Folgend ein Text, der am 31. Oktober in der 22. Ausgabe der Belgischen anarchistischen Strassenzeitschrift Hors Service publiziert wurde. Anschliessend eine kleine Übersicht über die Ausdrücke der Wut gegen die Schule in Belgien vom Monat Oktober.
Schulen sind Gefängnisse... und Gefängisse brennen
Schulbeginn. Erneut steht uns ein Jahr von Unterwerfung und Erniedrigungen bevor. Nach diesen zwei Monaten „Freizeit“, in denen wir uns ausruhen konnten, beginnt bei den ersten bereits die Langeweile sich breit zu machen. Da drängt sich die Vermutung auf, dass die Schule uns nicht nur körperlich, sondern auch psychisch einengt. Dass die Schule uns also jeglicher Möglichkeit beraubt, selbst über unser Leben bestimmen zu können, ohne dem Einfluss des Lehrers oder einer anderen Autorität ausgesetzt zu sein.
Lasst uns also von Beginn an die richtigen Worte wählen; eine Schule ist ein Knast und nichts anderes. Den Begriff Knast definiere ich als einen Ort oder eine Institution, die uns einsperrt, um – auf welche Weise auch immer – die herrschende Ordnung aufrecht zu erhalten. Arbeit, Schulen, psychiatrische Anstalten, zusammengepferchte Wohnungen, Abschiebelager, Strafanstalten. Die Funktion der Knäste mag variieren, doch entstammen sie alle der gleichen Idee – das reibungslose Funktionieren einer Gesellschaft zu gewährleisten, die auf Unterdrückung und Ausbeutung beruht.
Sprechen wir hier also von der Schule, ein Themenfeld, das, meiner Meinung nach, viel zu oft vergessen wird im Kampf gegen jede Herrschaft. Dabei ist die Schule eindeutig autoritär. Der Lehrer übt eine unantastbare Macht aus; wenn er spricht, müssen alle anderen schweigen. Man braucht eine Erlaubnis für die banalsten Dinge; aufs Klo gehen, miteinander reden, aufstehen oder etwas trinken. Je nach seiner Laune kann der Lehrer dies alles ohne Begründung verbieten. Jeder noch so kleine Verstoß wird bestraft. Überwachungskameras werden zur Normalität. Eigentlich paradox, wenn wir uns vor Augen halten, dass der Staat uns so zu autonomen Individuen erziehen möchte.
Dieses strikte Reglement ist für jeden sichtbar und wird somit oft kritisiert, nicht zuletzt auch von der Linken. Aber nachdem man Jahre über Jahre in diesem Knast verbracht hat, wird es wohl schwierig, diesen engstirnigen Rahmen zu übersteigen. Das Ziel dieser Personen ist es also nicht, den Knast Schule zu zerstören, sondern ihn zu „demokratisieren“ oder etwas ertragbarer zu gestalten. Hierbei handelt es sich bloß um einen weiteren Schritt hin zur Perfektionierung der Schulen, was weit entfernt – wenn nicht gar entgegengesetzt – ist, von dem, was wir uns ersehnen. Diese Kritiken scheinen überdies alle einen wesentlichen Punkt einfach zu ignorieren; die Schule ist kein isoliertes Phänomen, sondern ist in einen sozialen Kontext eingebettet. Und es ist genau hier, wo wir – als Anarchisten – intervenieren können.
Die Schule ist Teil dieser kapitalistischen Welt und nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein; sie soll die jüngsten dieser Gesellschaft auf den „Arbeitsmarkt“ vorbereiten. Die in der Schule vermittelten Werte sind, unter anderem, Gehorsam, Arbeitseifer und Konkurrenzkampf. Die Schule führt uns geradeaus in die Fabriken, die Büros oder die Arbeitslosigkeit, aber in keinstem Fall in unsere Freiheit. Wenn wir den Kapitalismus angreifen, müssen wir die Schulen mit der selben Wut zurückweisen, wie wir die Arbeit oder jede andere Herrschaft über unser Leben zurückweisen.
Die Erziehung hat sich im Laufe der Zeit verändert, aber ihr oberstes Ziel bleibt immer dasselbe; den „Kindern“ die Autorität der „Erwachsenen“ auf zu zwingen, wie es schon bei den Spartanern in der Antike oder bei den kirchlichen Schulen im Mittelalter der Fall war. Die Schulen wurden nicht „zu unserem eigenen Wohl“ gegründet, sondern um uns zu domestizieren und uns zu gut geölten Rädchen in einem komplexen und entfremdenden System zu machen. Folglich sind die Schulen nur ein Werkzeug in den Händen der Herrschenden und somit ohne Erbarmen zu zerstören.
Verschiedene Formen von Angriffen gegen den Knast Schule sind allgegenwärtig, werden aber meistens bloß als „grundlose Gewalt“ von jugendlichen Straftätern abgestempelt. Diese Diffamierung stellt nur einen krampfhaften Versuch dar, die Revoltierenden gegen die Schule zu isolieren. Indem wir lauthals unsere Komplizenschaft mit den Angreifern ausdrücken, können wir die Stille durchbrechen, die diesen „Vandalismus“ so oft begleitet. Scheiben einschlagen, Lehrer angreifen oder Mobiliar zerstören sind alles Akte von Individuen, die der Staat noch nicht in eine zahme Herde transformieren konnte. Widersetzen wir uns entschieden der trügerischen Trennung von dem „politischen“ und dem „sozialen“ um endlich unser Leben zurückzugewinnen. Es ist kein Zufall, dass Schulen bei jeder sozialen Revolte zu den ersten Angriffszielen zählen. Lassen wir alle Hürden zurück, die uns diese Gesellschaft aufdrängt. Was uns antreibt, die Schulen – und alle anderen Knäste – anzugreifen, ist unsere grenzenlose Leidenschaft für die Freiheit.
Auf dass der nächste Feueralarm mehr ist als bloß eine Präventivmaßnahme…
Eine kleine Übersicht der Ausdrücke der Wut gegen die Schule in Belgien im Monat Oktober
JAMBES – Ein scheinbar absichtlich gelegter Brand verwüstet über 20 Zimmer des Internats von Jabmbes. Auch andere Teile des Gebäudes werden von den Flammen und vom Rauch beschädigt. Das Feuer brach am frühen Montag Morgen in dem noch leeren Gebäude aus. (11. Oktober 2011)
MARCHES – Unbekannte dringen in den Hof des Gymnasiums ein und stecken dort Müllkontainer in Brand. Das Feuer breitet sich auf das Gebäude aus und verwüstet einen Grossteil der Schule. Alle Lektionen wurden auf unbestimmte Dauer abgesagt. (16. Oktober 2011)
HUY – Wieder brennen Abfallkontainer im Hof einer Sekundarschule. Das Gebäude wird durch das Feuer beschädigt, dennoch scheint es die Wut der Brandleger überstanden zu haben. Die Schulleitung spricht von einem Akt, der davon inspiriert war, was in Marches geschah. (17. Oktober 2011)
LIEGE – Jugendliche stehlen das Auto ihres Lehrers und stossen es in den Fluss. Sie wurden auf frischer Tat ertapt, während das Auto bereits versank. (17. Oktober 2011)
IZEGEM – Eine Schule wird von Vandalen völlig verwüstet. Sie verwüsten praktisch alle Räume, Direktions- und Lehrerbüros. Sogar die Beleuchtungen werden von den Decken der Gänge gerissen. Die Direktion, der Gemeinderat und der Elternrat sind über diesen „bestialischen und nie gesehenen Vandalismus“ zutiefst schockiert. Die Lektionen werden abgesagt und die Schüler werden vorübergehend in anderen Räumen ihre Lektionen abhalten müssen. (23. Oktober 2011)
HORNU – Am Dienstag bricht gegen 13:00 ein Brand an der Provinzialuni Richard Stiiévenart aus. Laut den Feuerwehrleuten brach das Feuer im Erdgeschoss, auf der Höhe eines Archivraumes aus. (25. Oktober 2011)
BRUGLETTE – Es ist bei weitem nicht das erste Mal, das die Gemeindeschule von Brugelette Vandalenakte verzeichnet. Infolge beträchtlicher Beschädigungen des Schulgebäudes wird sie ihre Reparaturarbeiten fortführen müssen. Dieses Mal amüsierten sich die Randalierer damit, Steine gegen mehrere Scheiben der Sporthalle und des Gebäudes zu schmeissen. (28. Oktober 2011)
SAINT-REMY – In der Nacht von Freitag auf Samstag gegen 2:40 wird die Feuerwehr aufgrund eines hinter der Gemeindeschule stehenden brennenden Kontainers gerufen. Das Feuer wird rasch gelöscht. (31. Oktober 2011)
DENDERMONDE – Vandalen verwüsten einen guten Teil der technischen und Handelsschule. Sie zerbrachen die Aussentüren, rammten die Türen im Innern ein und verwüsteten einige Räume, das Direktorbüro und das Sekretariat. In einigen Klassen haben sie die Computer und die neuen Beamer der Schule kaputt gemacht. Dies ist nicht das erste Mal dass diese Schule das Ziel von Vandalen ist. Vor einigen Wochen wurde sogar ein Schuss aus einer Feuerwaffe auf ein Fenster der Schule abgegeben. (31. Oktober 2011)
http://andiewaisendesexistierenden.noblogs.org/post/2011/11/17/schulen-s...
Bei uns...
...in Deutschland ist es doch genauso, man darf in der Schule nix gegen den Kapitalismus und Politk sagen. Außerdem ist das fast so wie in der NS-Zeit, wer nicht in die Schule geht kann nichts werden und traurigerweise will sich auch niemand in deutschland dagegen wehren
das liegt daran
dass verwertungslogik eine kommunistische erfindung ist und nicht dem kapitalismus geschuldet ist, daran dass schulen anzuzünden verallgemeinert und verkürzt ist und man seine meinung nicht mit gewalt durchzwingt. die überschrift erinnert mich vom niveau übrigens an:
warum liegt denn da stroh ?
ich kriege wieder diesen brechreiz wenn ich an euch und eure welt erklärungen der letzten (beiden) Jahr(zehnte) denke. wenn Schulen gefängnisse sind, frage ich mich, was sind dann die typen die mit ihren fetten schlitten die mädels in der pause zum anschaffen abholen?!
Wenn Zerstörung für Dich Befreiung ist, kann mensch sich gut ableiten, was Eingesperrtsein für Dich sein könnte.
-!-
da ich grundsätzlich niemanden psychiatrisiere, sei gesagt ,du hast echt einen an der Backe. Wirrer Unsinn mit Kapitalismusverherrlichung. Wars lang in der Kneipe gestern?
anonym
Nein natürlich nicht, sowas würdet Ihr nie tun, alle wirr, nur Du nicht.
Hm
du nennst viel mittel dagegen, was ist es, dass du dir stattdessen ersehnst?
halte mich für jesus, aber: alle lehrer, alles mobiliar, alle scheiben!?
für neue schulen des lebens
danke für diesen artikel
ich bin zwar schon lange aus der schule raus. bekomme aber immer noch genug von schulen, lehranstalten und (kritischen) lehrer-innen mit...
also, ihr sprecht mir aus dem schwarzroten herzen!
und ich hoffe daß es vielen vielen anderen auch so geht.
mehr solche texte zu lesen und diskussionsmöglichkeiten mitzubekommen wäre da sehr schön.
ich habe auch gehört daß es ansätze zu neuen freien schulen geben soll. bisher habe ich aber leider noch nicht viele davon gefunden (kenne nur zwei drei die wirklich interessante ansätze verfolgen, eine davon befindet sich noch in gründung) denn für eigene kinder würde ich sehr nach solchen möglichkeiten - wie einer grundsätzlichen gesellschaftlichen veränderung hin zb zur akzeptanz von lebenslangem lernen - suchen.
SIO ist die Zukunft
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Vorstellung der »Inklusiven Universitätsschule Köln« im Design Quartier Ehrenfeld
Veröffentlicht am 10. November 2011 in Allgemeines. Keine Kommentare
Am Mittwoch, den 23. November 2011 stellte sich die »Inklusiven Universitätsschule Köln« in der DQE-Halle in Ehrenfeld vor.
http://sio-koeln.tk/
http://www.schoolisopen.uni-koeln.de
Schulgründung
Unser Rahmenkonzept IUS, sowie den aktuellen Flyer(pdf) zur Schulgründung findet Ihr hier.
Für Eltern, die Interesse an der geplanten “Inklusiven Universitätsschule” haben, gibt es einen weiteren Flyer(pdf).
Das Schulgründungsprojekt von »school is open« zielt u. a. auf die Elemente der Mobilität, des »teaching in public«, des Aufsuchens von außerschulischen Lernorten, der demokratischen und inklusiven Schule und setzt sich mit der Bedeutung der Gestaltung von Orten und Räumen in der »Eine Schule für alle« auseinander.
Die zwölf Grundthesen unserer Schule sind:
These 1: Ganztägiges Zeitkonzept
These 2: Handlungslernen, Individualisierung und Förderorientierung
These 3: Kompetenzorientierung
These 4: Beziehungslernen und Teamarbeit
These 5: Demokratische Schule
These 6: Die geschlechtergerechte Schule
These 7: Multimediales Lernen
These 8: Die offene Schule im Stadtteil
These 9: Die ästhetisch gestaltete Schule
These 10: Gesunde Schule
These 11: Das Schulgebäude als Vorbild für Ressourcenschonung
These 12: Die Schularchitektur als anregende Lernumgebung gestalten
Kontakt
Unser Schulgründungstreffen findet einmal im Monat statt.
Die aktuellen Termine findet ihr in unserer Terminkalender auf der rechten Seite.
Wir freuen uns über alle, die an der Schulgründung mitarbeiten wollen.
Schreibt uns bitte kurz eine E-Mail, wenn ihr vorbeikommen möchtet, da es manchmal zu kurzfristigen Terminänderungen kommen kann und es manchmal rein organisatorische Treffen gibt.
http://www.schoolisopen.uni-koeln.de/schulgrundung/
Veranstaltungen
Aktuelle Lehrveranstaltungen
des BildungsRaumProjekts
Das »school is open« BildungsRaumProjekt gestaltet seit SoSe 2008 in 14 einzelnen Teilbereichen Inhalte und Interventionen in den Lehr- und Lernraum der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln. Dazu gehört neben eigenen studienrelevanten Lehrangeboten und der Auseinandersetzung mit den Lehrräumen auch eine Schulgründungsinitiative. Das Projekt wurde durch die Studierendenvertretung (StAVV) initiiert. Es ist am Lehrstuhl von Prof. Dr. Kersten Reich angesiedelt und wird durch Studiengebühren finanziert.
Unser aktuelles kommentiertes Vorlesungsverzeichniss findet auf dieser Seite.
http://www.schoolisopen.uni-koeln.de/aktivitaten/
Konzept
Konzeptionelle Klammer
und Ziel von »school is open«
Das BildungsRaumProjekt »school is open« wurde im Sommersemester 2008 von der StudentInnenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln (StAVV) initiiert. Anstoß gaben unter anderem die Wünsche nach anderen Lehr- und Lernformen und nach der Umsetzung von Selbstverwaltungsideen im Studium und in pädagogischen Berufen, z. B. durch eine Schulgründung.
»school is open« erarbeitet eigene Inhalte und gestaltet Interventionen in den Lehr- und Lernraum der Fakultät. Dazu gehören eigene studienrelevante Lehrangebote, die Auseinandersetzung mit den materiellen und immateriellen Lehrräumen und der kritische Blick auf die Rolle der Fakultätsarchitektur und das räumliche Lernumfeld.
Inhaltliche Achsen von »school is open« sind die Auseinandersetzung mit Lerntheorie und Lernkulturen, Schulkritik, Architektur, Erinnerungskultur, Bildungsökonomie und Ökologie im Kontext der LehrerInnenbildung, die Aspekte der sozialen Gleichheit und der Geschlechtergerechtigkeit, die Öffentlichkeitsarbeit und innovative Präsentation des Projektes.
Das Schulgründungsprojekt von »school is open« zielt u. a. auf die Elemente der Mobilität, des »teaching in public«, des Aufsuchens von außerschulischen Lernorten, der demokratischen und inklusiven Schule und setzt sich mit der Bedeutung der Gestaltung von Orten und Räumen in der »Einen Schule für Alle« auseinander.
Schule und Universität haben den institutionellen Auftrag, gesellschaftlich bedeutsame Bildungsinhalte wie z. B. Fachwissen, Kulturtechniken oder Kompetenz professionell zu vermitteln und emotionale und soziale Intelligenz zu evozieren. An diesen Orten wird für einen bestimmten Zeitraum im Leben von Menschen das Lernen organisiert, überprüft und bewertet.
Die beiden genannten Institutionen scheinen dabei einem ähnlichen, übergreifenden Privatisierungs- und Hierarchisierungskonzept unterworfen zu sein. So ist z. B. das Hochschulstudium durch die Modularisierung und durch stetige Bewertungsverfahren im Zuge der Einführung der Bachelor-/Master-Studiengänge zunehmend ‘verschult’.
Es kann jedoch auch eine entgegen gesetzte Entwicklungstendenz wahrgenommen werden. So ist der selektive Charakter des Schulsystems einer tief greifenden Kritik ausgesetzt, die in ihrem Ausmaß an die Kritik an der so genannten Bildungskatastrophe Anfang der 1960er Jahre erinnert. Einig sind sich wesentliche Teile der politische Öffentlichkeit und ErziehungswissenschaftlerInnen und BildungssoziologInnen darin, dass das Schulsystem gesellschaftliche Ungleichheit reproduziert statt dazu beizutragen, soziale Gleichheit herzustellen. Die deutsche Schulstruktur »privilegiert die oberen Sozialschichten, indem sie sie vor aufstiegsfähigen Mitbewerbern aus den unteren Sozialschichten abschirmt und begünstigt so die Reproduktion von ökonomischem und sozialem Kapital« (Ernst Rösner)
Diverse Schulleistungs-Studien (LAU-Studie, IGLU-Studie, PISA-Studie) haben belegt, dass Kinder von lohnarbeitenden und/oder migrantischen Eltern häufig eine Empfehlung für eine niedriger wertige Schulformempfehlung erhalten als Kinder von Eltern mit höherer Bildung, selbst wenn z. B. die getesteten Lese- und Mathematikkompetenzen gleich sind. Die sozialen Unterschiede werden über die Ausbildung spezifischer Schulmilieus sogar noch verstärkt. Eine Studie der Universität Augsburg von 2007 weist zudem auf einen deutlichen Unterschied zwischen Land- und Stadtkindern hin, gekoppelt an genderspezifische Zuweisungen. So wechseln z. B. im bayerischen Teil von Schwaben auf dem Land nur 22 Prozent der Mädchen von der Grundschule auf das Gymnasium. In bayerischen Städten dagegen gehen 44 Prozent der Mädchen mit vergleichbaren Noten auf die Oberschule. In besonderer Weise sind Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien von Bildungsbenachteiligung betroffen, worauf seit einiger Zeit verstärkt eine Fachdiskussion reagiert; die etwa 5 Prozent der SchülerInnen mit Behinderung werden vom allgemeinen Schulsystem ausgeschlossen und in Förderschulen abgeschoben. Mit Blick auf die ‘Verlierer’ dieses Schulsystem hat der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Vernor Munoz, am 21. März 2007 der Bundesrepublik beträchtliche Defizite bei der Verwirklichung des Menschenrechts auf Bildung vorgeworfen.
An diesen Defiziten (Stadt-Land-Gegensatz, geschlechtsspezifische Benachteiligungen, ethnisierende Zuschreibungen, soziale Deklassierungen) setzt »school is open« mit seinem Ziel der »Eine Schule für alle« an.
Neben den Schulen stehen auch die Hochschulen im Zuge des Bologna-Prozesses zur Diskussion. Die Umstellung auf Bachelor-/Master-Studiengänge und die damit einhergehende Modularisierung und das System der credit points stehen für eine gestraffte Ausbildungsform, bei der den Studierenden kaum mehr Zeit und Raum für experimentelles Lernen und eigene, unkonventionelle Interessen bleibt.
Zudem zeichnet sich ein düsteres Bild für die Geschlechtergerechtigkeit an den Universitäten ab. Der enge Zeitrahmen des BA-/MA-Studiums hängt Kinder erziehende Studierende – also überwiegend Frauen – hoffnungslos ab, auch im Übergang zum Master. Hohe Studiengebühren, fehlende finanzielle Förderung und die Verschulung des Studiums weiten die ohnehin bestehende Ungleichheit zwischen Frauen und Männern aus.
Dieser Kontext bildet den Hintergrund für das von der Studierendenvertretung an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln dauerhaft unterstützte »school is open«BildungsRaumProjekt.
Ziel des Projekts ist es, ausgehend von den Interessen und Bedürfnissen der Studierenden an der Fakultät und der Universität zu Köln Suchprozesse zum Forschen, Lehren und Lernen anzuregen und die damit verbundenen Produktionen in einem »work in progress« zu dokumentieren. Im Mittelpunkt der Suchbewegung steht die Humanwissenschaftliche Fakultät mit ihrer Ausbildung von PädagogInnen, LehrerInnen und PsychologInnen. An dieser Schnittstelle von Universität und Schule entsteht die Frage, auf welche Art und Weise, mit welchen Inhalten, anhand welcher Gegenstände gesellschaftliches Lernen organisiert sein sollte.
Mit dem »school is open«Projekt soll die Institution Universität genutzt werden, um Praxisformen zu erproben – demnächst u. a. im Rahmen eines durch das neue Lehrerausbildungsgesetz geforderten Praxissemesters – und Denkprozesse über Fragen anzuregen wie z. B.: Was bedeutet Bildung im 21. Jahrhundert? Welche Rolle spielen ökologische und umwelterzieherische Inhalte? Wie kann soziale Ungleichheit als Haupthindernis für eine Schule für Alle durch pädagogische Interventionen umgekehrt werden? Wer sind die Träger neuen gesellschaftlichen Lernens und was sind ihre Inhalte? Ist der Bildungsbegriff überhaupt noch zeitgemäß? Und wie könnten Bildungsräume, Wissenskulturen und Lernprozesse gestaltet sein?
»school is open« hat insofern mit zum Ziel, eine kritische Betrachtung des Studienalltags und seiner institutionellen Rahmenbedingungen an der Universität Köln zu etablieren, und zwar aus der Perspektive der Studierenden.
An der Humanwissenschaftlichen Fakultät werden LehrerInnen für die unterschiedlichen Schulformen und PädagogInnen für den außerschulischen Bereich ausgebildet. Die aktuellen staatlichen Vorgaben tragen ambivalente Impulse in die institutionelle Entwicklung der LehrerInnenausbildung.
Neben einer Tendenz zur stärkeren Gleichwertigkeit der Lehrämter für die verschiedenen Schulformen und zur stärkeren Einbettung von pädagogischer Praxis und deren wissenschaftlicher Reflexion stehen quantitativ-technokratische Definitionen, die zu einer Verengung pädagogischer Fragestellungen führen könnten. Die permanente Umwälzung der Anforderungen an pädagogische Arbeit und an die Schulen resultiert zurzeit auch darin, diese in so genannte Selbstständigkeit zu entlassen, d. h. einerseits in eine prekäre Zukunft als Bildungsmarktobjekte, andererseits aber auch in experimentelle Freiheit.
Das »school is open« BildungsRaumProjekt zielt mit seinem – tendenziell durch einen wissenschaftlichen Beirat begleiteten – Schulgründungsvorhaben auf die Auseinandersetzung mit emanzipatorischen und inklusiven Bildungsmodellen jenseits der normativen Staatsschule oder von elitären Privatschulen. Dabei dürfen Modelle »freier« Schulen nicht gleichgültig gegenüber Verwertungszusammenhängen sein, sonst droht ihnen eine Zukunft als idealistisches Wolkenkuckucksheim, statt eine erstrebte der aufgeklärten Hoffnung auf ein besseres Lernen und Leben für alle.
http://www.schoolisopen.uni-koeln.de/konzeptionelle-klammer-und-ziel-von...
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Universität zu Köln | Humanwissenschaftlichen Fakultät
Gronewaldstr. 2 | 50931 Köln
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StAVV | Studierenden-Ausschuss der Vollversammlung
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Fachgruppe Erziehungs- und Sozialwissenschaften
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Herbert-Lewin-Straße 2 | 50931 Köln
Raum 28a | Gebäude 211
http://www.schoolisopen.uni-koeln.de/impressum/
cool
das hört sich ja interessant an...viel viel viel erfolg!!!!!
bla
das niveau auf linksunten erreicht ungeahnte ausmaße... leute wir sind hier nicht auf de.indymedia.org
@anonym
Kuck mal, ein von Deiner Magie erzeugter Haufen Laub der sich durch den Wind im Kreise dreht bevor er weggeweht wird...Kommentar verkneif.
zur hölle mit der bildung !