[UN] Neonazis tarnen sich als "besorgte Bürger_innen"

Recklinghausen 2011

Am 8.12.2012 sollte eine Demonstration „gegen Kinderschänder“ in Bergkamen stattfinden. Anmelder der Demonstration ist der von Haltern am See nach Bergkamen verzogene 24-jährige Michael Bauer (in orange-weißer Puma-Trainingsjacke, siehe Fotos). Eine ähnliche von ihm angemeldete Demonstration, die am 2.12.2012 in Münster stattfinden sollte, fiel ebenfalls aus, da laut Bauer eine Mitveranstalterin krank geworden sei. Bauer versuchte die Demonstration als „eine Veranstaltung von Bürgern für Bürger“ darzustellen, die keinen „politischen Hintergrund“ habe. Doch der Anmelder bewegte sich in Haltern im Umfeld der „Autonomen Nationalisten“. Der Aufmarschversuch wurde deswegen schnell als Anliegen der rechten Szene öffentlich thematisiert, Protestaktionen wurden geplant.

 

Aussteiger aus der Neonazi-Szene?


Bauer reagierte auf die Vorwürfe, in dem er zuerst seine Internetseite frisierte. Die eigens für den Aufmarsch in Bergkamen eingerichtete Seite mit dem Namen “DEADLine Gegen Kindesmissbrauch und Pädophile Dreckschweine” (sic!) wurde in „DEADLine“ umbenannt. Texte auf der Seite wurden inhaltlich „entschärft“. Der Autorenname änderte sich von „deadline88“ in „deadline2012“.

 

Gegenüber der Presse und der Polizei behauptete Bauer, ein „Aussteiger“ aus der rechten Szene zu sein. In einer Erklärung im Internet schrieb er, dass er sich von „Nazivorwürfen“ distanziere: „ich hatte damals lediglich Kontakt zu einem Nazi der aber schon seit 3 Jahren nicht mehr besteht.“ (sic!) Wer anderes behaupte, müsse mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Doch die Behauptungen Bauers sind offensichtlich unwahr.

 

 Fotos belegen, dass Bauer noch am 15.05.2011 als einer von knapp 40 TeilnehmerInnen an einem Naziaufmarsch in Recklinghausen teilgenommen hatte. Der Aufmarsch war unter dem Label einer „Bürgerinitiative gegen Kindesmissbrauch“ angemeldet worden. Organisatoren und Teilnehmende des Marsches, die die „Todesstrafe für Kinderschänder“ forderten und sich zum „Nationalen Sozialismus“ bekannten, entstammten ausschließlich aus der NPD und neonazistischen Kameradschaften. Unter ihnen waren mit Marion Figge und Phillippe Bodewig zwei Mitglieder des NPD-Landesvorstandes.

Ebenfalls anwesend waren der NRW-Vorsitzende der Jugendorganisation der NPD, Matthias Halmanns, sowie die damalige Vorsitzende der „Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene“ (HNG) Daniela Wegener . Die HNG wurde wenige Monate später vom Innenministerium verboten.

 

 Einer der Organisatoren und Redner der Demo in Recklinghausen wirkte auch am Aufmarsch in Bergkamen mit. Michele Rethfeld (3. Foto mit Megaphon) ist seit einigen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv. Der Haltener gehört zu den „Autonomen Nationalisten Haltern“ und arbeitet für den „Kameradschaftsdienst“, einer braunen Sanitätstruppe. Bei Facebook empfehlen Bauer und Rethfeld den Teilnehmenden des Bergkamener Aufmarsches in „normaler Kleidung“ zu kommen und auf „Bekleidung wo irgendwelchen szeneinternen Sprüche oder so was aufgeführt sind“ (sic!) zu verzichten.

 

Keine Abkehr von der Szene


 Diese Fakten lassen die Aussagen Bauers, mit der Neonazi-Szene nichts mehr zu tun zu haben, als Schutzbehauptungen erscheinen. Zudem steht Bauer weiterhin zu der extrem rechten Parole „Todesstrafe für Kinderschänder“. Im Internet fordert er, „NICHT WEGSCHAUEN SONDERN DIE SCHWEINE WEGBALLERN!“

 

Neonazis haben seit geraumer Zeit erkannt, dass sie mit solchen Parolen auch Menschen erreichen, die sonst für ihre Propaganda kaum ansprechbar sind. Doch bei einem Emotionsgeladenen und Angst erzeugenden Problem wie sexualisierter Gewalt, stoßen die inhumanen Forderungen nach der Todesstrafe und die Gewaltphantasien der Selbstjustiz auf Zustimmung. Immer wieder werden deswegen Demonstrationen wie jene in Bergkamen und Recklinghausen angemeldet.

 

Wie den Opfern geholfen und wie sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Erwachsene verhindert werden kann, interessiert die Neonazis dabei nicht. Sie verschweigen ebenso, dass die Mehrzahl der Fälle von sexualisierter Gewalt von Personen aus dem engsten Umfeld des Opfers begangen wird – von Verwandten und Bekannten. Stattdessen werfen sie allen, die die Todesstrafe ablehnen, weil sie mit den Menschenrechten nicht vereinbar ist und zudem auch nicht mal ansatzweise das Problem sexualisierter Gewalt löst, vor, sie würden die TäterInnen schützen wollen oder hätten gar Verständnis für deren Taten.

 

Nachtrag


Der Aufmarsch am 8.12.2012 wurde mittlerweile vom Anmelder „aus Krankheitsgründen“ abgesagt. Er hat aber angekündigt, weitere Demonstrationen anmelden zu wollen.

 

Antifa UNited

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Bauer pflegt seit seiner frühen Jugend Kontakte zu rechten Szenen in Haltern am See; die im Bild zu sehende Gruppe aus Haltern fällt in letzter Zeit eher durch Trunkenheits-Übergriffe bei öffentlichen Kleinstadtfestivitäten wie dem Heimatfest auf, nicht aber durch strukturiertes politisches Handeln. Es darf davon ausgegangen werden, dass Bauer auch in den neuen Unnaer Kreisen auf Akzeptanzprobleme stößt. Schon die Aktion in Recklinghausen fand ohne Beteiligung der örtlichen AN-Kader statt - dafür mit sehr viel heranmobilisierten rechtem Sauf-Szene-Zusammenhang nebst einiger NPD-Hanseln.

Die Halterner Nasen scheinen schon seit längerer Zeit innerhalb des aktionsorientierten Neonazismus isoliert zu sein und ich würde das, ohne das jetzt als Pöbelei zu meinen, auf die Auswirkungen des noch unter Nasenniveau sehr weit ausschlagenden Dummheitsgrades der Typen zurückführen. Bauer hat vmtl. qua Geburt diesbezüglich mit einem Problem zu kämpfen, so weit mir bekannt.