geleiteten Jugendclubs, wer das negiert spinnt rum und hat keine Ahnung. Es haben sogar Ost-Punkbands auf dem AMIGA-Label Schallplatten herausgebracht oder es wurden auf Quartett-Single Zeug wie die Ärzte oder Toten Hosen also auch Westpunkbands (mal im weitesten Sinne Punk) herausgebracht. Heute wollen doch Linke auch Bands wie Frei:Wild verhindern oder solche Scheiße wie KC-Hungrige Wölfe etc. In vielen Läden dürfen heute bestimmte Bands auch nicht spielen. Heulst du da dann auch rum? Völlig hirnlose Pseudomoral, die da aus deinem Kopf sprudelt. Du hast einfach keine Ahnung.

 

In deiner vielgepriesenen "freien Markwirtschaft", in die dein Papi ja zum Glück geflohen sein soll, marschierten schon ein paar Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder Faschisten auf und der Hofstaat der BRD bestand aus solchen. Stimmt, auf solche Art Freiheit hat man in der DDR tatsächlich verzichten müssen. Zu Recht!

 

Wann, du Besserwessi, hat sich das "Zonenregime" bitte jemals kommunistisch genannt? Das Ziel war der Kommunismus, das "Zonenregime" war die Frühphase des Sozialismus, die Anfangsphase des sozialistischen Aufbaus. Darum sprach Erich Honecker auch von realexistierendem Sozialismus und nicht vom realexistierendem Kommunismus. Mal den Kopf einschalten!

 

Und deine Axel-Springer Gänsefüßchen DDR ("DDR") sagt über dich eine ganze Menge aus! Dein Wortschatz ist schönes Adenauer'sches Kaltes Krieg Geschreibsel. Dein gesamtes Zusammengeschreibsel von "Wissen" über das "Zonenregime" stammt 1:1 von der Bundesbehörde für politische Bildung. Bravo, schön auswendig gelernt!

 

Den duften Alibipapi, der aus dem "Unrechtsstaat" geflüchtet ist und sich's im freiheitlichen Globke-Gehlen-Adenauer-Kapitalismus so schön gemütlich gemacht hat, und nach deiner Aussage ja auch gut daran getan hat, klar jeder überzeugte Linke zieht einen Staat der von alten und neuen Nazis geleitet wird natürlich einem von Kommunisten geleiteten Staat vor, die Logik verstehst wohl nur du,  den du aufführst um dich in eine "glaubwürdige" Position zu rücken, den Kauf ich dir nicht ab. Würde aber letztlich zum sinnfreien Zeug das du schreibst sogar passen.

 

Dein Pseudonym nennt sich "anarchistin" und dann folgt der 1. Satz: "ich bin kommunistin"....................

 

Meine Empfehlung: Friedrich Engels - Von der Autorität (der letzte Absatz trifft den Kern)

@anarchistin: Marx war vermutlich effektiv ein ziemliches Arschloch, doch kein revolutionärer Theoretiker, mag er sich Anarchist oder Kommunist nennen, hat den Kapitalismus treffender analysiert als er. Es geht schliesslich nicht um Moral, sondern darum, sich nützliche Werkzeuge zur Kritik der bürgerlichen Gesellschaft anzueignen. In dieser Hinsicht ist freilich auch die Passage über Proudhon im Text etwas deplatziert, das kommt wohl davon, dass in Frankreich offizielle anarchistische Organisation wie zum Beispiel die FA wirklich Altherrenklubs sind, die in etlichen feministischen Pamphleten kritisiert werden. Und ja, natürlich hab ich auch Kropotkin, Goldmann, Berkman und Rocker gelesen und auch viele andere anarchistische Texte. Mich interessieren alle wirklich revolutionären Ansätze, ob sie sich anarchistisch oder kommunistisch nennen, ist mir egal. Die Trennlinie verläuft nicht zwischen Ideologien, sondern zwischen konkreten Positionen. Rocker plädierte beispielsweise für eine antifaschistische Klassenkollaboration zur Rettung der Demokratie während des Zweiten Weltkrieges, da fühl ich mich der Kritik dieser Position, wie sie zum Beispiel von Bordiga oder auch John Olday, um auch einen Anarchisten zu nennen, geäussert wurde, definitiv näher. Eine bürgerliche Fraktion gegen eine andere zu verteidigen ist alles andere als revolutionär.

Hingegen bin ich einverstanden, dass die Positionen von anarchistin im letzten Kommentar (ist es wirklich die gleiche Person?) tatsächlich kommunistisch sind, im Gegensatz zu jenen der bolschewistischen DDR-Nostalgiker, die uns erklären wollen wie schön doch ihr Arbeiterstaat war. Die revolutionäre Kritik am Leninismus und allen anderen Spielarten der Sozialdemokratie hat nichts mit Antikommunismus zu tun, sondern ist eben genau eine Kritik von einem kommunistischen Standpunkt aus. Leute wie Otto Rühle, Paul Mattick oder Karl Korsch hab das schon sehr früh erkannt.

Au, Backe! "Bolschewistische DDR-Nostalgiker"? Die Kampfbegriffe, die hier aufgefahren werden, werden ja immer besser! Inhalte? Nö, wie auch. Marxismus-Leninismus= Sozialdemokratie? Jau, spätestens ab hier offenbart sich das gesamte ideologische Dilemma der hier so Wichtigtuenden. Ganze 2 Personen. Na klar, und Marx war natürlich ein Arschloch, den kannten wir ja auch alle persönlich... Tja, wer sich selbst für nichts entscheiden kann, mal hü und mal hott sagt, mal kommunistisch mal anarchistisch, von dem brauch man keine klaren Positionen erwarten, schon gar kein fundamentales Wissen. Opportunismus der reinsten Art. Dazu passt dann auch die Sammlung von Gehirnakrobaten am Ende.

 

Ihr Westkinder mit eurem DDR-Hass solltet euch besser mal ideologisch von der herrschenden Klasse abnabeln, das bringt für die Zukunft mehr als Menschen abzuurteilen, die 40 Jahre lang, trotz Embargos, Sabotage und Terror aus dem Westen, dem Kapitalismus den Boden unter den Füßen entzogen haben während ihr bzw. eure älteren Kumpels gemütlich in eurem NATO-Land bei Marshallplan und Truman-Doktrin große Reden geschwungen habt, wie ihr es bis heute tut, und einfach überhaupt nichts gebacken bekommen habt und bekommt. Revolutionär ist dieses dumme Geseier mit Sicherheit nicht. Schon Hitler und dann Adenauer haben "den Bolschewismus" als Hauptfeind ausgemacht gehabt, wer kennt nicht das CDU Plakat aus den 50ern aus der BRD auf dem stand "Alle Wege führen nach Moskau" mit dem entsprechenden Bild dazu und das Marx ein Arsch war, fanden die auch alle, wer kennt nicht das Bild vom Parteitag der NSDAP auf dem Hitler vor einem Transparent stand auf dem steht "Der Marxismus muss sterben!", schöne geistige Väter habt ihr da.

 

Also noch ein paar Tipps:

 

Marx/Engels - Die deutsche Ideologie

 

Karl Marx - Das Elend der Philosophie

 

Wenn man sich mal die Mühe macht und ein paar Werke von Lenin liest, stellt man sehr schnell fest, dass dieser mit "Sozialdemokratie" nichts gemein hat. Für die Späzis, die hier schreiben empfiehlt sich: Der linke Radikalismus

 

Und wie "revolutionär" die "Ansätze" von Opportunisten sind wenn es darauf ankommt, kann man in Friedrich Engels - die Bakunisten an der Arbeit lesen.

Die Leninisten als Sozialdemokraten zu bezeichnen kommt nicht von mir, sondern vom "Gehirnakrobat" Paul Mattick (Marxism, last refuge of the bourgeoisie?). Genau wie die Sozialdemokraten haben die Leninisten die Verstaatlichung zum Ziel, sie unterscheiden sich einzig in der Methode. Und Marx war wohl ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse, zumindest hinterlässt die Marx-Biographie von Otto Rühle und auch andere Texte diesen Eindruck. Nur dass mir das, im Gegensatz zu dir, scheissegal ist. Ich brauche keine Helden, mir genügt es, die Marxsche Analyse zu benutzen. Marxist bin ich, genau wie Marx, nicht.

Und du glaubst wirklich, der Ostblock hätte "dem Kapitalismus den Boden unter den Füßen entzogen"? Im Osten existierte der Wert, das Geld, die Lohnarbeit doch auch, oder etwa nicht? Natürlich verurteile ich nicht die Menschen, die im Osten lebten (und grösstenteils ihre Arbeit genauso hassten wie die westlichen Arbeiter), sondern ein System - den Kapitalismus. Auch im Osten blieben die Arbeiter Arbeiter, statt dem privaten Bourgeois lieferten sie den Mehrwert einfach dem von einer Bürokratenclique kontrollierten "Arbeiterstaat" ab. Für das Proletariat ändert diese Situation überhaupt nichts an der Natur der Ausbeutung. Allerdings war der Staatskapitalismus ein weniger effizientes Wirtschaftsmodell als das westliche und genau deshalb ist er auch verschwunden. Deine Ideologie war der Überbau einer mittlerweile verschwundenen Welt, auch du weisst, dass sie nicht mehr wiederkommen wird, deshalb bleibt dir nur die Nostalgie.

Dass du aufgrund von ein paar simplen Feststellungen gleich die Nazikeule hervorholen musst, zeigt wie wenig Argumente du hast. Selbstverständlich war der Bolschewismus für die westliche Bourgeoisie der Hauptfeind, schliesslich war der Ostblock aussenpolitisch der imperialistische Konkurrent und innenpolitisch eine wichtige Kontrollinstanz der Arbeiterbewegung. Von den richtigen Revolutionären hatte die westliche Bourgeoisie in dieser Zeit nicht viel zu befürchten, es genügten ein paar ausgeklügelte Kompromisse mit dem Moskau-hörigen Teil der Arbeiterbewegung, um die Revolutionäre ins Abseits zu stellen.

Danke auch für deine überaus originellen Buchtipps. Dass du Lenins "Kinderkrankheit" so lange nicht zitiert hast, hat mich sogar etwas überrascht. Vielleicht solltest du auch mal ein paar aktuellere Sachen lesen, die kommunistische Theorie endet schliesslich nicht 1920.

Eben Gehirnakrobat. Dass so einer Lenin zum "Sozialdemokraten" degradiert zeigt nur, dass er die Theorien scheinbar nicht kapiert hat. Statt "kluge Bücher" von Gehirnakrobaten über Marx und Lenin zu lesen, von Helden die sie schon immer kritisierten weil sie selbst die Unfehlbarkeit in Person waren/sind und mit ihrem angeknacksten Ego Probleme hatten/haben, ist es für Linke sinnvoller Marx und Lenin selbst zu lesen!

 

Dass du von der Produktionsweise im Sozialismus keine Ahnung hast, erkennt ja jetzt nun auch ein Blinder. Dass die Verstaatlichung, die Zentralisation, die Diktatur des Proletariats ist, also die notwendige Übergangsphase in der der Sozialismus aufgebaut und die Vorraussetzungen zum Übergang zum Kommunismus erst hart erarbeitet werden müssen (hat von euch Wichtigtuern und Allesbeserwissern jemals jemand das Manifest der kommunistischen Partei gelesen?), wird mal wieder ausgeblendet. Das war die DDR. Der Anfang des Aufbaus des Sozialismus. In der Geschichte eine sehr kurze Zeit, in der sehr viel erreicht wurde.

 

Der zerstörerische Kapitalismus konnte sich schließlich über Jahrhunderte entfalten. Die Ausbeutung im Kapitalismus beruht auf der privaten Aneignung des durch die Arbeit erschaffenen Mehrwerts, logo, sollte ein Schlaumeier wie du wissen. In der sozialistischen DDR floss der erschaffene Mehrwert vollständig an die Arbeiter zurück. In Form von absoluten Billigmieten, kostenloser Krankenversorgung und kostenlose Versorgung mit Medikamenten, kostenlose Schulbildung, Kitas, Krippen. Strom, Gas zu Pfennigbeträgen, Wasser kostenlos, Nahverkehr nahezu kostenlos (20 Pfennig die Fahrt). Sämtliche lebensnotwendigen Lebensmittel waren staatlich subventioniert. Ne Schrippe kostete 5 Pfennig und ein Kilo Brot 80 Pfennig.  Mitgliedsbeiträge in Sportvereinen zu Pfennigbeträgen, Jugendreisen z.B. 1 Woche Ungarn für 10 Mark, kostenlose Ferienlager Selbst die Kugel Eis kostete im teuersten Fall 20 Pfennig und das war Schoko, den Rest gab's für 10 Pfennig. Heut kostet ne Kugel Eis stellenweise 2 Euro.etc. pp. Das könnte man endlos weiterführen. Die Arbeiter ernteten quasi die Früchte ihrer Arbeit. Seit der "Wende" alles vorbei. Dass sich Leute wie Erich Honecker bereichert hätten ist inzwischen lange widerlegt. War ne schöne Westpropagandalüge um die "Wendeakteure" bei Laune zu halten. 

 

Und wie schwach die Wirtschaft der DDR angeblich war sieht man daran, dass selbst die mächtige SU froh gewesen wäre wenn sie den Lebensstandart der DDR Bürger erstmal erreicht gehabt hätten. Selbst Bundeswirtschaftsfritzen geben inzwischen zu, dass das Wirtschaftsystem unter den widrigen Bedingungen sogar sehr gut funktioniert hat. Und selbst die angebliche Staatspleite ist inzwischen lange widerlegt. Scheiße nur, wenn trotz Potsdamer Abkommen und der dortigen Verpflichtung Deutschlands Reperationszahlungen an die SU wegen des 2. Weltkrieges beschlossen werden und die BRD 2 Jahre später sagt, "Leckt uns am Arsch ihr Bolschewisten, wir zahlen nicht!" und die DDR die Reperationen für gesamt Deutschland aufbrachte, Milliarden! Diese Staatsschulden der BRD an die DDR hat sie niemals beglichen. Scheiße nur, wenn trotz Verträgen die BRD zum Beispiel Anfang der 50er Jahre den dringend notwendigen Stahlexport an die DDR sabotiert und einstellt. Scheiße nur, wenn die BRD eine CoCom-Liste erstellt und unter Strafandrohung gegen andere Länder die DDR isoliert und sie von der Entwicklung der Microelektronic ausschließt. Scheiße nur, wenn die BRD eine Hallstein-Doktrin in die Welt setzt, mit der versucht wird andere Länder zu nötigen die DDR weder anzuerkennen noch wirtschaftliche Beziehungen mit ihr einzugehen. Ein Embargo jagte das nächste. Mangelerscheinungen sind da gar nicht auszuschließen. Scheiße nur, wenn die BRD und westliche Dienste wie der CIA Gruppen wie die KgU (Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit) initiieren, aufbauen und finanzieren, die dir die Viehbestände vergiften, Betriebe sabotieren, Lebensmittel vergiften oder vernichten, Verkehrswege und Brücken sprengen, anzünden oder sabotieren, deine Leute töten. Da kann kein Wirtschaftssystem sich vernünftig entwickeln. Unter diesen Bedingungen hat die DDR-Wirtschaft wahre Wunder bewirkt. Der erste FCKW freie Kühlschrank z.B. war ein DDR Produkt und der Betrieb der ihn baute war einer der forschrittlichsten Betrieb in der Sparte. Er wurde von der Treuhand abgewickelt, das Patent gestohlen. Heute hat jeder so ein Ding in der Bude und niemand ahnt, dass die Technologie aus der DDR stammt.

 

Aber erklär du uns mal wie es in der DDR war, mit deinen wahrscheinlich 20-25 Jahren, wenn überhaupt, und deiner BRD Sozialisation. Das kennen wir ja nun schon seit guten 23 Jahren.

 

Auch die trotzkistische These vom Sozialimperialismus ist schon in den 70ern bescheuert gewesen. Erzähl mal, welches Land hat denn die DDR als Absatzmarkt erobert bzw. wollte sie erobern? Oder auch Bulgarien, CSSR, Ungarn? Ach was, keines? Stimmt, die DDR trat generell für Frieden ein. Annexionen oder Besetzungen fremder Länder waren ihr völlig Wesensfremd. Komischer Imperialismus, oder? Also richtig schöner Westpropagandaschrott! Ganz toll!!!

 

Natürlich endet die kommunistische Theorie nicht 1920 aber sie beweist welche Gabe der Vorraussicht und welcher Scharfsinn in diesen Menschen wohnte. Marx, Engels, Lenin; das ist die Grundlage der kommunistischen Weltanschuung. Das ist die kommunistische Philosophie. Und dein Geweine wegen  Lenins  Werk über den linken Radikalismus beweist letztlich nur, dass die Thesen bis heute an Aktualität nichts verloren haben! Die Lehren von Marx, Engels und Lenin sind immernoch die schärfste Waffe im Kampf gegen den Kapitalismus. Genau darum werden sie auch so bekämpft.

 

Und dann noch dieser Unfug von den "Richtigen Revolutionären" im Westen, die durch die Moskauhörigen in's Abseits gestellt wurden. Na klar. Ganz Große müssen das ja gewesen sein. Darum hat man von denen ja auch nie etwas wahrgenommen so toll waren die. Und wer ist Schuld? Na klar: "Der ewige Bolschewik!" Nochmal Buchempfehlung speziell für dich: Lenin - Der linke Radikalismus (Übrigens ist eine Buchempfehlung kein Zitat.)

 

Damit ist Anforderung Inhalt durch mich mehr als erfüllt. Nur nicht von deiner Seite aus. Du forderst Inhalte bietes aber nichts als substanzloses Runtergebete von einstudiertem Propagandaschrott aus der bundesdeutschen Mottenkiste des Kalten Krieges, ganz großen "linkes revolutionäres" Kino!

 

Noch mehr Buchtipps:

 

Klaus Blessing - Die Schulden des Westens

 

Klaus Huhn -  Raubzug Ost

 

Lenin -  Marxismus und Staat

 

Lenin - Staat und Revolution

 

Lenin -  Gegen den Revisionismus

Die Litanei kennt man ja: Die Texte von Marx und Lenin sind ewige Wahrheiten, die man nicht kritisieren darf, sonst ist man ein bürgerlicher Agent. Hättest du den übersetzten Text gelesen, hättest du verstanden, dass die Kommunisierung keine Übergangsphase kennt. Zwar ist es reine Spekulation, doch ich behaupte mal, auch wenn der Ostblock Jahrtausende existiert hätte, wäre der Kommunismus Zukunfsmusik geblieben. Die Position von Marx nach der Kommune ist übrigens auch nicht mehr ganz die gleiche wie 1848, doch Bürgerkrieg in Frankreich ist vermutlich nicht dein bevorzugter Text...

Leider hatte ich tatsächlich nie das Glück, in der DDR ein Eis zu essen. Wenn der Mehrwert in der DDR vollständig an die Arbeiter zurückfloss, dann müsste man logischerweise das gleiche vom Mehrwert im westlichen Wohlfahrtsstaat behaupten. Die Wahrheit ist wohl eher, dass ohne diese Verbilligungen wohl in der DDR jeder Tag ein 17. Juni gewesen wäre. Und, ja, Honecker war natürlich ganz ein armer Schlucker:

 

So übersichtlich wie während seiner Haft war Erich Honeckers Vermögen wohl nie geordnet. Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 hatte die Staatsanwaltschaft sein Konto mit mehr als 200000 DDR-Mark bei der Berliner Sparkasse eingefroren. Die Ermittler hatten immer vermutet, dass es weiteres Geld des Paares gegeben haben muss – fanden aber keines.

Das Ehepaar Honecker besaß sehr wohl Geldreserven: Ihre Briefe aus dem Moskauer Exil (Focus 41/02) beweisen, dass das Führungsduo des Sozialismus über ein offensichtlich beträchtliches Vermögen verfügte. Mehrere der Schreiben an Erichs Schwager Manfred Feist und dessen Frau Edith belegen, dass Honeckers ihre Vertrauten 1991 aus ihrem Moskauer Exil anwiesen, das Geld nach Chile zu transferieren.

 

Quelle

 

Das ist aber sicher alles böse Westpropaganda, die Bürokraten der KP lebten in einer Tonne und bauten selbstlos das kommunistische Paradies auf. Und wäre der Westen nicht derartig fies gewesen und hätte die Verträge respektiert, wäre die DDR garantiert zu einem zweiten Dubai geworden.

Lustig auch, dass du glaubst, ich hätte nie Marx und Lenin gelesen. Ich bin hingegen ziemlich sicher, dass du nie Korsch, Mattick, Rühle, Pannekoek, Gorter, Debord, Castoriadis oder irgendeinen anderen Autor der linkskommunistischen Tradition gelesen hast. Du hast deine Wahrheiten lieber auf der Silberplatte serviert und Zweifel an den heiligen Texten sind sowieso pure Ketzerei.

Was soll ich dir bitte schön für Inhalte anbieten? Es ist mir ehrlich gesagt scheissegal wie teuer die Kugel Eis in der DDR war und da die DDR nicht mehr existiert, sehe ich auch nicht ein, was es bringt, darüber zu diskutieren. Die Geschichte wird sich nicht wiederholen, in diesem Fall wohl nicht mal als Farce und der ganze Ostblock hat in der Praxis den Beweis erbracht, dass seine Geschichte nicht vom Kommunismus gekrönt gewesen ist. Die Geschichte hat deine Argumente schon lange widerlegt, während erst die Zukunft zeigen wird, was meine Wert sind...

das einzige, was die geschichte bis jetzt gezeigt hat, ist, dass man keine reale revolutionäre Perspektive mit "Korsch, Mattick, Rühle, Pannekoek, Gorter, Debord, Castoriadis oder irgendeinen anderen Autor der linkskommunistischen Tradition" hat, sondern mit denen hat man nur besonders viel idealistisches gelaber und haarspalterische philosophie ohne realtitäts- und praxisbezug. Ich gebe zu, das ist überspitzt, aber besonders auf die Revolution hat von denen da außer auf dem Papier keiner hingearbeitet bzw. hat es hinbekommen. Da ging es eher um das Erschaffen neuer Begriffe, das identitäre Abgrenzen oder irgendeine Sektiererei und dem Aufbauschen von Neben- zu Hauptwidersprüchen, die letztlich doch nur dem Klassenfeind nützen.

 

übrigens: ich würde mich schämen, wenn ich den focus als quelle nehmen würde beim thema honecker.

 

Was soll ich dir bitte schön für Inhalte anbieten?

-> ??? schämst du dich nicht in einer diskussion mit deiner tollen überzeugten position, so etwas zu sagen? dein aufgeblasenes ego ist echt hart, aber für die wöchentliche diskussionsrunde wirds ausreichen... bevor du auf die straße gehst, stehst du wahrscheinlich lieber am fenster und kritisierst die leute, die schon draußen stehen, um mit dem finger auf sie zu zeigen und überall rumzuerzählen, was für arschlöcher (oder nimmst haltn andern begriff) die doch seien.

 

Tu der Menschheit einen Gefallen und halt einfach den Rand, wenns um das Thema DDR geht. Du hast doch selbst zugegeben, dass du keine Ahnung hast und offensichtlich nichtmal die Absicht, etwas darüber zu lernen, weil dir ja eh schon alles klar ist. Einbildung ist auch eine Bildung. Auch wenn dir das schon paar Mal empfohlen worden ist, empfehle ich dir auch ganz klar das Buch von Lenin zum linken Radikalismus. Betroffene Hunde bellen.

Oh, der Focus als Quelle, sehr überzeugend. Und Honecker soll doch tatsächlich 200 000 DDR Mark auf dem Konto gehabt haben? Welch "Vermögen"! Um genau zu sein, es waren 180 000 Mark der DDR auf einem Konto der Berliner Sparkasse, das hat er selber angegeben (nachzulesen im Buch Erich Honecker - Zu den dramatischen Ereignissen welches bereits 1992 erschienen ist) und war keine "Enthüllung" von Westjournallie, denen blieb letztlich nur das zu bestätigen. Da das niemanden umhaut der klar denken kann, musste daraus, um die "Wende" am Laufen zu halten, eine totale Enthüllung gemacht werden mir dem Susatz "das vermutet wird, dass da noch irgendwo was wäre", was, wie immer wenn die Westjournallie in's Horn bläst, erstunken und erlogen war. Schreibt ja selbst dein CDU Focus, "dass nichts gefunden wurde". Na klar, Honecker hats noch schnell verbuddelt...Was bleibt sind also 180 000 Mark der DDR, und das nach fast 20 jähriger Tätigkeit als Staatsratsvorsitzender! Meine Güte, was hat der Mann bloß beiseite geschafft?  Zwischen 500 und 800 Mark im Monat? Im Grunde war das das "Vermögen" eines 2 Personen Haushaltes denn Margot Honecker gehörte ja auch noch dazu. Denk mal nach oder bemüh' einen Taschenrechner wenn du nicht in der Lage bist solche Zahlen zu sehen. 180 000 Mark in 20 Jahren führender Staatstätigkeit, lächerlich, soetwas als Bereicherung darzustellen, das macht ein Westbonze heute locker in einem halben Jahr, in Euro.

 

Da hatte manch Oma mehr auf dem Konto, weshalb sich die BRD in ihrer Großzügigkeit auch genötigt sah bei der Währungsunion einen Wechselkurs von 1:2 bis 1:5 anzubieten und auf diese Art und Weise die DDR Bürger um ihre Ersparnisse brachte. Tja, wer wie in der DDR 40 Jahre arbeitete, der konnte eben auch was zur Seite legen. Nicht wie in der BRD, wo ein lückenloser Lebenslauf wie ein 6er im Lotto ist, das Geld trotz Arbeit vorne und hinten nicht reicht und jeder 2. Jugendliche schon nach der Schule das erste Mal auf dem Amt hockt. Genau deswegen werden auch bis heute die Renten im Osten gedeckelt, weil jemand der 40 Jahre gearbeitet hat natürlich einen anderen Rentenanspruch hat als jemand der auf nur 10 oder 20 Jahre kommt. Zack, macht man die Rentenpunkte im Osten weniger gültig und streicht Millionen Menschen erstmal ein paar Jahre ihres Berufslebens. Und damit das auch die nächsten Jahre schön so bleibt, zahlt man den Ostlern seit nun 23 Jahren weniger Lohn als den Menschen im Westteil womit die Altersarmut im Osten quasi vorprogrammiert wird.

 

Und schön, wie du alles Geschriebene auf die Kugel Eis herunterbrichst um die übrigen genannten Fakten auszublenden.

Dass du nichts einsiehst, was du anderen vermutlichen als schrecklichen Dogmatismus an die Backe sülzen würdest, bestätigt doch nur deine Unfähigkeit dich mit Dingen zu befassen, die deinen kleinbürgerlichen Horizont übersteigen und dass du die Jahrzehnte gebetsmühlenartig vom Bundesstaat auf dich herabrieselnden staatlich verordnete Geschichtsverfälschung längst verinnerlicht hast. Egal was die Ossis sagen, jeder Wessi weiss schließlich viel besser was und wie die DDR war. Ich sag nur Paragraph 1 des Bundesdeutschen Grundgesetzes "die Würde des Menschen ist unantastbar". Mal abgesehen davon, dass das im Kapitalismus an sich schon ein Hohn ist, tritt die verordnete DDR Hetze jedem linken Ostdeutschen tagtäglich in die Fresse.

 

Wie platt deine "Argumentation" ist, sieht man daran, dass du eben nicht in der Lage bist die sozialistischen Produktionsverhältnisse zu begreifen, und die des Kapitalismus scheinbar auch nicht. Im "Wohlfahrtsstaat" BRD wird sich auf Grund des Wesens der kapitalistischen Ausbeutung der Mehrwert durch die privaten Eigentümer an den Produktionsmitteln in die eigene Tasche gesteckt, die Gelder der staatlichen Konzerne gehen auf in Haushaltslöchern, Staatsschulden, Diäten der Politiker, Kriegsmaschinerie und natürlich in der Akkumulationsrate. Die Mieten steigen selbst in den Wohnungsbaugesellschaften noch und nöcher, Fahrpreise gehen stetig hoch, Kunst und Kultur wird gestrichen, das Teilnehmen am gesellschaftlichen Leben reduziert sich auf die oberen 10 Prozent, selbst ein Kinobesuch ist inzwischen Luxus, Strom geht hoch, Gas geht hoch, Wasser kann man kaum noch bezahlen, nichts geht an die Arbeiter zurück, nichts. Wer nicht mithalten kann fliegt aus der Bude, wird kaputtgespielt und ausgegrenzt.

 

In der DDR wurde sogar die Akkumulationsrate gekürzt um die Subventionen für tagtägliche Dinge der Menschen gewährleisten zu können. Das kapitalistische Land, wo sowas gemacht wird, soll mir mal einer zeigen. Du hast echt noch weniger Durchblick als man glauben möchte.

 

Dass die Geschichte nicht von Erfolg gekrönt gewesen ist, will man dem Ostblock seit 20 Jahren in die eigenen Schuhe schieben. Marode Wirtschaft, Staatspleite etc., alles längst für jeden nachlesbar widerlegt. Schön, dass es immer wieder "Linke" gibt, die diese Interpretation der Kapitalisten dennoch aufgreifen und forcieren, und dabei die tatsächlichen Machenschaften des Kapitals zum "Roll- Back" des Kommunismus, den Verkauf Gorbatschows der DDR schon 87 an die BRD unter Kohl, die sämtlichen Angriffe und Attacken auf die sozialistischen Staaten, die Embargos und permanente ideologische Angriffe, die schon seit dem Ende der 60er Anfang der 70ern aus dem Westen von angeblich "linken Gruppen" immer wieder einhellig mit der Bundesregierung mitgefahren wurden etc. ausblendet, als hätte es all das nicht gegeben.

 

Ob du Marx oder Lenin gelesen hast spielt keine Geige, du hast sie ja offensichtlich nicht begriffen.

Deine aufgezählten Propagandisten des "westlichen Marxismus" kennt man hinlänglich wenn man sich mit der Geschichte der kommunistischen Kämpfe gegen den Opportunismus und Revisionismus auseinander gesetzt hat. Diese Gestalten waren damals schon Teile des linken Radikalismus. Wenn man bedenkt, dass Typen wie Rühle schon damals mit extremen Antikommunismus, Antisowjetismus und aktiver Zersetzungstätigkeit in der kommunistischen Bewegung aufgefallen sind, wundert es nicht, dass du bei dem was du schreibst solche Zeitgenossen herunterbetest.  Das machen deine Westkumpels übrigens seit den 70er Jahren, erfolglos. Und dass Kutten wie Rühle auf Grund des Vertretens der Thesen von Pannekoek, die übrigens auch vehemend von Gorter verfochten wurden, und ihrem Antikommunismus sogar aus der von ihm selbst mit initiierten KAPD, die schon ein Produkt des linken Radikalismus und ideologischen Zerfalls war und sich im Grunde innerhalb kürzester Zeit durch Antikommunismus und dem z.B. durch Rühle vertretenen Anarchosysndikalismus mit unhaltbaren utopistischen Vorstellungen, selbst vollständig zersetzte, ausgeschlossen wurde, und die KAPD sich wieder der KPD anschloss, sollte dir auch mal zu Denken geben. Aber soweit bist du in der Materie dann wohl doch nicht drin gewesen, wie es scheint. Aber so kristallisiert sich für jeden ersichtlich aus welcher Richtung hier mal wieder der Wind weht, darum Danke dafür.

 

Und wer "keine Übergangsphase kennt" sondern praktisch mit einem Knall von heut auf morgen den Kommunismus einführen will, der hat außer Kindergrütze und völliger Ahnungslosigkeit von den Bedingungen des Umgestaltens einer gesamten Gesellschaft überhaupt keine Vorstellung. Das ist hirnverbrannter Utopismus, der mit einer realistischen Einschätzung von gesellschaftlichen Prozessen nichts zu tun hat.

Eure Lamentationen sind schon fast Realsatire. Ihr habt echt nichts besseres zu tun als der Nachwelt beweisen zu wollen, wie toll doch die DDR war? Die ganze linkskommunistische Strömung besteht für euch nur aus "Revisionisten" und "Antikommunisten". Und die DDR ist nur verschwunden, weil der Westen so unglaublich fies war. Das ist Idealismus und Moralismus im höchsten Grad, der die Geschichte auf Intrigen reduziert. Restrukturierung? Verschwinden der Arbeiterbewegung? Nie was davon gehört, die alten Rezepte haben ja damals so gut funktioniert, wieso sollten sie's heute nicht mehr. Echt lächerlich. Eins ist sicher: Am Tag der Revolution werden wir nicht auf der gleichen Seite der Barrikade stehen, ihr werdet versuchen den Staat zu retten, das revolutionäre Proletariat ihn zu zerstören. In der Zwischenzeit könnt ihr mir ja nochmal erklären, dass ich nichts verstanden habe und dass man die DDR nicht beleidigen darf, sonst ist man konterrevolutionär. Die Geschichte wird trotzdem weitergehen und eure heiss geliebte DDR wird nicht zurückkommen, egal wie häufig ihr sie beschwört.

Echt arm. Argumente braucht man von dir nicht zu erwarten, das haben hier alle längst begriffen. Fakten interessieren einen Besserwessi wie dich nicht. Reit nur weiter deine von der herrschenden Klasse verordenete Anti DDR Propaganda runter. Und nein, nicht nur aus Revisionisten und Antikommunisten sondern einfach auch aus wildgewordenen Kleinbürgern und pseudolinken Aushilfsrevoluzzern, Allesbesserwissern, Egoisten und Opportunisten.

 

Stimmt, wir werden nicht auf der gleichen Seite der Barrikade stehen, das tun wir aber jetzt auch schon nicht. Wer so resistent gegen Fakten und Argumente ist, keine Inhalte bietet, wie will der Menschen politisch aufklären? Das nenne ich lächerlich! Wir werden versuchen die Menschen vorzubereiten, sie geistig Fit zu machen und ihnen das Klassenbewusstsein schenken, das sie brauchen um die Diktatur des Proletariats zu errichten und sie gegen jede Art der kapitalistischen Restauration zu verteidigen damit der Weg zum Kommunismus geebnet werden kann. Das geht nur mit einer klaren politischen Linie, Fakten, Argumenten und jeder Menge Geduld. Alles Dinge die du nicht zu bieten hast. Du wirst in deinem kleinbürgerlichen Revolutionarismus versuchen genau das zu verhindern und mit der Kapitalistenklasse Hand in Hand, jetzt der kommunistischen Arbeit und dann später dem neuen sozialistischen Staat in den Rücken fallen, sagst du ja selbst,  wie du und deine Freunde es seither in der Geschichte schon immer getan haben. Du bist heute schon, ohne es vielleicht zu merken, die Vorhut der nächsten Konterrevolution und somit schon jetzt ein aktiver Gegner der Interessen der Ausgebeuteten und somit definitiv auf der anderen Seite der Barrikade zu Hause. Also erzähl uns mal was Neues....

Sollte die Konterrevolution die Form eines "sozialistischen Staates" annehmen (was ich jedoch bezweifle), werden wir ihm "in den Rücken fallen", das ist klar. Glaubst du wirklich, das Proletariat brauche eine Avantgarde, die ihr eklärt wie schön die DDR war und wie viel schöner erst ihr zukünftiger Arbeiterstaat sein wird? Die politische Bedeutungslosigkeit der Sekten, die heute noch diesen archaischen Standpunkt vertreten, spricht für sich. Diesen Satz hast bei Marx wohl überlesen: "Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein."

Der Müllhaufen der Geschichte, der darf ja nicht fehlen. Ja, den zitierten Satz habe ich gelesen und übrigens auch im Einheitsfrontlied gehört, aber im Gegensatz zu dir auch verstanden denn gemeint war und ist die Befreiung der Arbeiterklasse vom Joch des Kapitalismus, die sie selbst erkämpfen muss, und nicht von einem sozialistischen Staat, der die Übergangsphase zum Kommunismus darstellt, die schon von Marx und Engels definierte Diktatur des Proletariats, und die errungene Revolution verteidigt bis die Vorraussetzungen für den Übergang zum Kommunismus erschaffen worden sind. Bei deiner ausgefeilten Logik katapultiert sich die Arbeiterschaft quasi wieder selbst in den Kapitalismus zurück. Wer das dann auch noch als Befreiung tituliert hat ja wirklich gar nichts begriffen! Und das Thema DDR können wir getrost lassen, ich bin sehr froh in ihr gelebt zu haben, das macht es mir leicht über Leute wie dich zu lachen und hat mir für's Leben jede Menge Rüstzeug geliefert. Deine Lernresistenz ist auch wie immer, im Westen nichts Neues. Naja, was soll man zu so viel Weisheit auch noch groß sagen, du sprichst quasi selbst gegen dich und deine "Theorie"..... Danke dafür, das macht es für Menschen mit etwas mehr Weitblick und weniger Enge zwischen den Ohren umso leichter deine utopistischen Kinderreien zu durchschauen. Bekommst aus unserer Agitationsabteilung ein Bienchen mit Sternchen dafür dass du so ein schönes negatives Musterbeispiel abgibst. Weiter so.....

Wie schon gesagt, die Geschichte wird sich nicht wiederholen und hält sich auch nicht an die Vorgaben, die ihr Marx und Engels gaben. Wieso sollte sich gemäss meiner Logik "Arbeiterschaft quasi wieder selbst in den Kapitalismus katapultieren"? Du hast vermutlich gar keine Ahnung, was "meine Logik" ist. Die Kommunisierung wird in Frankreich seit den 1970er Jahren diskutiert. Aber natürlich hast du soviel "Weitblick" und bist derartig klug dank deiner DDR-Bildung, dass du gar nichts zu lesen brauchst ausser die alten ML-Klassiker, um alles zu wissen. Und deine Agitationsabteilung kann mich mal, wer die Revolution als Rattenfängerei konzipiert, wollte noch nie die Befreiung von irgendwem...

Ganz einfach, wenn die Arbeiterschaft nach einer Revolution ihre eigene Dikatur angreift, also den sozialistischen Staat, der notwendig ist um die gestürzte Kapitalistenklasse niederzuhalten, die alte Gesellschaft umzumodelieren und sich gegen äußere und innere Feinde zu schützen, führt dies unweigerlich zur Restauration des Kapitalismus. Ich weiß, ist ein wenig viel für dein kleines Gemüt und erschließt sich dir auch nicht auf Anhieb aber irgendwann wirst auch du es begreifen oder aber wie die meisten deiner Späzies dich einfach früher oder später in die kapitalistische Gesellschaft integrieren..

 

Zum Rest deiner Phantastereien:

Du hast dir doch selber schon geantwortet! "Die Kommunisierung wird in Annopipi seit den 70ern diskutiert". Cool, das ist jetzt wie lange her?  Richtig, über 40 Jahre! Was hats gebracht? Richtig, wie in der gesamten Geschichte von Labertaschen deiner Spezies, nichts! Statt daraus zu lernen, greift deine Späzies Kommunisten Hand in Hand mit der Kapitalistenklasse an. Mit Hetze, plumpen Lügen und dem "Wissen", welches dir die Kapitalistenklasse eingetrichtert hat. Rattenfängerei ist das wa du betreibst, darum bist du auch darauf angewiesen permanent allen anderen soetwas unterschieben zu wollen denn, wie schon mehrmals festgestellt, sucht man Inhalte und Argumente bei dir vergebens, bis heute. Und wieder zum Abschluß ein fröhliches: Weiter so!

 

Und der Späzi mit dem "Nicht Antikommunismus, Antimarxismus!" und sich, wie auch sonst, (A) nennt, der nicht begriffen hat, dass Antimarxismus, Marx war wie man weiß ein Denker bzw. der Denker der kommunistischen Philosophie neben Engels und Lenin, wie ihn Hitler schon betrieb, natürlich nichts anderes ist als ordinärer Antikommunismus, der schwimmt genau auf deiner Wellenlänge, da herrscht zwischen den Ohren nämlich auch ordentlich Durchzug! Auch an diese Adresse: Weiter so! Besser kann man sich quasi gar nicht selbst bloß stellen.

 

Eine ideologische Bankrotterklärung jagt hier hartnäckig die nächste.

ich gebe zu, daß ich von lenin nur ein paar hundert seiten gelesen habe. aber in allen texten vor der revolution nennen sich lenin und seine leute sozialdemokraten. eigentlich hieß doch auch seine organisation sozialdemokratische arbeiterpartei, sie waren auch ganz klar an das deutsche vorbild "SPD" angelehnt. die russische partei hat sich dann gespalten, erst 1918 hat sich lenins mehrheitsflügel in kommunistische partei umbenannt. der begriff kommunismus wurde lange zeit eher von der anarchistischen bewegung benutzt als von den marxisten. wir haben zur besseren unterscheidung dann aber meistens von libertärem, freiheitlichem, oder eben anarchistischem kommunismus gesprochen.

auch heute bezieht sich wieder ein großer teil unserer bewegung auf den freien kommunismus.

von lenin lassen sich meiner meinung nach einige strategische sachen lernen. nach und nach hat er dann aber immer weniger rücksicht auf ethische erwägungen genommen, es ging immer mehr darum, die herrschaft zu sichern. dabei sind die bolschewiki dann ganz gewaltig vom weg abgekommen. jegliche opposition wurde bekämpft und ein zentralistisches zwangssystem mit allen mitteln durchgesetzt. für stalin war es dadurch leicht, seine ganz persönliche diktatur durchzudrücken.

Sozialdemokraten aber nicht im Sinne der SPD sondern im Sinne der sozialistischen Demokratie, welches eine andere Bezeichnung für die Diktatur des Proletariats ist. Das hat mit der "Sozialdemokratie" nichts gemeinsam. Lenin hat die deutsche Sozialdemokratie insbesondere ihre rechten Opportunisten immer kritisiert aber gewisse Persönlichkeiten auch immer hervorgehoben und sie als "gute Arbeiterführer" bezeichnet u.a. Liebknecht. Es gab vorher keine kommunistischen Parteien als solches , die sich dann auch als solche betitelten im zaristischen Russland. Aber auch keine "sozialdemokratische" alà SPD. Es gab eine SDAPR (*1903), da verboten mit illegalen Parteitagen durch Lenin gegründet, welche aber ganz klare kommunistische Positionen vertrat und diese auch so nannte. Daraus entstand dann die SDAPR(B) dann später die KPR(B) und schließlich die KPdSU(B) und die KPdSU. Anders war es in Deutschland wo sich nach einer Abspaltung von der SPD die KPD gründete. Es gab aber vorher die Kommunistische Internationale.

 

Die Kampfbegriffe, die da aufgeführt werden, lasse ich jetzt mal beiseite, da erübrigt sich jeder Kommentar. Natürlich geht es im Endeffekt nach einer Revolution immer darum die Revolution, die Diktatur des Proletariats also die notwendige Übergangsphase, zu sichern, die Konterrevolution der gestürzten Klasse zu verhindern. Diese Tatsache sollte niemand von einem pseudomoralischen Thron aus versuchen abzuurteilen denn jede nächste Umgestaltung vom Kapitalismus zu einer besseren Gesellschaftsform, egal wie die sich nennen wird, wird mit diesem Problem zu kämpfen haben denn eine welweite auf allen Ebenen, in allen Ländern gleichzeitig stattfindene Umgestaltung, wird es nicht geben. Die gestürzte Kapitalistenklasse wird alles ihr Mögliche unternehmen um jede fortschrittliche Entwicklung rückgängig zu machen.  Es werden die selben Bedingungen sein. Also: Wer im Glashaus sitzt ( bzw. hoffentlich sitzen wird) sollte nicht mit Steinen schmeißen!

 

Dass der Kommunismus ein vormals anarchistischer Begriff war, ist völliger Quatsch. Hört man aber öfter mal. Scheinbar ein erneuter Versuch sich etwas anzueigen wovon man nichts versteht um es seines revolutionären Charakters zu berauben. Es gab lediglich Vertreter wie Kropotkin, die der Meinung waren, dass Anarchismus und Kommunismus sich gegenseitig bedingen würden und darum den Wulst des Anarcho-Kommunismus für sich erfanden, mit dem sie anhand völlig utopistischer Hirngespinnste die Kommunisten "kritisierten" und versuchten die Kommunistische Internationale zu spalten. Mit Kommunismus hatte das aber nichts zu tun. Wenn man bedenkt, dass der Vorreiter des Anarcho-Kommunismus,  der beerbte Fürst (tatsächlich) Kropotkin,  5 Jahre alt war als Marx/Engels das Manifest der Kommunistischen Partei herausgaben, erübrigt sich der Rest des Gedankenspiels. Wie autoritär und diktatorisch Lenin war, sieht man daran, dass Kropotkin trotz seiner teils diffusen und utopistischen Vorstellungen und seiner lauten und platten Kritik an Lenin, ein locker flockiges Leben in Russland bis zu seinem Tode führte.

Amadeo Bordiga führte unter Mussolini auch ein locker flockiges Leben in Italien, zwar unter Hausarrest, aber trotz seiner teils diffusen und utopistischen Vorstellungen und seiner lauten und platten Kritik an Mussolini wurde er nicht eliminiert. Gemäss deiner Logik wäre also auch Mussolini nicht so "autoritär und diktatorisch" wie man das gemeinhin annimmt?

... marx nicht gelesen! 6 setzen!