JVA Rheinbach: "Anarchie"-Buch darf nicht in Knast

Das reglementierungsfeindliche Buch "Anarchie" aus dem SeitenHieb-Verlag

Mit einer Anhalteverfügung vom 5.7.2012 hat der Leiter der "Justizvollzugsanstalt" (wie die Stätte des sozialen Mordens formal heißt) Rheinbach einem Gefangenen die Zusendung des Buches "Anarchie" (SeitenHieb-Verlag) verwehrt. Die Begründung: Das Buch sei "demokratie- und reglementierungsfeindlich".

 

Das Buch "Anarchie. Träume, Kampf und Krampf im deutschen Anarchismus" erschien im Juni 2012 und beinhaltet eine kritische Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis deutschsprachiger AnarchistInnen. Die kommen dabei nicht gut weg angesichts weit verbreiteter Befürwortung von Demokratie, mitunter sogar Staat bis hin zu Gefängnissen oder anarchistischer Polizei. Doch all das dürfte die Gefängnisleitung wenig interessiert haben. Pauschal untersagte sie dem Gefangenen Pit Scherzl, der auch Kontaktperson der Interessenvertretung Inhaftierte ist, den Empfang des Buches. Die Begründung ist kurz, pauschal, aber lesenswert: "mit vorbezeichnetem Antrag bitten Sie um Aushändigung des Buches "Anarchie", welches am 05.07.12 als nicht genehmigte Beilage in lhrer eingehenden Post angehalten und sodann zu lhrer Habe genommen worden ist.


Nach eingehender Prüfung des Buchinhaltes muss ich lhnen leider mitteilen, dass ich Ihrem Antrag nicht entsprechen kann. Das Buch enthält hauptsächlich demokratie- und reglementierungsfeindliches Gedankengut. Es ist somit davon auszugehen, dass die Lektüre des Buches insgesamt die Durchführung des Behandlungsvollzuges in Hinblick auf die Erreichung des Vollzugszieles gefährdet. Ich bedaure, lhnen keinen anderslautenden Bescheid geben zu können." Darunter die Stilblüte: "Im Auftrag: Recht" - aber das liegt nur daran, dass die Sachbearbeiterin zufällig "Recht" heißt.

 

Sowohl der Inhaftierte wie auch der Absender des Buches reichten Klage beim Landgericht Bonn (Strafvollstreckungskammer) ein.

 

Mehr Infos Ärger mit Justiz und Repression

Anarchie und Herrschaftsfreiheit

Termine: Der reglementierungs- und demokratiefeindliche Autor als Referent zu Herrschaftskritik

  • 24.-26.8. im Kulturbahnhof Bochum-Langendreer: Libertäre Medienmesse - davor trotz Verbots aus der Medienmesse die Lesung mit Diskussion zu "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" und weitere herrschaftskritische Workshops. Hinweis: Die OrganisatorInnen der libertären Medienmesse haben den Referenten Jörg Bergstedt auf der Messe verboten. Mit ihm zusammen wollen mehrere herrschaftskritische PolitaktivistInnen vor dem Veranstaltungsort Workshops und mehr anbieten. Das die Messeleitung auch Infostände und Workshops vor dem Bahnhof untersagt hat, ist eine Demonstration angemeldet worden, um so Zensurfreiheit und radikale Herrschaftskritik zu ermöglichen. Es lohnt also das Kommen ... genaueres Programm in Kürze (die zensurfreie Zone wird Samstag ab ca. 11 Uhr bis Sonntagnachmittag vor dem Kulturbahnhof zu finden sein). Bisher stehen:
    • Samstag 14 Uhr: Lesung und Diskussion "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" (Jörg Bergstedt)
    • Sonntag 12 Uhr: Lesung und Diskussion "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" (Jörg Bergstedt)
    • Uhrzeit noch offen: Lesung "Radikal mutig" (Hanna Poddig), Workshop "Den Kopf entlasten - Kritik an vereinfachten Welterklärungen" (Jörg Bergstedt) usw.
  • Mittwoch, 5.9. um 19 Uhr in der "Zeppelinoase" in Fulda (Gärtnerei im Block-Innehof Zeppelin-/Sebastian-/Wörthstraße): Lesung und Diskussion "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen: Grundlegungen für eine herrschaftsfreie Welt"
    Wie kann eine herrschaftsfreie Welt aussehen? Diese Frage beschäftigt PhilosophInnen, manch zukunftsorientierten PolitikerInnen oder AktivistInnen, Roman- und Sachbuchschreiberlinge. Doch ein kritischer Blick zeigt meist: Zukunftsdebatten sind eher ein Abklatsch heutiger Bedingungen mit netteren Menschen in der Führung. "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" ist radikal anders: Mit scharfem, analytischen Blick werden die Bedingungen seziert, unter denen Herrschaft entsteht, wie sie wirkt und was sich wie ändern muss, damit Menschen aus ihrem Streben nach einem besseren Leben (Eigennutz) sich nicht nur selbst entfalten, sondern genau dafür die Selbstentfaltung aller Anderen brauchen und deshalb mit herbeiführen. Aus Konkurrenz wird Kooperation, das Normale weicht der Autonomie.
    Der Autor des im Frühjahr 2012 erschienenen Buches "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" wird der Frage nachgehen, warum Herrschaft weder zur Natur des Menschen passt noch zukunftsgewandt ist. Es geht um Aspekte, wie eine herrschaftsfreie Welt organisiert sein müsste und wie der Weg dorthin aussieht. Der Vortrag ist eine Mischung aus kurzen Lesungen, verbindenden Worten und der Möglichkeit zu Nachfragen und Diskussion.
  • 21. bis 23.9. in der Projektwerkstatt Saasen (bei Gießen): Krisenseminar ++ Plakat/Flyer
    Seit ein paar Jahren ist die Weltwirtschaftskrise in aller Munde – was da eigentlich passiert bleibt aber oft unverständlich. Wir wollen uns ein Wochenende lang dieser Frage nähern. Ziel ist dabei ein Grundverständnis von Krisen im Kapitalismus und dem Verlauf der Aktuellen zu entwickeln. Es soll aber weder jedes Detail der Weltwirtschaft möglichst erschöpfend analysiert, noch sich der Kopf über eine Lösung der Probleme des Kapitals zerbrochen werden. Am Ende soll vielmehr versucht werden, auf Grundlage des angeeigneten Wissens, eine Antwort auf die folgenden Fragen zu finden: Welche gesellschaftlichen Veränderungen haben wir in den letzten Jahren hier und anderswo auf der Welt erlebt? In welchen Zusammenhang steht das zu den jüngsten Kämpfen? Was ist für die Zukunft zu erwarten? Und inwieweit wollen/sollen wir das in unseren Strategien für die kommenden Auseinandersetzungen berücksichtigen? Das Wochenende soll dabei offen für die Schwerpunktsetzungen der TeilnehmerInnen sein.
  • Freitag, 19. Oktober in Berlin (KuBiZ, Bernkasteler Str. 78, Berlin-Weißensee): Lesung und Diskussion "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen: Theorie der Herrschaftsfreiheit" (Inhalt siehe 5.9.)
  • 20. und 21. Oktober in Berlin (tagungswerk ... Seminarhaus im KuBiZ, Bernkasteler Str. 78, Berlin-Weißensee): Seminar "Herrschaftsfreiheit – Traum oder anstrebenswerte Zukunft?" ++ Plakat/Flyer
    Herrschaftsfreiheit, Graswurzelrevolution, Basisdemokratie sind Begriffe, die seit den 68er Jahren über die Neuen Sozialen Bewegungen bis zu heutigen Alternativbewegungen einen zentralen Bezugspunkt politischen Handelns bilden. Und auch aktuelle Bewegungen, wie die weltweite Occupy-Bewegung oder vor Ihr die Antiglobalisierungsbewegungen rekurieren immer wieder auf sie. Doch was ist damit gemeint. Was verstehen wir unter den Begriffen, welchen Theorien bilden ihren Hintergrund und welche praktischen Erfahrungen wurden gemacht? Ist Herrschaftsfreiheit ein anarchistischer Traum oder eine verstaubte Theorie oder ist sie die Zukunft (oder Teile von Ihr bereits Wirklichkeit?) in der globalisierten Welt?
    Wir wollen diesen Fragen auf den Grund gehen, eine Einführung und Kritik bieten aber vor allem auch einen individuellen, ganz persönliche Erfahrungsaustausch ermöglichen. Dazu bedienen wir uns vielfach aus dem Repertoire kreativer und nicht-hierarchischer Bildungsmethoden.
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.. sind harte formulierungen gegen eine sich "libertär" als synonym für "anarchistisch" nennende medienmesse- aufklärung wäre ganz sinnvoll, weil es auch menschen, die eigentlich die messe besuchen wollen, erst einmal nun etwas stocken lässt

Und bitte verschont dieses portal mit den üblichen beschuldigungen gegen eine bestimmte person (hier: j.b.) aus der vergangenheit - ist bekannt und dokumentiert und lässt auch mehr als nur eine meinung zu