Am 7. April 2012 demonstrierten knapp 100 Neonazis mit der Forderung nach „Härteren Strafen für Kinderschänder“ durch die Magdeburger Innenstadt. Der Aufmarsch war über Facebook organisiert und als „unpolitisch“ beworben wurden. Antifaschist_innen begleiteten die Veranstaltung mit Flyern, Parolen und kurzen Blockaden. Die Polizei war mit geschätzten 100 Beamt_innen vor Ort.
Ein "unpolitischer"
Naziaufmarsch?
Die Vorbereitung der Demonstration wurde über Facebook koordiniert und vom Facebook-User "Handschuh von Krakensen" (Foto) angemeldet. Der AK Antifa und andere Gruppen informierten schon im Vorfeld über die im Orgateam befindlichen Neonazis, u.a. Axel Meyer (NPD-Landtagskandidat 2011) und Frank Hoffmann (Adrenalin Magdeburg).
Dennoch wurde weiterhin auf der Facebook-Seite der angeblich "unpolitische" Charakter der Veranstaltung betont. Warum um dass Tragen von "neutraler Kleidung" gebeten wurde, wenn die Zielgruppe dem Anschein nach nicht ausschließlich die eigene Naziszene sein sollte, bleibt ein Geheimnis der Veranstalter.
Letztendlich beteiligten sich an dem Aufmarsch ausschließlich Neonazis, rechte FCM-Fans und deren Umfeld. Der Auftritt war martialisch und wenig familienfreundlich anzuschauen. Pöbelnd und Nazi-Parolen-grölend bewegte sich der widerliche Demozug durch die Stadt. In den Sprechchören hieß es immer wieder "Ein Baum, ein Strick, ein Schänder-Genick!".
Das angeblich "unpolitische“ Bild wurde weiter konterkariert durch ein JN-Hochtransparent und durch ein weiteres, welches einen "kämpfenden Wikinger" zeigte.
Im hinteren Teil der Demo liefen noch etwa 10 Kinder mit
ihren augenscheinlich rechten Eltern mit.
Gegenaktivitäten
Neben einer ausführlichen Dokumentation des Aufmarsches durch mehrere Foto-Teams störten etwa 40 Antifaschist_innen den reibungslosen Ablauf des Aufmarsches. An den Zugängen der Auftaktkundgebung wurden Flyer verteilt, die über den neonazistischen Charakter der Demo informierten. Ziel war es, nicht-rechte Personen durch die Aufklärung von einer möglichen Beteiligung abzubringen. Mehrere Menschen blieben nach einen kurzen Gespräch dem klar rechten Aufzug fern – die meisten Teilnehmenden zählten allerdings zum Umfeld der Magdeburger Naziszene und zeigten dies auch deutlich.
Auch im Verlauf des Aufmarsches wurden Flyer zur gesellschaftlichen Realität von Kindesmissbrauch, sowie den Hintergründen des Aufmarsches verteilt. Bedingt durch heftigen Hagel, Regen & Sturm liefen die Nazis jedoch ohnehin durch menschenleere Straßen.
An mehreren Stellen blockierten Antifaschist_innen die Straße und wurden von den Bullen zur Seite gedrängt. Auf dem Breiten Weg konnte der Aufmarsch dadurch kurz gestoppt werden.
Fazit des Tages
-> Nazis in Magdeburg mobilisieren trotz Anstrengung keine nicht-rechten Leute für ihre Demos – nicht mal bei dem stark emotionalen Thema "Kindesmissbrauch".
-> Es wäre mehr als nur die Aufklärung mit Flyern möglich gewesen, auch durch die geringe Anzahl an Polizeikräften und trotz der geringen Zeit für die Gegenmobilisierung
-> Antifaschistische Gruppen müssen sich einen Umgang mit Naziaufmärschen überlegen, auf denen (Klein)Kinder von ihren stumpfen Eltern mitgeschleppt werden
Über ergänzende Informationen zu den einzelnen Bildern freuen sich lokale Recherchegruppen.
AK Antifa Magdeburg // Antifa Reform
Nazis 10...
Nazis 10, vorn rechts: Maik Range.
Nazi 17
links: kevin guiliani aus Moers/duisburg/rheinberg (?)
Nazi 17
vorne rechts: Patrik Griebel aus Moers/Krefeld - NRW
Nazis 9
sven henke, auf facebook "Klein Sveni"
1+2
Nazis 1 rechts Julian Tiefert aus Schlagenthin (Raum Genthin JL)
Nazis 2 Thomas Giere ("Pissi") aus Ferchland (Raum Genthin JL)
Nazis 6
Links Julien Rodemerk