Auf unserem Treffen in Witten haben wir beschlossen, dem Aufschwung in unseren Strukturen Rechnung zu tragen und uns in Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen umzubenennen.
Auch wenn wir noch lange nicht flächendeckend im deutschsprachigen Raum vertreten sind, wollten wir nun den Schritt wagen und die Gründung der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen verkünden. Wir betonen dabei, dass wir uns selbstverständlich nicht als “die Föderation aller Anarchist*innen” sehen und uns daher auch keinen Alleinvertretungsanspruch anmaßen. Aber natürlich sind Anarchist*innen aller Strömungen willkommen, die sich mit unseren Prinzipien und Statuten identifizieren können.
Mit „deutschsprachig“ meinen wir in diesem Fall den geografischen Sprachraum, also vor allem Deutschland, Österreich und den nördlichen Teil der Schweiz. Als Anarchist*innen wollen wir Nationen und Staatsgrenzen überwinden, was wir durch die Ausweitung unserer Organisation auf den Sprachraum zum Ausdruck bringen möchten. Sprache als Kriterium hat dabei keinen identitären Hintergrund, sondern erscheint uns aus rein praktischen Gründen sinnvoll, um arbeitsfähig zu bleiben – nicht jede*r von uns hat Fremdsprachenkenntnisse und ein Übersetzen aller relevanten Informationen würde uns (zumindest im Moment) überfordern. Trotzdem pflegen wir gute Kontakte zu Föderationen und Gruppen in anderen Regionen.
Der Übergang vom Forum zur Föderation hat unterschiedliche Gründe: Zum einen gab nach einer Stagnation der Arbeit der FdA in den letzten Jahren wieder frischen Wind und viel Interesse an überregionalen Vernetzungen. Zum anderen gibt es seit 3 Jahren zahlreiche Neugründungen von anarchistischen Gruppen. Auch das Interesse an anarchistischen Ideen im Allgemeinen ist spürbar gestiegen.
Innerhalb des vergangenen Jahres haben sich bspw. mit dem Beitritt des Anarchistischen Netzwerks Südwest* als erste Regionalföderation viele Gruppen aus dem Südwesten Deutschlands der FdA angeschlossen. Darüber hinaus sind wir auch in vielen anderen Regionen im deutschsprachigen Raum mit Gruppen, aber auch mit einem Druckereikollektiv in Zürich vertreten. Aktuell findet eine starke Organisierung anarchistischer Gruppen in der Rhein-Ruhr-Region statt, mit denen die FdA in engem Kontakt steht. Seit über zwei Jahren erscheint auch die Gaidao, unsere Föderationszeitung, monatlich als Online-Ausgabe und seit Anfang dieses Jahres auch in gedruckter Form.
Wir finden es wichtig, herrschaftsfreie Strukturen aufzubauen, damit zu experimentieren, Erfahrungen zu sammeln und diese dadurch zu festigen. Wir wollen vorhandene Ressourcen besser nutzen, voneinander lernen, Solidarität organisieren und praktizieren. Gemeinsam möchten wir über unseren Tellerrand hinausschauen, überregional und global aktiv sein. Um sich auch international zu vernetzen ist die FdA in der Internationale der Anarchistischen Föderationen (IFA) organisiert. Die IFA bietet für uns die Gelegenheit, uns mit Anarchist*innen auch in anderen Winkeln der Erde auszutauschen und uns gegenseitig in unseren Kämpfen zu unterstützen.
Im Gegensatz zu Regionen wie die der Iberischen Halbinseln, dem frankophonen Sprachraum oder den Britischen Inseln können wir dabei nicht auf eine jahrzehntelange funktionierende Organisation zurückgreifen, sondern müssen uns noch noch viel erarbeiten. Doch dieser Umstand kann auch als Chance begriffen werden. Wir können von den Erfahrungen anderer Föderationen lernen. Dieser Prozess ist ein nie endender, denn es gilt uns, unsere Strukturen, unser Handeln und unsere Art zu Leben ständig in Frage zu stellen und zu verbessern. Mit der Ausrufung der Anarchistischen Föderation sind wir noch lange nicht am Ziel. Gerade jetzt, da die sozialen Kämpfe in vielen Ländern zunehmen, die kapitalistische Krise sich ausweitet, unzählige Menschen vor dem buchstäblichen Nichts stehen, Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und andere menschenverachtende Ideologien zunehmen und faschistische Parteien und Gruppierungen wieder stärker zu werden drohen, ist es wichtig, sich in einem größeren Kontext gegen diese Zumutungen zu organisieren.
Wir wollen nicht müde werden, gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Herrschaft zu kämpfen und diese als Ganzes zu überwinden.
In diesem Sinne:
Anarchie leben – Anarchismus organisieren!
Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA – IFA)
21. März 2013
Warum nicht gleich...
auch wenn betont wird, nicht "die Föderation aller Anarchist*innen" zu sein, übt das einen druck auf die nicht darin organisierten a-gruppen aus. lose und temporäre netzwerke werden so schwerer, da die organisierten keinen grund sehen oder keine zeit haben, sich mit den nicht-organisierten zu organisieren.
ganz zu schweigen von herrschaft-mechanismen die in allen grösseren orgas aufkommen. ob nun partei oder föderation, da ist kaum ein unterschied!
schade...
Kein Widerspruch.
Zum einen find' ich diesen Artikel recht interessent zum Thema.
Und zum anderen kann mensch auch heimlich Bonanno lesen und gleichzeitig einer Gruppe angehören, die sich zur besseren Vernetzung einer Föderation angeschlossen hat.
Andere Frage: Woher willst du denn wissen, das zwischen der FdA und einer Partei kaum ein Unterschied besteht?
spinner
nur weil sich anarchisten nun auch mal nicht organisationsfeindlich geben und nicht nur ihre eigene individualkacke machen, wird gleich dagegen geschossen. Ich finde dass einen richtigen und wichtigen Schritt auch wenn ich mich nicht als Anarchist begreife.
Keine Ahnung
So wie du schreibst, begreife ich dich auch nicht als Anarchist. Was sind das für bekloppte Vorurteile? Es gab schon immer AnarchistInnen (stell dir vor, es gibt auch Anarchistinnen!), die sich organisiert haben. Beschäftige dich bitte mal ein bisschen mit linker Geschichte, bevor du hier das Maul aufreißt!
Naja
Die Begründung finde ich ein wenig schwach. Außerdem wird darin das Bild einer Föderation gemalt in der alle einzelnen Mitglieder nur noch als Föderation, ohne individuelle, autonome Arbeit - handeln, was absolut der Idee widerspricht. Falls die Existenz einer solchen Föderation wirklich Druck auf nicht darin organisierte A-Gruppen ausüben sollte - worüber mensch streiten kann, ich es aber hier nicht will - dann traue ich jeder Gruppe noch soviel Selbstbestimmung zu, damit umzugehen.
Und ich weiß auch nicht wieso dadurch lose und temporäre Netzwerke dadurch schwieriger zu gestalten wären? Das würde voraussetzen das die Föderation entweder nur noch Sachen als Föderation macht, oder einen Beitritt zur Zusammenarbeit voraussetzt. Und beides entspricht ja wohl nicht der Realität. Außerdem wird auch hier vergessen das die Gruppen darin keine Sektionen der Föderation sind, sondern autonome Mitglieder, die im und als FdA arbeiten aber sich darüber hinaus beteiligen wo und an was sie wollen. Und es gibt genügend Gruppen die sich in lokalen, themen- oder aktionsspezifischen Netzwerken engagieren, oder auf irgendeine andere Weise mit anderen zusammen arbeiten. Das geht natürlich nicht immer als gesamte Föderation, macht aber aus vielerlei Hinsicht auch oft keinen Sinn, nicht nur weil mensch nicht mit "nicht-organisierten" organisiert sein möchte.
Und der Punkt mit den Herrschaftsmechanismen...ich bitte dich. Herrschaftsmechanismen gibt es überall, in jeder Politgruppe, in jedem Kollektiv, in jeder WG und tauchen nicht erst ab einer gewissen Größe auf. Natürlich tauchen sie verstärkter in einer Föderation auf, als in einer 3er WG, aber es geht ja um die Frage ob mensch das anerkennt, reflektiert und versucht diese abzubauen. Solche Orgas zu verneinen um diese Gefahr zu minimieren ist natürlich einfacher, aber die befreite Gesellschaft die ich mir wünsche muss sich ja auch irgendwie organisieren (weltweit!) und das kann ich mir nur in überschaubaren Peer-Groups echt schlecht vorstellen.
nein danke
für diesen verein interessiert sich doch eh kein mensch.
die mitgliedersuche kann beginnen... und das war's dann auch schon.
argumente?
bring argumente oder sei still! es sind in letzer zeit ein haufen gruppen in die anarchistische föderation eingetreten. zur zeit gründen sich weitere gruppen, die auch eintreten wollen. oder sind das alles keine menschen für dich?
es ist gut wenn sich ein teil unserer bewegung föderiert, gerne auch weltweit in der ifa oder woanders. für eine menge gruppen ist aber die art von offener organisierung nicht sinnvoll, andere haben keine lust auf überregionales oder sind strikt lokalbezogen, wieder andere sind eher in gemischten gruppen, projekten usw. aktiv. viele leute sind in anarchistischen gruppen und gleichzeitig in selbstorganisierten sachen drin, die nicht allgemeinpolitisch orientiert sind, sondern sich aufgrund gemeinsamer interessen organisieren. anarchosyndikalistische (revolutionärsyndikalistische) gewerkschaften sollten eigentlich so etwas sein, oder mietergemeinschaften, es gibt soviel gründe und möglichkeiten sich zusammen zu tun. viele leute in der föderation kümmern sich auch eher um regionale sachen, um das was in ihrem umfeld passiert. ich habe den wunsch, mich mit vielen anarchistinnen unkompliziert austauschen zu können über unsere erfahrungen, strategien und bedürfnisse. manche sachen, wie z. b. die solikampagne für die inhaftierten in weissrussland, lassen sich mit hilfe der fda/ifa auch leichter bewältigen als nur mit einer losen vernetzung.
die ifa sollte sich nicht anmaßen, keimzelle für die kommende freie gesellschaft zu sein. dafür eignen sich eher gewerkschaften, kommuneprojekte, kollektivbetriebe oder was euch so einfällt. aber wie sollen wir ohne weltweite koordination jemals den kapitalismus zurückdrängen? klar ist, daß wir aber um erfolgreich zu kämpfen und uns auch zu verteidigen, auch andere, klandestinere formen anarchistischer organisierung und aktion brauchen, die an dieser stelle vielleicht lieber nicht diskutiert werden sollten. die anarchistischen föderationen, eigentlich alle anarchistinnen stehen in der verantwortung, sich weder in der bewegung noch in der gesamtgesellschaft avandgardistisch zu verhalten. dazu müssen wir begreifen, daß wir nichts besseres sind als die anderen und bereit sein, von den leuten zu lernen, so wie wir untereinander lernen... so, das reicht jetzt aber für nen indykommentar.
aha
leute ohne argumente haben gefälligst den mund zu halten? interessant
was bitteschön unterscheidet eine formelle anarchistische föderation von anderen politischen organisationen bzw. parteien?
ach so eine demokratie ist doch herrlich, selbst "anarchisten" haben dort ihren platz gefunden.
"revolutionärsyndikalistisch"? bäh! deine ideen waren schon vor 100 jahren verstaubt. die ideologie der arbeit bleibt unantastbar.
der sinn einer föderation ist es, "die menschen" vom "anarchismus" zu überzeugen, etc.
somit benötigt ihr ein sauberes images, um von der zivilgeselschaft (als politische organisation) anerkannt zu werden. also reiss hier mal lieber nicht zu gross dein maul auf von wegen verteidigung von direkten aktionen: wer hat sich nach einem banküberall in spanien, bei dem 2 polizistinen getötet wurden, von claudio lavazza distanziert? und was war mit den londoner krawallen 2011? was mit gabriel, der eine jahrelang vergangenheit mit gefängnisrevolten und ausbrüchen hinter sich hat, unablässig briefe geschrieben und ein buch veröffentlicht hat, wo war da eure föderation? und die liste wird länger und länger...
euer bürgerlicher anarchismus kotzt uns an
oha
mit dem "leute ohne argumente haben gefälligst den mund zu halten" geb ich dir recht.
Ich kann dennoch kein stichhaltiges Argument erkennen warum die FdA bürgerlich sein soll.
Zu lavazza hab ich nix gefunden und was war mit den Krawallen? Hat sich die FdA da distanziert oder was?Hab da nix gefunden.
Und wegen gabriel, mindestens 2 Gruppen aus der FdA haben sich damit beschäftigt wie eine kurze Google-Recherche ergeben hat:
http://karakok.wordpress.com/category/deutschsprachige-artikel/page/21/
http://fda-ifa.org/libertad-freiheit-fur-alle-revolutionaren-langzeitgef...
hihi, wie süß...
Sag mal, meinst Du das ernst was Du da schreibst??? So einen verschwurbelten Schwachsinn hab ich ja schon lange nicht mehr gelesen! Was ist denn Deine Alternative? Der "Untergrund"? Ich lach mich tot... Bei Deiner Argmentation ist ja jede Form der Organisierung "bürgerlich".
Was auf jeden Fall unantastbar verstaubt bleibt, ist Deine Vorstellung davon was diese Anarchisten so wollen.
Schon mal was von (A)-Seite zur Lohnarbeit gelesen, das nach dem 2. Weltkrieg geschrieben wurde? Wohl kaum.
Aber feier Du nur weiter mit den Spinnern dieser Welt Deine Unbürgerlichkeit und benutz ruhig die Phrasendreschmaschine des "bürgerlichen" Anarchismus.
Der Rest der radikalen Linken geht weiter.
Ich finde super!!!
Ich finde die Entwicklungen der letzten 3-4 Jahre sehr gut. So viele A-Gruppen die entstanden sind. Das ist sehr gut! Ich selbst wohne auf dem Land aber solche Nachrichten wie die motivieren mich immer wieder dazu etwas aufzubauen!
Die FdA ist keine "Partei"
Ich glaube hier liegen einige Fehleinschätzungen mancher Betrachter*innen vor. Es wird behauptet, dass die Föderation hierarchische Strukturen reproduziere und sich kaum von einer parteiförmigen Organisierung unterscheide. Stellt halt zunächst die Frage, ob es laut Förderationssatzung irgendwelche Gremien gibt, die Einfluss nehmen können auf Praxis und politisches Selbstverständnis der Gruppe. Falls ja, muss man sich fragen, ob dieser Einfluss hierarchische Strukturen und Zentralismus fördert oder ob er die Weiterentwicklung von Theorie und Praxis positiv anzuregen. Zweiteres ist der Fall und nein, es gibt kein ZK bei der FdA. Da ganze ist ja eine Förderation und Föderalismus im anarchischtischen Sinne ist etwas ganz anderes, was gemeinhin darunter verstanden wird. Es ist der freiwillige Zusammenschluss autonom agierender einzelner Menschen, Gruppen oder Regionen, die wierderum im freiwilligen Austausch miteinander stehen und dabei Synergieeffekte für die eigene und gemeinsame Praxis nutzen können.
Das Wichtige an der Förderation ist ihr offener Charakter als freies Netzwerk, es ist eben daher ein Gegenmodell zu den Parteien des bürgerlichen Staates, deren politische Artikulation und Partizipation in von Staat gegeben Möglichkeiten ablaufen und entsprechend abhängig sind von Geldern und Gesetzen (deswegen werden in CDU, IG Metall und co. übrigens auch Hierarchien, Zentralismus und Fetisch eher reproduziert). Es liegt also eine völlige Fehleinschätzung vor. Während von boölschewistischer und sozialdemokratischer Seite der Vorwurf an Anarchist*innen kommt, sie wären nicht genug organisiert, würden schnell zerfallen und seien daher bedeutungslos, kommt von individualanarchistischer und hedonistischer Seite der Vorwurf, man schaffe sich Hierarchien, würde andere Bevormunden und reproduziere bürgerliche Herrschaftsmuster. Keines davon trifft zu, die Förderation ist auch kein Mittelweg zwischen den beiden Extremen, sondern eine Alternative. Und wäre die Alternative so ein großer Murks, wieso ist dann festzustellen, dass sich viele Anarchist*innen im dt.sprachigen Raum sich in letzter Zeit stärker anfangen in und um die FdA zu organisieren?
Wie gesagt, es ist ein offenes Netzwerk, in dem jede*r mitarbeiten kann. Für Anarchist*innen ist es völlig selbstverständlich, dass nicht irgendein ZK oder ein Sprecherkreis das Leben der einzelnen Gruppe uind Mitglieder vorschreibt, sondern dass es die Mitglieder und Gruppen sind, mit ihren Ideen, Praxen und ihre Energien auf das FdA einwirken.
Ich begrüße die Entwicklung der FdA jedenfalls sehr und hoffe, dass andere Anarchist*innen und Libertäre dadurch ermutigt werden aktiv zu werden und sich zu organisieren.
-Anarchofaschismus mit neuer Ideologie - auch bald bei uns?
http://digitalresist.blogspot.com/2013/03/konnen-faschisten-anarchisten-...
anarch@
busenfreund
lol
nette satire, aber geht besser.
viva la anarquia!