„Allein unter Deutschen“

Rassismus Stoppen - Wolgast 9.11.2012

Zum Jahrestag der Novemberpogrome vom 9. November 1938 kündigt die NPD einen Fackelmarsch vor einer Flüchtlingsunterkunft in Wolgast an.

Vor drei Monaten wurde das Wohnheim in Wolgast in Betrieb genommen, in dem mittlerweile etwa 160 Geflüchtete untergebracht sind. Isoliert in der vorpommerschen Provinz, waren sie von Anfang an den rassistischen Ressentiments einer deutschen Kleinstadt hilflos ausgeliefert. Für die aktiven Neonazis der Region bieten diese Vorurteile zusammen mit dem Wohnheim als konkrete Projektionsfläche eine willkommene Gelegenheit, um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Und so verwundert es nicht, dass das Gebäude bereits mehrfach angegriffen wurde.

 

Wenn die Polizei bei diesen Übergriffen keinerlei politische Motivation vermutet, der Bürgermeister Brandanschläge als „Äußerung einer anderen Meinung“ verharmlost und Politiker aller Couleur von „Asylmissbrauch“ schwafeln, zeigt sich deutlich der Rassismus der deutschen Mehrheitsgesellschaft.Schon die Pogrome von Hoyerswerda (1991) oder Rostock - Lichtenhagen (1992) führten nicht etwa zu Solidarität mit den Betroffenen, sondern ganz im Gegenteil zur Verschärfung ihrer Situation. Als Problem wird nicht der vorherrschende Rassismus benannt, sondern die von ihm betroffenen Menschen. Eine ganz ähnliche Situation zeichnet sich jetzt in Wolgast ab.

 

Mit ihrem Fackelmarsch am 9. November versucht die NPD ihr faschistisches Weltbild gleich auf zwei Ebenen zu propagieren. Zum einen wird die Hetze gegen das Wohnheim und seine Bewohner*innen geschürt und mit einem Fackelmarsch eine ganz akute Bedrohungssituation geschaffen, die eindeutig die Bezugnahme auf vorangegangene Pogrome sucht. Zum anderen zeigt das gewählte Datum einmal mehr und sehr deutlich welchem historischen Kontext sich die NPD selbst sieht. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurden von der SA und SS mit Unterstützung aus Teilen der Bevölkerung etwa 400 Juden und Jüdinnen ermordet und über 30.000 in Konzentrationslager deportiert. Sie markieren den Übergang von der Diskriminierung der Juden zur systematischen Verfolgung und Vernichtung.

 

Hier findet eine Verherrlichung des Nationalsozialismus und eine Verhöhnung ihrer Opfer statt.

Derweil formiert sich ganz unterschiedlicher Protest gegen den Aufmarsch. Während die Stadt angesichts des größer werdenden medialen Echos um ihr Image besorgt ist und dem Fackelmarsch der NPD mit einem Laternenumzug begegnen will, ruft das Bündnis „Rassisten Stoppen – Solidarität mit Flüchtlingen“ zu Sitzblockaden auf und zeigt sich solidarisch mit allen Menschen, die den Nazis entgegen treten. Zeigen wir also gemeinsam den Rassist*innen, dass für sie und ihre menschenverachtende Ideologie kein Platz ist. Um den Rassismus, der tief in dieser Gesellschaft verankert ist, zu bekämpfen, bedarf es eines kontinuierlichen Engagements mit allen und für alle Betroffenen. Unsere (praktische) Solidarität ist an allen Tagen gefordert, auch am 9. November in Wolgast.

 

Alerta Antifacista!

 

Um diesem Aufruf Nachdruck zu verleihen und möglichst viele Menschen anzusprechen, wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über der Olshausenstraße in Kiel ein Transparent aufgehängt.

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Kiel fährt zur überregionalen Antira-Demo nach Mölln!

 

Treffen am 17.11. um 09:30 am Bahnhof in Kiel.

 

Schland kielholen!

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