Jens Lütke - Stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Schleswig-Holstein
In dem vorliegenden Text wollen wir Jens Lütke vorstellen, Mitglied des Vorstands der NPD in Schleswig-Holstein und Strippenzieher des Landesverbands. Außerdem wollen wir der Öffentlichkeit die neue Adresse Lütkes nach dessen kürzlichen Umzug mitteilen. Während Lütke bis vor kurzem in direkter Nachbarschaft zu seinem neonazistischen Arbeitgeber Dietmar Munier in Martensrade wohnte, hat er sich eine neue Bleibe im etwas entfernteren Preetz gesucht.
Jens Lütke
Louise-Schroeder-Straße 46
24211 Preetz
Persönliche Entwicklung und politische Einstellung
Der 1978 geborene Jens Lütke erfuhr seine politische Sozialisierung im Umfeld der Kieler Kameradschaft, aus deren Kadern später die "AG Kiel" hervorging. Insbesondere die für ihre Militanz und kriminellen Machenschaften berüchtigten Peter von der Born und Peter Borchert zählten schon früh zu dem politischen Umfeld von Jens Lütke. In dem seit Ende der 90er Jahre schwelenden Machtkampf zwischen dem nationalsozialistisch-revolutionären und dem spießbürgerlich-konservativen Flügel innerhalb des NPD Landesverbands gilt Lütke als Vertreter der ersten Kategorie. Als Borchert und von der Born zunehmend die NPD verließen und parteilose Gruppen um die "AG Kiel" aufbauten, blieb Lütke deren Vertrauter im Vorstand der NPD Schleswig-Holstein. Im Februar 2010 beerbte Lütke den ehemaligen Landesvorsitzenden Uwe Schäfer (Plön), der offiziell aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Da Lütke schon vorher Stellvertreter im Landesvorstand war, kam diese Entscheidung nicht überraschend. Schon im Vorfeld hatte Lütke sich ganz der Parteikarriere gewidmet, weshalb er auch die Ämter im NPD Kreisverband Kiel-Plön aufgegeben hatte, um sich verstärkt landesweit engagieren zu können.
Neben den "Freien Kräften" hat Lütke auch mit seinem Arbeitgeber Dietmar Munier, dem Inhaber der Verlagsgruppe "Lesen und Schenken", die unter anderem das rassistische Magazin "Zuerst!" herausgibt, einen gewichtigen Fürsprecher, ohne dessen Einfluss der Landesverband der NPD sowohl thematisch wie auch organisatorisch noch schlechter aufgestellt wäre. Auch bewies Lütke im Vergleich zu anderen führenden neonazistischen Funktionär_innen in Schleswig-Holstein öfter organisatorische Fähigkeiten. Insofern war die Entscheidung Lütke 2010 zum Landesvorsitzenden zu wählen folgerichtig und dessen Scheitern zwei Jahre später umso härter für die Neonazi-Partei.
Grund für die Abwahl waren die Ereignisse um die Landtagswahl im Mai 2012. Der Wahlkampf der NPD unter dem Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten Jens Lütke war ganz auf ihn zugeschnitten und scheiterte doch umso kläglicher. Die NPD konnte zu keinem Zeitpunkt ernsthaft agieren, ganz im Gegenteil war sie vielfältigen Interventionen ausgesetzt. Folgerichtig war das Abschneiden mit 0,7% Stimmenanteil selbst für die NPD enttäuschend und wurde das angestrebte Ziel von "1% + X" verfehlt. Das schwache Auftreten wirkte mobilisierend auf die NPD-Kritiker_innen in den Reihen der Neonazis, welche erstmals seit Jahren deutliche Zeichen gegen die NPD setzen konnten. Auch die Zivilgesellschaft und nicht zuletzt militante antifaschistische Aktivitäten rundeten das desolate Bild ab. In dieser Situation geriet Jens Lütke zunehmend unter Druck, denn ihm wird zu Last gelegt, dass die NPD fast überhaupt keine Öffentlichkeitswirkung erzielte und sich auch gegen militante Aktionen nicht zur Wehr setzen konnte. Schließlich war er vor der Wahl über mehrere Wochen buchstäblich abgetaucht und auch die von ihm als Rettung propagierte "Großdemonstration" am 1. Mai, kurz vor der Wahl, lief unter seiner Führung in einen Polizeikessel und damit in die politische Sackgasse. Die Mehrzahl der angereisten Neonazis, unter ihnen Jens Lütke, der jetzige Landesvorsitzende Ingo Stawitz und der stellvertretende Bundesvorsitzende Udo Pastörs, wurden inhaftiert. Nach diesem Desaster kündigte Lütke für den letzten Tag vor der Wahl eine Wiederholung der Demonstration an, die er allerdings wieder absagen musste, da ihm schon der Rückhalt in der eigenen Partei so stark fehlte, dass er keine "Kameraden" zu einer Teilnahme bewegen konnte.
In Folge der Wahl versuchte Lütke öffentlich die Niederlage mit den militanten Angriffen auf Neonazis und angeblicher Verschwörungen gegen die NPD durch die Zivilgesellschaft zu erklären. Klar war allerdings, dass dieses nichts an der Situation ändern würde. Im Gegenteil wurden wieder alte Vorwürfe aus der neonazistischen Szene an ihn laut, auch seine autistische Erkrankung wurde von seinen Kritiker_innen als Argument gegen ihn verwendet, wo doch Menschen mit Behinderungen dem neonazistischen Weltbild widersprechen. Als Konsequenz wurde Lütke von Ingo Stawitz als Landesvorsitzender abgelöst, blieb aber dessen Stellvertreter. Insgesamt zieht sich Lütke seitdem zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück, bleibt aber intern eine zentrale Figur, insbesondere bei der Organisation von Parteitagen, Wahlen und Ähnlichem. So scheint der Landesverband auf der einen Seite das "verbrannte Gesicht" Lütkes aus der Öffentlichkeit zu verbannen, steht aber aufgrund seiner guten Verbindungen und den organisatorischen Fähigkeiten auf der anderen Seite auch ohne Alternative dar. In dieses Vorgehen passt auch die neue Landesliste zu der nächsten Bundestagswahl, auf der Lütke fehlt.
Politisch vertritt Lütke eine klare nationalsozialistische Positionierung und versucht erst gar nicht, die NPD in Schleswig-Holstein in eine Anschlussfähigkeit jenseits des eigenen Milieus zu führen. Ganz im Gegenteil erhielt Lütke eine Vorstrafe, als er als verantwortlicher Herausgeber auf der Parteizeitung ein Hakenkreuz abbildete. In der Folge der polizeilichen Ermittlungen und dem Gerichtsverfahren gegen ihn kam es zu diversen Beleidigungen und Bedrohungen gegen Polizeibeamt_innen und den Richter. So wurde die Adresse und private Informationen über den Richter auf dem Neonazi-Portal "Altermedia" veröffentlicht, neben den Hinweis von Lütke, dass dieser gern mal einen Richter "in freier Wildbahn erlegen würde". Diese Drohungen führten zu weiteren Verurteilungen. Lütke gilt allgemein als unbeherrscht, insbesondere bei der Konfrontation mit Menschen, die nicht sein Weltbild passen. Damit passt er, ungeachtet seiner organisatorischen Führungsrolle im Landesverband, in den Habitus der meisten seiner "Kameraden", die meist einschlägige Vorstrafen haben und denen ihre mangelnde Selbstbeherrschung glücklicherweise einer dauerhaften politischen Agenda im Weg steht. Im Einklang mit seinen politischen Weggefährten der Kieler Kameradschaftsszene vertritt Lütke einschlägige Versatzstücke aus der Theorie der "Autonomen Nationalisten". So beteiligt er sich selbst an Veranstaltungen unter dem Label "Umweltschutz". Einige dieser "Aktionstage" werden explizit nicht erkennbar als Neonazis durchgeführt, in der Hoffnung über eine verbesserte Anschlussfähigkeit politische Agitation zu erleichtern. Anders als bei Aktionen gegen "Kinderschänder" gelang es der NPD allerdings in diesem Zusammenhang nie, aktionistisch eine Führungsrolle einzunehmen. Von der Zivilgesellschaft werden sie bestenfalls geduldet.
Als politisches Stilmittel tritt Lütke bei Kundgebungen und Demonstrationen gelegentlich als Redner auf. So organisatorisch führend Lütke in dem Landesverband ist, so wenig sind seine rethorischen Fähigkeiten ausgeprägt. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist ein offizieller Wahlkampfspot der NPD von 2009, in welchem Lütke denkbar selbstoffenbarend mit der Doppeldeutigkeit des Wortes "Bank" spielt, zu sehen im folgenden Video ab 04:04: http://www.youtube.com/watch?v=zxjMWVg4Eno. Aber auch militante Auseinandersetzungen sucht und organisiert Lütke, so war er an dem Angriff auf eine Kundgebung des DGB zum 1. Mai 2011 in Husum beteiligt.
Auf ein offensives Jahr 2013! Gemeinsam Faschist_innen wie Jens Lütke aus der Deckung holen!
Links
Ein altes Outing der Antifa Plön:
http://de.indymedia.org/2008/04/213132.shtml
Über Lütkes Anfänge in den Kameradschaften und NPD: http://www.gegenwind.info/192/antifa-nazikameradschaften.html
Drohungen gegen den Richter: http://www.publikative.org/2008/07/06/sh-drohungen-gegen-richter-nach-urteil-gegen-npd-funktionar/
Lütke und der Umweltschutz: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtsextreme-entdecken-den-umweltschutz-a-814893.html
Wirtschaftliche Einschätzung des "Lesen und Schenken" Verlags: http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=6963:verlag&Itemid=773
In eigener Sache
Wir sind ein loser Zusammenschluss von Antifaschist_innen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Neonazis aus Schleswig-Holstein ihrer Anonymität zu berauben. Dazu werden wir auf dieser Plattform in unregelmäßiger Folge Informationen über Akteure der Neonaziszene veröffentlichen. Dabei wird es sowohl bekannte Kader als auch einige "neue Gesichter" treffen. Unser Ziel ist es, neonazistische Aktionsräume effektiv einzuschränken. Die Herstellung von Öffentlichkeit halten wir in diesem Zusammenhang für zielführend; zum einen wird das alltägliche Umfeld der oft äußerlich sehr angepasst lebenden Neonazis informiert (zum Beispiel über Suchmaschinen), zum anderen können antifaschistische Zusammenhänge unsere Ergebnisse für ihre Aktionen und Veranstaltungen nutzen.
Alle Erkenntnisse, die wir über die betroffenen Personen öffentlich machen, sind nach gängigen journalistischen Methoden recherchiert und mit Quellen belegt, auch wenn aus Gründen des Quellenschutzes nicht alle Quellen genannt werden können. Gerüchte werden als solche gekennzeichnet.
Wenn ihr Hinweise über neonazistische Umtriebe in Schleswig-Holstein (oder anderswo) habt oder ihr unsere Informationen ergänzen wollt, meldet euch unter nazi-watch-sh [ÄT] safe-mail.net.
Was bisher geschah
Die bisherigen Outings, teilweise auch mit inhaltlichen
Überschneidungen und Ergänzungen.
Daniel Nordhorn: https://linksunten.indymedia.org/en/node/72536
Ingo Stawitz: https://linksunten.indymedia.org/en/node/73271
Ingeborg Lobocki: https://linksunten.indymedia.org/en/node/74121
Jens seine Karre
Schwarzer VW Polo mit dem Kennzeichen PLÖ LS 111.
Hat auch schonmal gelitten.
Bilder: Jens Lütke
04.08.2012 Bad Nenndorf
Links: Jens Lütke
Rechts: Jan-Steffen Holthusen
16.07.2012 Kiel
02.06.2012 Hamburg-Wandsbek
01.05.2012 Neumünster
Links: Udo Pastörs
Mitte: Jens Lütke
Rechts: Ingo Stawitz
31.03.2012 Plön
Links: Jens Lütke
Mitte: Detlev Brüel
Rechts: Roland Fischer
31.03.2012 Lübeck
Links: Jens Lütke
Rechts: Arne Kaehne
18.06.2011 Büchen
Links: Andreas Knüppel
Rechts: Jens Lütke
26.03.2011 Lübeck
12.03.2011 Travemünde
Links: Hermann Gutsche
Mitte: Roland Fischer
Rechts: Jens Lütke
12.02.2011 Hamburg-Gänsemarkt
21.08.2010 Neumünster
Links: Daniel Nordhorn
Rechts: Jens Lütke
14.08.2010 Bad Nenndorf
Links: Nico Seifert
Mitte: Alexander Kuhr
Rechts: Jens Lütke
19.06.2010 Bargteheide
27.03.2010 Lübeck
Links: Jens Lütke
Rechts: Sascha Scherer
27.02.2010 Hamburg-Winterhude