Die extreme Rechte macht
mobil. Sie versuchen, in die Mitte der Gesellschaft vorzustoßen und
nutzen dabei zweifelhafte Methoden. Der Islamhetzblog "Politically Incorrect"
instrumentalisiert z.B. namhafte Persönlichkeiten für seine Zwecke, die
aber auch rein gar nichts mit dieser Hetzplattform am Hut haben. In dem
unten stehenden Beitrag möchten wir diese Instrumentalisierung
öffentlich machen. Dies ist keine Stellungnahme unsererseits zur Politik der Isrealischen Regierung. Wir bitte alle sich diesbezüglich "bekriegende" Fraktionen, das an anderer Stelle zu tun, aber nicht unter diesem Artikel.
Die NPD versucht über Facebook mit Seiten wie “eine Million Stimmen gegen „Kinderschänder”“ populistisch die Opfer von Kindesmissbrauch für sich nutzbar zu machen, bestreitet aber, dass sie hinter der Kampagne stecken. Wir haben Belege gesammelt, dass Mitglieder der NPD sehr wohl hinter dieser die Opfer verhöhnenden Kampagne stecken. In einem weiteren Bericht werden wir uns in den nächsten Tagen zu der Thematik äußern.
Am 26.11.2012 fand am Münchner Jakobsplatz eine Kundgebung unter dem Motto „Israel – wir stehen an Deiner Seite – we stand for Israel“
statt. Zwischen 350 und 1000 TeilnehmerInnen erschienen zu der
Veranstaltung. Schon im Vorfeld hatte der rechtspopulistische
Anti-Islamhetzer Stürzenberger (1) über den extrem rechten Internetblog
'Politically Incorrect' (PI) seine AnhängerInnen aufgerufen, an der
Kundgebung teilzunehmen und Parteifahnen zu Hause zu lassen. Daran ist
nichts zu kritisieren. Dies ist sein gutes Recht.
RednerInnen auf
der Kundgebung waren u.a. Charlotte Knobloch, Präsidentin der
Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und Engelbert
Siebler, Weihbischof in München (2). Stürzenberger selbst stellte sich
zentral vor die Bühne. Dort machte er durch kräftige laute Beifallsrufe
und inszeniertes lautes Klatschen auf sich aufmerksam. Sein Auftreten
erinnerte eher an einen Selbstdarsteller denn an einen
Kundgebungsteilnehmer.
Am 29.11.12 erschien auf PI ein Artikel von Stürzenberger unter der Überschrift „Video München: Wir stehen zu Israel!“
(3). In dem Artikel wurden sämtliche Reden der oben benannten
Kundgebung als Video-Dokument aufgeführt. So kommt es zu dem Paradoxum,
dass sich z.B. Frau Knobloch und Herr Siebler, die sich mit der
Unterzeichnung des „Münchner Appell gegen Rechtspopulismus und für ein demokratisches Miteinander!“
(4) gegen Rechtspopulismus und die islamfeindliche Politik von
Stürzenberger und DF ausgesprochen haben, plötzlich mit ihrer Rede auf
dem extrem rechten Hetzportal PI in einem Artikel besagten Herrens
wiederfinden. Nicht nur sie werden dort dokumentiert. Alle Rednerinnen
und Redner finden sich per Video mit ihrer Rede dort wieder.
Stürzenberger und PI instrumentalisieren die Kundgebung für ihre Zwecke.
Wie geht diese Instrumentalisierung?
Neben
der Nutzung von bekannten Namen, der Dokumentation der Reden diesehr
bekannten Persönlichkeiten im eigenen Artikel, um Seriosität
vorzutäuschen, werden diese auch inhaltlich instrumentalisiert.
Stürzenberger verkürzt die Suche nach Frieden auf eine Bedrohung Israels durch den Islam:
“Ohne das Gift der islamischen Ideologie in den Köpfen der sogenannten
“Palästinenser” gäbe es schon längst Frieden im Nahen Osten. Würden die
Araber ihren gesunden Menschenverstand benutzen statt Koranbefehle
auszuführen, würden sie mit den fleißigen Israelis kooperieren und deren
geistig-wissenschaftlich-technisches Know-How in einer Zusammenarbeit
nutzen, ginge es ihnen unvergleichlich besser. Aber sie kennen nur den
Judenhass des Korans, das Unterwerfungsgebot des Islams und das unselige
Vermächtnis ihres “Propheten” Mohammed: Den Djihad.“
Der
Feind, das Böse und das Übel ist für Stürzenberger in München, in
Deutschland aber auch in Israel der Islam. Ihm geht es nicht um eine
Bedrohung Israels, ihm geht es um den Kampf gegen das „Böse“, um den Kampf gegen den Islam.
Zu den dokumentierten Reden stellt Stürzenberger in dem Artikel fest: „Zwar
wird immer noch von “islamistischem” Terror gesprochen und noch wagt
sich keiner, die Verantwortung für den andauernden Irrsinn der Ideologie
des Islams zu geben. Aber es ist klar zu erkennen, dass sich der
Sprachcode immer näher an den Kern des Problems heranrobbt.“
Die Videos der Kundgebungsreden werden im Internet über YouTube bereitgestellt. Hochgeladen wurden die Videos von einem Nutzer „Malarich“.
. Dieser veröffentlichte bisher 193 Videos unter dem Motto „Islam =
Frieden?“ auf YouTube (5). Der Großteil der Videos stammt von
Aktivitäten von Mitgliedern des bayerischen Landesverbandes der Partei
„Die Freiheit“. Bei dem PI Artikel wird für die dort abgebildeten Fotos
angegeben: „Fotos: Roland Heinrich“
Daneben finden sich die Angaben:
„Kamera: Thomas Weiß“ Weiß ist Generalsekretär der bayerischen DF und
bei fast allen Auftritten der Partei mit der Videokamera dabei. Weiß
filmte auch auf der Isreal-Solidaritätskundgebung in München. Insofern
scheint Weiß der YouTube Nutzer zu sein, der die Reden aufgezeichnet und
unter seiner Losung „Islam == Frieden?“ ins Netz gestellt hat.
Stürzenberger hat diese Videos dann in seinen PI-Artikel eingebunden.
Auf
dem YouTube Kanal, der schwerpunktmäßig DF Videos veröffentlich und
somit der inoffizielle Kanal des bayerischen LV DF ist, scheinen diese
Videos somit real zur Werbung für die rechte Kleinstpartei DF eingesetzt
zu werden.
Ob das Filmen und ins Netz stellen der
Kundgebungsreden rein rechtlich ein Vergehen ist, mögen wir nicht
beurteilen. Moralisch, von Anstand und Würde her gesehen, ist es
jedenfalls ein nicht zu akzeptierendes Vorgehen, gegen das wir
entschieden protestieren.
(1) Michael Stürzenberger ist
bayerischer Landesvorsitzender der rechtspopulistischen Kleinstpartei
„Die Freiheit“ (DF), Teil des Bundesvorstandes von DF sowie
Landesvorsitzender der sogenannten „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE).
Nach dem unter dem Pseudonym „kewil“ agitierenden Hauptautor auf
Politically Incorrect ist Stürzenberger der Autor mit den meisten
Artikeln von PI. Er ist somit eine der tragenden Stützen dieses
ultrarechten Portals, welches ähnlich wie kreuz.net anonym, ohne
Impressum, agiert und auf Servern außerhalb Europas gehostet ist, um
sich so dem Zugriff der Behörden zu entziehen. Anders als die Beiträge
einer der Stützen von kreutz.net, Priester Jolie, erscheint der Großteil
seiner Beiträge exklusiv auf PI, nur einige wenige sind auch auf der
Seite des bayerischen LV der DF zu finden.
(2) Die weiteren Redner
waren: Heribert Schmitz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen
Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Nürnberg – Mittelfranken, Michael
Spaney, Direktor des Middle East Freedom Forum Berlin (MFFB), Yehoshua
Chmiel, Vorsitzender von “Am Echad e.V.“, Dr. Peter Lamm,
stellvertretender Vorsitzender der Initiative 27.Januar, Pfarrer
Hans-Jürgen Müller, stellvertretender Vorsitzender von “Begegnung von
Christen und Juden”, Steven Guttmann, der ehemalige Leiter der
Zionistischen Jugend Deutschlands und Mitglied des Jüdischen
Studentenverbandes, Johannes Singhammer, Bundestagsabgeordneter und
stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU Fraktion im Bundestag.
(3) www.pi-news.net/2012/11/video-munchen-wir-stehen-zu-israel, alle weiteren Zitate Stürzenbergers entstammen diesem Artikel.
(4) www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Presse-Service/Pressemitteilungen-2012/0507Muenchner-Appell-gegen-Rechtspopulismus-und-fuer-ein-demokratisches-Miteinander--.html
In
dem Appell heißt es u.a.: „In München – ebenso wie in anderen
bayerischen Kommunen – sind rechtspopulistische Gruppen aktiv. Diese
Gruppen verknüpfen die Glaubensfrage mit der Integrationspolitik und
suggerieren eine Gefahr durch eine vermeintlich „fremde Kultur“.
Beispiel: Zugewanderte = Islam = Islamismus = Bedrohung lautet ihre
rassistische Gleichsetzung. Die Rechtspopulisten instrumentalisieren
gesellschaftliche Fragen und soziale Problemstellungen, um etwa Menschen
mit Migrationshintergrund und insbesondere Muslime als Verantwortliche
für bestimmte Probleme zu kennzeichnen.“
Als wichtiger
Handlungsansatz wird in dem Appell unter Punkt 1 genannt: „Verantwortung
zeigen Im Alltag muss deutlich gemacht werden, dass Gleichgültigkeit
insbesondere gegenüber islamfeindlichen Aktivitäten das Einfallstor für
die kommunale Verankerung von Rechtspopulisten ist. Daher gilt es,
jeglichen rassistischen Agitationsversuchen eine Absage zu erteilen.“
(5) www.youtube.com/user/Malarich?feature=watch
Ich kann das Dilema jüdischer Menschen gut verstehen
Es hat in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Kontakte oder doch paralleles Auftreten von Menschen mit jüdischen Wurzeln und Nazis gegeben. Ein besonders bekanntes Beispiel ist der Auftritt Ralph Giordano auf Pro Köln Veranstaltungen gegen den Moscheebau. Nach meinem Kenntnisstand hat sich Giordano jedoch keineswegs mit den Nazis solidarisiert. Das versteht sich bei seiner Vita von selbst. Dennoch glauben viele Menschen jüdischen Ursprungs, dass ihr Untergang in Europa bevorsteht, wenn der Anteil von Menschen aus muslimisch geprägten Regionen signifikant steigt, gleich, ob dies durch Migration oder stärkeren Nachwuchs geschieht. So hört man immer wieder von nicht geringen Geldmitteln, die Nazis von jüdischen Menschen bekommen. Man würde es sich dabei zu einfach machen, diese jüdischen Menschen einfach als Faschisten zu bezeichnen. Einzelne mögen das sicher sein, aber die verorte ich eher in Israel. In der Welt haben sich gerade jüdische Menschen eher als fortschrittliche Kräfte gezeigt und den Fortschritt vielfach sogar angeführt. Leider nehmen sie aber immer wieder auch bedenkliche Signale aus linken Zusammenhängen wahr, wo nahezu undifferenziert mit berechtigter Kritik an manchen politischen Dispositionen Israels sich irgendwie alle Juden angegriffen fühlen (könnten), besonders wenn dies plastisch ausgedrückt unter dem Palästinensertuch geschieht.
Wir müssen da auch an unserer eigenen Kommunikation arbeiten, sonst machen wir es den Nazis ausgesprochen leicht neue "Freunde" zu finden.
...
"In der Welt haben sich gerade jüdische Menschen eher als fortschrittliche Kräfte gezeigt und den Fortschritt vielfach sogar angeführt." Gibt es Belege für die These? Und: angenommen sie ist zutreffend, welche Rolle spielt dabei das Adjektiv "jüdische" bzw. in welcher Art und Weise wäre das überhaupt relevant? Ich kann das Dilemma "jüdischer" Menschen überhaupt nicht verstehen. Sicherlich ist Antisemitismus überall auf der Welt ein gravierendes Problem aber deiner Argumentation zufolge sei es ja verständlich, dass man die einen Arschlöcher gegen die anderen unterstützt. Die positive Diskriminierung gegenüber Jüd_innen besonders innerhalb der Linken ist frappierend. Lasst die doch einfach mal Menschen sein.
Lasst die doch einfach mal Menschen sein
Wenn man Juden einfach nur als Menschen sehen würde, wäre das ganz schön. Aber irgendwie bekommt man das weder länder- und religionsübergreifend hin und auch nicht ohne weiteres in den unterschiedlichsten politischen Lagern.
Wie Gräfin Steffi und die kleinen Kinder
Wer in Deutschland Juden für seine Bürger-Untertanenideologie instrumentalisieren will, braucht sich über Nazibefall nicht zu wundern.