Bremen: Mit Faust und Pfote gegen jeden Antisemitismus!

Anti-Speziesismus

Am Dienstag, den 09.04., findet in der Villa Ichon eine Veranstaltung mit dem Titel „Antisemitismus als ideologische Waffe“ statt. Mit dem bundesweit bekannten Antisemiten Arn Strohmeyer sitzt dabei Susann Witt-Stahl auf dem Podium. Wir als Antispe-Linke (1) schreiben diesen Text, weil wir ein Problem mit dem dort vertretenen Antisemitismus bzw. der Relativierung von Antisemitismus haben.

 

Susann Witt-Stahl war und ist eine der wichtigsten theoretischen Vordenkerinnen der linken Antispe-Szene im deutschsprachigen Raum. Als solche sie hat eine materialistische Gesellschaftskritik mit einer Kritik des gesellschaftlichen Naturverhältnisses verbunden. So  wurden aus vielen  Tierschützer*innen und Öko-Hippies Linke, die nicht mehr nur über Konsumkritik und richtiges Essverhalten stritten, sondern über die Ursachen von bestehenden gesellschaftlichen Ausbeutungsformen. Eine positive Folge, die wir wichtig finden! Trotzdem und gerade deshalb haben wir als Antispe-Linke ein Problem mit der Veranstaltung in der Villa Ichon: Bei dieser Gelegenheit wird mal wieder antispeziesistische Arbeit mit der Relativierung des Antisemitismus zusammengebracht und so erneut pauschal diskreditiert. Wir wollen eine emanzipatorische Kritik des gesellschaftlichen Naturverhältnisses – und das geht nur ohne Kuscheln mit Antisemit*innen!

Antisemitismus ist eine Ideologie in der bürgerlichen Gesellschaft. Antisemit*innen gehen davon aus, dass nicht bereits die kapitalistischen Verhältnisse grundsätzlich und im Normalbetrieb Ausbeutung, Elend und Unterdrückung schaffen und deshalb menschen- und tierfeindlich (2) sind, sondern vor allem einzelne Schuldige. Eine Variante des modernen Antisemitismus ist der Hass auf den Staat Israel. Die Genoss*innen im „Bremer Bündnis gegen Antisemitismus“ (3) haben dies bereits schon weiter ausformuliert und rufen zu Protesten gegen die Veranstaltung auf.

Die Methode der Antisemit*innen, anstatt sich mit einer materialistischen Analyse die gesellschaftlichen Verhältnisse zu erklären,  diese noch weiter zu ideologisieren,  wendet auch Susann Witt-Stahl seit Jahren zunehmend in der linken Antispe-Szene an. Die Schuld für die relative  gesellschaftliche Wirkungslosigkeit der Linken gibt sie dabei vor allem den Linken selbst – und denkt dabei die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse kaum noch mit. Das ist voluntaristisch und tendenziell anti-materialistisch. Mit ihrer Fixierung auf eine Jagd nach Antideutschen hat sich Susann Witt-Stahl so von einer praktischer Gesellschaftskritik  fast verabschiedet. Sie betreibt stattdessen vor allem eine Linkenkritik (und ist dabei manchen Antideutschen bzw. neuerdings „Ideologiekritikern“ nicht mal so unähnlich). Was den Leninist*innen die Revisionist*innen sind, dass sind Witt-Stahl „die Antideutschen“: Potentiell überall lauernde Feinde der eigenen Szene, die scheinbar viel gefährlicher und bekämpfenswerter sind als die gesellschaftlichen Verhältnisse.

Wir denken nicht, dass die mangelnde Relevanz der (Antispe-)Linken an echten oder vermeintlichen Antideutschen liegt. Wir sind der Auffassung, dass die Ursache für das Leid von Menschen und Tieren nicht zuerst in bestimmten Einrichtungen, Staaten oder Personen zu suchen ist, sondern bereits grundsätzlich in der bürgerlichen Gesellschaft, in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen.  Jede linke Kritik der Gesellschaft aber muss emanzipatorisch über diese hinausweisen. Eine Kritik, die die Schuld vor allem bei Einzelnen sucht,  hält dem Leid von Menschen und Tieren in dieser Gesellschaft aber  potentiell  nur eine noch größeres Elend als „Lösung“ vor.

Deswegen: Gegen jeden Antisemitismus! Für eine materialistische  Kritik des gesellschaftlichen Naturverhältnisses! Für eine antinationale Antispe-Linke!

1: Hier: Alle, die das gesellschaftliche Naturverhältnis emanzipatorisch überwinden wollen.
2: Menschen und Tiere: Wir wollen diese Kategorien nicht biologisch affirmieren, sind aber auch nicht der Auffassung, das es beliebige, im „Diskurs“ entstandene Kategorien sind, sondern materialisierter Ausdruck konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse
3: http://againstantisemitism.blogsport.de

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Danke! Ich freu' mich immer, wenn ich vernünftige Sache aus der AntiSpe-Ecke höre....

...Tierbefreiung. Hier wurde aber wieder einmal in traurigster Weise der Beweis erbracht, dass diese autonomen Antispes auch jeden bürgerlichen Dreck, der ihnen unter die Finger gerät, nachlabern müssen. Sei es die bürgerliche Moralphilosophie oder das neokonservative Antideutschtum.

und wo ist nun euer argument? könnt ihr belegen, dass susann konkret antisemitische aussagen gemacht hat bzw. eine antisemitische politik verfolgen würde?

 

und: wer seid ihr denn eigenltich? seid ihr in einer linken tierbefreiungsgruppe in bremen organisiert (eine solche gibt es meines wissens in bremen nicht) oder überhaupt für tierbefreiung aktiv außer auf indymedia peinliche artikel zu schreiben?

Quatsch mit (veganer) Sosse!
Was hier in diesem Fall die Antispe-Linke und,zum wiederholten Male, das Bremer Bündnis gegen Antisemitismus verzapfen,ist eine totale Katastrophe. Was hier als "antisemitische Veranstaltung"(1), als angebliches Treffen der "Crème de la Crème linker Antisemit_innen"(2) hochstilisiert wird, ist nichts weiter als eine kämperisch herbeigeredete Farce. Man kann Arn Strohmeyer einseitig in seiner Israel-Kritik nennen und man muss auch nicht mit den Formen des Protestes des Bremer Friedensforums übereinstimmen,um zu erkennen, dass das Bremer Bündnis gegen Antisemitismus einen völlig reflexhaften und inflationär gewandten Antisemitismusbegriff benutzt. Antizionismus sei per se der neue Antisemitismus, Kritik an israelischer Besatzungspolitik ebenso und fertig ist das Feindbild des neuen "bundesweit bekannten Antisemiten"(3). Das Bündnis gegen Antisemitismus muss sich genau den Vorwurf gefallen lassen, den ihre Gegenspieler_innen auf der angeblich zu bemahnenden Veranstaltung erheben:
den verharmlosenden Missbrauch und die ideologische Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs!


(1) aus dem Aufruf zur Mahnwache BBGA
(2) ebenda
(3) aus dem Text der Antispe-Linken