Celle – Nazi-Infostand zu Dresden antifaschistisch abgeschirmt

Schirm

Am Samstag den 16. Februar demonstrierten über 50 Antifaschist*innen, ausgerüstet mit Regenschirmen, unter dem Motto „Naziaktivitäten abschirmen - Geschichtsverdreher im Regen stehen lassen“ in der Celler Innenstadt. Die Aktion richtete sich gegen einen Infostand, den Neonazis der „Freien Kräfte Celle“ zusammen mit ihren Kameraden aus dem Umfeld der verbotenen Organisation „Besseres Hannover“ im Rahmen der rechtsradikalen Aktionswoche anlässlich der Bombardierung Dresdens 1945 veranstalteten.

 

Nach einer Spontandemonstration mit ca. 50 Teilnehmer*innen durch die Celler Innenstadt, bei der auf das Anliegen der Antifaschist*innen Naziideologie keinen Raum zu lassen, durch Flugblätter und Sprechchöre aufmerksam gemacht wurde, ging es weiter zum Brandplatz, an dem die Nazis ungefähr um 10 Uhr ihren Propagandastand aufgebaut hatten.

 

Am Brandplatz wurden weitere Transparente entrollt und durch skandieren von Parolen und lautes Abspielen von Antinazi-Songs verhindert, dass die Neonazis ihren geschichtsrevisionistischen Dreck ungehindert unter die Leute bringen konnten.

 

Durch einen Redebeitrag wurden Passant*innen und Tourist*innen darüber informiert, dass Neonazis nicht der Opfer des zweiten Weltkrieges (jüdische Mitbürger*innen, Sinti und Roma, Homosexuelle, Oppositionelle, Linke und viele andere, die nicht in das Weltbild der Nazis passten) gedenken wollen, sondern versuchen aus deutschen Tätern Opfer zu machen, um damit die Verbrechen Nazideutschlands zu verharmlosen.


Praktische Solidarität erfuhr die Demonstration durch eine Sambagruppe, welche sich spontan, durch Musizieren direkt vor den Neofaschisten, an den Gegenaktionen beteiligte. Auch ein lokaler Biobauer vom parallel stattfindenden Markt bedankte sich bei den Antifaschist*innen mit leckeren Äpfeln, deren Reste nach dem Verzehr eine hervorragende Aerodynamik aufwiesen.

 

Mit Jubeln wurde ein direkter Angriff auf den Infostand durch einen beherzten Antifaschist quittiert. Ein Teil des Tisches wurde umgetreten und ein gewalttätiges Eingreifen der Neonazis durch Pfefferspray verhindert, was ihnen zu einem authentischeren Trauern verhalf.

 

Trotz friedlichem Aktionskonsens zeigte sich die Demonstration solidarisch, indem sie lautstark in Richtung des Infostandes vorrückte und versuchte eine Festnahme durch Binden von Polizeikräften zu behindern. Leider konnte der Aktivist festgenommen werden, weil ihm als er weg lief von einem Zivilbeamten der Polizei brutal die Beine weggezogen wurden, wodurch er bei der Kollision mit einem Auto schwere Kopfverletzungen erlitt. Er verletzte sich außerdem seinen Fuß.

 

Diese Maßnahme der Polizei ist als nicht zu rechtfertigende Polizeigewalt zu kritisieren und grenzt an den Versuch eines Totschlags. Die Person die leichtfertig zu diesem unverhältnismäßigen Mittel der Festnahme gegriffen hat, sollte sich dafür verantworten müssen.

 

Die Darstellung der Polizei, dass Einsatz von Pfefferspray eine gefährliche Körperverletzung darstellen soll, kann unter dem Umstand das Reizgas sehr häufig von Polizist*innen eingesetzt wird, entweder nur als Sarkasmus verstanden werden oder als ein lächerlicher Versuch Antifaschismus zu kriminalisieren.

 

Nachdem die Nazis gegen 13 Uhr begleitet von Pfiffen und „Ihr könnt nach Hause fahren“-Rufen endlich das Feld räumten, entschlossen sich die Antifaschisten in einer Spontandemonstration zum Polizeirevier in der Jägerstraße zu ziehen, um dort den festgenommenen Genossen zu unterstützen.

 

Entschlossen und kraftvoll bewegte sich der antifaschistische Schirmblock lautstark durch die Celler Altstadt und dann unbehelligt von der Polizei auf Hauptstraßen in Richtung Jägerstraße. Beim Neonazitattooshop Dr. Jekyll & Mr. Hyde in der Hannoverschen Straße wurde angehalten um einen Redebeitrag abzuspielen. Das Auftreten der Antifaschist*innen sollte den Betreiber*innen des Ladens klar gemacht haben, dass Neonazis in Celle niemals ungestört ihren Geschäften werden nachgehen können.

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"Mit Jubeln wurde ein direkter Angriff auf den Infostand durch einen beherzten Antifaschist quittiert. Ein Teil des Tisches wurde umgetreten und ein gewalttätiges Eingreifen der Neonazis durch Pfefferspray verhindert, was ihnen zu einem authentischeren Trauern verhalf."

 

Bei so vielen Antifas kann der ganze Infostand umzingelt werden, was wie eine Blockade aussieht. Folglich kommt da niemand mehr hin.

Transpis waren ja genug vorhanden. Mit Tröten wirds grausam für die Nazis. Das geht selbst in Riesa (Sachsen)!.

Das ist viel ungefährlicher und hält viele Stunden an. Der Tisch lässt sich in den meisten Fällen eh wieder aufstellen.

Auf einer Naziseite steht, dass es mindestens eine Anzeige wegen Vermummung gegeben hat, sowie Ordnungswidrigkeiten von Antifaschist*Innen begangen wurden.

Narben bleiben! Regenschirme sind cool.

 

Selbstkritik das nächste Mal! Zu viel Solidarität kann unfassbar teuer werden! Wozu gibt es dann einen Aktionskonsens?

 

Trotzdem toll, wie viele Leute gegen Nazis hingekommen sind. Postitiv ebenso die Flyer.

Ich denke das "umzingeln" hätte bei so wenig bullen zu weitaus unbequemeren situationen führen können. Zudem sollte mensch nix glauben was auf naziseiten steht.

Die solidarität für den "angreifer" ist meiner meinung nach gut gewesen, weil es zeift, dass mensch Menschen die direktere Formen des Widerstandes gegen Nazis wählen nicht im Regen stehen lässt. Der Rest ist ja dennoch "friedlich" geblieben so wie es klingt. und aus zeitungsberichten geht auch nicht hervor, dass es ordnungswidrigkeiten und anzeigen gegeben hätte.

 

gute aktion.

auf de.indymedia.org ist das ende des artikels noch ein wenig länger, vielleicht ist das hier ja nur untergegangen:

 

Der Tag kann als sehr positiv bewertet werden. Für eine Kleinstadt wie Celle war der Protest außerordentlich groß und kreativ.
Wieder einmal konnten antifaschistische Kräfte zeigen, dass es kein ruhiges Hinterland für Neonazis gibt und das Protest gegen Naziaktivitäten nicht bürgerlichen Kräften allein überlassen werden sollte. Gerade weil die angeblich unabhängigen Celler Lokalmedien, obwohl sie vor Ort waren, den Polizeibericht unkritisch übernehmen und somit dabei helfen antifaschistischen Widerstand zu diffamieren. Es wird eine angeblich gewalttätige linke Szene Neonazis gegenüber gestellt, die auch noch verharmlosend als „Rechtsaktivisten“ bezeichnet werden, was den Versuch der Neofaschisten sich als bürgernah zu gerieren noch unterstützt.

An dieser Stelle sei außerdem allen für ihr zahlreiches Erscheinen und Ihre Entschlossenheit sich Nazis entgegenzustellen gedankt.

Nazis die Räume nehmen, werdet antifaschistisch aktiv.

Artikel auf Celle-heute.de (http://celleheute.de/linke-gewalt-am-rechten-infotisch-funf-verletzte/):

 

Linke Gewalt am rechten Infotisch – fünf Verletzte

 

Wie bereits auf unserer Facebookseite gemeldet, hatten heute unterschiedliche Organisationen in der Celler Poststraße Infotische eingerichtet, um im Rahmen einer Infomeile gegen rechte Aufmärsche zu protestieren. Auch Rechtsaktivisten wurde ein Infotisch am Brandplatz genehmigt, an dem Plakate aufgestellt und Flyer verteilt wurden. Am Infotisch der Rechtsaktivisten kam es dabei zu einem Zwischenfall, bei dem fünf Personen verletzt wurden.

 

Gegen 11.00 Uhr gelangte ein der “linken Szene” zuzuordnender 21jähriger aus Schneeverdingen an den Infotisch, trat gegen einen “Dresden-Aufsteller” und versprühte in einer großen Wolke Tierabwehrspray gegen drei Rechtsaktivisten. Die Täter flüchtete vom Tatort, wurde von drei eingesetzten Polizeibeamten verfolgt und kollidierte dann mit einer bisher unbekannten Person. Der Täter stürzte und wurde von den Beamten in Gewahrsam genommen. Die beiden Polizeibeamten, die durch die Wolke gelaufen waren, wurden ebenso wie drei Rechtsaktivisten verletzt – sie erlitten Augenreizungen.

 

Zudem beschädigte gegen 11.15 Uhr eine 22 Jahre alte Frau aus Lüneburg einen “unbeteiligten” Bäckereiaufsteller und beleidigte anschließend die eingesetzten Beamten als “Hurensöhne”.