Der Vorstandsvorsitzende einer italienischen Atomfirma ist vor seinem Haus in Genua angeschossen worden. Die Täter entkamen unerkannt auf einem Motorroller. Sicherheitsexperten glauben: Es war ein linksterroristischer Anschlag nach Art der "Roten Brigaden".
Genua - Am Montagmorgen gegen 8.15 Uhr näherten sich zwei Unbekannte dem Wohnhaus des Vorstandsvorsitzenden im Marassi-Viertel von Genua. Als der Manager aus dem Haus trat, verfolgte ihn einer der beiden einige Meter, bevor er unvermittelt das Feuer eröffnete.
Roberto Adinolfi wurde von einer Kugel ins Bein getroffen und in ein Krankenhaus gebracht. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich, hieß es. Der Angreifer trug den Berichten zufolge einen Helm und flüchtete als Beifahrer auf dem Rücksitz eines Motorrollers.
Roberto Adinolfi ist 53 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender von Ansaldo Nucleare, einem Unternehmen des Industriekonzerns Finmeccanica, das sich auf Atomtechnologie spezialisiert hat. Die Firma mit 170 Angestellten hat Atomreaktoren in China, Tschechien und Rumänien gebaut.
Als Tatwaffe wurde den Ermittlern zufolge eine zu Sowjet-Zeiten produzierte Tokarev-Pistole, Kaliber 7,62 mm, verwendet. In Sicherheitskreisen spreche man bereits von einem Anschlag nach Art der Roten Brigaden (BR), berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Es handele sich um eine "hoch symbolische Geste", zitiert Ansa eine anonyme Quelle. Demnach wurden bereits in den siebziger Jahren vier Angestellte des Unternehmens Ansaldo von der 1970 in Mailand gegründeten linksterroristischen Gruppe angeschossen.
Die "Brigate Rosse" zeichneten verantwortlich für die Entführung und Ermordung des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro. Bis ins Jahr 1988 soll die Organisation Dutzende Mordanschläge organisiert haben, außerdem Entführungen und Banküberfälle.
Auch die Staatsanwaltschaft in Genua schließt einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Allerdings liegt bisher kein Bekennerschreiben vor.
ala/dapd