Das »…ums Ganze!« wurde Ende 2006 gegründet, um linksradikale Gesellschaftskritik überregional zu organisieren und handlungsfähig zu machen. Es geht um eine Kritik, für die es weder Institutionen noch Parlamente noch feste Verfahren gibt: um die Kritik gesellschaftlicher Herrschaft als ganzer. Im »…ums Ganze!«- Bündnis sind derzeit linksradikale und kommunistische Gruppen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Bremen, Niedersachsen und Wien (Österreich) organisiert. Der aktuellste Zugang ist die Basisgruppe Antifaschismus aus Bremen. Zeit für einen kleinen Rückblick der gelaufenen Aktionen und Kampagnen.
Der Ton wird rauer, die Politik verrückter und die Aussichten immer brutaler. es gibt allen Grund, sich gegen diese Zumutungen zu wehren. Stattdessen wird nach unten getreten, wo es noch geht. Aber: So wie es ist, muss es nicht bleiben. Das kommunistische „…ums Ganze!“-Bündnis lädt zum gepflegten Aufstand gegen Sozialchauvinismus, Rassismus und Kapitalismus ein.
Im Zuge der Kampagne gegen Integration und Ausgrenzung mobilisierten wir mit eigenem Plakat und Aufruf zu den Protesten gegen die Innenministerkonferenz im Juni in Frankfurt/Main. An der Demonstration, die im Vorfeld stark von Repression und Pressehetze betroffen war, beteiligten sich über 2000 Menschen aus unterschiedlichen Spektren der radikalen Linken.
Gestern noch als bestmögliche Wirtschaftsform gefeiert, erscheint der Kapitalismus heute eher als fortwährende Bedrohung. Seine globale Krise hat Menschen und Unternehmen erschüttert und ganze Staaten in den Ruin getrieben. Die »systemischen Risiken« und Krisentendenzen des Kapitalismus werden inzwischen öffentlich eingestanden. Dennoch scheint das historische Projekt seiner Überwindung derzeit ohne Chance. Gerade deshalb müssen wir klären: Wie kann ein Bezug auf »Kommunismus« heute aussehen? Wie kann radikale Kapitalismuskritik praktisch werden?
So, wie es ist, bleibt es nicht. Den Kapitalismus durch einen »Verein freier Menschen« (Marx) zu ersetzen, dieser Aufgabe sah sich dieser Kongress verpflichtet. Über 500 Menschen diskutierten unter anderem mit ReferentInnen wie Michael Heinrich, Antonella Muzzupappa oder der Gruppe TPTG über Arbeit & Krise im Kapitalismus.
Die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der „Wiedervereinigung“ in Bremen sind vorbei. Der Staat und seine Freunde wollten den bloßen Volkswillen feiern, der Mauern einstürzen ließ, und der den Deutschen einige Tage andauernden Gemeinschaftsgefühls ohne äußeren Feind bescherte. Längst gilt die Vereinigung Deutschlands als erste erfolgreiche und friedliche deutsche Revolution.
2500 Teilnehmer_innen unserer Demonstration war es ebenso wie uns ein Anliegen, radikale Kritik an Staat, Kapital und Nation auf die Straße zu tragen. Die Auseinandersetzung während der Workshops und auf den Podien zu der Frage der Besonderheit des deutschen Nationalismus und dem ideologiekritischen Hinterfragen von nationalen Events wie dem 3.10. hatte für uns ebenso eine starke Bedeutung wie die Demonstration selbst.
Ob als »individuelle Sinnstiftung«, als »Grundlage des Wohlstandes« oder als »Weg zur Selbstverwirklichung« – bei kaum einem Thema herrscht hierzulande so viel Einigkeit wie beim Thema »Arbeit«. Gegen diese ideologische Verklärung der Lohnarbeit riefen wir dazu auf, die Lohnarbeit als Produkt und Voraussetzung der Zwänge des globalen Kapitalismus zu begreifen und das nationale Bündnis für Arbeit zu sabotieren. Alle Aktionen, die wir unternehmen, stehen dabei unter dem Imperativ: »Keinen Finger krumm für diese Gesellschaft!«. Wichtige Aktionen waren dabei eine Demonstration am 30.04 in Frankfurt mit ca. 1000 Menschen sowie diverse Veranstaltungsreihen zur inhaltlichen Aufarbeitung der Thematik. [mehr]
Die Krise des Kapitalismus hat dem Ruf von Staat und Nation nicht geschadet, jedenfalls nicht hierzulande. Dank all der staatsverbürgten „Rettungspakete“ und „Schutzschirme“ konnte die „soziale Marktwirtschaft“ als historische Segnung abgefeiert werden. Deutschland inszenierte sich zu seinen großen Jubiläen – 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall, 20 Jahre Einheit – erfolgreich als Weltmeister sozialer Gerechtigkeit und revolutionärer Freiheit. Peinlich für uns, denn wir wollten eigentlich den ganzen Laden abschaffen, mit einer bundesweiten antinationalen Kampagne. [mehr]
Der deutsche Jubiläumsnationalismus 2009 erreichte im November seinen Höhepunkt. 20 Jahre ‘Wende’, 20 Jahre ‘Mauerfall’, 20 Jahre ‘Einheit in Freiheit’. Am Brandenburger Tor ließ der Staat noch einmal die Mauer errichten – um sie am 9. November mit großem Rums einzureißen. An der Demonstration gegen dieses Spektakel beteiligten sich über 2000 Menschen. Sie wurde aufgrund eines angekündigten Nazi-Konzertes vorzeitig aufgelöst, um den Teilnehmer_innen antifaschistische Proteste zu ermöglichen.
Am 23.Mai feierte „der liberalste Gewaltmonopolist, der jemals deutsche Pässe ausgegeben hat“ seinen Heiligen Gral, das Grundgesetz. Das war natürlich eine gute Gelegenheit, sich mal zu überlegen was uns dieses Grundgesetz eigentlich so bietet. Wir kamen dabei zu einem eher vernichtenden Urteil und riefen zu einer „Antinationalen Parade“ unter dem Motto: »Etwas Besseres als die Nation — Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit« in Berlin auf, an der über 3000 Menschen teilnahmen.
2008 beteiligten wir uns an der Mobilisierung gegen den “Anti-Islamisierungskongress” in Köln welcher von der rechtspopulistischen Partei “Pro Köln” angekündigt wurde. Durch entschlossene antifaschistische Intervention konnte die rassistische Veranstaltung verhindert werden. Wir versuchten in der Mobilisierung Aktionsformen zu entwickeln, die nicht vereinnahmbar sind und die es ermöglichen, eine verständliche und deutliche Kritik des falschen Ganzen in die Öffentlichkeit zu tragen. [mehr]
Vom 07.-09.12. hat in Frankfurt/Main der Kongress ”No Way out – Von Postoperaismus bis Wertkritik” stattgefunden. An den 3 Tagen nahmen zeitweise bis zu 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den einzelnen Veranstaltungen teil, was unter anderem auch darauf schließen lässt, dass die „Kritik der politischen Ökonomie“ nachwievor ein Thema der Bewegungslinken und das Interesse an einem wayout ungebrochen ist. [mehr]
Der G8-Gipfel ist vorbei, die Revolution hat nicht stattgefunden. Aber sonst war alles dabei, ein »Aktionstag Landwirtschaft«, eines der größten Polizeiaufgebote in der Geschichte der BRD, »massenhafter ziviler Ungehorsam« (Interventionistische Linke), eine große linke Großdemonstration, zahllose Verhaftungen, ein ordentlicher Krawall, die Funktionäre der Bewegung der Funktionäre, Distanzierungen und Solidarisierungen, eine »neue Qualität der Gewalt« (GdP), ein echter Düsenfliegertiefflug, gutes Wetter, schlechtes Klima, ein »rave against the machine«, Wodkaredbull, und, und, und – und das »…ums Ganze«- Bündnis. [mehr]
Lächerlich!
Wenn sich eine Gruppe schon "Ums Ganze" nennt, so offenbart das doch lediglich deren Überheblichkeit und den identitären Charakter der kompletten Veranstaltung. Wenn es dann auch noch darum geht andere mit der vermeintlich politisch korrekten Kritik zu bekehren, dann kann durchaus von einer Sekte die Rede sein. Abgesehen davon sind viele Beiträge auch inhaltlich einfach falsch, wie z.B. die Rede vom Kapitalismus als Naturgesetz in der UG-Broschüre oder der immer wieder angeführte Vorwurf der personalisierten Kapitalismuskritk - wobei UG selbst auf der Innenministerkonferenz, dem Opernball u.a. antipersonal aktiv war. Anderen Gruppen wird so etwas regelmäßig als "Widerspruch" angelastet, aber bei UG soll es "Ums Ganze" gehen... lächerlich!