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Scheinbar gibt es noch einige Zweifel, was Robert Marquardt konkret gemacht hat und was das Problem dabei ist. Das wollen wir hiermit erläutern. Dieser Text beschreibt die Sicht von aussen, die öffentliche und damit politische Sicht. Robert Marquardt hat seit mindestens 2004 (vermutlich aber schon länger) auf skadi.net Nazikrams geschrieben. Zumindest stammt aus dem Zeitraum das erste eindeutig zuordnenbare Posting.

2005 gründete er zusammen mit einem ex-stormfront.org Moderator "NSFreja" das Forum grossdeutsches-vaterland.net (Quelle: Nazi-Seite: hxxp://en.metapedia.org/wiki/Skadi_Forum). Dieses Forum ist im Gegensatz zu skadi.net sehr elitär. Der größte Unterschied aber ist: grossdeutsches-vaterland.net ist ein geschlossenes Forum. Mitglied werden können nur überzeugte Nazis, die ihre nationalsozialistische Ideologie in Postings offen vertreten. Robert hat dazu den Webspace be DreamHost angemietet, den Server aufgesetzt, die Forensoftware (vBulletin) installiert und konfiguriert. Roberts Account hat die User-ID 1. Auch bei der Formulierung der "Satzung" war er beteiligt. Insgesamt hat er bis zum 01.03.2009 rund 500 Beiträge geschrieben.

Robert Marquardt unterstützte 2006 die ModeratorInnen der deutschsprachigen Sektion auf Skadi, die sich dann mit Thiazi abspalteten, technisch. Er stellt verschlüsselte Kommunikation (PGP-Chat über XMPP) und später über Perfect Privacy Anonymisierungsinfrastruktur zur Verfügung (Quelle: interner Bereich des Thiazi-Forums: https://linksunten.indymedia.org/image/63154.png ), die er (und andere) häufig auf thiazi.net und grossdeutsches-vaterland.net bewerben. Thiazi ist ein sehr großes Forum mit ungefähr 25.000 angemeldeten Usern gewesen, das viele Nazis politisiert und durch seine Offenheit auch viele nicht gefestigte an die Ideologie herangeführt hat.

Thiazi und grossdeutsches-vaterland.net (und vermutlich auch alle anderen Naziforen, die auf vBulletin 3 basieren), haben ein RSA-Verschlüsselungsplugin installiert. Diese verschlüsselten Nachrichten haben eine hohe Bedeutung für die Szene, es wurde zum ersten Mal Verschlüsselung für Nazis im großen Stileingerichtet. Unter anderem wurden folgende Aktivitäten durch diese einfach zu bedienende Art der Verschlüsselung ermöglicht:

• Handel mit indizierter Nazimusik
• Absprachen für Konzertorganisationen, Aufmärsche, Kundgebung, RednerInnenveranstaltungen
• Vernetzung zwischen Nazigruppen, Kontaktpflege zwischen einzelnen Nazis

Robert Marquardt hat aktiv in den diversen Foren bis Frühjahr 2009 geschrieben. Auch danach hat er noch bis zum 22.03.2011 den Server angemietet und bezahlt, auf dem ingesamt rund 50 Naziseiten lagen, darunter alpen-donau.info, alinfodo.com, nordfolk.net und grossdeutsches-vaterland.net (Quellen unter anderem http://derstandard.at/1336697685701/Tag-3-Kuessel-entschlug-sich-bei-Pro... und https://www.taz.de/Rechtsextremer-im-Chaos-Computer-Club/!96759/). Am 11.04.2011 wurde Roberts Geschäftspartner von Perfect Privacy Christian Anderle sowie Österreichs bekanntester Nazi Gottfried Küssel verhaftet, am 22.04.2011 Felix Budin. Alle drei sitzen bis heute in U-Haft. (Quelle: der Standard)

Soweit wir wissen, werden diese Behauptungen auch nicht von Robert bestritten. Bestritten wird lediglich, dass Robert nach dem "Ausstieg" weiter Geld transferiert hat. Selbst wenn das stimmt - das Geld also andere Wege genommen hat - er war immerhin noch der Kontoinhaber und hat diese Transfers passieren lassen.

Es gibt nicht viele Nazi-Techies, die in der Lage sind ein Forum aufzusetzen und zu administrieren. Auch sind die Personen knapp, die die Finanzierung abwickeln - sprich ein Konto zur Verfügung stellen (Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/63508 ). Diese beiden zentralen Funktionen hat Robert eingenommen und, zumindest was die finanzielle Seite angeht, auch nach dem "Ausstieg" weiter betrieben.

Gleichzeitig hat Robert mit Nazis aus Österreich den AnonDienst Perfect Privacy weiterbetrieben - diese Nazis haben ihn nicht für einen Aussteiger gehalten. Perfect Privacy ist eine Struktur, die Robert mit anderen Nazis gegründet hat, als er sich selbst noch dazu zählte und sich entsprechend öffentlich äußerte, die er über seinen "Ausstieg" hinweg gerettet hat und danach bis heute weiterbetreibt - mit den gleichen Geschäftspartnern.

Die meisten der hier genannten Fakten können durch die Berichterstattung zum Prozess in Österreich belegt werden:
http://derstandard.at/r1336697858813/Kuessel-Prozess?_chron=t. Nur wenige Belege können derzeit leider nicht öffentlich gemacht werden, weil sie Quellen verraten und in Gefahr bringen würden. So weit wir wissen, streitet aber Robert nichts von dem ab.

Robert Marquardt war kein einfacher "Mitläufer". Er hat aktiv Infrastruktur für Neonazis aufgebaut und betrieben. Und zwar für wichtige und gehobene Strukturen und Personen der radikalen Rechten. Ohne Roberts Fähigkeiten wäre die Online-Kommunikation der organisierten radikalen Rechten weitaus stümperhafter gewesen, oder in Teilen gar nicht vorhanden.

Für uns ist Robert Marquardt damit nicht vertrauenswürdig.

Hintergrundmaterial zum Ausstieg aus der Naziszene:

• http://www.antifa.de/cms/content/view/1734/1/
• http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/74/30.php