Die Junge Welt möchte einen linken Diskurs führen, doch von den besten Zeiten der intellektuellen Linken ist dieser so weit entfernt wie die Parolen eines heterogenen nationalistisch-rechten Diskurses. Die Vermischung kritischer politischer Anklänge mit primitiven rechtsnationalistischen Impulsen findet hier ihren Zwillingsbruder in der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit und Abgrenzung von Begrifflichkeiten und Inhalten. Wenn Kritik beliebig wird, ist sie im besten Fall keine ernst zu nehmende Kritik mehr, im schlimmsten ist sie gefährlich.
Zuerst einmal wird die LeserIn erschlagen mit dem Mischmasch geschichtlicher Fakten, Phänomene, und Halbwahrheiten, die alle in einen Topf geworfen und kräftig verrührt werden. Heraus kommt ein diffuses, heterogenes Unrechtsgeschwafel, eine gedankenlose Geschichtsrevue aus unverdauten Bildungsfragmenten, die in der Fortführung derselben Logik zu Geschichtsrevisionismus und der Banalisierung des Holocausts und des armenischen Genozids führen muss.
Sowohl in der Argumentation der türkischen Regierung u.v.a. Erdogans als auch in dem genannten Artikel der Jungen Welt (die Zeugnis gibt von dem bedauerlichen Zustand dessen, was sich heutzutage in Deutschland linkskritisch nennt und von einem rechtsnationalistischen Diskurs teilweise nicht mehr zu unterscheiden ist) gibt es diesen seltsamen Mischmasch, mit dem alles und jedes behauptbar, zu entkräftigen und verfälschbar ist.
Folgerichtig erscheint dann in der Logik der Argumentation der Begriff der „Siegerjustiz“, den die NPD und die Nationalsozialisten gegenüber den Alliierten verwendeten und verwenden und die der Leser mit Grausen mit weiteren Schlüsselwörtern assoziiert. Dass sich angeblich eine Siegerjustiz über den armenischen Völkermord ausspricht, heißt im Klartext, dass es keinen solchen gegeben haben soll.
Welch Geistes Kind der Verfasser in seiner vollkommenen
Gedankenlosigkeit und politischen Orientierung ist, tritt klar zu Tage. Der
Artikel muss den Opfern des armenischen Völkermords empörend erscheinen.
Wir diskutieren hier nicht darüber, ob das Gesetz die gewünschte Wirkung zeigen wird oder nicht. Für die Opfer ist dieses Gesetz insofern eine Genugtuung, als es für sie weniger um die Täter als um ihre eigenen Gefühle geht, die bei der Leugnung des Genozids aufkommen, was sich in den Reden der Kommissionsmitglieder (deren (jüdische) Familie teilweise selbst Opfer des Holocausts ist und unter denen wohlgemerkt eine der Hauptinitiatorinnen algerischer Abstammung ist ) des Gesetzesentwurfs widerspiegelt.
Die Türkei befindet sich noch mitten in dem Prozess des Genozids, dessen letzte Phase die (Ver-) Leugnung darstellt. Geplant war nicht nur ein armenischer Genozid, sondern auch der anderer Minderheiten, was sich seit Jahrzehnten in der Vernichtungslogik, die sich an den Kurden austobt, fortsetzt.
Auf der Täterseite sehen auch in den nachfolgenden Generationen die Verstrickung, die Schutzmechanismen anders aus als auf der Opferseite. Dies ist auch in diesem Artikel deutlich spürbar. Die lange deutsch-türkische Freundschaft gegen die Interessen der Kurden gibt- verkürzt ausgedrückt- über strategische Interessen hinaus, ein deutliches Zeugnis davon. Die Banalisierung des Holocausts, die Herabsetzung der Schuld durch unzulässige Vergleiche und geschichtsblinder, interessierter Konfusion und Verwirrung ebenso.
J.J. / Kurdische Gemeinde München
LINK: http://efendisizler.blogsport.de/2011/12/29/junge-welt-uebernimmt-11-die...
Frage
wo ist denn bitte dieser Junge Welt Artikel zu finden?
LINK
LINK: http://www.jungewelt.de/2011/12-24/045.php
Der Junge-Welt-Beitrag, um den es geht
wäre sinnig gewesen, zumindest den Link mitzuliefern. Ansonsten habe ich den Eindruck, der/die Schreiber/in des obigen Beitrags hat den Kernkritikpunkt des jW-Kommentars nicht zur Kenntnis genommen, dass der öffentliche Diskurs zunehmend durch eine Verlagerung auf die strafrechtliche Ebene eingeschränkt wird, und das höchst problematisch ist.
24.12.2011 / Ansichten / Seite 8
Definitionsmacht
Ankara wirft Frankreich Völkermord vor
Von Werner Pirker
Die Retourkutsche aus Ankara kam umgehend. Nachdem das Parlament in Paris beschlossen hatte, das Leugnen des Völkermordes an den Armeniern unter Strafe zu stellen, hat der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan Frankreich Genozid an den Algeriern vorgeworfen. Ankaras Reaktion ist durchaus verständlich. Wenn die zwischen 1915 und 1916 erfolgten Deportationen von auf dem Boden der heutigen Türkei lebenden Armeniern, die unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 200000 und 1,5 Millionen Menschen das Leben gekostet haben sollen, den Tatbestand des Völkermordes erfüllen, dann ist das Wüten der französischen Kolonialherren in Algerien wohl kaum anders zu bewerten.
Auch Erdogan beruft sich auf Schätzungen. Demnach wurden seit 1945 etwa 15 Prozent der algerischen Bevölkerung von der französischen Soldateska massakriert. In beiden Fällen läßt sich darüber streiten, ob die Verwendung des Begriffs »Völkermord« angemessen ist. In Frankreich, wo eine große armenische Diaspora beheimatet ist, ist das armenische Narrativ in den Rang einer objektiven Wahrheit erhoben worden. Türkische Einwände, wonach die Deportationen zwar brutal und chaotisch verlaufen seien, es sich aber um keine gezielte Ausrottungspolitik gehandelt habe, werden als geschichtsrevisionistisch verworfen. Das kann man durchaus so sehen. Der französische Parlamentsbeschluß geht aber weit darüber hinaus. Indem er eine von der offiziell festgelegten Position abweichende Meinung der strafrechtlichen Verfolgung aussetzt, stellt er die Meinungsfreiheit grundsätzlich zur Disposition.
Vorbild für das französische Gesetz ist das in bester antifaschistischer Absicht erfolgte Verbot der Holocaust-Leugnung, das damit das Einfallstor für gesinnungspolizeiliche Verordnungen zur Wahrheitsfindung bildete. Daß dieser weitere Schritt zur Verrechtlichung der gesellschaftlichen Debatte ausgerechnet von der französischen Legislative gegangen wurde, entbehrt insofern nicht einer gewissen Ironie, als Frankreich bis heute nicht bereit ist, sich mit den Verbrechen seiner Vergangenheit als besonders brutale Kolonialmacht auseinanderzusetzen. Im Gegenteil wurden erst unlängst die französischen Schulen vom zuständigen Ministerium angewiesen, die Kolonialgeschichte des Landes in einem positiven Licht dazustellen. Wie Hannes Hofbauer in seinem Buch »Verordnete Wahrheit, bestrafte Gesinnung« (Promedia Verlag) festhält, erfolgt die Verrechtlichung, das heißt Entpolitisierung, der Debatte nach dem politischen Opportunitätsprinzip.
Die Crux liegt bereits im EU-Rahmenbeschluß zur juristischen Verfolgung von Rassismus, Antisemitismus und Leugnung von Völkermord. Da dem herrschenden Diskurs widersprechende Meinungen zum Straftatbestand erklärt werden und die Bestimmung von Völkermord im Ermessen der (Sieger-) Justiz liegt, sind der »antirassistischen« Definitionsmacht des weißen Mannes und seinen Strafmaßnahmen keine Grenzen gesetzt.
Original: http://www.jungewelt.de/2011/12-24/045.php
Auch dieser Versuch wird scheitern!
Mal wieder einer dieser Versuche die Junge Welt sinnfrei zu diffamieren.
heute schon 1. April?
Natürlich veröffentlicht die "Kurdische Gemeinde München" solch billige Hetze ausgerechnet auf einer Seite von Postantideutschen, die sich jetzt dem Anarchismus zuwenden. Cafe Morgenland hat mit Kurdistansolidarität so wenig zu tun, wie meinereiner mit Atomkraftwerken. Wäre diese Gruppe in München irgendwo involviert, wäre ihr zumindest bekannt wieviele solidarische Artikel der Historiker Nick Brauns in der Jungen Welt zu Kurdistan bis dato veröffentlichte.
Die ganze Homepage vermittelt ein Bild absoluter politischer Desorientiertheit oder, besser gesagt, Spinnerei.
Solche billige Hetze ist eigentlich eher im "OpenPosting" von de.indymedia.org zu erwarten.
Es scheint einigen Leuten wirklich darum zu gehen, Linksunten auf das Niveau vom OpenPosting "downzugraden"!
Einfach mal Kurdische Gemeinde München
eingeben. Was sieht man? Nichts.
Gerade finden bundesweite Solidaritätsaktionen wegen des neuerlichen Massakers der türkischen Kuftwaffe in Kurdistan statt. Die Junge welt berichtet, als einer der wenigen Zeitungen, seit Jahren sehr solidarisch.
Und gerade jetzt die Hetze gegen Junge Welt, von einer Gruppe, die auch vor Ort niemand kennt. Erbärmlich!
Das Bild
Hier wird der "Jungen Welt" vorgeworfen, mit türkischen Faschisten solidarisch zu sein, in diesem Zusammenhang wird das obige Bild (hier) veröffentlicht. Es löst bei mir den Gedanken aus, dass die "Kurdische Gemeinde München", oder ein Mod die "Junge Welt" mit deutschen und türkischen Faschisten gleichsetzen möchte. Ich zitiere aus den Moderationskritierien: "Wir zensieren (...) Nazivergleiche", 1. Januar 2012.
Antwort eines Mods
Das Bild stammt nicht von den Mods. Wir versuchen die Artikel ohne Bilder so zu bebildern, dass nicht durch das Bild eine dominierende Aussage hinzugefügt wird. Ich kann aber auch den Nazivergleich nicht sehen, zumindest erscheint er mir zu subtil für eine Zensur.
Bisschen fett aufgetragen
War mir von Anfang an klar, dass es keine "Kurdische Gemeinde München" gibt, die ausgerechnet auf einem Portal von AnarchistInnen (Anarchismus wird diskutiert, ist aber keineswegs Konsens in irgendwelchen Gemeinden) in "antideutschem" Duktus ihre Geringschätzung der "Jungen Welt" (eine der wenigen Zeitungen, die sich regelmässig zum Thema äußert!) kundtut.
Schaut man sich die Seite ein wenig genauer an, fallen sehr schnell die vielen Verlinkungen und Artikel aus "antideutscher" Sicht auf. Und damit sich nicht wieder jedes Kind gedisst fühlt, aus "antideutscher", neokonservativer Sicht. Halt der übliche Stil von "Pro Zion NRW" bis "Bahamas".
Beispiel:
"In Internetforen und sozialen Netzwerken explodiert regelrecht die antisemitische Stimmung als direkte Folge einer einseitigen Berichterstattung über den Konflikt zwischen israelischen Soldaten und den bewaffneten Teilnehmern einer Schiffsflotte, die versucht hatte, sich illegal und gewaltsam Zugang zum von der Hamas kontrollierten Gaza-Streifen zu verschaffen. Neben radikal-islamistischen Gruppen und Anhängern der extrem-nationalistischen türkischen Gruppe „Graue Wölfe“ betreiben auch rechts- und linksextreme Antisemiten – allen voran einschlägige Kader der sogenannten „Linkspartei“ eine regelrechte Pogromstimmung. Die Folge: Im Internet häufen sich direkte Mordaufrufe gegen Juden."
(Es spielt dabei keine Rolle ob man die Flotte gut oder schlecht fand, der Hetzstil ist eindeutig), als dass es noch glaubwürdig
So, in Stil und Aufmachung damals original auf der rechten Seite "Pro Zion NRW" zu finden.
Ansonsten jungleworlded und fazt es mir im Allgemeinen zuviel auf dieser Seite, als dass es noch glaubwürdig als Seite kurdischer AnarchistInnen oder kurdischer Gemeinde durchgehen könnte.
Es gab diese Versuche schon desöfteren, z.B. mit "Antifa Teheran" - ein Papiertiger, der sehr schnell in sich zusammenfiel, da weder dort connected, noch wirklich existent. Jetzt sind es "antideutsche" kurdische Gemeinden.
Weder in der Kurdistan Solidarität, in kurdischen Vereinen noch beim kurdischen Sozialforum in Amed sind jemals solche Gruppen bekannt geworden.
Also nicht mehr, als ein Papiertiger, ein Fake oder billige Vorgabe etwas zu sein, was man garnicht ist, um seine Meinung unter die Leute zu bringen.
Was dass dann noch in der Mittelspalte zu suchen hat ist mir schleierhaft. Ist doch zu guter Letzt davon auszugehen, dass die Schreiberlinge den Kommentar in der JW noch nichteinmal verstanden haben!
TEXT
Was geht den ab ? Warum diskutiert ihr nicht den Text und immer irgend etwas Anderes?
Weil auf solche Spielchen
niemand reinfällt Amed, J.J.,"Kurdische Gemeinde von und zu München"...
Lies die Replies und da ist es dann nur noch dummdreist eine Diskussion zu verlangen.
Wenn schon im Namen anderer,
dann bitte korrekt:
Entweder "Kurdischer Kulturverein e.V. München" oder "Alevitische Gemeinde München". Eine Mischung von beiden, "Kurdische Gemeinde München", mit einem antideutschen, anarchistischen Sprecher, was für ein elend schlechter Fake.
Untypisch für die Türkei-Kurdistan-Berichterstattung der jW
Der hier kritisierte Artikel ist zwar absolut nicht zu verteidigen, aber er ist völlig untypisch für die Türkei-Kurdistan-Berichterstattung der jungen Welt.
Normalerweise schreibt dort hauptsächlich Nick Brauns über dieses Thema, und dem wäre es nie eingefallen, Erdogan seine Schmierenkomödie als Anwalt der unterdrückten muslimischen Massen durchgehen zu lassen.
Die jW berichtet regelmäßig und ausführlich darüber, wie in der Türkei Menschenrechte von Linken und nationalen Minderheiten verletzt werden, sie hat auch ausführlich darüber berichtet, als Erdogan von deutschen linken Anwälten wegen Kriegsverbrechen angezeigt wurde.
Wer hier einen misslungenen Kommentar von Werner Pirker als Paradebeispiel dafür anführt, wie falsch die jW bei diesem Thema angeblich liegt, der liest sie entweder nicht regelmäßig, oder dem geht es in Wirklichkeit um ganz andere Dinge, dann wird das Thema nur als Vorwand benutzt.
Junge Welt, 03.01.2012
Was die jW wirklich schreibt:
"Ermordete Dorfbewohner bestattet
Von Nick BraunsUnterdessen versuchen regierungsnahe Medien seit Tagen, der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) die Schuld für den Luftangriff zu geben. Ein PKK-Doppelagent innerhalb des türkischen Geheimdienstes MIT habe dem Militär gemeldet, bei der Schmugglergruppe handle es sich um Guerillakämpfer, mutmaßen die Tageszeitungen Zaman und Taraf. Ziel sei es gewesen, die Armee zu diskreditieren, um die örtliche, loyal zum Staat stehende Bevölkerung zum Aufstand anzustacheln. Überlebende des Angriffs bestätigten unterdessen, daß Soldaten die Schmuggler vor dem Luftangriff gestoppt hatten und somit wußten, daß es sich nicht um bewaffnete Guerillas handelte. Die PKK geht daher von einem vorsätzlichen Massaker zur Einschüchterung der Bevölkerung aus.
Der als graue Eminenz hinter der türkischen Regierung geltende islamische Ordensführer Fethullah Gülen sprach in einer Kondolenzbotschaft für die Getöteten offenbar mit Blick auf die kurdische Bewegung von »Kreisen«, die den Schmerz ausnutzen, um die »Söhne der Nation gegeneinander auszuspielen«. Gülens Trauer erscheint um so heuchlerischer, da er erst vor wenigen Wochen in einer Fatwa zur Vernichtung der kurdischen Befreiungsbewegung aufgerufen hatte.
505 Soldaten und Polizisten sowie 165 Guerillakämpfer starben im vergangenen Jahr bei Kämpfen in Kurdistan. Diese blutige Jahresbilanz hat die PKK nun vorgelegt. Die türkische Armee führte demnach 680 Bodenoperationen, Luft- und Artillerieangriffe durch, während die Guerilla ihrerseits 167 Aktionen startete. Dabei kam es zu 45 Gefechten. Zudem wurden mehr als 50 Zivilisten durch das türkische Militär getötet."