[B] Jüngste Naziaktivitäten - Gegenaktionen

Plakat zur Demonstration am 7. Juli

Die Strukturen der Berliner Neonazi-Szene in Schöneweide sind „nicht nur ein Problem für die Leute vor Ort, sondern für ganz Berlin“, heißt es in einem Aufruf Berliner Antifa-Gruppen zu einer Demonstration am 7. Juli in dem Kiez. „Inzwischen ist der Stadtteil Rückzugsraum und Basis für berlinweite Aktivitäten. Wenn es in der Stadt zu Aktionen kommt, dann oftmals nur mithilfe der Strukturen in Schöneweide.“ Dies belegen wieder einige Vorfälle der letzten Tage und Wochen.

 

So scheint der im letzten Jahr in der Brückenstraße 9 eröffnete Waffen- und Szeneladen „Hexogen“ vom NPD-Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke, seit seiner Wahl zum Berliner Parteichef im Februar diesen Jahres, mittlerweile zu einer Art zweiten Berliner Parteizentrale erweitert worden zu sein. War die Polizei am 23. März noch bei Schmidtke zuhause (Brückenstraße 3) und im Laden wegen der Naziseite „NW-Berlin“, auf der Antifaschist_innen und andere „Feinde“ aufgelistet sind, folgte zwei Monate später wieder eine Razzia, diesmal wegen der „Schulhof CD“ der NPD auf der sich rassistische Liedtexte befinden. Betroffen war in beiden Fällen auch der Rudower NPD-Chef Sebastian Thom.
Schmidtke (li.) und Fank (mitte)
Den Großteil der CDs beschlagnahmte die Polizei in Schmidtkes Laden: 880 CDs fand sie dort und in Thoms Wohnung (Käthe Dorsch Ring 10), zudem 20 CDs in der NPD-Zentrale in Köpenick (Seelenbinder Straße 42). Der Tonträger war im März von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als volksverhetzend indiziert worden. Die Beamten sicherten auch 400 Booklets, Akten und weitere CDs mit laut Polizei „mutmaßlich ebenfalls volksverhetzendem Inhalt“. Ein Sprecher sagte, auf den CDs werde „unverhohlen zum Hass und zu Gewalttaten gegen ausländische Bevölkerungsgruppen und Migranten aufgerufen“.

Der Nachbarkiez von Schöneweide Johannisthal, der schon früher als rechter Hot-Spot galt, scheint für örtliche Neonazis wieder zum Tummelplatz zu werden. Am 15. April fand auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Johannisthal ein „NW-Berlin“-Fußballturnier statt an dem sich ca. 40 Personen beteiligen (vor die Clique aus Lichtenberg (Björn Wild, Christian Bentz, David Gudra, Sebastian Zehlecke, Daniel Meinel, etc.) und Rudow (Patrick Weiß, Sebastian Thom, etc.)). Auf ihrer Internetseite prahlen sie damit, einen (vermeintlichen) Antifaschisten gejagt zu haben.

 

Nachwuchs-Nazi und Schläger Julian BeyerAm 23. April wurde kurz vor 17:30 eine kleine Gruppe "Autonomer Nationalisten" auf einer Industriebrache am Segelfliegerdamm in Johannisthal dabei beobachtet, wie sie vermummt mit einem Transparent posiert, ein pyrotechnisches Erzeugnis entzündet und von dieser Szenerie Handyfotos fertigt. Das Transparent, das von 3 Neonazis um den Neuköllner NPDler Julian Beyer präsentiert wird, wirbt für eine Website Neuköllner Neonazis und zeigt die Losung: "Linke Strukturen Angreifen und Vernichten!" (Rechtschreibung im Original). Erwartungsgemäß werden die gefertigten Fotos am nächsten Tag auf der beworbenen Website veröffentlicht. Sie werden um die Drohungen: "neukolln bleibt hart" und: "Wo bleibt euer Widerstand ? Bei uns startet schon der Angriff !" ergänzt.

 

In der letzten Woche jagte dann Nachwuchs-Nazi Beyer, der auch im letzten Wahlkampf durch Gewalttaten auffiel, in Johannisthal junge Linke, die rechte Propaganda entfernten mit weiteren Neonazis durch den Kiez. Zudem warf er eine Flasche in Richtung der Jugendlichen, die nur knapp verfehlte. Bezirksbürgermeister Oliver Igel und das Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick in Reaktion darauf zu einem antifaschistischen Kiezspaziergang auf:

Alle Menschen sind eingeladen, sich am Spaziergang zu beteiligen und gemeinsam die vielen Nazi-Aufkleber und –Plakate in Süd-Johannisthal zu entfernen. Am Freitag, dem 08. Juni 2012, treffen sich Engagierte um 16:30 Uhr an der Bushaltestelle Lindhorstweg in Johannisthal (M11 und 160), um auf den Angriff in der letzten Woche zu reagieren.
Als am Samstag 300 Neonazis zum „Tag der deutschen Zukunft“ versuchten, gegen den Widerstand mehrerer tausend Antifaschist_innen durch Hamburg zu marschieren, beteiligten sich auch Berliner Neonazis (u.A. Christian Bentz, Oliver Oeltze, Christian Stein). Mit dabei waren auch Uwe Dreisch und Gesine Hennrich, die beide als Anführer der verbotenen Skinhead-Kameradschaft „Frontbann 24“ ihre „Kameradschaftsabende“ immer in der Nazikneipe „Zum Henker“ abhielten und noch heute für rassistische Angriffe und Pöbeleien im Kiez verantwortlich sind.
Offensichtlich als Racheaktion für den quasi gescheiterten Marsch (die Route wurde nach stundenlanger Verzögerung umgelegt, massiv verkürzt und sah sich permanenten Angriffen und Störungen ausgesetzt) wurden linke Projekte in Berlin mit Hakenkreuzen, Keltenkreuzen und „NW-Berlin“ besprüht (unter anderem die Chile Freundschaftsgesellschaft, das Ori und der Friedelladen).

 Christian Bentz, Oliver Oeltze, Gesine Hennrich, Uwe Dreisch, Christian Stein in Hamburg

 

Am selben Tag fand am S-Bahnhof Schöneweide ein Infotisch statt, bei dem für das Fest für Demokratie am 9.6.2012, das Konzert „Uffmucken“ am gleichem Tag auf dem Jugendschiff am Kaisersteg und die Kampagne NO-NPD der VVN-BdA geworben wurde. Einige Male wurden Verteiler_innen von Nazis bepöbelt.

 

Da Berliner Antifaschist_innen diese Zustände im Treptow-Köpenicker Ortsteil nicht einfach hinnehmen wollen, planen verschiede linke Gruppen in den kommenden Monaten mehrere kleinere und größere Aktionen in Schöneweide, sowohl unter dem Motto „Uffmucken - Für eine alternative (Jugend-) Kultur! Gegen Nazistrukturen in Schöneweide!“ als auch unter „Turn Left – Smash Right! Solidarisch und entschlossen gegen Nazis und Rassismus!“:

 

Am Freitag finden der bereits erwähnte antifaschistische Kiezspaziergang gegen rechte Propaganda in Johannisthal statt.

08. Juni // 16:30 Uhr // Bushaltestelle Lindhorstweg in Johannisthal (M11 und 160)



Am kommenden Samstag veranstaltet das Bündnis „Uffmucken - Für eine alternative (Jugend-) Kultur! Gegen Nazistrukturen in Schöneweide!“ auf dem Jugendschiff am Kaistersteg ab 19 Uhr ein Open Air Konzert mit Easy Skankin Soundsystem, Sookee und Oralic Soundmachines. Vorher findet das mittlerweile traditionelle „Fest für Demokratie“ am S-Bahnhof Schöneweide statt.
09. Juni // 19 Uhr // Jugendschiff am Kaistersteg



In der Woche darauf ist ein Skate- und Graffitijam im Skatepark Hasselwerder Straße in Schöneweide geplant. Geplant sind Workshops, Live-Acts, Infostände und vieles mehr... Die Skate- und Graffiti Jam bildet den Auftakt für die "Turn left - smash right"- Aktionen gegen Nazistrukturen in Schöneweide.
16. Juni // 14 Uhr // Skatepark Hasselwerder Straße



Neben vielen kleineren und größeren Aktionen soll es am 7. Juli eine antifaschistische Demonstration durch Schöneweide geben. Einen Aufruf dazu gibt es hier: www.turn-left.tk

 

Zudem wurde ein Antifa-Jugendinfo gedruckt und derzeit verteilt. Darin finden sich Anregungen was gegen Nazistrukturen im Kiez oder an der Schule unternehmen werden kann. Zudem gibt es Tipps wie die Umgebung bunter gestalten werden kann und ein Artikel mit einen umfangreichen Überblick über die Nazistrukturen in Berlin-Schöneweide. Hier kann es runtergeladen werden.

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Letzte Demo zum Nazischuppen.

 

http://vimeo.com/37856352