Am 14. Januar 2012 wollen wieder hunderte Nazis zum 13. Mal unter dem Motto "Ehrenhaftes Gedenken statt Anpassung an den Zeitgeist!" durch Magdeburg marschieren. Dabei ist der Aufmarsch, die erste Gelegenheit im neuen Jahr für die Nazis aus dem ganzen Bundesgebiet, sich zu treffen und ihre Ideologie zu propagieren. Grund dafür ist die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Neben Magdeburg ist es auch in Dresden, Dessau oder Lübeck mittlerweile alljährliche Routine geworden, dass die Faschisten mit ihren sogenannten "Trauermärschen" aktiv Geschichtsrevisionstische Positionen in die Gesellschaft tragen wollen.
Dabei leugnen diese die deutsche 
Kriegsschuld, stellen die faschistischen Täter als Opfer dar, setzen 
alliierte Angriffe mit deutschen Verbrechen gleich und erklären sich als
 die Opfer. So werden z.B. die Luftangriffe auf Magdeburg und Dresden 
als „Bombenholocaust“ bezeichnet und damit die Verbrechen 
Nazideutschlands relativiert und geleugnet. Des Weiteren werden die 
deutschen Angriffe auf Polen und Frankreich als Akte der „Notwehr“ 
umgedeutet. Die Vernichtung von Juden, Sinti und Roma und Gegner des 
faschistischen Regimes in den Konzentrationslagern wird vehement 
bestritten. Dem gilt es endlich ein Ende zu setzen!
Gegen den Naziaufmarsch wird bundesweit mobilisiert. Am 14. Januar 2012 findet neben den Blockaden auch eine antifaschistische Demonstration statt, die sich gegen den Aufmarsch der Nazis und Geschichtsrevisionismus richtet. Treffpunkt ist um 10:00 Uhr am Hauptbahnhof!
    Aufrufe 2012: Faschismus heißt Krieg! | Den Nazis das Trauern beibringen! | Naziaufmarsch blockieren! | Gesicht zeigen! Für ein demokratisches und weltoffenes Magdeburg! | Nazis? Kannste knicken! | Naziaufmarsch in Magdeburg stoppen!
Material: Mobi-Stuff von "Entschlossen Handeln" | Mobi-Stuff von "BlockierenMD"
Berichte auf Indymedia: Magdeburg 2012: Naziaufmarsch verhindern! | Magdeburg 2012: No Cops! No Nazis! | [MD] 14.01. Den Nazis das Trauern Beibringen | Magdeburg und der deutsche Faschismus! | Magdeburg 2012: Aktuelle Informationen!
Weitere Texte: »Meile der Demokratie« in Magdeburg | Bunte Meile reicht nicht | Eisige Kälte, trottende Nazis | Noch 7 Tage – Interview zum Nazifaufmarsch in Magdeburg | Dresden is calling – Magdeburg is drowning
Kontakt: Demo-Bündnis "Entschlossen Handeln" | Blockade-Bündnis "BlockierenMD"
Seit
 nunmehr 13 Jahren finden in Magdeburg Naziaktivitäten zum 16. Januar - 
dem Tag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg durch die 
Alliierten statt. Dabei entwickelten sich diese zu einen der wichtigsten
 Naziaktivitäten der deutschen Nazis. So nahmen allein am 15. Januar 
2011 etwa 1100 Nazis aus allen Teilen von Deutschland an dem 
Naziaufmarsch teil. Der Aufmarsch konnte, trotz des Versuchs diesen zu 
Blockieren ohne größere Störungen durchgeführt werden. Folgend findet 
ihr einen kurzen Überblick, über die Entstehung des Naziaufmarsches und 
den Planungen der Gegenaktivitäten für den 14. Januar 2012 in Magdeburg.
1. Magdeburg im Nationalsozialismus
Magdeburg
 war schon Anfang der 30er Jahre eine Stadt mit viel Industrie. Mit der 
Machtübernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei 
(NSDAP) 1933 verstärkte sich dies allerdings. So wurde ab 1933 ein neues
 Industriegebiet im Norden der Stadt aufgebaut und die Einwohnerzahl 
nahm zu. Ab 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm die 
Rüstungsproduktion massiv zu. So wurde im Polte Werk, in Magdeburg 
Sudenburg Munition und Handwaffen hergestellt. In den Gruson-Werken 
Panzerkuppeln und Gussgranaten. Die Krupp-Gruson-Werke fertigten Panzer 
und Geschütze und die Maschinenfabrik in Buckau Torpedomotoren und 
hydraulische Geräte für den Flugzeugbau. Auch befand sich in Magdeburg 
eine Außenstelle der Junkesbetriebe die Motoren für die Luftwaffe 
herstellten. Um die Produktion der genannten Dinge am Leben zu erhalten,
 wurden 1943 allein etwa 43.000 Zwangsarbeiter_innen eingesetzt.
Neben
 der Produktion von Kriegswichtigen Material kam es in Magdeburg schon 
früh zu antisemitischen Verfolgungen. 1928 fanden sich im "Jüdischen 
Wochenblatt" erste Berichte über steigenden Antisemitismus in der Stadt.
 Im Juni 1932 brachten SA und SS Männer Hakenkreuze und Plakate mit 
"Juden raus!" im Stadttheater an. Ab 1933 begann, wie auch in vielen 
anderen Orten die öffentliche Ausgrenzung, Diskreminierung, Enteignung, 
Verfolgung, Deportation und Ermordung von Jüdinnen und Juden. 
In
 mehr als 100 Orten wurden in Magdeburg Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge 
und Zwangsarbeiter_innen untergebracht, die für die Nazis arbeiten 
mussten um die Kriegsproduktion am Leben zu erhalten. Bis 1944 wurden 
mehrere Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald und Ravensbrück 
in Magdeburg errichtet. Dabei ist das Lager in Magdeburg-Rothensee, auch
 als "BRABAG-Lager" bezeichnet, in dem etwa 2200 Häftlinge, in der 
Mehrzahl Juden aus Ungarn, inhaftiert waren und das "Polte-Lager" in 
Magdeburg-Stadtfeld, zu nennen. Auch das erste Zwangslager für Sinti und
 Roma in Deutschland wurde in Magdeburg errichtet.
2. Bombardierung der Stadt
Die
 ersten Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg auf die Stadt Magdeburg 
erfolgten am 22. August 1940 und intensivierten sich im Jahr 1944. Ziel 
dabei waren hauptsächlich die Industrie- und Rüstungsbetriebe um die 
Produktion von Waffen und Treibstoff zu verhindern. Der größte Angriff 
der alliierten Erfolgte dann am 16. Januar 1945 auf die Stadt. Dabei 
wurden die BRABAG-Hydraulikwerke im Magdeburger Stadtteil Rothensee, die
 Schwerindustriebetriebe (u. a. das Krupp-Gruson Werk) in Buckau und der
 Handelshafen angegriffen. Desweiteren wurde die Innenstadt durch den 
Luftangriff stark zerstört. Während des Angriffes kamen etwa 2500 
Menschen ums Leben. Die Nazis nehmen diesen Angriff, wie den 13./14. 
Januar 1945 in Dresden seit 1998 zum Anlass um in Magdeburg 
aufzumarschieren und aktiv Geschichtsrevisionismus zu betreiben.
3. Naziaufmarsch ab 1998
Was
 mit der Teilnahme von 8 Nazis an einer städtischen Gedenkveranstaltung 
begann, entwickelte sich zu einen der größten Naziaufmärsche in ganz 
Deutschland. In den Anfangsjahren beinhalteten die Aktivitäten der Nazis
 damit, an den städtischen Gedenkveranstaltung auf dem Magdeburger 
Westfriedhof (Magdeburg-Stadtfeld) teilzunehmen. Erstmal wurde im Jahr 
2001 durch Matthias Gürtler, damaliger Vorsitzender der NPD in Magdeburg
 ein Aufmarsch vom Hauptbahnhof zum Westfriedhof angemeldet. Dies 
änderte sich bis in das Jahr 2005 nicht. Zum 60. Jahrestag der 
Bombardierung Magdeburgs versammelten sich etwa 1000 Nazis aus ganz 
Deutschland um nicht wie in den Vorjahren durch Magdeburg-Stadtfeld zu 
laufen sondern ihren Aufmarsch in der Innenstadt durchzuführen. In den 
beiden darauffolgenden Jahren bewegten sich die Nazis wieder raus aus 
die Innenstadt und organisierten Kundgebungen und Aufmärsche mit dem 
Ziel des Westfriedhofes. Seit 2008 bis zum heutigen Datum melden diese 
allerdings wieder Aufmärsche durch die Innenstadt an, an denen sich von 
Jahr zu Jahr mehr Nazis beteiligen. Im vergangenen Jahr nahmen allein 
1100 Nazis an dem Naziaufmarsch teil, der am Hauptbahnhof begann und bis
 in den Stadtteil Buckau führte.
4. Gegenaktivtäten zu den Aufmärschen
In
 den letzten Jahren kam es immer wieder zu antifaschistischen Aktionen 
gegen die Naziaufmärsche. So kam es zu direkte Angriffe auf die Nazis 
und vereinzellten Blockaden, die allerdings bisher nur zu einer 
Umleitung des Naziaufmarsches oder dessen zeitweiligen Stillstandes 
führten. Den Aufmarsch von Anfang an zu verhindern, gelang es seit 
dessen bestehen nicht. Im Jahr 2005, dem 60. Jahrestag der Bombardierung
 der Stadt nahmen zwar im Vorfeld etwa 1000 Menschen an einer 
antifaschistischen Demonstration teil und im Anschluss kam es zu 
Ausschreitungen in der Innenstadt von Magdeburg, doch auch damals 
konnten die Nazis, ein Teil ihrer geplanten Route durch Magdeburg 
laufen. 
5. Informationen zum Aufmarsch 2012
Für
 den 14. Januar 2012 ruft die sogenannte "Initiative gegen das 
Vergessen", ein Zusammenschluss von Nazis aus der Region um Magdeburg 
erneut dazu auf unter dem Motto "Ehrenhaftes Gedenken statt Anpassung an
 den Zeitgeist!" durch Magdeburg zu marschieren. Dabei ist erneut mit 
einer bundesweiten Beteiligung von Nazis (2011 u.a. aus Mannheim, 
Dortmund und Hamm) zu rechnen. Neben einer Informationsveranstalung im 
Raum Leipzig, fand in Dortmund eine Veranstaltung der Nazis statt, um zu
 den Aufmärschen nach Magdeburg und auch Dresden zu mobilisieren. Von 
einer Route durch die Innenstadt, wie sie 2010 und 2011 war, sehen die 
Nazis in diesem Jahr ab. So wollen sich diese am 14. Januar 2012 um 
12:00 Uhr auf dem Nicolaiplatz im Magdeburger Stadtteil Neustadt 
treffen. Dazu wird ein Großteil der Nazis über den in etwa 1km 
entfernten Bahnhof Magdeburg-Neustadt anreisen. Die Route der Nazis wird
 wahrscheinlich dann, über die Lübecker Straße, Lüneburger Straße, 
Uniplatz bis zur Erzbergerstraße gehen. Als Redner_innen sind bisher 
Nazis aus Magdeburg, Dortmund, Dresden und Bad Nenndorf angekündigt. Es 
ist mit über 1000 Nazis am Samstag zu rechnen.
6. Planungen gegen den Naziaufmarsch 2012
Leider
 gelang es für das Jahr 2012 nicht, ein großes Bündnis zu gründen, was 
sich gemeinsam den Nazis in den Weg stellt und inhaltlich auf den 
Naziaufmarsch und Geschichtsrevisionismus eingeht. So gibt es in diesem 
Jahr mehrere Bündnisse und es sind eine Vielzahl von Veranstaltungen und
 Aktionen geplant. Neben der antifaschistischen Demonstration, die sich 
das Ziel setzte den Nazis die Straßen in der Innenstadt von Magdeburg zu
 nehmen und inhaltlich an dem Tag einzugehen wird es vom Magdeburger 
Bündnis "BlockierenMD" den versuch geben, den Naziaufmarsch mit 
Blockaden zu stoppen. Desweiteren ruft die Gruppe "Zusammen Kämpfen" und
 Solid ebenfalls zu Blockaden auf. Zum 4. Mal in Folge soll es auch 
wieder die sogenannte "Meile der Demokratie" geben und eine "Nazis 
wegbassen" Kundgebung ist geplant. Am Neustädter Bahnhof wird es eine 
Mahnwache vor der Synagoge geben. 
An welchen Veranstaltungen und
 Aktionen man sich beteiligen will, bleibt allen selber überlassen. 
Wichtig für uns ist nur, dass sich soviel Menschen wie möglich an den 
Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch beteiligen und entschlossen 
vorgehen.
 
STOPPTSPAM.entschlossen-handeln@riseup.net | http://www.entschlossen-handeln.tk

