Heike Schrader lügt in ihrem Artikel in der jungen welt zum Generalstreik in Griechenland.

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Heike Schrader lügt!

Betrifft den Artikel „Mörderischer Angriff“ in der Tageszeitung junge welt vom 21. Okt. 2011. In der fett gedruckten Unterüberschrift behauptet die junge welt „Hintergründe zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten“ in Athen liefern zu wollen. Der folgende Artikel strotzt dann jedoch nur so vor Auslassungen, Verdrehungen, Halbwahrheiten und Parteipropaganda der KKE. Da Heike Schrader seit Jahren in Athen lebt dürfte ihr all das bekannt sein. Der Artikel kann deshalb nur als wissentliches Lügenkonstrukt bezeichnet werden.

 

Zu den Auseinandersetzungen war es am 2. Tag des 48stündigen Generalstreiks zwischen einem Block von AnarchistInnen, Linksradikalen und nicht eingebundenen Jugendlichen einerseits und Ordnern der stalinistischen KKE, ihrer Jugendorganisation und der von der KKE dominierten Gewerkschaftsfront Pame gekommen. Das 53-jährige Pame-Mitglied Dimítris Kotzarídis erlitt nach Tränengas- und Blendschockgranatenbeschuss durch die MAT-Sondereinheiten der Polizei einen Herz- und Atemstillstand und verstarb noch vor Ort. Ärzte, die vergeblich versuchten ihn wiederzubeleben, führen seinen Tod auf das Einatmen großer Mengen von Tränengas zurück. Nach Aussagen eines ihn begleitenden Bekannten, war er nicht an den Auseinandersetzungen beteiligt und „fiel direkt nachdem eine Tränengasgranate vor seinen Füßen explodierte, plötzlich um.“ Anstatt diesen erneuten Polizeimord anzuklagen, sprach die KKE-Vorsitzende Aléka Paparíga die Polizeikräfte noch am 20. Okt. auf einer Pressekonferenz von jeder Schuld frei.

 

Dass Schrader im Artikel nicht einmal die Todesumstände erwähnt spricht Bände. Bei ihr liest sich das folgendermaßen: „Als »organisierten mörderischen Angriff von Befehle ausführenden Provokateuren« bezeichnete die Kommunistische Partei Griechenlands, KKE, den Angriff auf ihre Gewerkschaftsfront PAME am Donnerstag. Dabei hatten mehrere hundert Vermummte den Demonstrationsblock der PAME vor dem griechischen Parlament mit Steinen, Rauchgeschossen und sogar Brandbomben angegriffen. Bei den Auseinandersetzungen wurden mehr als 40 Menschen verletzt, der PAME-Gewerkschafter Dimitris Kotzaridis erlitt einen tödlichen Herzinfarkt.“

 

An dem Satz ist einzig das Zitat der KKE richtig zitiert! Und das die griechischen Stalinisten all diejenigen, die nicht ihren eigenen Befehlen gehorchen als „Befehle ausführende Provokateure“ bezeichnet ist bekannt. So waren, angefangen von den aufständischen BesetzerInnen des Polytechnikums 1973, von denen einige ihren Kampf gegen die Militärdiktatur mit dem Tod bezahlten, bis zu den Beteiligten des sozialen Aufstands im Dezember 2008, als nach der Ermordung von Aléxandros Grigorópoulos tagelang griechische Innenstädte brannten, laut KKE immer nur „Provokateure“ am Werk.

 

Des weiteren wurde am 20. Okt. 2011 kein „Demonstrationsblock der Pame“ angegriffen, sondern die mit Helmen, Knüppeln und Vierkanthölzern bewaffnete Schutztruppe der Pame, die über viele Stunden das Parlamentsgebäude vor anderen DemonstrantInnen geschützt hatte. Dieser Schutz, wohlgemerkt des Gebäudes in dem in diesen Stunden die weitere Ausplünderung des Landes beschlossen wurde, geschah mit körperlichen Zwangsdurchsuchungen, Taschen-, und teilweise Personalienkontrollen „verdächtiger“ DemonstrantInnen und sollte bis zum Ende der Abstimmungsprozedur aufrecht gehalten werden. Die so freiwerdenden Polizeikräfte tranken in dieser Zeit Café, bzw. verteilten sich strategisch in den umliegenden Straßenzügen. Schon am Tag zuvor, dem ersten Tag des Generalstreiks, hatte die KKE über vier Stunden die komplette Straße vor dem Parlament für andere Demonstrierende dicht gemacht. Nur um Haaresbreite konnte dabei eine Straßenschlacht zwischen der seit zwei Wochen streikenden Müllarbeitergewerkschaft und der KKE vermieden werden.

 

Nicht umsonst zeigten sich die ParlamentarierInnen beeindruckt vom „gut organisierten Schutzschild der KKE für die parlamentarische Demokratie“. Bei früheren Generalstreiks hatten zum Teil zehntausende Demonstrierende versucht das Parlament zu stürmen, was zu heftigen Straßenschlachten mit den Polizeikräften und vielen Unannehmlichkeiten für die „Volksvertreter“ geführt hatte. Anarchistische und linksradikale Gruppen hatten auch jetzt im Vorfeld erklärt, dass nur die Erstürmung und Besetzung des Parlaments neue Sparbeschlüsse verhindern könne. Die „mehrere hundert Vermummte“, waren dann auch mehrere tausend Menschen, die genug vom unterdrückerischen Tun der KKE haben. Sie prügelten sich in der Folge im übrigen mit den nicht minder behelmten und vermummten „roten Bullen“ der Partei und die „mehr als vierzig Verletzten“ dürften zu einem nicht geringen Teil die von den KKE-Ordnern „verhafteten Provokateure“ sein, die zuerst übel zusammengeschlagen und dann den echten Bullen übergeben wurden.

 

„Doch der brutale Angriff auf Griechenlands Kommunisten kommt nicht aus heiterem Himmel:“ Da hat Schrader tatsächlich recht – allerdings schreibt sie nichts dazu in ihrem Artikel. War es im letzten Jahrzehnt relativ ruhig was körperliche Auseinandersetzungen in der griechischen Linken betrifft, so liegt dies vor allem daran, dass die KKE seit bestimmt 15 Jahren nur noch getrennt von allen anderen demonstrierte und somit keine direkte Gefahr mehr für die körperliche Unversehrtheit all derer darstellte, die sich ihr nicht unterordneten. Einzig aus diesem Grund kam es in letzter Zeit nicht zu den in den 70er, 80er und 90er Jahren regelmäßig stattfindenden brutalen Prügeleinsätzen der KKE-Schläger, die oftmals in Zusammenarbeit mit den MAT-Sondereinsatzbullen auf Demoblöcke von Linksradikalen, Autonomen, AnarchistInnen, und „Wilder Jugend“ im Rahmen der Gedenkdemonstrationen zum 17. November losgingen. (u.a. 1979, 1995, 1998, 1999).

 

Insofern ist das ständige Geheule der KKE über „bezahlte, vermummte Provokateure“ oder „Anarcho-Faschisten“, die zum Schaden der Partei mit dem Staat zusammenarbeiten, mehr als scheinheilig. Die einzige organisatorische (linke?) Macht, die in Griechenland ständig mit allen Mitteln konkurrierende Strukturen – und hierbei vor allem so genannte oder tatsächliche Linksabweichler, Trotzkisten, Anarchisten – bekämpft, ist die KKE. Dass sie dabei wann immer es ihr nötig erscheint mit dem Staatsapparat zusammenarbeitet versteht sich von selbst. Momentan versucht die KKE den Mehrwert der Demonstrationen und der Auseinandersetzungen für sich zu verbuchen:

- Anerkennung vom System für den Schutz desselben eingeheimst,

- gleichzeitig „kämpferisch“ mit Helm und Knüppel dagegen in die Schlacht gezogen

– und außerdem noch „Opfer staatlich gelenkter Provokateure“.

 

Da kommt ein Toter gerade recht – nur schade, dass ihn kein Stein von „Vermummten“ erschlagen hat. Beim Generalstreik vom 19./20. Oktober haben hunderttausende Menschen die KKE in Aktion erlebt (frei nach dem Motto „wer nicht für mich ist, ist der Feind“ wurden auch AktivistInnen der „bezahlt wird nicht“-Kampagne von den KP-Schlägern verprügelt) und konnten sich erneut ein Urteil bilden. Die kommenden Mobilisierungen werden zeigen welchen Schluss sie daraus gezogen haben. Da Massenmedien, PolitikerInnen aller Parteien, staatstragende Gewerkschaften und die KKE an diesem Punkt eine propagandistische Einheitsfront bilden, kommt es – wie immer – aufs eigene Denken an.

 

Ralf Dreis, Vólos Griechenland

 

 

http://de.contrainfo.espiv.net/

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Die Anarchisten, anstatt sich für den feigen Angriff auf die revolutionären Kräfte in Athen zu schämen, stricken lieber einen Opfermythos. Nach Kronstadt und Spanien haben sie nichts mehr zu bieten, deshalb muss jetzt Griechenland her. Man sieht sie förmlich vor sich, wie sie mit erstickender Stimme über die von ihnen als Stalinisten diffamierten Kommunisten heulen. Das griechische Volk ist dennoch schlau genug, sich seine Revolution nicht von einigen Provokateuren sabotieren zu lassen. Es weiß, dass das Parlament nicht beschützt (gehts noch?) sondern blockiert wurde. Die vielen Zehntausend sprechen eine deutliche Sprache.

Für die Anarchisten gilt wie immer: Im Vorfeld einer Revolution dürfen sie ein bisschen mitmischen. Wenn es ernst wird, sind sie außen vor. Zum einen, weil sie selbst nicht wollen, zum anderen weil sie nicht können. Und so soll es auch bleiben.

 

"Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen."

Karl Marx

Da hat sich ja unser Mikis für Arme den richtigen Namensgeber ausgesucht. Mikis Theodorakis, vormals strammer Leninist und Fan der KKE, heute Konservativer im Sumpf der Nea Dimokratia. Was kommt da wohl als nächstes an Pseudonym? 

ist Theodorakis im Sumpf der ND? Bitte Belege. Danke.

Ich finde es gut, dass den Leuten hier mal aufgezeigt wird, was am Ende von autoritärem Stalino-Kommunismus steht, solange er nicht an die Macht kommt. Danach kommt die Wand, an der wir AnarchistInnen erschossen werden, und die Gulags. Zumindest, wenn wir euch Roten gewähren lassen – was wir jedoch nicht tun werden und was die griechischen GenossInnen auch gerade nicht tun.

denn es ist doch eher das geheul der reformistischen staatssozialistenkapitalisten, daß sie nämlich nicht die richtung bestimmen können in die die sogenannten krisenproteste gehen, das hier durchs maschinengeklapper zu hören ist...

welch ekelhaft platte hetze gegen leute die das einzig richtige tuen und den rechten schulterschluß mit dem staat angreifen.

und dann auch noch dazu marx zusammenhangslos herbei zu zitieren zu versuchen... als ob er das damals damit gemeint hätte...

fragt euch besser mal, nach dem bitte richtigen verstehen des zitats, mit wem ihr gemeinsame sache macht!

gegen staat und kapital - allemal.

spalte und herrsche. hat schon immer gut funktioniert... schade!!!

!

Gute und Wichtige Antwort. Es hatt und wird nie eine Einheitsfront geben! Keine Spaltung sondern Konsequente Abgrenzung gegen Autoritäre, Herrschaftsgeile, Dogmatische Weltanschauungen! Für die Anarchie Nieder mit allen Feinden der Freiheit!

d

jawoll

einfach ganz viele kampfbegriffe hintereinader reihen und sich dann noch gegen dogmatismus ausprechen

selig sind die gesitig armen oder so

Ein Foto veröffentlichen auf dem zu sehen ist wie Brandbomben auf die Pame und KKE geworfen werden und dann behaupten Heike Schrader lügt. Schizophrener gehts nicht mehr.

Jetzt streiten sich mal wieder deutsche Linke über Vorgänge mehrere Tausend Kilometer entfernt, wer recht und die reine Lehre hat. Sagt mal, geht es euch noch gut. Habt ihr keine amoklaufende Merkel, Westerwellle... die ihr bekämpfen könnt, um euch gegenseitig zu bekämpfen. Ich finde Texte wie die von Ralf hier sehr dreist. Sie entlarven sich schon durch ihre Sprache. "Der Artikel kann deshalb nur als wissentliches Lügenkonstrukt bezeichnet werden." Ach Gottchen. Das Heike was anderes gesehen haben könnte als du, kommt dir nicht in den Sinn. Dass es mehrere Realitäten gibt, ist nicht gedämmert. Wer sagt dir denn, dass unter den Angreifern mit Helm, Knüppel und Sturmhaube keine Polizei-Provokateure waren, welche die "Stalinisten" versuchten herauszuholen. Die beschreibt auch der Grieche Wassilis Aswestopoulos  http://www.heise.de/tp/artikel/35/35733/1.html

Es wird wieder mal das deutsche linke Sektierertum gepflegt. Ja, so kommt man garantiert dazu, die Lage in Deutschland zum Tanzen zu bringen. Merkel, Schäuble, Westerwelle, Steinmeier, Özdemir und Co lachen sich schief über eine solche radikale Linke und beschließen heute die Ausplünderung der gesamten europäischen Bevölkerung. Mann, Frau, Mann, dagegen sollte man sich aufregen und nicht über Vorgänge, die man sowieso nicht vollständig durchschauen kann.

Ich haben mir mal in Ruhe das KKE fotoalbum vom 20.10. angesehen und am ende die von indymedia bekannten "ziften/faschos/pimps" (fotografiert dezember 2010) sind eindeutig auf den fotos vom 20.10. wiederzuerkennen. sind das jetzt doch keine "ziften/faschos/pimps"?

Dass auch Zivilpolizisten, Faschisten an diesem Tag unterwegs waren?

 

Ach nee, wirklich? Danke für diese Erkenntnis.

 

Aber es waren auch Rechte, die während des Protestes der PAME, am Denkmal vor dem Parlament ungestört gedachten und ihre Lappen wedelten. Hat jetzt irgendjemand behauptet, dass aus diesem Grunde alle Leute dort rechts waren?

 

Wenn du mir jetzt noch erklären willst, dass sich in der PAME - Demo keine Zivis tummelten und dass, KKE die linke einzige Partei der Welt ist, in der es keine Spitzel gibt, lache ich ich tot!

 

Immer sind Zivis, Spitzel und auch provozierende Faschisten und Querrfrontler auf solchen Manifestation - weltweit. Es geht darum sie zu erkennen und rauszuschmeissen.

 

Verschiedene Fotos ohne Beweise aber miteinander zu verknüpfen ist unlauterer Mist. Das macht KKE! Dazu hat sich z.B. "Wir zahlen nicht" eindeutig geäussert und zwar mit 12 Minuten laufendem Bildmaterial und nicht wahllos zusammengestellten Fotos.

 

Leute in zusammengebogenem Kontext zu outen, bzw. zu denunzieren, macht ebenfalls KKE in ihrer Zeitung. Auch hierzu hat sich "Wir zahlen nicht" geäussert.

 

Warum KKE ausgerechnet GEWALTFREIE jetzt zum Hort des Bösen erklärt, wird immer ihr Geheimnis bleiben!

 

Schaut euch mal oben die Bilder von Occupy aus der USA an (anderer Tread dazu). Alles "AnarchoFaschistinnen" oder ist die Welt doch nicht nur schwarz und weiss?

Im Gegensatz zu Athen, gibts in Amiland wirklich "Anarcho-Nationalisten" und dat Dingen heisst "Ich Zahle Nicht" - wurden die 12 Minuten übersetzt?

Es geht hier nicht um die Blöcke der Nachbarschaftskollektive und Basisgewerkschaften, die sonst immer von den Bullen angegriffen werden und neben den Trotzkisten von EEK am meisten Opfer bei den Demos der letzten Jahre zu beklagen hatten. Die demonstrierten zur selben Zeit mehrere Tausend stark ohne Zusammenstöße und da die überwiegend anarchistisch geprägt sind, stellt sich dann doch die Frage, wer das  andere war! Andere Anarchisten oder die Nihilisten? - wenn's die noch gibt... Und zudem stellt sich die Frage, warum 2009 und 2010 auf IndymediaAthen enttarnte "Asfalite", die scheinbar jetzt wieder massiv aktiv waren, nicht benannt werden sollten. Und zwar so massiv, daß die Vermutung nahe liegt, daß es eine größere Gruppe war.

Es geht um den Adidas/Ferrari-Block, aus dem die Mollis fliegen und die fliegen bekanntermaßen auch nicht auf oder vor Cops mit Brandschutzklamotten. (Abgesehen davon fliegen die ja in letzter Zeit immer häufiger auf Bullen in kurzem Hemd und Journalisten und mehrere hundert "Autonome" toben immer viel zu früh und völlig ineffektiv an lächerlichen Plexiwänden rum, während auch weiterhin die Yachten in den Häfen Attikas schaukeln.)

Der allereste Molli fliegt immernoch bei einer Rückwärtsbewegung von PAME und die ihn abbekommen, kriegen ihn von hinten auf die Schulter. Egal, was PAME davor gemacht hat, ist das völlig asi und humanistischer sind dann doch wohl Fleischwunden durch Knarren oder nicht?

Vor über einem Jahr ging die Diskussion über Mollis in vermeintlich leere Banken, dann ging sie darum, wie es passieren kann, daß in Exarchia eine Markthändlerin und zwei ihrer Kunden (letztere Intensivstation)  in Flammen stehen und jetzt ist es plötzlich normal, daß Mollis auf "Zivilisten" fliegen... HÄH? Und das für Genossen in einem Land, in dem auf Demos in zehn Jahren weniger Mollis flogen als in Athen auf einer Demo.

Oder ist das mit dem Verbrennen jetzt voll o.k.?

Die Fotos wurden hier gelöscht, waren wohl zuviele Touristen mit drauf, aber sie waren ganz schön impressiv...

 

WETTEN DASS SICH DEMNÄCHST BEKANNTERE ANARCHISTISCHE ZUSAMMENHÄNGE AUS GRIECHENLAND MELDEN WERDEN, DIE DAS GANZE DIFFERENZIERTER BETRACHTEN?

>WETTEN DASS SICH DEMNÄCHST BEKANNTERE ANARCHISTISCHE ZUSAMMENHÄNGE AUS GRIECHENLAND MELDEN WERDEN, DIE DAS GANZE DIFFERENZIERTER BETRACHTEN?<

 

Nicht nur in Griechenland. Ich denke auch, dass hier die meisten, die Molliwürfe in dieser Situation eher skeptisch bis ablehnend sehen. (wenn sie denn aus linken antiautoritären Kreisen kamen). Wäre es anders, würde es hier sicher anders laufen.

Oder?

 

Wann bitte genau, soll so etwas in Deutschland in den letzten 30 - 40 Jahren gelaufen sein? Ich denke noch nichtmal gegen Faschos!

 

Zum unreflektierten Rumprollen eignet sich das Internet halt wunderbar. In ner VV oder Kongressen überlegen sich doch alle 3 mal was sie rumblökken!

 

Ändert aber nichts an der Kritik des Verhaltens der KKE!

 

Brandbrief eines griechischen Publizisten"Betrüger, Unterwürfige, Arschkriecher"

Kommentar von G. Makridakis & E. Beis

In die Tonne damit, sagt Giannis Makridakis zu einem Appell griechischer Minister. Indes streikt die Athener Müllabfuhr.  Bild:  ap

CHIOS taz | Angesichts der andauernden Streiks, die das öffentliche Leben in Griechenland lahmlegen, rufen nun drei Minister der griechischen Regierungspartei PASOK das griechische Volk zu mehr Arbeitsamkeit und einer besseren Arbeitsmoral auf.

Giannis Ragousis (Innenminister), Anna Diamantopulou (Bildungsministerin) und Andreas Loverdos (Gesundheitsminister) haben vor einigen Tagen im Alleingang einen Aufruf veröffentlicht, indem sie die allgemeine "Gesetzlosigkeit" und Vetternwirtschaft im Alltag der griechischen Gesellschaft beklagen.

Sie rufen dazu auf, die Streiks zu beenden. Schulen, Krankenhäuser und das öffentlichen Verkehrsnetz lahmzulegen, um die Interessen der eigenen Vereinigung voranzutreiben, sei "zutiefst undemokratisch" und "asozial". Die Bürger sollen "moralischer" handeln und mit der Regierung zusammenarbeiten, denn Gesetze von oben reichten nicht aus, um das Land vor dem Abyss zu retten.

Der griechische Schriftsteller Giannis Makridakis hat mit einem entrüsteten Brief auf den Moralappell der drei Spitzenpolitiker reagiert:

Der Brief von Giannis Makridakis

"Das erleben wir also auch noch. Drei Staatsminister, allesamt hineingeboren und politisch aufgewachsen in dem Kartell, das in Griechenland den größten Schaden angerichtet hat, dem Interessenverband der PASOK-Partei, unterschreiben einen Aufruf gegen die Gewerkschaften und Interessenverbände des Volkes -  die ihrer Wähler!

Drei Politiker sind jetzt also hervorgetreten – die Nachfolger und Getreuen einer Politik, die seit 30 Jahren  die Ungebildetheit feiert, das Nichtige in den Vordergrund stellt, die Betrüger, Unterwürfige, Arschkriecher der Partei und Gescheiterte aus den Kleinkreisen der Politik fördert, die die falschen Väter ernährt, die vorgeben, sie würden sich für die Interessen der Arbeiter einsetzen, bis hin zu den Führungskräften einer korrupten, ignoranten und lächerlichen Lokalverwaltung und Zentralregierung.

Ausgerechnet sie sagen uns nun skandalöserweise, dass wir alle Schuld sind,  dass wir eine Gesellschaft eigennütziger Gewinnler geworden sind, die mithilfe ihrer Politikerfreunde ihren Vorteil ergaunert. Und dass sich das grundlegend ändern muss, damit wir eine Aussicht auf Rettung haben. So eine Schamlosigkeit im politischen Kontext hat es in der Geschichte des griechischen Staates noch nicht gegeben.

Diejenigen, die den griechischen Bürgern die Mentalität aufgezwungen haben „um zu überleben, muss ich mich den Parteien anbiedern, unterwürfig, Diener und Kunde der Parlamentarier sein“, die selben Menschen, die bis zu den letzten Wahlen noch mit dem populistischen Wahlversprechen „es gibt Geld“ taktiert haben, um die Vereinigungen hinters Licht zu führen und sie zu ihrem eigenen Vorteil und dem (Vorteil) der Partei für sich zu gewinnen, genau diese erbärmlichen Herrscher haben (jetzt) auf einmal das Licht der Tugend entdeckt.

Sie sind so erbärmlich, dass sie nichts begriffen haben

Sie sind zusammengekommen, nicht mit einer Erklärung der Reue, oder des Rücktrittes angesichts ihrer Verantwortung für das Schicksal Griechenlands, sondern mit einer Warnung an uns. Wir  sollen uns alle ändern - sie aber ihre Positionen behalten, damit sie uns nach vorne bringen, auf einem anderen Weg nun, mit den früheren Kameraden als Feinden.

Sie sind aber so erbärmlich, dass sie nichts begriffen haben. Sie haben nicht begriffen, dass die Zunft, der sie gedient und die sie genährt haben, zusammenbrechen wird, und dabei ihre eigene Zunft an der Spitze, mitnehmen wird, gerechtfertigterweise, als eine Zunft übelster Sorte. Ein Gebäude kann nicht bis zu seinen Fundament einstürzen, das Dach bleibt aber hochmütig an seinem Platz stehen.

Das Griechenland, das die PASOK-Partei geschaffen hat, und das die Nea Dimikrotatia-Partei in den Intervallen, in denen sie regiert hat, weiter ausgebaut hat, wird zuerst vollständig zerfallen müssen, um danach aus den Trümmern neu wiederauferstehen. Und bei seinem Niedergang wird es seine erbärmlichen Führer mitnehmen. Weil es aus Gründen der Gesetzmässigkeit gar nicht anders kommen kann."

 

 

geboren 1971 auf Chios, lebt dort als Landeshistoriker, Publizist und Autor. Seit 2008 schreibt er Romane und zählt mittlerweile zu den beliebtesten Schriftstellern Griechenlands ("Wintersonne", 2010).