Für Samstag den 02.03. wird zu einer Freiraum-Demonstration ausgehend vom Leipziger Marktplatz aufgerufen. Anlass sind die gegenwärtigen Ereignisse in Griechenland. Unsere Solidarität gilt den Kämpfenden gegen die jüngsten Zumutungen des kapitalistischen Krisenregimes, insbesondere den libertären Strukturen und den Orten des Widerstands. Am Ende des Artikels dokumentieren wir zwei der Aufrufe zur Demonstration.
Griechenland ist überall
Es gibt keinen Grund, die griechischen Zustände, als eine Besonderheit anzusehen, zu der sie durch die Schuldzuweisung an die Bevölkerungen einzelner Nationen gemacht werden. Die Rede von den faulen Griechen dient gerade nur dazu, die Erzählungen von der Krise in die Erzählung um nationale Konkurrenz einzuordnen, deren einschüchternden Wirkung auch die restlichen Lohabhängigen Europas treffen soll. Jenseits der politischen Stabilität, die diese Erklärungen bieten sollen, sind sie als das zu entpuppen, was sie sind: Erzählungen des Kapitals. Denn in dessen Augen sind all jene "faule Griechen", die nicht noch effizienter arbeiten und wirtschaften.
Genauso gibt es auch die Geschichte abseits kapitalistischer Verhältnisse. Die Freiräume, von denen hier im speziellen gesprochen wird existieren nicht nur in Griechenland. Sie werden seit Jahrzehnten immer wieder neu erkämpft und verteidigt. Auch diesen Kämpfen und ihren aktuellsten Beispielen ist diese Demonstration gewidmet.
Ob IvI, ZAD oder sonstwo: WIR BLEIBEN ALLE!
Nichtangemeldete Demonstration
Bei der Organisation der Demonstration wurde sich dafür entschieden, diese nicht anzumelden. Die jüngsten Bemühungen in einigen Bundesländern durch das Abwälzen sämtlicher Kosten und Risiken einer Veranstaltung auf die AnmelderInnen die Versammlungsfreiheit zu untergraben zeigt in welche Richtung bereits der status quo weist. Versammlungs- und Redefreiheit brauchen keine Genehmigung, sie sind erkämpfte Rechte.
Warum sollten wir uns mit der Anmeldung den repressiven Einrichtungen des Staates unterwerfen, um uns letzten Endes zu einer kontrollierbaren Größe machen zu lassen? Warum sollten wir mit denen kooperieren, die uns angreifen und einengen wo sie können? Ebenso wie bezüglich des Rechts auf Raum zum Wohnen und Leben gilt: Wir geben uns nicht länger mit dem zufrieden, was uns von Amt oder Markt zugewiesen wird.
Für den Ablauf der Demo heißt dies natürlich, dass vieles ungewisser ist als sonst. Zu den möglichen Szenarien gehört auch, dass die Bullen uns versuchen könnten zu kesseln oder den Marktplatz zu verstellen. Wir werden trotzdem laufen. Bereitet Euch gut mit Euren Freund*innen und Genoss*innen vor und sprecht die Situationen durch. Dabei sind wir nicht an einer Eskalation interessiert, sondern wollen unserem Anliegen Ausdruck verleihen. Seien wir dabei entschlossen und solidarisch!
Sollte es zu Übergriffen seitens der Bullen kommen, meldet euch beim EA: 0341/2119313.
Auf der Seite des EA Leipzig findet Ihr viele nützliche Infos zu Verhalten auf Demos und in Gewahrsam: http://antirepression.noblogs.org/ea/.
Kein Friede mit diesen Verhältnissen!
Sabotieren! Organisieren! Besetzen!
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In den letzten Monaten wurden in Griechenland eine Vielzahl besetzter Häuser und anarchistischer Strukturen angegriffen, darunter Orte, die seit Jahrzehnten, seit der Militärdiktatur, als Inseln relativer Autonomie dienten. Orte, an denen es möglich war, sich dem Gefühl der Bedrohung zu entziehen, das nicht nur mit dem Blick auf die Vergangenheit in jedem Windel der kapitalistischen Normalität lauert.
Griechenland steht hierbei nur exemplarisch. Wer Angst vor einem immer repressiver agierenden Staatsapparat, vor dem Aufschwung einer neuen Ultrarechten, vor der Vernichtung jeglicher sozialer Sicherungssysteme, vor der Verurteilung einzelner für die alles durchdringende Katastrophe, die sich Kapitalismus nennt, nicht teilt, diejenigen werden sich auch mit Demonstrationen nicht überzeugen lassen. Entweder gehören sie zu jenen, für die Weltgeschehen - und sei es auch nur in Form ihrer eigenen langweiligen bürgerlichen Realität - schon immer in einem blinden Fleck lag, oder sie haben sich ganz bewusst auf jene Seite gestellt, die wir so entschieden bekämpfen werden.
Wir haben lange genug dafür demonstriert, dass sich an den Ursachen dieser Krise etwas ändert - lange bevor die Krise hierzulande zum medialen Spektakel gemacht wurde. Wir haben die Hoffnung aufgegeben, dass sich im Rahmen dieser Gesellschaft irgendetwas langfristig zum Besseren wenden kann. Wir haben gelernt, dass wir Orte brauchen, an denen wir nicht an Herrschende appellieren müssen indem wir Petitionen verfassen und mit Abgeordneten diskutieren. Orte , an denen wir unsere Geschichte selbst und aus freien Stücken machen. So sehr dies einen Kampf gegen uns selbst voraussetzt, gegen alles zu dem man uns von klein auf gemacht hat, so sehr viel hoffnungsvoller gehen wir an diesen Orten mit uns selbst und allen anderen um.
Kein Wunder, dass es diese Orte sind, die für die Koalition aus Bullen Faschisten und all jenen, die deren Aufgabe am Schreibtisch erledigen, am gefährlichsten erscheinen. die Besetzungen sind nicht nur ein unvermittelter Angriff auf das Privateigentum als Grundgerüst ihres ganzen Wesens, sie sind auch die Realität ihres Alptraumes, dass sich nicht immer etwas dem Wahn nach der völligen Sicherheit, der völlig geplanten, normierten und kontrollierten Existenz entzieht.
Diese Demonstration soll in dem Sinne etwas anderes bedeuten, als sie sich in erster Linie an uns selbst richtet. An unsere eigene Lethargie und Überheblichkeit. Sie ist keine Demonstration der Solidarität, sondern ein Aufruf zur Solidarität oder besser: Zur Auseinandersetzung damit, was Solidarität abseits von der Freizeitaktivität, die wir Politik nennen überhaupt bedeuten kann.
Und die Beispiele derer, die den herrschenden Zuständen den Kampf angesagt haben, die wirklich gegen diese Zustände sind, weil sie ihre eigene Existenz, ihre eigene Identität und ihre Solidarität und nicht nur eine Fahne in den Sturm der alltäglichen Zurichtung halten, die Zahl derer wächst zusehentlich. Frauen, die ihr Leben lang klein gemacht wurden, tragen die Proteste gegen islamische Autokratien auf die Straße. Rentner_innen und Kleinfamilien besetzten kollektiv Häuser. Aus zerknüppelten Platzbesetzungen werden Initiativen zur Aneignung sozialer Zentren. Zwangsräumungen werden massenhaft verhindert. Krankenhäuser und Fabriken gehen zur Selbstverwaltung über...
Heute ist nicht der Zeitpunkt, um viel mehr zu sagen. Finger weg von unseren Häusern, Finger weg von uns. Kein Angriff wird unbeantwortet bleiben. Keines eurer Unternehmen wird mehr schwarze Zahlen schreiben. Schwarz sehen wir für die Versuche von so vielen, hier irgendetwas schön zu reden. Schwarz sehen wir für euer Bild der Zukunft.
Die Demo ist nicht angemeldet. Passt auf Euch auf.
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Solidaritätsdemonstration für Freiräume in Griechenland und überall!
Um die menschenfeindliche Sparpolitik der EU mit ihren Lohn- und Rentenkürzungen, Privatisierung und dem Abbau staatlicher Sozialleistungen durchzusetzen, greift die griechische Regierung auf nackte Gewalt zurück. Zusammen mit den neonazistischen Bürgerwehren, deren Zentrum die Partei Goldene Morgenröte bildet, geht die Polizei gegen Migrant*innen vor und gegen alle Menschen, die sich zur Wehr setzen. Im Kontext der repressiven Gesetzesverschärfungen und der Faschisierung der Gesellschaft stehen auch die Räumungen und Angriffe der Bullen auf die besetzten Häuser Villa Amalias, Skaramangá oder Léla Karagiánnis, bei denen es insgesamt über 100 Festnahmen gab. Sie sind der Beginn eines polizeilichen Generalplans schnellstmöglich 40 Häuser zu räumen, um die sozialen Zentren, besetzten Treffpunkte und Häuser, freien Radiostationen, Druckereien, Infoläden - also die Infrastruktur der autonom-anarchistischen Bewegung - zu zerschlagen. Sie werden der regierungstreuen bürgerlichen Presse als "Zentren der Gesetzlosigkeit“ diffamiert und kriminalisiert, was die Menschen von den Zentren des Widerstandes gegen Repression, Faschismus und Sparpolitik fernhalten soll. Denn in vielen besetzten Freiräumen in Griechenland sowie anderswo wird ein politischer Gegenvorschlag zu den herrschenden Verhältnissen in die Tat umgesetzt. Das Ziel einer anderen Gesellschaft nimmt dort im hier und jetzt Gestalt an, in Form von Selbst- organisation, Selbstverwaltung und kollektiver Entscheidungsfindung. Gerade in der Krise finden diese Projekte auch über die "Szene" hinaus Anklang und stärkere Beteiligung als Form praktischer Selbsthilfe. Diese anarchistische Organisationsform der Freiräume ist oft Ausgangspunkt für entschiedenen Widerstand gegen die staatliche Politik und den Klassenkampf von oben. Deswegen sind sie den Repressionsbehörden ein Dorn im Auge. Es ist immer ein Angriff auf uns alle, unsere Freiräume und solidarischen Lebensweisen.
Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erkämpft.
Solidarität mit den Freiräumen in Griechenland und überall!
Für die soziale Revolution weltweit!
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http://de.indymedia.org/2013/01/340279.shtml
http://blog.occupiedlondon.org/
http://de.squat.net/
Ort & Zeit
Marktplatz, 15Uhr
sehr gut
endlich geht mal was gegen die repressive versammlungspolitik der letzten jahre. gut, dass sich wieder getraut wird nicht anzumelden, wie zuletzt in berlin, bremen, frankfurt... für ein ende der anmelderei und einen antagonistischen umgang mit diesem bürokrat_innen staat. nie wieder anmeldung, nie wieder ordnungsbehörde!
Tarnmaster5000
Wir vom Aktionskomitee Tarmaster5000 empfehlen eine Innenstadtübliche Tarnung, damit meinen wir lockere szenenuntypische Kleidung um in der Masse der Menschen untertauchen zu können.
Dies erschwert den Bullen die Arbeit und erleichtert uns das wahrnehmen unserer Interessen.
Trotz Verbot: Erfolg der anderen Art!
Trotzdem alles verboten wurde, sollte zur Kenntnis genommen werden, was der Aufruf bewirkte: Es wurden massiv Bullenkräfte gebunden, so steht es zumindest in der Regionalpresse!
Nun stellt Euch mal vor, es gibt für viele Städte solche Ankündigungen auf einmal und es passiert ... nichts. Wenn solche Nicht-Veranstaltungen bundesweit als taktisch gut verteilte Gerüchte in allerlei Medien gestreut werden, wird irgendwann die personelle Handlungsunfähigkeit des Repressionsapparates erreicht, denn selbst der engagierteste Bulle, der gern mal "einer Zecke" straflos eine verpassen möchte, will irgendwann ein freies Wochenende haben, was wiederum bewirkt, daß die Stimmung unter den Bullen selbst nicht besser werden dürfte, wenn sie immer wieder quer durch das Land reisen und letztlich niemanden antreffen, die oder der ihrem morbiden Feindbild entspricht. Die meisten Bullen allerdings, dürften "nur ihren Job" machen, also letztlich nicht mehr bereit sein, jedes Wochenende Überstunden zu generieren und die eigene Familie im Stich zu lassen. Wir sind viele und handeln aus Überzeugung, die Bullen sind weniger und müssen "arbeiten". Das ist unser taktischer Vorteil und den sollten wir nutzen! Kreativ Bullen und Staat zermürben!
Aktionskomitee '89 2.0