Die Schere klappt immer weiter auf, genau wie die zwischen arm und reich: Es gibt Menschen, die sich täglich noch von Boulevard bis TV-Nachrichten umschmeicheln lassen, den Kanon in sich aufnehmen dessen, was gut ist und so bleibt. Sie sind die Mehrheit derer, die nicht wissen können, weil sie nicht wissen wollen warum und wozu. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die schon seit Jahren nicht mehr hören können, was von Anfang an gelogen war.
Vor allem von Vokabeln aus dem Mantra der Propaganda, Vokabeln wie “Rettung”. Opelrettung, Bankenrettung, Eurorettung, Griechenrettung, Zypernrettung, Kleinsparerrettung. Rettung aus der Not der “Krisen”, die genau so gelogen sind: Immobilienkrise, Bankenkrise, Eurokrise, Staatsschuldenkrise. Von einer unausweichlichen Phase des Kapitalismus keine Spur und auch kein Einsehen, dass eine Rettung keine gewesen sein kann, wenn danach die nächste und dann die übernächste und dann noch eine fällig wird. Nichts ist da zu retten. Zu retten sind am allerwenigsten diejenigen, die diesen Quatsch noch immer glauben.
Alles wird gut
Aber: Die Welt ist mindestens vierdimensional und so scheint es, als sei der Weg von einer Spitze der aufgeklappten Schere zur anderen gelegentlich kürzer als die Strecke dazwischen. Will heißen: Ich vermeine festzustellen, dass der Widerstand der Indoktrinierten geringer wird. Immer häufiger erfahre ich Zustimmung für meine ‘linksradikalen’ Analysen, wo mir vor wenigen Jahren noch der blanke Hass entgegengeschlagen wäre. Das ist das Faszinierende an der Ignoranz der Mehrheit: Sie hören die Botschaften und wiederholen sie sogar, verbinden sie aber immer weniger mit Überzeugung, wie auf Valium. Eigentlich hätte ich ja recht, aber. Lieber vereint im Falschen als zu früh auf der anderen Seite. Es wird schlimm genug, wenn alles für die Katz war, das muss man doch nicht schon vorher wissen.
Auch die Ideologie erstarrt in der Routine ihrer absurden Weltbeschreibung. Schon wieder gerettet, na und? Noch eine Krise – wen interessiert’s? Ein “Exportweltmeister” tödlich bedroht durch „globalen Wettbewerb“, na klar. Nach Jahren des Wachstums und des Verzichts müssen wir kürzer treten, egal. Gewerkschaft fordert Lohnzurückhaltung, who cares? Milliardäre mit Rekordgewinnen; wie wird das Wetter morgen? Eine Propaganda, die ihre Aufgabe ernst nähme, würde vierzehn Minuten Wetterbericht senden und dann kurz die Nachrichten. Aber wozu? Alles wird gut, sagt das Lächeln der Tagesschau.
Als die systemrelevanten Banken gerettet wurden, hieß es, es gäbe keine weiteren Steuergelder mehr. Als die Milliarden an Steuergeldern dann bereitgestellt wurden, hieß es, niemals gäbe es einen Schuldenschnitt. Als die Schuldenschnitte kamen und die Billionen bereitgestellt waren, hieß es, die ‘Spareinlagen’ seien das Wichtigste. Jetzt werden die ‘Spareinlagen’ rasiert, und wie nennen sie das? Richtig: “Rettung” und “vernünftig“. Die Verfechter dieses Systems bezeichnen es nicht nur als “rational”, sondern betrachten es meist als einzig rationales. Das ist nichts anderes als eine schwere Psychose. Dagegen helfen keine Argumente.
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Der Mann hat Recht. Ich denke allerdings, dass er den basalen elementaren Deppen-Faktor der Menschheit mit einberechnet hat:
Deppen-Ängste in Deppen-Diskursen bekommen schließlich Deppen-Antworten und ich bezweifle deswegen, dass in den nächsten 20 Jahren das Stimmvieh auch nur einen Fuß auf den Pfad der Gerechten setzen wird.
Problematisch ist glaube-ich vielmehr, dass durch einen immernoch grassierenden (und mühsam und kleinteilig sozial konstruierten) "anti-kommunismus" jede ernste Lösungsstrategie in den Eimer wandern wird.
Es steht doch schon in der Überschrift.
Außer Freiräumen wird es auch in Zukunft "nichts zu retten" geben.
-_-
den Deppenfaktor hat er natürlich "nicht" eingerechnet.
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wieso Mann?
Warscheinlich
weil der Autor ein Mann ist. http://feynsinn.org/?page_id=409
p.s. Sehr guter Blog
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hübsch hüsch. danke für den artikel.