Veranstaltung: "Proletarischer Feminismus"

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Infoveranstaltung von SoL * Sozialistische Linke zum proletarischen Feminismus 1. März, 19:30 Uhr, Internationales Zentrum B5 Aufruf des Roten Frauenkomitee Hamburg zum 8. März 2013: Proletarier alle Länder vereinigt euch!

 

HERAUS ZUM 8. MÄRZ!

Immer schon verursachte Unterdrückung Widerstand, Frauen und Unterdrückte haben sich seit der Entstehung ihrer Unterdrückung widersetzt.
1910 legten die Teilnehmerinnen der 2. Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen auf Initiative von Clara Zetkin die alljährliche Durchführung eines internationalen Frauenkampftages fest, der sich gegen die doppelte Ausbeutung richtet. Seitdem wird der 8. März auf der ganzen Welt von unterdrückten Frauen, KommunistInnen und RevolutionärInnen zelebriert. Dies macht ihn zu einem der wichtigsten internationalen Kampftage der Frauenbewegung und der Arbeiterklasse.

 

Die aktuelle Situation der Frau in Deutschland


Auch wenn es hier in der BRD eine formale soziale und politische Gleichberechtigung für Frauen gibt, kann man die bestehende Unterdrückung der Frau nicht abstreiten. Frauen sind auf doppelte Art unterdrückt und ausgebeutet: durch den Imperialismus und das Patriarchat. In Deutschland verdienen Frauen im Falle von geregelten Arbeitsverhältnissen durchschnittlich 23% weniger als ihre männlichen Kollegen und sind überproportional häufig prekär oder im Niedriglohnsektor, sowie in sozialen und pflegerischen Berufen beschäftigt. Diese fallen vor allem durch schlechte Arbeitsbedingungen und ein niedriges Lohnniveau auf. Persönliche Verantwortung, moralischer Druck und rechtliche Bestimmungen setzen die Angestellten in diesem Sektor besonders stark unter Druck, was ihre Lohn- und Arbeitskämpfe charakterisiert.


Immer noch sind es nach wie vor meist Frauen, die – scheinbar freiwillig – die Entscheidung treffen, einen erheblichen Teil ihres Lebens dem Haushalt und der Kindererziehung zu widmen und somit die unbezahlte Reproduktionsarbeit zu leisten. Der Imperialismus kann nicht ohne die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Frau existieren, weil er sonst Menschen für diese Reproduktionsarbeit bezahlen müsste. Neben der unbezahlten Erziehung und Haushaltsarbeiten schafft die Frau neue Arbeitskräfte, welche dann wieder vom Imperialismus ausgebeutet und unterdrückt werden können.


Die Wurzel der Unterdrückung der Frau ist das Privateigentum an Produktionsmitteln, genauso entstanden auch die Klassen. Solange das Privateigentum an Produktionsmitteln besteht, wird auch die Unterdrückung der Frau bestehen. Also kann die wirkliche Befreiung der Frau nur durch die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln ermöglicht werden. Diese Fakten und die doppelte Unterdrückung und Ausbeutung der proletarischen Frau, lassen ihr eine besondere Rolle im Klassenkampf zukommen.

 

Keine Befreiung im Imperialismus!


Die Erfahrungen der bisherigen weltweiten Frauenkämpfe zeigen, dass die größten Fortschritte im Prozess des Aufbaus des Sozialismus gemacht wurden. Diese Fortschritte galten als Beispiele für die Frauenkämpfe in der ganzen Welt. Sowohl ökonomisch als auch sozial wurden in der Sowjetunion und in China während der frühen Phase des entstehenden Sozialismus innerhalb weniger Jahre riesige Fortschritte gemacht. Zum Beispiel wurde das Problem der Reproduktionsarbeit im Kollektiv gelöst. So war die Sowjetunion das erste Land, das in den 20er Jahren Kinderkrippen etablierte. Auch in China wurde seit 1949, vor allem in der proletarischen Kulturrevolution (1966 – 1976) großer Wert auf die Vergesellschaftung der Haushaltsarbeit und Kindererziehung als Schritt zur Befreiung der Frau gelegt. Es entstanden u.a. Kinderbetreuungsstellen und Restaurants in den Fabriken und Wohnvierteln, diese konnten von allen rund um die Uhr genutzt werden. Dadurch wurde den Frauen nicht nur die Möglichkeit geschaffen sich an der gemeinschaftlichen Produktion zu beteiligen, sondern sie hatten zusätzlich Zeit sich politisch zu bilden und am öffentlichen und kulturellen Leben teilzunehmen. Die Frauen haben ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und haben diese Rechte selber erkämpft.


Diese Errungenschaften sind im Imperialismus undenkbar. Denn in einem System, das auf Eigentum basiert, werden Erfolge, wie erkämpfte KiTas, nicht täglich und selten länger als 10 Stunden geöffnet haben. Sie werden sich auch nicht nach den individuellen Bedürfnissen der Mütter und Kinder richten, denn sie verfolgen, wie alles in diesem System, einzig und allein den Zweck die Profite zu maximieren, indem sie Frauen die „Freiheit“ geben, um ihre Arbeitskraft als Lohnarbeiterinnen zu verkaufen.


Da die Grundlage der Befreiung der Frau die proletarische Revolution ist, sind die heutige Avantgarde der Frauen, die Frauen, die in den ersten Reihen der Volkskriege z.B. in Peru, Indien oder auf den Philippinen kämpfen. Sie sind unsere Vorbilder, weil sie sich aktiv am Kampf für die Befreiung der Menschheit beteiligen.

 

Nur der Kommunismus wird uns befreien!


Damit wir uns ebenso aktiv an diesem Kampf beteiligen können, brauchen wir eine kommunistische Partei, welche das Ziel verfolgt die sozialistische Revolution als Weg zum Kommunismus zu erkämpfen. Diese Partei kann sich nur auf Grundlage der Ideologie des Proletariats bilden.


Betrachten wir die besondere Rolle der Frau im Klassenkampf, wird uns die Notwendigkeit, ihre Stärke zu entfesseln, bewusst. Durch ihre doppelte Unterdrückung hat sie doppelten Grund zum Widerstand.


Die Befreiung der Frau muss das Werk der Frauen sein, doch dieser Kampf kann nicht isoliert geführt werden. Die doppelte Unterdrückung der Frau ist im Imperialismus notwendig, um das Eigentum an Produktionsmitteln aufrecht erhalten zu können. Dies ist gleichzeitig die Grundlage für die Unterdrückung der Arbeiterklasse. Die Befreiung der Frau und der gesamten Menschheit wird es nur unter Führung der Ideologie des Proletariats und seiner Partei geben, denn nur im Kommunismus wird das Eigentum an Produktionsmitteln vernichtet sein.


Proletarischer Feminismus für den Kommunismus!
Entfesselt die Stärke der Frau als eine mächtige Kraft für die Revolution!
Für eine Frauenbewegung mit klassenbewusster Position, im Kommunismus erreichen wir unsere Emanzipation!

 

Rotes Frauenkomitee Hamburg
Februar 2013

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Eure Veranstaltungsankündigung stellt in erstaunlicher Präzision all die Fehler und Irrwege zur Schau die den "Proletarische Feminismus" ausmachen. Eure Analyse knapp 100 Jahre später zeugt von einer beispiellosen Realitätsverweigerung. Seit Zetkin ist offenbar nicht das Geringste an feministischen Erkenntnissen hinzugekommen.

 

Patriarchat beschränkt sich in eurer Analyse - und in der des proletarischen Feminismus - allein auf die ökonomische Sphäre. Sexualisierte Gewalt und Unterdrückung, häusliche Gewalt, Geschlechterrollen, Heteronormativität und mangelnde weibliche Repräsentation kommen in eurer Analyse überhaupt nicht vor, ich würde sogar sagen, werden ganz bewusst ausgeblendet, da sie sich mit dem schablonenartigen ML-Materialismus nicht erklären lassen. Von einer Infragstellung der Kategorie Geschlecht als solcher mal ganz zu schweigen.

 

Da waren bürgerliche Feminstinnen zu Zetkins Zeiten schon deutlich weiter, schließlich war es Zetkin die zuerst den Kampf um das Frauenwahlrecht als bürgerlichen Reformismus abgelehnt hat und die die Aufgabe der proletarischen Frau im Gebähren möglichst vieler revolutionärer Klassenkämpfer (bewusst männliche Form) gesehen hat. Zetkin und alle anderen proletarischen Feminist*innen waren es auch, die die Mär vom Klassenkampf als Hauptwiderspruch aufgemacht haben und eingefordert (sich aber glücklicherweise nicht durchgesetzt) haben, dass der Feminismus sich unbedingt hinter den sozialen Kämpfen anzustellen hat.

Eine Hauptwiderspruchstheorie die ihr hier ungebrochen wiedergebt, die den Ursprung von Patriarchat und Frauenunterdrückung im Kapitalismus sieht und so weder in der Lage ist Patriarchat in vorkapitalistischen Gesellschaften, nochdie stetige Verbesserung der Situation der Frau bei einer gleichzeitigen Totalisierung des Kapitalismus, noch (dank völlig verblendeter Sicht auf den Realsozialismus) das bruchlos fortgesetzte Patriarchat in Sowjetunion, China und DDR zu erklären.

 

Eine kritische Geschichtsaufarbeitung würde statt dessen vielmehr ergeben, dass es die sozialdemokratischen und bürgerlichen Feminstinnen und später radikale linke Feministinnen (Tripple-Oppression-Theory) waren, die Recht behalten sollten, dass die Rechte der Frauen nicht gegen den Kapitalismus und die Bourgeoisie, sondern gegen das Patriarchat und Männer aller sozialen Klassen durchgefochten werden muss.

 

Das Frauenwahlrecht, Scheidungsrecht, Rechte in der Ehe, Rechtswege gegen sexualisierte Gewalt, Antidiskriminierungsgesetze, Homosexuellenrechte, die Erfolge bei der Auflösung von Geschlechterrollen und die Tatsache dass heute eine Frau Kanzlerin werden kann verdanken wir ganz sicher nicht Zetkin und den Anhänger*innen ihres proletarischen Feminismus, sondern den Feminst*innen, die unterschiedliche Unterdrückungsverhältnisse differenzieren können.

 

Die Intention oder besser Ideologie hinter der Hauptwiderspruchstheorie ist ganz durchschaubar: Die Versöhnung der Frauen mit ihrer Situation und die Vertröstung auf die große Revolution, zugunsten einer Einspannung und Instrumentalisierung der feminstischen Kämpfe in eure Vorstellung von Klassenkampf.

Ich sehe auch im Aufruf die Gefahr, dass die Frauenbefreiung zum Nebenwiderspruch umdefiniert wird, die Reduzierung auf die ökonomische Ebene und die Negierung von Erfolgen der sog. bürgerlichen Frauenbefreiung falsch, siehe meine Kommentare von heute bei der ML-Diskusson zu dem Thema.

Aber das Ganze umzudrehen, ist genauso geschichtsknitternd und bringt nicht weiter.

Z. B. war beim Frauenwahlrecht in zumindest in Hamburg ein Problem der (späteren) Kommunistinnen, dass die Bewegung darauf reduziert war, obwohl die Mehrheit der Hamburger Bevölkerung unabhängig vom Geschlecht die Bürgerschaft nicht wählen durfte, da sie mangels Kohle/Eigentum nicht alle Bürgerrechte hatten. Auch Frauen aus der sog. bürgerlichen Frauenbewegung kritisierten das, was in der Frauenstimmrechtsbewegung zum Bruch führte.

Und ich könnte Dir auch Beispiele nennen, wie Frauen aus der bürgerlichen Frauenbewegung ihren Dienstmädchen (ja klar, keine Dienstjungen) das Lesen in ihrer Bibliothek untersagten. Usw...

Und Recht auf Abtreibung: die KPD war in der Weimarer Republik die einzige Partei, die die Streichung des § 218 forderte. Unsere gegenwärtige Fristenregelung, die einen gewissen Fortschritt bedeutet, verdanken wir langem Kämpfen seitdem von Feministinnen und Kommunistinnen und zusätzlich der Tatsache, dass bei der sog. Wiedervereinigung die Frauen aus der EX-DDR, die dort straflos abtreiben konnten, dieses Recht nicht aufgeben wollten. Übrigens, als unter einem männlichen Bundeskanzler schon früher § 218 reformiert werden sollte, hat das Bundesverfassungsgericht dies unter Berufung auf die Partei, die später Frau Merkel zur Kanzlerin machte, gestoppt.

In vielen Punkten war die Rechtslage für Frauen  in der DDR besser. Und die Chinesinnen mussten nicht mehr ihre Füße verkrüppeln usw.

Selbstverständlich müssen Frauenrechte auch gegen den Kapitalismus und auch seine weiblichen Repräsentantinnen erkämpft werden.

Was bringt denn das von weiblichen Ministerinnen unter einer weiblichen Kanzlerin entwickelte Modell von Betreuungsgeld für gut verdienende Hausfrauen an Frauenrechten für die Mehrheit unter uns?

Wer profitiert von Sextourismus, dem Schönheitswahn, den niedrigeren Löhnen für Frauen (und Kinder...) weltweit?

Und last but not least: findest Du den neoliberalen Turbokapitalismus, für den Frau Thatcher stand und Frau Merkel heute steht nicht genauso menschenverachtend wie Kohl usw. usw.? Da wäre mir ein Norman Paech als Kanzler lieber. Und Frau Schwarzer will ich auch nicht haben. 

Abgesehen davon, dass die Geschichte seit Einführung des Wahlrechts zeigt: wir müssen alles erkämpfen. Durch Wahlen (allein) ändert sich gar nix. Und ohne Abschaffung aller Formen von Klassenherrschaft werden wir Frauen uns auch nicht vollständig befreien können.