[BB] 12. Mai Cottbus: Ungeschönt

12maicottbus

Am 12. Mai 2012 versuchten 90 Neonazis durch Cottbus in Brandenburg zu marschieren. Um dies zu erschweren, blockierten AntifaschistInnen die Nazi-Route immer wieder. Trotzdem konnte die Polizei die Demo, wenn auch auf teils anderem Wege, durchprügeln. Dieser Bericht dokumentiert den Tag aus der Sicht eines Menschen, welcher zufällig an diesem Tag diese "No-Go-Stadt" besuchte. Ein paar Alternativvorschläge fürs Blockieren sind auch noch enthalten (siehe !!!) (Song als Download)

 

(Dies ist nicht die Zweitauswertung von Antifa Cottbus und stammt auch nicht von Cottbus Nazifrei.)

 

Überblick

  1. Grund der Anreise
  2. Ankunft
  3. Das Hungern vorm Frühstück
  4. Endlich was im Magen
  5. Die RednerInnen
  6. Antifa-Demonstration
  7. Endkundgebung
  8. Kesselung
  9. Nazis haben freie Bahn
  10. Sandowbrücke: Polizei-und Nazifrei?
  11. Nach Hause?
  12. Ostrower Damm
  13. Bahnhof gesperrt
  14. Irgendwelche netten Cops finden+fragen
  15. It's over ?

 

1. Grund der Anreise

Nicht ganz zufällig hatte sich Mensch am 12. Mai in Cottbus eingefunden. Der Anlass war eigentlich sich das Stadion von Energie Cottbus anzuschauen. Es heißt "Stadion der Freundschaft". Wer sich diesen Namen ausgedacht hat, vergisst, dass die Ultraszene fast nur aus Nazis besteht. Am Besten ist es aber immer noch, sich selbst ein Bild zu machen. Um nicht zu vielen Faschos zu begegnen, dann lieber an einem Tag hingefahren, wo Cottbus kein Spiel hatte. Kurios ist es, dass bei Energie Cottbus 9 Nicht-Deutsche spielen. Das sind immerhin 31%.

Ein Beispiel gefällig für den hohen Anteil von Nazis unter den Cottbusser Anhängern: Beim Auswärtsspiel der Männer in Hamburg gegen den linksalternativen FC St. Pauli sangen Cottbusser "Fans" : "Dieser (Sieg heil)t unsere Wunden". Der DFB hat übrigens nicht ermittelt. Das Match endete torlos.

 

2. Ankunft

Am Bahnhof standen schon zwei Polizisten, die ihren Blick dann gleich auf die unbekannte autonome Gruppe fokussierte. 

Nächstes Mal bunte unpolitische Wechselklamotten anziehen.

Da wir aber in der Überzahl waren oder uns einfach nur friedlich verhielten, durfte die „No-Go-Town“ betreten werden.

Der nächste Bahnhofsabschnitt bestand aus einem langen schmalen Tunnel.

!!! Wenn da mal jemand ein paar große Gegenstände liegen lässt, kommt keiner mehr durch.

Zumindest müssen Offizielle diese Dinge wegräumen.

Zum Glück endete der Tunnel irgendwann. Schön, wieder Sonnenlicht zu sehen. Nur die massive Polizeipräsenz konnte einem Angst machen. Wohl nur eine Übung?

Durch die massive Plakatierung in der Stadt, obwohl Faschos eine Menge schon abgerissen hatten, war der Anlass dieses Ausnahmezustandes, dass Cottbus Nazifrei und Antifa Cottbus gegen den Neonazi-Aufmarsch der NPD mobilisierte. Blockieren, Sabotieren und Verhindern!. 9 Uhr Frühstück im Br(a)unschw(e)ig-Pardort. Gegessen hatte Mensch jetzt auch noch nicht so viel, sodass es den Konsens gab, sich in die Richtung dieses Ortes zu begeben. Die Rechtsextremen kamen auch erst um 12 Uhr. Von daher bestand kaum Gefahr für Leib und Leben, denn es blieb schließlich noch 3 Stunden Zeit.

 

3. Das Hungern vorm Frühstück

Natürlich konnte sich Zivilist nicht den Spaß nehmen lassen, auf der Nazi-Route bis zum Park zu gehen. So viel Polizei. Wow.

Da wenig Ortskenntnisse bestanden, kurz gestoppt und immer mal wieder auf die Karte geschaut. Nach nicht mal gefühlten 300 Metern kamen tatsächlich ein paar schwer gepanzerte und bewaffnete Polizisten auf uns zu. Keine „gute“ Entscheidung, außer „Chaot_in“ möchte von den Cops kontrolliert werden. So geschah es, obwohl eigentlich unnötig, denn es bedurfte nun wirklich keiner Hilfe, einen Stadtplan lesen zu können. Die Polizei interessierte sich auch kaum für die angebliche Orientierungslosigkeit, sondern sprach einen aus der Gruppe an, der angeblich eine Sturmhaube trug. Kategorie: Potenzieller Krawalltourist. Es folgte die Belehrung, das Tuch doch bitte nicht über die Nase zu ziehen, da Mensch sonst den restlichen Tag in einer kleinen Zelle verbringen müsse. Vermummung ist schließlich auf Demonstrationen eine Straftat. Das Tuch über die Nase zu ziehen war heute also generell verboten, obwohl es erlaubt ist, sich an "normalen" Tagen vollständig zu vermummen. Da Mensch keine Sonnencreme eingepackt hatte, weil Angst vor Pfeffersprayeinsatz in Brandenburgs Städten und Dörfern von Nazis besteht, stieg nun die Wahrscheinlichkeit, sich einen Sonnenbrand zu holen. Autsch.

Ein männlicher Polizeibeamter fragte noch, wo es denn hingehen solle:

Frühstücken. (Was denn sonst um die Uhrzeit machen!). So viel Menschlichkeit darf „Repressionsopfer“ vlt. noch zeigen.

Jetzt hofft der /die Belehrte, dass die Polizei sich abspricht und nicht bei jedem kurzen Zwischenstopp wieder eine Belehrung folgt. Reine Utopie. Polizei und Kombinationslogik? n.v.

Keine fünf Minuten später der gleiche Mist noch mal. Wieder drei gepanzerte Besserwisser. Der Unterschied lag darin, dass ein Polizist sich mit Namen sofort vorstellte. Auch er wollte das Tuch komplett sehen. Zusätzlich noch den Personalausweis. Da stellt sich die Frage, ob das (überhaupt) recht(en)s ist. Schließlich konnte der betreffenden Person nichts nachgewiesen werden.

!!! Wenn Mensch viel Zeit hat, erstmal das Rechtliche nachfragen und zweitens, warum dann nicht erstmal in allen Taschen nach schauen, nur nicht in der Der, wo der Personalausweis sich befindet. Lohnt sich dann, wenn die Action schon am Laufen ist.

Ruhig und gemächlich. Die Polizei muss dann schon um die Uhrzeit arbeiten, steht somit jetzt schon unter gewissen Stress und es bindet Polizeikräfte, die anderen Menschen einen leichteren Weg ermöglichen können.

Wenn der Polizist bei der eigenen Suche dann nörgelt, vielleicht eine Antwort geben wie: „Stressen Sie mich nicht. Ich habe mir nicht gemerkt, wo mein Perso sich befindet, Freunde fragen, ob die den eingesteckt haben,... . Erst wenn Cops rumnerven, dann den Perso zücken !!!

!!! Nächstes Mal einfach kurz in der Nähe der Polizei stehen bleiben und ganz schnell weglaufen. Stellt keine Ordnungswidrigkeit da. Erst wenn die Polizei sagt: „Stehen bleiben“ evtl. mal darüber nachdenken, diesem auch Folge zu leisten. Immer daran denken: Keine verbotenen Gegenstände bei sich haben !!! Kontrolle hieß in diesem Falle übrigens nicht Taschendurchsuchung.

Nachdem die Nerverei „endlich“ endete, ging es Richtung Sparkasse weiter. Der Polizist mit Name: „Viel Spaß noch bei der Sparkasse“. Somit weg von der Nazi-Route. Wer ein noch stärkeres Nervenkostüm hat, darf gerne weiterhin versuchen, den "kürzesten" Weg zu gehen. Mensch machte sich fast in die Hose: Hatte die Polizei ernsthaft geglaubt, auch nur Eine_r von uns würde sein Geld noch bei der Sparkasse haben? Oder doch vielleicht eher bei einer Genossenschaftsbank, weil Mitbestimmung das A und O des Lebens sein sollte. Sicherlich ist‘s nicht ganz umsonst, aber das Leben kostet halt nun mal Bares.

!!! Wer ein Transpi offen zeigt und mit ein paar Leuten unterwegs ist, dann kann es von der Polizei als spontane Demonstration ausgelegt werden. Kessel, Gefangenensammelstelle,... Alles schon vorgekommen !!!

Ohne weitere „Schwarze-Tücher-Kontrollen“, aber dafür eines riesigen Umweges tatsächlich noch den Weg zum ersten Ziel gefunden.

 

4. Endlich was im Magen

Das Frühstück begann ab 9 Uhr laut Plakatierung, aber noch genug Nahrung da. Mindestens gefühlte 13 Minuten und 12 Sekunden am Laufen das Ganze. Endlich wieder Normalos. Ob Schwarz oder rot oder weiß oder bunt, Hauptsache die Cops im Hintergrund. Nazis? Keine. Wobei, ein Kapuzi mit BRDigen dann doch schon mal für Irritationen sorgen kann. Neben einem riesigen (kostenlosen) Buffet, einem Infostand von einer ArbeitnehmerInnenvertretung, wo sich Mensch letzte Infos für den Tag holen konnte (inkl. farbig-gedruckter Stadtpläne), einem riesigem Geschicklichkeitsspiel, vielen Bänken und einer Redner_innenbühne, spielt auch ein paar Musiker. Die Organisation an diesem Tag: Sensationell gut.

Da können die Verantwortlichen drauf wirklich stolz sein!

 

5. Die RednerInnen

Einer der ersten Redner war ein Sorbe. Zumindest meinte er, er fühle sich nicht sorbisch. Dann kann er es auch gleich sein lassen, seine Heimat zu erwähnen, denn die Heimat ist die Welt. Schön auch, dass er niemanden mehr kennt, der noch sorbisch spricht. Von mir aus könnte Englisch (und Deutsch) nur noch gelehrt werden.

Die am Meisten beworbene Rede stammte von der „Nazi-Jägerin“ und Ex-Bundespräsidentschaftskandidatin Beate Klarsfeld. Sie errang Berühmtheit, als sie es wagte, dem damaligen Bundeskanzler Georg Kiesinger (CDU) 2.6.1968 eine Ohrfeige zu verpassen. Anlass: Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP, in die er 1933 eintrat. Welcher Nazi gründete gleich noch die CDU ?

Frau Klarsfeld meinte u.a., dass es sehr wichtig wäre, die NPD zu verbieten. Klingt erst einmal sinnvoll, doch was passiert, wenn die Faschisten einfach eine neue Partei aufmachen? Das gleiche Spiel nochmal. Ist es nicht wichtiger, sich für ein Verbot von BEZAHLTEN V-Leuten in rechtsextremen Vereinigungen auszusprechen? Zweitens: Aufrufen zu Menschenmassenblockaden. Problem: Kundgebung kann von der Polizei aufgelöst werden, da Sitzblockaden eine Ordnungswidrigkeit darstellen. Vielleicht so: Zeigt heute massiven und kreativen Protest gegen die Nazis.

Wie auch immer: In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ist die Sexisten-Partei NPD unter der 1%-Hürde geblieben. Dadurch bekommen Die keine Wahlkampfkostenrückerstattung.

Die DemokratInnen bekamen via Mikrofon ein Lob dafür, heute Protest gegen Nazis zu zeigen.

Ob auch noch für andere Protestaktionen aufgerufen wurde? Keine Ahnung.

Der / Die Eine oder Andere dürfte ein Flugblatt gegen den Nazi-Aufmarsch am 2. Juni 2012 in Hamburg abbekommen haben.

 

6. Antifa-Demonstration

Gegen 10.30 Uhr setzte sich die Antifa-Demo pünktlich in Bewegung inkl. Lauti.

Vorne viele in zufällig in schwarz gekleidete Memschen mit vielen unverknoteten Transparenten.

Es hätten aber auch gerne noch mehr Leute sein können, die diese schön bemalten Stoffsachen halten.

!!! Manch ein Transpi reichte auch über Brusthöhe, obwohl nicht ganz erlaubt. Doch was wenn die zwei größten Halter_innen die Enden stramm halten? Hängt's durch, dann soll Mensch mal versuchen, die Schrift lesen zu können... Es soll sich die Polizei auch erst einmal trauen, diesen „unfassbaren“ Missstand zu beheben.

Die Polizei schätzte die Demo sowieso als nicht wirklich gewaltbereit ein, da an den Seiten keine Beamte liefen. Danke immerhin dafür. So konnten die FotografInnen alles abfotografieren. Wer auf kein Foto mit Gesicht wollte und keine Sonnenbrille aufhatte, der musste noch wenigstens eine Cappy aufsetzen und nach unten schauen !!!

Es befanden sich so viele Leute auf der Demo, dass die vorderen Reihen oft etwas anderes riefen, als in den hinteren Reihen. Bei 700 Leuten völlig ok.

Die stimmungsvolle politische Veranstaltung hatte gute Rufe und „schlechte“ Rufe dabei.

Gute: Siamo Tutti Antifaschisti (auch wenn die wenigsten Italienisch verstehen dürften), Alerta Alerta Antifascista und der Häufigste: 12. Mai, Cottbus Nazifrei.

„schlechte“: ...Nazis morden ist nicht schwer“ Wer das rief, der dürfte wohl noch nicht noch nicht volljährig sein. Es gibt momentan Diskussionen, das Wahlalter zu senken...

Seit 1990 ist noch kein Neonazi durch einen Antifa getötet. Andersherum mindestens 182.

Staat. Nation. Kapital. Scheiße. Kam auch noch. Sieht vom Stil her aus wie, auch wenn es später kam, wie „Wir.Dienen.Deutschland“ Das ist Werbung für die Bundeswehr.

!!! Gegenvorschlag: Rassismus, Sexismus und Patriotismus : Scheiße. Homphobie,Imperialismus und Spezisismus: Scheiße. !!!

Nach der Hälfte der Zeit machte irgendein Nazi aus dem ca. 6. Stock auf sich aufmerksam.

Kennt wer den Spruch: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage“?

 

7. Endkundgebung:

Kurz vor dem Ende plötzlich eine „Sitzpause“. Dann alle wieder aufgestanden und nach ein paar Metern erneut. Ob das eine Art Test sein sollte, wie weit es möglich ist, an den ersten Blockade-Punkt zu kommen? Lieber eine funktionierende Sitzblockade als gar keine!!! Beim dritten Mal dann endgültig sitzen geblieben. Rein zufällig dort, wo der Nazi-Dreck durchwollte. Die angemeldete Endkundgebung stand also.

!!! Schnell noch eine Versammlung angemeldet, um diese Veranstaltung zu verlängern und der Tag sowas von gerettet? Später mehr. !!! Wer später hin kommen wollte, durfte manchmal kommen und wer weg wollte, auch nicht immer.

!!! Eine zweite Versammlung in der Nähe mit vlt. 30 Leuten hatte viel ungewollten Schutz. Wer von der Staatsmacht will schon alles überblicken können? Ein paar kleine Haufen an Antifas brauchen mehr Polizeieinheiten, als ein großer !!! Wie gesagt, Einkesselung und nur wenn eine Massenblockade sich in unmittelbarer Nähe befindet.

Wenn deren Absicht (von den Antifas) darin bestand , den Nazi-Stumpfsinn zu blockieren, dann war dies eine gelungene Sache.

Da zufälligerweise jetzt immer mehr Nazis am Bahnhof eintrudelten, schnell mal das eigene Transpi hervorgeholt, welches zufällig Mensch mit sich führte und den RechtsextremistInnen gezeigt. Nazi-Idiotologie? Isnich! Auch das Anti-Konfliktmanagerteam fand Interesse an dieser friedlichen Aktion. Eine weitere Person, die dieses schöne Stück Stoff hielt, fing an zu reden und die Polizistin wollte mehr erfahren. Also schnell eingeschritten und dem/der Kollegen / Kollegin gesagt: Sei leise. Lieber eine Aktion abbrechen, als dem „Freund und Helfer“ oder „Feind und Lauscher“ Infos zu geben. Die Sache war auch deshalb nach wenigen Minuten beendet, da das Gerücht die Runde machte, übereifrige Polizisten würden gleich einschreiten, da angebliche Vermummung bestand. Schnell weg. Nichts passiert.

 

8. Kesselung

Was niemand für möglich hielt, aber die Robocopeinheit Brandenburg schritt ohne Vorwarnung (3 Aufforderungen müssen es sein) Richtung demokratischer Versammlung. Bedeutete so viel, wie Anzahl der Leute bleibt gleich, aber der Platz verengt sich! Kein Wunder, dass also viele Menschen in Panik gerieten und versuchten, durch die Polizeikette und zwischen deren Wannen zu fliehen. Das wollte die Nazischützerorganisation noch viel weniger.

Manche Menschen stellten sich auch einen halben Meter vor die Polizei und fragten, was denn diese gefährliche Aktion soll. Diese antwortete mit Faustschlägen gegen viele MENSCHEN, sodass auch mindestens eine Person zu Boden ging. Meistens gab es dann auf die Glocke, wenn Antifa bzw. Bürger gerade den Polizisten seinen Rücken zeigte! Machen die deshalb, da es somit zu keiner Täter_innenfeststellung kommen kann bzw. es stark erschwert wird. Feige!

Ob BFE,BGS und Bereitschaftspolizei Nazis waren? Schlimm, dass so eine Schlägertruppe auch noch mit Steuergeldern ausgestattet werden darf. Entschuldigungen seitens der Polizei? Nein! Interne Ermittlungen? LOL.

Meint ihr, alle Gewalttäter hatten keine Sturmhaube auf?

Der Versammlungsleiter wollte deren Vorgesetzten sprechen, was aber erfolglos blieb.

Die launische Beamtengruppe und ihre Versammlungsauslegung. Schwachsinn!

Trotz allem muss sich Blockierer kritisch hinterfragen, wie es sein kann, dass die Uniformierten eine Schneise für die Rechtextremen zwischen den antifaschistischen Blockaden „bauen“ konnte, sodass die darauf verzichten konnte, Hunderte Leute in ihrer Aktion des zivilen Ungehorsams wegzutragen. Selbst eine Demo auf dem Bürgersteig darf keinen Kompromiss darstellen, denn das Motto ist klar: Wo eine Blockade möglich ist, muss Eine wirklich sein und diese darf nicht geräumt werden.

Die ersten Reihen müssen komplett sein. Hinterere BlockierInnen werden eh erst später geräumt.

Wenn Mensch denn diese Ordnungswidrigkeit gutheißt...

Gefährlicher Tip: Jeder Tag ist warm, denn Heiß ist relativ. Folglich ist's immer warm. Das einzige schattige Plätzchen gab es auf dieser Versammlung nicht.

Wie wäre es, sich an genau diese Polizeiwagen zu lehnen oder für ganz Mutige sich unter eines dieser grünen bzw. blau-silbernen Kraftfahrzeuge (Sixpacks) zu begeben. Also nur solange die Autos noch nicht losgefahren sind. Macht Euch dann bemerkbar. Nicht vergessen. Ein Tuch auf alle Bereiche, wo eure Haut ist, denn Öl könnte auslaufen. Mit dem Bauch nach unten.

(Die ersten beiden Sätze von Tip: dienen nur als schnelle „Ausrede“ gegenüber der Polizei. Vielleicht lassen sie Euch dann gehen. Sowas passiert ja nicht in böser Absicht)

ODER: Auf ein Polizei-Auto via Räuberleiter draufsteigen.

Die Nazis gingen doch noch los. Eine ca. 30-40 jährige Person und defintiv nicht schwarz gekleidet, holte mehrmals etwas aus seiner Umhängetasche und warf dies auf die Nazis. Dieser Mann stand ca. 4. Reihe. A********. Dieser Chaot bekam dann noch einen Rempler ab und ein paar Takte zu hören. Kann froh sein, dass nicht noch mehr passierte. Hätte die auf Staatskosten lebende Gruppe (und zwar alle) da nicht mal eine Intervention starten müssen?

 

9. Nazis haben freie Bahn

Der NPD-Tross konnte jetzt erstmal nicht auf seiner ursprünglichen Route laufen. Es sah eher so aus, dass deren Demo noch viel länger wird!

Wer auf der “Endkundgebung“ sich befand, konnte immerhin in die andere Richtung flüchten. Warum der Kessel nun für aufgelöst erklärt wurde und nicht schon viel früher?

 

Der Frühstücksplatz konnte erstmal nur unter sehr erschwerten Bedingungen besucht werden:

Beim Brunschwig-Park protestierten eine Menge Menschen erneut gegen den rassistischen Aufmarsch.

 

10. Sandowbrücke: Polizei-und Nazifrei?

Was also mit dem angefangenen Tag machen? Erstmal sich die Stadt anschauen. Glücklicher- und Sicherheitshalberweise hatten viele andere Leute die gleiche Idee und wir legten eine Pause an der Sandowbrücke ein. Die Bürgersteige schon voll und die Straße gleich mitbesetzt. Halt ne spontane Sache resp. Versammlung. Schlecht für den Autoverkehr. Wenn der ÖPNV „umsonst“ ist, dann gibt es weniger Staus, Baustellen und die Umwelt freut sich auch.

Eine Taxifahrerin sah es erstmal nicht ein, anzuhalten, wobei fast Leute der „Sitz-Blockade“ umgefahren worden wären. Viele Menschen sprangen auf, um ein sofortiges Stoppen herbeizuführen. Es hielt an. Wieso dann aber die Frontscheibe einen großen Riss bekam? Keine Ahnung, wie so was passiert. Sie rief die Polizei an, welche folglich noch nicht vor Ort schien.

Die anderen Autofahrer_innen checkten besser, was No Pasaran bedeutet. Eine Audiodatei ist angefügt.

Über den ankommenden Lauti wurden drei Dinge durchgegeben

  1. Eine Person ist in Gewahrsam: Grund: Kein Personalausweis bzw. dieser ist abgelaufen. Es gibt Dinge, die lassen sich vermeiden. Solidarität kostet Geld und fehlt dann woanders. Nichtsdestotrotz hatten „konfliktmanager_in_nen und Konsorten jetzt mit auf den Weg bekommen, den Gefangenen umgehend frei zu lassen.

  2. Viele Antifas hielten sich in der Fr.-L.-Jahnstraße auf, welche aber höchstwahrscheinlich geräumt worden war. Dadurch musste Nazi mal wieder abbremsen.

  3. Ein Zivicop flog auf und musste gehen. Er hätte ein wenig schneller gehen können und sei es durch Dritte.

Nach und Nach kam dann immer mehr Blaues und Grünes. Der Verkehr musste umgeleitet werden.

Eine Person regte sich furchtbar über dieses „Gesitze“ auf, denn er müsse seinen Zug bekommen. Ihm blieb nichts Anderes übrig als umzudrehen. Ich wäre eh nicht aufgestanden, denn dafür war ich momentan viel zu kaputt. Es gab zwar ne kurze Diskussion, ob aufgestanden werden soll, aber dann können die Leute, welche zum Blockieren angereist sind, auch gleich zu Hause bleiben, um sich die Peinlichkeiten zu ersparen.

Die Polizei sperrte dann mit ihren Autos zusätzlich die Brücke ab. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die Nazi-Pest von der NPD kam. Wie sich herausstellte, sollte deren menschenverachtende Demo über genau diese Brücke gehen. Ich möchte nicht wissen, welches Sinn es haben soll, mit zig Brandenburg-Flaggen durch die Gegend zu laufen. Will der Fascho jetzt nicht mehr Deutschland erobern, sondern nur noch dieses Bundesland?

Alternativvorschlag ist die Deutschland-Flagge, aber das würde ja heiße, sie wollen gar nicht mehr Polen angreifen wie 1939.

Bleibt nur noch Schwarz-Weiß-Rot, was allerdings die meisten unentschlossenen Wähler abschrecken dürfte, da dies doch sehr an Faschismus erinnert. Oder Sozial geht nur National. Der Mensch muss aber ziemlich dumm sein, um daraus nicht zu erkennen zu können, dass die NPD den abscheulichen Nationalsozialismus wie von 1933-45 will. Die Fahne der Partei ist auch nicht gerade in anderen Farben gehalten.

Kurz vor dem „Treffen“ explodierte ein Böller in der ersten Reihe der Patrioten-Demo. Dieser kam nicht von antifaschistisch denkenden Menschen, sondern von den den Homophoben selber. Der einzige (legal?) Vermummte bei der NPD-Demo, welcher mit einer Eselsmaske rumlaufen durfte, erschrak dermaßen, dass er sich seine Maske abnahm, um erst einmal die Lage zu checken. Unverhofft kommt oft.

Die Imperialisten und die Cops mussten erneut umdisponieren, denn nun ging es am Spreeufer weiter.

 

11. Nach Hause?

Als es nun feststand, dass deren nur 90-Nazis fassende Demo nicht über diese Brücke gehen würde, versuchten viele Menschen zur Franz-Mehring-Brücke zu gelangen. Ich hatte schon die Faxen dicke, sodass ich nur noch zum Bahnhof wollte, um nach Hause zu fahren. Doch auch hier gab es überhaupt keinen Verkehr, denn die Staatsmacht hatte hier ebenfalls dicht gemacht. Jetzt kam es zum größten Fehler, den Blockierer_innen tun können! Viele dachten sich, da stehen genug Leute, dann können wir schon mal woanders uns hinsetzen, um den braunen Müll zu stören.

 

12. Ostrower Damm:

Der nächste Run folgte nun auf der anderen Spreeuferseite, wo viele Personen durch die Polizeiketten hindurchfließen konnten. Ok, nur gefühlte zehn Cops. Wer durchkam, der konnte danach Schmerzen fühlen. Nicht nur die Räumung ging schnell ohne jegliche Aufforderung von statten, auch die Art und Weise, wie MENSCHEN weit vor die Straße wieder zurückfielen, war skandalös. Hier stellt sich die Frage, ob es schlauer ist, bis 50 Meter vor der Polizeikette im Block zu bleiben, um erst dann mit der „Fünf-Finger-Taktik“ hindurchzupreschen. So viel Zeit muss sein...

Ich bin dagegen nicht durchgelaufen, sondern nur stehen geblieben, wie ein paar Andere, da wir erst etwas später ankamen. Die Cops meinten daraufhin mehrmals: „Verpisst Euch“. Dummerweise war auch meine Kondition am Ende, da untrainiert, was ich denen dann auch mitteilte. Nach dieser Unfreundlichkeit ließ ich es dann sein, die zu fragen, wie Mensch denn zum Bahnhof kommt. Der größte Teil an Blockierer_innen schon längst woanders, aber es konnte ja nicht schaden, dass diese zehn Beamten auf vielleicht fünf Leute aufpassen. Irgendein Cops faselte dann noch was, mit seinen Komparsen zehn Meter nach Vorne zu gehen, was sich aber nur als ein Bluff entpuppte. Ganz eventuell hat er auch kein Rückhalt bei den Kollegen, die er führt. So richtig verstehen war es dann auch nicht, weil sich Mensch als „Rache“ dachte, da muss du jetzt nicht die ganze Zeit leise sein. !!! Um jetzt auch nicht in Vergessenheit zu geraten, noch ein bischen an der Polizeikette, diesmal in etwas mehr Abstand, spazieren gegangen, um sich auszugehen und somit Verletzungen vorzubeugen. Für das Nervenkostüm von der Pfefferspray-Gang jetzt auch nicht so schön, aber die bekommen ja Geld. Doch wo waren die Nazis, welche schon längst hätten kommen müssen? Kein Plan. Über die Brücke können Die ja nicht gegangen sein.

 

13. Bahnhof gesperrt

Konnte Mensch sich nun zurückfahren? Nein. Auf dem Weg dahin noch in Erfahrung gebracht, dass sich viele Menschen rein zufällig auf die Nazi-Route gesetzt hatten. Da das Gerücht aufkam, Hunde befinden sich im Hauptbahnhof (an der Leine und von Mensch bewacht/gequält), also eine weitere Pause eingelegt. Unfassbare gewalttätige Gruppe, die da in der Sonne sich friedlich bräunte oder wozu stand in 50 Meter Entfernung ein Kamerawagen, welcher vom nicht-öffentlichen Fernsehen dort stand. Pay-TV Sender? Auch nich. Nach vielen Minuten kam dann wohl die Meldung, die Polizei hat die Franz-Mehring-Brücke für die Nazis freigeprügelt / geräumt. Sehr peinlich, denn die wären kaum rübergekommen, wenn einfach alle sich auf der Brücke begeben hätten!?!?! Folglich der nächste „Angriff“. Der überwachungsgeile Auto begleitete den Mob.

!!! Warum nicht einfach mal zum Fahrzeug mit ein paar Leuten hingehen, klopfen und Die auffordern, nicht hier den Voyeur zu spielen. Die Möglichkeit hätte sich besonders gutergeben, als das Kfz auf einem Parkplatz stand. BFE? n.v. !!!

 

14. Irgendwelche nette Cops finden+fragen

Nach gewisser Zeit befand sich Antifa und so auf wieder auf dem anderen Spreeufer wieder und zwar in der Hoffnung, dass sich hier Staatsleute befinden, welche doch mal endlich darüber aufklären könnten, wie es denn mit den Zugverbindungen ausschaut. Da die Geduld so langsam zu Ende schien, einfach mal probiert, das Ganze ein klein wenig zu beschleunigen und so sind viele auf die behelmten Polizisten zugerannt. Bei dem Wetter mit Helm, aber ohne Motorrad unterwegs...

Das gleiche tat auch die Gegenseite, denn auch diese Nazi-Security wollte wohl von uns irgendetwas wissen. Da sie sich aber mit Tuch über dem Mund, (sowie Schlagstock usw.) sowie teils über der Nase unterhalten wollten, gab es von den Friedensaktivisten einen Rückzieher. Das Spiel wiederholte sich einige Male. Nirgendswo ein Cop, welcher ein offenes Ohr hatte. Übrigens gingen die Nazis in dieser Zeit tatsächlich in Sandow demonstrieren.

Rein zufällig auch noch in der Nähe von einem Gebäude, wo Rechte sich (noch) gerne aufhalten.

Wieder auf der Cottbusser West-Seite noch einige Versuche, sich auf die Nazi-Route zu setzen, was oft daran scheiterte, dass manch ein Mensch in der Gruppe meinte, woanders wäre die Gelegenheit besser. !!!

!!! Es gibt nicht unzählig Möglichkeiten. Die erste Chance, welches sich, wenn auch nur vielleicht bietet, sofort nutzen, denn mit jedem „Neben-der-Nazi-Route-Umhergelaufe“ verringert sich tendenziell die Lust und Kondition. Hört nicht auf Andere, wenn sie schon einmal daneben gelegen haben, denn es könnte sich auf Zivis darunter befinden!!!

 

15. It's over ?

Um 17 Uhr oder noch später endete die Nazi-Demo dann wieder am Ausgangspunkt.

Das muss sich Mensch mal vergewissern: Die Polizei prügelte einen vierstündigen NPD-Aufmarsch (insg. 5,5 h) durch ganz Cottbus durch. Für 90 Faschist_innen. Das nennt sich dann wohl sozial... .

Straßenfest Wilhelm-Külz-Ring.

Um den Tag dann halbwegs versöhnlich ausklingen zu lassen, noch ein Getränk am Infopunkt gekauft und nun wirklich hingesetzt. Aber Moment: Hat jemand mal darauf geachtet, wer da alles vorbeifährt?

Wieso nicht da auch noch eine Blockade gegen den Autoverkehr starten? Steht die Ampel einmal auf Rot, gehen halt viele Leute nur zur Hälfte über die Straße. Die Polizei müsste dann wohl noch mal alles auspacken und die Nazis, welche auch diese Straße benutzten, dürften auch nicht gerade erfreut sein.

Vielleicht sagt der ein oder andere aber: „Je schneller die Nazis (und Polizei) heimfahren, desto schneller ist auch Ruhe im Karton. Nur, wenn wir sie noch permanenter Nerven, kommt das Fascho-Pack dann nicht in noch geringerer Anzahl.

 

(Warum kamen Polizeieinheiten aus Rheinland-Pfalz ganz angereist? Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sind ja noch irgendwo verständlich, auch wenn Brandenburg genug Kräfte heute aufgeboten hätte könnte.

Theorie: Die Erstgenannten prügeln wie irre und brauchen weniger Angst vor Erkennung im alltäglichen Leben durch Opfer haben, da die Blockierer_innen meistens aus der Region um Cottbus kommen. Wer zahlt die völlig unnötigen Fahrtkosten für diese Polizisten? Gespart hat Vater Staat mal wieder die individuelle Kennzeichnung von den StaatshüterInnen)

 

Das Stadion der Freundschaft konnte ich mir an diesem Tag nicht mehr anschauen.

Dafür hat der 12. Mai 2012 in Cottbus ziemlich viel Action geboten.

Gerne wieder, falls nötig. Die Cops prügeln, weil sie Ärger kaum zu befürchten haben! Nazis keinen Meter hergeben!

Der Kalender auf https://linksunten.indymedia.org/de/calendar/ gibt ja so Einiges her.

 

Einzelwertung:

Antifa-Vorbereitung 95% (Mobi-Veranstaltungen+Videos, Finger-System vorhanden)

Antifa-Action 50%

Polizei : mit wenigen Kräften, aber mit gleicher Schlagkraft 0,1312% (Immerhin keine Toten)

Nazis immerhin viel weniger da, als beim letzten Mal im Februar.

Selbstkritik, wenn ich schon vorher Antifa wäre 20%. Selber denken. Mehr Dreistigkeit. Auf "Blockaden" mit dabei.

 

Gesamtwertung:

-Der eingeschlagene Weg ist gut, aber es ist noch viel zu tun. Zu viele Blockaden mit zu wenig BlockierInnen. Lieber wenige, aber dann (fast) alle dort.

-In anderen Städten gab es noch andere Aktionsformen wie z.B. brennende Barrikaden.

(Das ist aber kein Aufruf, Mülleimer / Autos o.ä. Auf die Straße zu werfen / kippen und / oder anzuzünden)

-Wer auf einer Blockade ist, muss dort bleiben, bis es definitiv vorbei ist. Es sind nicht immer 1000 Möglichkeiten vorhanden.

Lieber etwas als gar nichts.

 

Nobody is perfect.

Just my thoughts.

 

(Die Polizei zeigte sich zufrieden mit dem Tag. Schließlich prügelten sich beide Lager nicht. Dafür die Polizei in feiger Manier auf Anti-Nazis ein...)

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Finde ja ein paar Anmerkung ganz hilfreich, wenn auch manche Dinge oft nicht umsetzbar oder sehr gefährlich sind ( z.B. auf Bullenwagen klettern). Auch bedarf es bei einigen Forderungen eine sehr gute Absprache und Planung, die aber nicht öffentlich sein darf, da sich sonst Bullen auf Blockaden einstellen und diese verhindern können. Also eine große Herausforderung. Allerdings ist deine Meinung am Ende des 8. Punktes bezüglich des "Chaoten" absolut untragbar. "Hätte die auf Staatskosten lebende Gruppe (und zwar alle) da nicht mal eine Intervention starten müssen?" Wenn du damit meinst, Bullen sollten diesen Genossen festnehmen oder angreifen, ist dies ein extrem unsolidarisches Verhalten, auch wenn dessen Handlungen nicht deinen eigenen Vorstellungen von Prostest entspricht. Wie du etwas weiter oben angemerkt hast, sollte Mensch auf einer Demonstration und auch sonst nirgendso mit der Staatsmacht kooperieren, da dies eine Gefahr für alle AktivistInnen darstellen kann.