Nickos Koundardas im Hunger- und Durststreik für seine Freiheit

Gefängnisfenster

Eine Zusammenfassung von dem, was bis jetzt passierte, und sein letzter Brief aus der Krankenstation, auf der er momentan gefangen gehalten wird.
Am Samstag, den 16. Mai, wurde für den Anarchisten Nickos Kountardas unter dem Vorwand Untersuchungshaft angeordnet, er habe gegen seine Kautionsauflagen verstoßen. Nickos war angeordnet worden sich zwei Mal im Monat bei seiner "lokalen" Polizeistation (in der nördlich gelegenen Stadt Xanthi) zu melden. Bei seinem früheren Erscheinen war ihm gesagt worden er könnte aufgrund bürokratischer Fehler das Formular, das seine Anwesenheit bestätige, nicht unterzeichnen (seine Akten seien noch nicht bei entsprechende Polizeistelle angekommen). Als er sich das nächste Mal bei der Polizeistation meldete (16. Mai), wurde er verhaftet.

 

Am nächsten Tag, Sonntag den 17. Mai, wurde Nikos in das Gefängnis nach Komotini verlegt, wo er in Einzelhaft untergebracht wurde. Zwei Tage später, am 19. Mai, wurde er im offensichtlichen Bestreben ihn von der Solidaritätsbewegung zu isolieren, in ein entlegenes Gefängnis nach Amfissa gebracht (Zentral-Griechenland).

Nickos begab sich schon in der Nacht seiner Inhaftierung, am 16. Mai, in einen Hunger- und Durststreik. Er brach den Durst-Streik jedoch am 23. Mai ab, als er darüber informiert wurde, dass ein Gerichtstermin für ihn festgelegt worden war. Er setzte aber den Hungerstreik fort, um weiterhin seine sofortige Freilassung zu fordern. Die Ärzte warnen davor, dass sich Nickos Gesundheitszustand verschlechtere und dass er zunehmend einen nicht reversiblen Zustand erreicht.

In vielen griechischen Städte fanden Solidaritätsaktionen statt, während Nickos am 22. Mai in das Krankenhaus nach Nikaia in Athen gebracht wurde. Gestern, am 27. Mai, nahm er den Durststreik wieder auf, während er noch immer seit dem 16. Mai seinen Hungerstreik führt. Zudem schaffe er es gestern im Geheimen folgenden Brief an seine GenossInnen nach draußen zu schicken:

 


 

"Ich schreibe ein paar Worte auf eine Serviette. Im Geheimen. Sie haben mir alles verboten. Ich befinde mich in einem Zustand kompletter Isolation. Ich weiß nicht was draußen passiert. Realer Terrorismus, ausgeübt vom Staat. Wie auch immer, ich glaube, dass ich mein letztes Wort noch nicht gesprochen habe. Ich hoffe, dass dies hier die Außenwelt erreicht und bekannt gemacht wird. Was auch immer passiert. Um das Zeugnis meiner Seele zu hören, dass ich letzte Woche Radio Revolte gegeben habe. Die Situation und die Bedingungen hier erinnern mich an andere düstere Zeitalter. Sie sind alle wütend auf mich. Ich weiß nicht, ob ich als politischer Gefangener ihrer Demokratie betrechtet werde, die einzige sichere Sache ist, dass wenn eines Tages ihre Herrschaft kollabiert, ich vielleicht anerkannt werde als ein ehemaliges Opfer oder ehemaliger Gefangener ihrer "Demokratie". So wie die tatsächlichen, häufig beworbenen und geehrten, von allen anerkannten "von der Diktatur freigelassenen und ins Exil geschickten" (1967-1974). Was ist bis dahin zu erwarten ... betäubende Stille. Eine Stille wie die "Omerta", die man nicht brechen sollte. Es spielt keine Rolle, eines Tages werden sie es verstehen, vielleicht werden die Menschen aufwachen.

Ich bin hier jetzt im State Hospital, sie haben mich seit Freitag hier untergebracht, nachdem sie mich in einem fast komatösen Zustand hierher transportiert haben, mit einem Blutdruck von 75, einem Blutzuckerspiegel von 45 und 6 kg leichter. Ich werde versuchen zu beschreiben, was hier vor sich geht. Die Ärzte versuchten mir intravenös Wasser zu verabreichen, allerdings habe ich dies verweigert. Wie dem auch sei, ich muss zugeben, dass die Ärzte trotz des Drucks durch den Staat eine anständige Haltung bewahren. Doch im Laufe der Nacht, am frühen Samstag morgen, betrat eine seltsame Frau während ich bewustlos war in Begleitung von Polizisten den Raum und verabreichte mir Wasser, das mit Glycose versetzt war und Vitamine. Das ist ein Vorfall, den ich publik machen und anprangern möchte, dies kann der einzige Patient, der hier mit mir inhaftiert, ist bezeugen.

Was ich euch mitteilen möchte ist, dass wir uns alle vorstellen sollten, was Savvas Xiros passiert ist (er wurde von einer Bombenexplosion verletzt) im Evangelismos-Krankenhaus. Da ich schon über Freitag redete, möchte ich allen Freunden und Genossen danken, die sich in der Gegend um das Krankenhaus aufhalten (solidarischer Protest). Es hat mich bewegt und es war angenehm für mich - und unangenehm für unsere Gegner. Ich bedanke mich außerdem bei all den Leuten, die am nächsten Tag vor das Krankenhaus kamen. Es war eine Geste, die mich aufleben ließ. Ich hörte und freute mich über den starken Protest in Xanthi, einer Stadt, die Anarchisten hervorbringt. Genauso über die Attacken auf die Riot-Polizei in der Trikoupi Straße und in den Städten Athen und Thessaloniki. Ich bedanke mich bei allen Freunden und Genossen aus allen Winkeln des griechischen Raumes für deren breitgefächerte Solidarität.

 

Und hier noch ein paar ganz spezielle Danksagungen:

  • Ich "danke" den "Verantwortlichen" des Justizministeriums, die sich vor der bewachten Krankenstation drängen, um mich festzuhalten und damit mein Problem zu lösen.
  • Ich "danke" dem Staatsanwalt und den Polizeiautoritäten, die es schafften, in 10 Minuten einen Fall gegen mich zu konstruieren, während die verantwortliche Stelle für meine Freilassung, der Rat der Richter in Komotini, mehr als 10 Tage brauchte.
  • Ich "danke" den Leibwächtern für ihre "freundliche" Behandlung während meiner Transfer-Entführung aus dem Gefängnis in Komotini. Sie war würdig und beispielhaft für einen Gefangenen im Hunger- und Durststreik. 
  • Ich "bedanke" mich bei meinem Zellengenossen aus dem Gefängnis in Komotini, der aus Solidarität auf sein Essen verzichtete und als er von meiner Tortur hörte, den Krankenflügel anzündete und mich trotz meines "suspekten" Kampfes weiterhin unterstützte.
  • Hier im "State Hospital" möchte ich mich bei den Wachen "bedanken" die mir erlauben zu telefonieren, die die persönlichen Daten und vor allem die Rechte eines Gefangenen "respektieren".
  • Ich "bedanke" mich bei der Para-Regierung dafür, das sie meine Eltern "nicht" bedroht haben.
  • Und schlussendlich "bedanke" ich mich bei all jenen, die dieses, mein zweites und schwieriges Bestreben meine Rechte wieder zu erlangen, verleumden und diffamieren. 

Heute, Mittwoch, den 27.05.2009, habe ich mittags meinen zweiten und letzten Hunger- und Durststreik begonnen. Ich werde mit allen Mitteln für mein Recht kämpfen. Wenn es keine Lösung geben wird, herrscht Krieg!

 

Während ich diesen Brief beende, möchte ich um zwei Gefallen bitten. Ich habe Alexis in P. Faliro etwas versprochen, vielleicht werde ich es aber nicht mehr schaffen. Genossen, bitte verbreitet dies jetzt während der Prüfungszeit an jene weiter, die an Universitäten studieren möchten: 6. Dezember 2008 - 6. Juni 2009. Ich bitte euch, die Absolventen diesen Jahres, werdet keine Anwärter für den Polizeidienst.

Kein Vergeben - Kein vergessen


Und schlussendlich, beschützt diejenigen in Xanthi als wären sie eure eigenen Augen
Ich bin nicht von dieser Welt

 

Lang lebe die totale Freiheit

Mit aufrichtiger Liebe, Nickos Koundardas"