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Der Dürener KAL-Kader Denis Unruh wurde am Montag dem 28.11.2011 wegen einem im Sommer stattgefundenen Angriff auf einen von ihm als Linken identifizierten Skater in U-Haft genommen.

Am 26.6.2011 gegen Mittag war eine Gruppe von bis zu 20 Neonazis in der Aachener Innenstadt unterwegs. Unter ihnen waren Neonazis aus Heinsberg, Düren, Aachen und Duisburg. Sie stellten sich vor dem AZ Aachen auf und machen Fotos um für den Aufmarsch in Bad Nenndorf zu werben (siehe Bild). Das Foto wurde später ins Internet gestellt. Auf dem Foto vor dem AZ ist Unruh vorne links hinter Rene Laube zu sehen.

Kurz danach griffen die Neonazis an der Hauptpost einen Menschen an, der sich in ein Auto flüchtete. Der Fahrer und der Angegriffene wurden mit Pfefferspray und Schlägen attackiert. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 11 Nazis in Gewahrsam, darunter den Kameradschaftsführer der KAL, Rene Laube. Die restlichen Neonazis reisten anschließend zur Burg Vogelsang in der Eifel. Die alte NS-Ordensburg ist ein beliebtes Reiseziel der regionalen extremen Rechten. Die Mitglieder der KAL bauten sich dort vor einem Adler auf, mit einem Transparent das auf zynische Weise auf den vorhergegangen Übergriff hinweist (siehe Bild).

Die Verhaftung von Denis Unruh dürfte Denisdie KAL hart treffen. So ist er seit Ende 2003 in der Dürener und Aachener Neonaziszene aktiv und gilt neben seinem Bruder Thomas, neben Rene Laube und Joachim Günther als zentraler Akteur der KAL. Mit seinem Bruder Thomas Unruh setze er sich massiv für den Neonazi Falko Wolf ein. Dieser sollte, ging es nach den Unruhs, auch nach seiner Verurteilung wegen Sprengstoffbaus und Schändung des jüdischen Freidhofs weiterhin in der KAL verbleiben. Falko Wolf wurde zusammen mit dem KAL-Mitglied Daniel Thönnessen im September 2010 verhaftet und im Februar 2011 wegen der Vorbereitung von Sprengstoffexplosionen verurteilt. Beide hatten Sprengkörper hergestellt, die zum Einsatz gegen politische GegnerInnen gedacht waren. Der KAL gelang es, die Situation so darzustellen, dass es sich bei den Aktionen um Alleingänge von Wolf und Thönnessen gehandelt habe.

Unruh kümmert sich in der KAL vor allem darum, junge Neonazis zu rekrutieren. Zudem ist er die wichtigste Verbindung der KAL zur AG-Rheinland, da er zugleich führender Aktivist in dieser Organisation ist. Unruh war zudem seit Jahren führendes Mitglied der NPD-Düren als deren Jugendbeauftragter. Nach dem Ausschluss des NPD-Düren Vorsitzenden Ingo Haller und weiteren Mitgliedern, namentlich Rene Laube und Rene Rothhans war unklar, ob Unruh in der NPD verbleibt. Zudem hatten KAL und NPD-Düren gute Kontakte zur Gruppe der Russlanddeutschen in der NPD, die maßgeblich über Denis Unruh liefen. Auch bei gewalttätigen Aktionen der Kameradschaft übernahm Unruh eine füDenishrende Rolle. Bei einem Angriff auf eine antifaschistische Demonstration in Aachen im März 2008 bewegte er sich in der ersten Reihe der Neonazis und schlug mit einem Schlagstock auf AntifaschistInnen ein. Auch in Dresden war er im Jahr 2010 an Auseinandersetzungen mit AntifaschistInnen beteiligt (siehe Bild).

Vor dem Landgericht Aachen begann am Montag, dem 28.11.2011 ein Prozess gegen Unruh und Joachim Günther wegen des Angriffs auf eine Demonstration von NazigegnerInnen. Das Amtsgericht Aachen hatte Unruh und Günther diesbezüglich bereits verurteilt. Beide legten gegen das Urteil Rechtsmittel ein. Wegen des Angriffs auf einen Polizisten 2008, den Unruh mit einer Glasflasche niedergeschlagen hatte, wurde der Neonazi wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Auch in diesem Fall läuft vor dem Landgericht das Revisionsverfahren. Bestätigt das Landgericht das Urteil des Amtsgerichtes, droht Unruh eine Gesamthaftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten ohne Bewährung. Unruh war Monate später zudem wegen eines weiteren Körperverletzungsdeliktes gegen einen Nazigegner zu 14 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden.

Denis

Auffallend ist, dass Kameradschaftsführer Rene Laube wegen des Angriffs auf die antifaschistische Demonstration 2008 freigesprochen wurde. Laube ist es bisher gelungen, trotz seiner Vorstrafen immer um eine Verurteilung herumzukommen, obwohl er mehrmals wegen gewalttätiger Übergriffe in Gewahrsam genommen wurde. In den letzten Tagen hieß es in der Presse, dass Falko Wolf und Daniel Thönnessen aufgrund eines Hinweises durch einen V-Mann verhaftet worden seien.

Es mag sein, dass Unruh dem Gericht die gleiche Geschichte eines Ausstiegs aus der Neonazi-Szene auftischt wie Falko Wolf und so viele andere. Bei Wolf und Thönnessen zumindest schien dies äußerst wirkungsvoll. Das zuständige Landgericht in Aachen ließ die übliche Milde in diesen Angelegenheiten walten und verurteilten Falko Wolf (20) zu einer zweijährigen Jugendstrafe, die zur Bewährung ausgesetzte wurde. Zur Auflage wurde gemacht, dass sich Wolf an einem Aussteigerprogramm beteiligen solle. Sein Mittäter Daniel Thönnessen (25) bekam eine Haftstrafe von ebenfalls zwei Jahren, auch sie wurde zur Bewährung ausgesetzt. Während Thönnessen sich seitdem gerne auf Naziaufmärschen tummelt, so etwa am 3Der Dürener KAL-Kader Denis Unruh wurde am Montag dem 28.11.2011 wegen einem im Sommer stattgefundenen Angriff auf einen von ihm als Linken identifizierten Skater in U-Haft genommen. .9.2011 in Dortmund (siehe Bild), lungerte Wolf unlängst vor einer Wohnung in Aachen herum, die immer wieder Zielscheibe neonazistischer Angriffe wurde. Nach einem Raubüberfall befindet sich Wolf seit einer knappen Woche wieder in Haft.

Die Verharmlosungen des Oberstaatsanwaltes Robert Deller bezüglich der Person Unruh jedenfalls lassen darauf hindeuten, dass weder Staatsanwaltschaft noch Polizei wissen oder wissen wollen, wie es um die neonazistische Szene in Aachen und im Aachener Umland bestellt ist. Unruh sei laut Deller "verschiedentlich mit rechten Umtrieben aufgefallen". Ob der Festgenommene zu den führenden Köpfen zähle, könne er nicht sagen. Weder ist die Rede von seiner führenden Rolle in der KAL noch von seiner Funktion als Jugendbeauftragter der NPD-Düren.

Kurz nach der Verhaftung von Unruh verteiltem Neonazis in der Aachener Innenstadt Flugblätter, auf denen mit implizitem Bezug auf die Festnahmen der letzten Tage im Zusammenhang mit der neonazistischen Untergrundorganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), deren Mitgliedern und Unruh die Solidarität der KAL ausgedrückt wurde. Tage zuvor sah man auf der Homepage der KAL einen pinken Panther mit dem Schriftzug „Zwickau rulez“. Auf dem verteilten Flugblatt war zu lesen:

"Der Kamerad Denis Unruh ist nicht der einzige unschuldige Aktivist, welcher in den letzten Tagen verhaftet wurde. Wir erklären uns solidarisch mit allen politischen Gefangenen, die der nationalen und sozialistischen Bewegung angehören. [...] Wir werden unserer Erklärung Taten folgen lassen."

Auf eine Frage einer WDR-Journalistin, ob die Aachener Bevölkerung sich ob dieser Drohung Sorgen machen müsse, antwortete Deller, dass er dies nicht zu beurteilen vermag.