Am Di, 30.04.2013 findet unter dem Motto „Spaß muss sein – Kapitalismus nicht! Für ein einfach geileres Leben – Für die soziale Revolution!“ in Rosenheim eine antikapitalistische Vorabenddemo statt. Die von der Roten Zora mit Unterstützung der SDAJ und infogruppe organisiere Demo startet um 19:00 Uhr am Bahnhof Rosenheim
Für ein einfach geileres Leben – Für die soziale Revolution! Die Katastrophe ist nicht was kommt, sondern was ist!
Kapitalismus = Krise. Und warum gibt es die? Warum kann die Krise nicht einfach weggelassen werden, wenn sie nur Probleme macht? Wir kennen vielleicht Beziehungskrisen, Familienkrisen, oder auch mal Stress in der Schule bei dem man „die Krise kriegt“. Wenn das einer Gesellschaft und ihrer Ökonomie passiert, so bedeutet das ganz allgemein erstmal, dass ein großer Teil der produzierten Waren nicht mehr verkauft werden kann. Nicht, weil die Leute die Bananen, Autos oder Playstations nicht mehr brauchen, sondern weil sie nicht mehr dafür bezahlen können. Es gibt also eine Krise, nicht weil jemand den Hahn, wo die Playstation rauskommt, zugedreht hat, sondern weil dieser zu weit auf ist und all den produzierten Spielekonsolen keine kaufkräftige Nachfrage gegenübersteht („Überakkumulationskrise“). Die Krise passiert häufig sogar dann, wenn es zu viele Waren gibt, zu viele Bananen, zu viele Fahrräder, zu viele Fußbälle. Das ist doch bekloppt, denn eigentlich könnten die doch einfach verteilt werden, wenn sie schon hergestellt wurden (dafür werden sie doch hergestellt oder?). Das einzigartige System, in dem so eine Quatsch passieren kann, ist der Kapitalismus: Die unverkäuflichen Güter führen zum Ruin ihrer Besitzer_innen und gleichzeitig gibt es Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.
Der Kapitalismus zeichnet sich dadurch aus, dass es einerseits die Leute
gibt, welche die Produktionsmittel (Fabriken, Maschinen, Boden oder
bestimmte Techniken) besitzen (die Kapitalist_innen). Andererseits gibt
es die Menschen, die keine Fabrik besitzen und keine Maschinen und denen
nichts anderes übrig bleibt, als arbeiten zu gehen (Karl Marx nannte
diese Bevölkerungsschicht „Proletarier“). Der „Trick“ bei der ganzen
Angelegenheit ist, das die Fabrikbesitzer_innen, wenn die Waren
produziert sind, den Arbeiter_innen weniger Geld geben, als sie beim
späteren Verkauf für die Waren bekommen und somit Profit machen (Karl
hätte das als Abschöpfung von „Mehrwert“) bezeichnet.
Es geht im Kapitalismus also nicht vorranging um die Befriedigung der
menschlichen Bedürfnisse, sondern vor allem um den „Mehrwert“ also den
so genannten Gewinn. Die Logik des Kapitalismus ist also der Grund warum
täglich ca. 30.000 Menschen verhungern obwohl alle Menschen dieser Welt
sogar 2,5 mal mit Nahrung versorgt werden könnten und warum Wohnungen
leerstehen während draußen auf der Straße Menschen frieren. Und die
herrschende Politik sowie die Medien wollen uns das Ganze auch noch als
„einzige Möglichkeit“ verkaufen!
Doch es regt sich Widerstand…
In Italien, Griechenland, Spanien und Portugal protestieren die Menschen gegen den Kapitalismus und das Spardiktat von EZB (Europäische Zentralbank) IWF (Internationaler Währungsfonds) und Europäischer Kommision (also der sogenannten Troika). Die Troika handelt unter dem Einfluss deutscher Großmachtsinteressen („in Europa wird wieder deutsch gesprochen“ – Volker Kauder, Vorsitzender der CDU Bundestagsfraktion). Die beschlossenen Maßnahmen gegen die Bevölkerung in den genannten Ländern verschärfen dort die Armut und drängen Tausende Menschen in die Armutsküchen und in den verzweifelten Selbstmord. Wo sich Stimmen dagegen auftun schlägt die Staatsgewalt mit großer Härte zu, ob in Frankfurt, Athen, Madrid oder Maribor – die Hooligans in Uniform sollen die herrschenden Verhältnisse mit Gewalt aufrechterhalten.
Und die Praxis?
Trotz (oder wegen?) der Angriffe gegen die Bevölkerung in Südeuropa tun sich dort neue Konzepte auf: Getrieben von wirtschaftlicher Existenz- und Verlustangst scheinen Teile der werktätigen Bevölkerung dort zu erkennen, dass der Staat, die Wirtschaft und die Chefs sie erst in die Katastrophe gestürzt haben. Und wie heißt es doch in der Internationalen so schön: „uns aus dem Unrecht zu erlösen können wir nur selber tun!“ In vielen Ländern (v.A. Griechenland, aber auch in Mittel- und Südamerika) entstehen neue Versuche der Selbstverwaltung: besetzte Häuser, soziale Zentren und selbstverwaltete Fabriken.
Leiharbeit, Werkverträge und die Rente mit 67 radikal bekämpfen!
Leiharbeit verdeutlicht uns, dass Arbeitkraft eine handelbare Ware ist. Und zwar die einzige Ware, die mehr Wert produziert als sie selbst kostet. Diese Spanne, über die der Profit am Ende realisiert ist, ist so groß, dass sich im Falle der Leiharbeit gleich zwei Kapitalist_innen bereichern können: Der Entleiher, der mit der Arbeitskraft produzieren lässt und das Ganze dann gewinnbringend verkaufen kann und das Verleihunternehmen, das eine Art Bereitstellungsprämie auf die vermittelten Arbeiter_innen erhält. Trotz gesetzlichem Gleichbezahlungs- („Equal Pay“) und Gleichbehandlungs-Gebot („Equal Treatment“) erhalten die Leiharbeiter_innen oft weniger als die Stammbelegschaft. Die DGB Gewerkschaften verstärken das, indem sie Tarifverträge aushandeln, die diese niedrigere Entlohnung auch noch besiegeln.
Und es geht noch dreister: Mit Werkverträgen entdeckt die herrschende
Klasse das altbekannte Auslagern von Arbeitsprozessen („Outsourcing“)
neu. Wo Leiharbeit bereits erfolgreich eingeführt und Stammbelegschaft
ersetzt wurde, werden einzelne Schritte des Produktionsprozesses – wie
bspw. das Abspülen in einer Großküche – an eine Fremdfirma vergeben.
Diese ist nicht nur nicht an den Tarifvertrag gebunden – sie kann
ihrerseits nochmals auf Leiharbeitskräfte zurückgreifen. Im Falle des
Schlachthofs Waldkraiburg ist es dabei sogar gelungen, Arbeiter_innen zu
einem Monatslohn von 176,- Euro zu beschäftigen. Als besonderes Zuckerl
fand über Tricks dabei mitten in Oberbaiern das rumänische Arbeitsrecht
Anwendung.
Solche Formen der Produktion des absoluten Mehrwerts durch Lohndrückerei
scheinen derzeit besonders „angesagt“ beim Klassenfeind, weil kaum mehr
Neuerungen und Erfindungen zu erwarten sind, durch die wesentlich
höhere Gewinnspannen erzielt werden könnten. Uns erscheint das als
besonders ungerecht, weil der ausbeuterische Charakter der Lohnarbei
dabei deutlich hervortritt – und in der Tat: Leiharbeit und Werkverträge
sind zu bekämpfen, wo es nur geht! Schlussendlich stellen sie aber
keinen „Auswuchs“ des Kapitalismus dar, sondern dienen aktuell dessen
Optimierung.
Ein weiteres unversöhnliches Kampffeld sehen wir in der Rente mit 67. Es geht hier um die Frage der Lebensarbeitszeit einerseits, also die Frage, nach wie vielen Jahren der Ausbeutung uns ein „Ruhestand“ zugestanden wird. Dass es aber noch um mehr gehen könnte, wird deutlich bei der Frage nach der „Finanzierung“ der Rente: in der öffentlichen Debatte wird meist ein Bild erzeugt, dass immer weniger „Junge“ immer mehr „Alte“ mitzutragen hätten. Verschwiegen wird bei dieser Rechnung in aller Regel der Produktivitätszuwachs: Mit heutiger Technik wird in einer Arbeitsstunde deutlich mehr produziert als vor fünfzig Jahren. Dadurch wäre es im Prinzip weder ein Problem eine wachsende Zahl an Rentner_innen zu versorgen noch eine bessere Pflege für die vom Arbeitsleben Geschundenen zu organisieren. Wer uns aber – jung wie alt – belastet, ist die Herrschende Klasse, indem sie unsere Arbeit ausbeutet um des Profits willen, gepaart mit dem Staat an ihrer Seite, der sich für unsere Gesundheit und Wohlbefinden frühestens immer dann interessiert, wenn unsere Arbeitskraft zu verfallen droht. Deshalb müssen wir eine Verkürzung der Wochenarbeits- wie der Lebensarbeitszeit gegen ihren Willen durchsetzen und dabei zugleich einen gesellschaftlichen Diskussionsprozess starten, wie, was und für wen wir produzieren wollen.
Wenn wir im Kampf gegen prekäre Beschäftigung, Rente mit 67 und ein
besseres Leben erfolgreich sein wollen, dann müssen wir die
sozialpartnerschaftliche Bittstellung verlassen. Wir bekommen nur, was
wir erstreiten – und dazu wird es des Politischen Streiks bedürfen.
Dieser muss nicht nur für uns selbst, sondern auch für die
DGB-Gewerkschaften wieder eine Handlungsoption werden. Dazu wird es
nötig sein, die Funktionärs-Spitzen (und nicht nur die obersten) gehörig
unter Druck zu setzen – damit sie wieder auf ihre Basis hören, statt
sich dem Kriegsminister anzudienen, wie es der auf die schiefe Bahn
geratene DGB Chef Michael Sommer Anfang des Jahres praktizierte.
Und Praxis!
Die Revolution wird uns weder in die Wiege gelegt noch geschenkt werden. Die Idee von dem Knall, nach dem alles besser ist, wird sich nicht in ein, zwei Stunden Demonstration verwirklichen lassen. Eine solche Manifestation kann aber einen Anfang bilden, uns selbst und unser so genanntes „Privatleben“ zu verändern: Auch Patriotismus/Nationalismus, Sexismus, Obrigkeitshörigkeit, Rassismus und Antisemitismus sind irrige Verhaltensweisen und Einstellungsmuster. Als Herrschaftsmechanismen stehen sie einer befreiten Gesellschaft im Wege. Wir müssen sie deshalb an uns selbst und an den Menschen in unserer Umgebung entdecken und uns gegenseitig dabei unterstützen sie zu überwinden. Grober Uneinsichtigkeit aber ist entschlossen entgegenzutreten.
Außerdem müssen wir selbstverwaltete und emanzipatorische Freiräume für
Politik und Kultur in unserem Umfeld aufzubauen (und diese gegen
staatliche Repression zu verteidigen). Eigene Strukturen, in denen wir
die Profitlogik und den Konkurenzzwang der herrschenden Ordnung
untergraben, schaffen auch eine Oase des besseren Zusammenlebens
innerhalb der herrschenden Ordnung.
In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam und entschlossen auftreten und die eigenen Ideen in die graue Welt da draußen hinausschreien – um mehr Menschen für unsere Vorstellung eines sinnvollen Zusammenlebens zu gewinnen. Lasst uns den Vorabend des 1. Mai nutzen.
Komm deswegen am 30.04.13 auch Du mit uns auf die Straße, für eine solidarische und demokratische, also selbstverwaltete Gesellschaft, für ein einfach geileres Leben!
Mehr Infos:
http://rotezorarosenheim.blogsport.de/
http://infogrupperosenheim.tk/
Muss so ein Motto sein?
Ein bischen Ernsthaftigkeit, gerade beim Demo-Motto, wäre geboten.
Kapitalismus bedeutet Ausbeutung, Unterdrückung und Leid.
Denkt ihr so ein flapsiges Motto wird dem gerecht?
Wenn Polit-Aktivismus nicht zur Happening-Kultur verfallen soll, wäre etas mehr Umsicht und Ernst angebracht.