Auf Indymedia linksunten werden seit dem Start Anfang Februar 2009 zu größeren Ereignissen regelmäßig Ticker geschaltet. Alle paar Minuten, sobald es eine neue Nachricht gibt, erscheint dazu auf der Website eine Meldung. In erster Linie sollen die Informationen den AktivistInnen vor Ort helfen, aber die Ticker ermöglichen auch Menschen in anderen Teilen der Welt die Aktionen zu verfolgen und sie stellen ein detailliertes Archiv des Widerstands dar.
So gab es bisher Ticker gegen den NATO-Gipfel am 3. und 4. April in Strasbourg, gegen die Naziaufmärsche am 1. Mai in Hannover, Mainz, Siegen und Ulm, sowie gegen die Anti-Islam-Konferenz am 8. und 9. Mai in Köln. Wir haben Erfahrungen gesammelt und die Infrastruktur fortlaufend verbessert und möchten euch mit diesem Artikel einen Überblick über die Technik und die Benutzung des Tickers geben.
Stand der Dinge
Es gibt zwar schon seit mehreren Jahren die Möglichkeit Ticker über Mobiltelefone abzurufen, doch bisher wird diese Möglichkeit wenig genutzt. Das liegt einerseits an den technischen Hemmschwellen, denn wer hat denn überhaupt schonmal mit dem Handy gesurft? Andererseits aber auch an den weit verbreiteten Vorurteilen, insbesondere was die Kosten betrifft. Für die Repressionsorgane ist es auch eher schwieriger mitzubekommen, wer den Ticker abruft, als wenn sie nur Telefonate und SMS überwachen müssen – dafür gibt es mittlerweile mobile IMSI-Catcher welche die Nummer der SIM-Karte und die des Telefons auslesen können.
Kosten der Nutzung
Entgegen der landläufigen Meinung ist das mobile Surfen im Internet weitaus billiger als telefonieren oder SMS schreiben – zumindest wenn man einen Tarif nutzt, der nach der Menge der übertragenen Daten und nicht nach Zeit abrechnet. Als Faustregel von hingegangen.mobi gilt: „Einmal anrufen und eine Minute mit dem Infotelefon reden ist genauso teuer wie zehnmal den Ticker abrufen.“ Außerdem sind Infotelefone häufig besetzt, können leichter blockiert werden und sind viel aufwändiger zu betreuen als die Informationsweitergabe über einen Ticker.
Nutzung der Technik
Mit fast allen Handys kann man im Internet surfen, auch mit sehr alten Modellen, von denen man das nie erwarten würde. Oft klappt das einfach mit rumprobieren, ansonsten gibt es im Netz aber Anleitungen für so ziemlich alle Handytypen und die Nutzung des Internets über die verschiedenen Mobilfunkanbieter. Am besten setzt ihr euch vor dem Event einmal hin und probiert das in Ruhe aus. Und nutzt die Lesezeichenfunktion, denn das wiederholte Eintippen von Internetadressen kann ziemlich frustrierend sein.
Technik für alle
Verschiedene Handys können das Internet auf verschiedenen Art nutzen. Oft wird dafür der Begriff WAP benutzt, der aber nur sehr unscharf ist. Wir bieten neben einer normalen HTML-Version des Tickers fürs normale Surfen auch verschiedene mobile Versionen an: Die ganzen alten Handys können nur WML lesen, die etwas neueren XHTML-MP und die ganz neuen können RSS. Für jedes Ereignis erstellen wir eigene URLs, es gibt aber auch Standard-URLs zu den letzten Tickermeldungen:
Hoch die internationale Solidarität
Wir versuchen die Informationen auf Indymedia linksunten möglichst in mehrere Sprachen zu übersetzen. Bei internationalen Großereignissen wie dem NATO-Gipfel in Strasbourg gab es den Ticker beispielsweise auf deutsch, französisch, englisch, niederländisch und teilweise auf spanisch. Aber auch bei Ereignissen in Deutschland versuchen wir mindestens eine Übersetzung auf englisch zu gewährleisten. Dazu können wir auch immer Hilfe gebrauchen, meldet euch also gerne im Vorfeld von angekündigten Tickern, wenn ihr übersetzen wollt.
Wir wollen nicht-deutschsprachige AktivistInnen und Menschen im Ausland die Möglichkeit bieten die Ereignisse live mitzuverfolgen und der Ablauf der Proteste soll durch das Tickerarchiv detailliert dokumentiert werden. Das Tickerarchiv und die Links zu den Tickerversionen befinden sich im Menü „Inhalt“ links auf jeder Seite. Die Handys sollten die Sprache automatisch erkennen, aber durch das Einfügen eines Sprachkürzels in der URL direkt nach der Domain kann eine Sprache auch gezielt ausgewählt werden. So lautet die englischsprachige Version des Tickers beispielsweise: http://linksunten.indymedia.org/en/ticker
Do it yourself
Für uns ist das „von den Bewegungen für die Bewegungen“ keine hohle Phrase und die Ticker zu den verschiedenen überregionalen Ereignissen zeigen dies auch deutlich. Alle Ticker wurden bisher in Kooperation mit AktivistInnen vor Ort gemacht, die manchmal fast vollständig autonom die linksunten-Infrastruktur genutzt haben. Wir haben auf Wünsche reagiert und die Seite immer weiter ausgebaut, um die lokalen Bedürfnisse zu befriedigen. Auch in Zukunft wird es bei linksunten keinen Stillstand geben, wenn die Seite weiterhin so intensiv genutzt wird. Wenn ihr in eurer Stadt einen Live-Ticker zu einem größere Ereignis machen wollt, sprecht uns an!