Ein unvollständiger, kurzer Überblick....
Algerien
In Algerien gab es am 1. Mai nur kleinere regimekritische Manifestationen. So demonstrierten in der Hauptstadt rund 200 Menschen, sie solidarisierten sich u.a mit dem Gewerkschaftlerund Menschenrechtler Abdelkader Kherba, der seit dem 18.04. im Knast sitzt. Ihm wird vorgeworfen, eine illegale Demo organisiert zu habenihm drohen 3 Jahre Knast. Abdelkader Kherba befindet sich z. Zt. im Hungerstreik, sein gesundheitlicher Zustand soll schlecht sein.Außerdem wurde zum Boykott der Wahlen am 10. Mai aufgerufen.
Zu neuen Riots kam es kurz vor dem 1. Mai in der östlich von Algier liegenden Stadt Jijel, nach dem sich ein Strassenhändler aus Protest angezündet hatte. Die örtlichen Bullen hatten seinen Stand und damit seine Existenzgrundlage zerstört.
Bis in die Nacht hinein gab es heftige Auseinandersetzungen mit den Bullen, ein Büro der Regierungspartei wurde in Brand gesetzt, ein stattliches Reisebüro komplett verwüstet, auf die Präfektur wurden Schüsse abgegeben.
Schon seit Monaten kommt es in zahlreichen algerischen Orten immer wieder zu solchen lokal begrenzten riots, über die wir auch auf unserem blog berichtet haben.
Bisher ist es allerdings dem Regime gelungen, den Funkenflug in die, immer noch vom Bürgerkrieg zwischen den Islamisten und dem Regime, traumatisierte Gesellschaft zu verhindern.
Tunesien
In Tunsien hatten zwei der drei bedeutenden Gewerkschaften zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen. Das Innenministerium hatte nach längerem Zögern der Demonstration in der Innenstadt von Tunis zugestimmt. Noch Mitte April war es zu heftigen Auseinandersetzungen in Tunis gekomen, Die Bullen hatten mehrmals Kundgebungen massiv angegriffen, die symbolträchtige Avenue Habib Bourguiba war zu einer Sperrzone erklärt worden.
In der Stadt war am 1. Mai eine deutliche Anspannung zu spüren.
Am Sitz der ehemaligen Einheitsgewerkschaft warteten Tausende auf den Demozug der UTT, trotz massiver Bullenpräsenz zogen sie dann gemeinsam auf der geschichtsträchtigen Route des 14. 01.2011 in Richtung Innenministeriums.
Selbiger musste später von Personenschützern beschützt weggebracht werden, als ihm von der Menge die Teilnahme an einem Festival zum 1. Mai verwehrt wurde.
http://youtu.be/mGFrZm-oXjs
Libanon
Im Libanon stand der 1. Mai ganz im Zeichen der Mobilisierung zum Generalstreik am heutigen 3. Mai. Hintergrund sind die rasanten Preisanstiege, insbesondere beim Benzin. Zum Generalstreik, dem ersten seit langer Zeit, hat der Dachverband der libanesischen Gwerkschaften aufgerufen, über die Teilnahme am Generalstreik können wir noch nichts sagen.
Yemen
Im Yemen sind die Hafenarbeiter in Aden seit 11 Tagen im Streik, ihr Ausstand legt den gesamten Hafen lahm. Sie fordern eine Angleichung ihrer Löhne an das Nivau, dass DP World woanders zahlt. DP World betreibt weltweit über 60 Hafenanlagen alleine oder in Gemeinschaftsunternehmen.
Ägypten
In Ägypten stand der 1. Mai ganz im Zeichen des Machtkampfes vor der anstehenden Präsidentenwahl.
Nach dem Ausschluss diverser Präsidentschaftskandidaten durch die Wahlkommision stehen " die Salafisten" ohne eigenen Kandidaten da. Aus Protest dagegen gibt es seit knapp 2 Wochen ein Protestcamp auf dem Tahrir. Am vergangenen Freitag wurde dann das Protestcamp zum Verteidigungsministerium verlagert. In der Nacht zum Sonntag kam es zu einem Angriff auf das Camp mit Molotowcocktails und angeblich auch Schusswaffen, dabei wurden fast 100 Menschen verletzt, ein Mensch getötet. Die Teilnehmer des Camp setzten sich militant zur Wehr. Unterstützer, nicht nur aus dem "salafistsichen Lager", eilten herbei, sodass am Ende ca. 2000 Menschen die "Angreifer in Zivil" vertrieben.
Am Mittwoch kam es zu einem noch massiveren Angriff, diesmal wurden massiv Schusswaffen gegen die Protestierer eingesetzt, mit Molotovcocktails wurde von Häuserdächern auf die Menge geworfen. Es kam zu einer stundenlangen Strassenschlacht, die "Angreifer in Zivil" hatten auch Gewehre zum Verschiessen vom Gummigeschossen und CN dabei.
Bei den Kämpfen starben 9 Menschen, es gab unglaublich viele Verletzte. Die direkt in der Nähe stationierten "Sicherheitskräfte" schauten stundenlang zu, ehe sie sich zwischen die Fronten schoben. Unter den Toten ist auch ein bekanntes Mitglied der Bewegung des 6. April.
Alle politischen Gruppierungen machen den SCAF für das Geschehen verantwortlich, dieser hat heute auf einer Pressekonferenz vor der Teilnahme an den angekündigte Protesten am kommenden Freitag gewarnt.
In zwei getrennten Zügen wollen "die Salafisten" und die Aktivisten der Revolutionären Allianz zum Sitz des Militärrates ziehen.
Es dürfte hoch her gehen...
Bahrain
In Bahrain kam es am 1. Mai ebenso zu Demos im ganzen Land. die zentrale 1. Mai Demo in Manama wurde massiv mit Gasgranaten und "Soundgranaten" beschossen und gelangte nicht zum Kundgebungsort in der Innenstadt.
http://youtu.be/UBfW540fL3k
Abdulhadi al-Khawaya, der seit über 10 Tagen ans Bett gefesselt zwangsernährt wird, befindet sich weiter im Hungerstreik. Weiterhin gibt es täglich Demos und Aktionen, auf denen seine und die Freilassung 14 weiterer Angehörige der Opposition gefordert wird.
Eine Übersicht von recherchegruppe aufstand
Bedeutung 1. Mai im Jemen
Über die Bedeutung bzw. eben Nicht-Bedeutung gibt es einen Artikel bei National Yemen:
Bilder aus Nürnberg
http://www.flickr.com/photos/wildebilder/sets/72157629963383245/
http://www.flickr.com/photos/wildebilder/sets/72157629963748323/