Athen: Ein Versuch der wütenden Versachlichung

Eine politische Dummheit die Aktionen der KKE am Donnerstag, keine Frage. Nicht nur taktisch verrückt, egal wie „gut gemeint“, sondern konterrevolutionär in der Konsequenz.

 

Viel schlimmer: Die wirklich vielen klassenbewussten Arbeiter_innen die in PAME (aber auch KKE und KNE) organisiert sind, dürften ihren Augen nicht trauen… Der Ordnungsdienst der KKE (von historisch ungebildeten,  wenigstens nur eine kleine Minderheit in der radikalen Linken in Griechenland, auch KNAT genannt..) hat eine spalterische und selbstüberschätzende, eine eitle und reformistische Strategie der KKE-Führung umgesetzt.

So what?

 

Noch katastrophaler allerding die Reaktion darauf:

 

Wenn die Molotov-Werfer_innen aus organisierten Zusammenhängen kommen: Dann müssen sie dort rausgeworfen, isoliert, entfernt werden. Sofort.

 

Wenn es sich bei Teilen der Molotov-Werfer um Bullen oder Faschisten handelte, dann muss sich der „anarchistische Block“, d.h. die autonom und antiautoritär agierenden Genoss_innen, die sich zu Anlässen taktisch als Demonstration bzw. Front organisieren, sehr gut überlegen, ob die Taktik der militanten Zuspitzung von Manifestationen bürgerlicher, „kommunistischer“, normal-gewerkschaftlicher und z.T. durchaus nationalistisch geprägter „Volksfrontdemonstrationen“  in der momentanen Phase der Auseinandersetzung noch zu verantworten ist.

 

Oder Andersherum: Die Notwendigkeit einer militanten Intervention in bestehende Kämpfe, Streiks und kleinen Revolten ist unbenommen. Es ist eine taktische Frage, wann und wie organisierte Militanz den Trennungsstrich verdeutlichen kann.

 

Es ist natürlich eine taktische Frage, eine hochpolitische und sich stark auf die „Proteste“ auswirkende Frage, ob bei jeder Großdemonstration Richtung Syntagma, eine direkte Auseinandersetzung mit den Pigs gesucht (oder gefunden) werden muss.

Es ist, ob es  gefällt oder nicht, natürlich absolut von Interesse, ob die Mehrheit der Demonstrant_innen noch in der Kundgebung bleiben kann, wenn es kracht, nebelt und letztendlich um Leben oder Tod geht.

 

Und natürlich: die Bullen greifen immer an. Die nicht uniformierten Faschisten auch. Egal wie die Aktivist_innen sich verhalten.

 

Die Auseinandersetzungen an den Parlament-Einfahrten sind allerdings steuerbar. Es ist steuerbar, ob mensch bei jeder Gelegenheit die notwendige militante Auseinandersetzung direkt vor dem Parlament suchen muss.

 

Auf die Gefahr mich zu wiederholen:

Es ist auch eine taktische (neben der politischen, humanistischen, revolutionären..) Frage, ob ich auf die Provokationen des KKE Ordnungsdiensts mit Rückzug, mit einer Straßenschlägerei oder mit dem Werfen von Molotovcocktails reagiere. Hinter dem Ordnungsdienst, und auch dazwischen, stehen Kolleg_innen. Das sind Antifaschist_innen, Arbeiter_innen, Menschen.

 

 So wie es auch eigentlich eine taktische Frage für z.T.  klassenkämpferischen Kolleg_innen der PAME sein sollte, wann und wie sich ihr Organisations- und Führungsanspruch durchsetzen lassen könnte…

 

Der von scheinbar interessierten Kräften nun verbreitete Müll, bei der KKE handele es sich schon rein historisch um eine Handlangerin des Staates, der Bullen und Faschisten, ist allerdings viel problematischer als die geworfenen Mollies.

Es ist natürlich historisch falsch und auch aktuell eine verrückte Behauptung – genauso wie die Formulierung „anarcho-faschistisch“  der Reformisten an der KKE-Spitze eine hetzerische Frechheit ist.

 

Es gibt unterschiedliche Strategien und Taktiken innerhalb der revolutionären Arbeiter_innenbewegung. Die gab es immer. Der Stein der Weisen ist noch nicht verteilt.

 

Den Stein der Spaltung gewinnt allerdings mal wieder die autoritäre Führung „revolutionärer,“  „kommunistischer“ und „anarchistischer“ Grüppchen im befriedeten Deutschland.

Dem deutsch-dominierten Europa und seinen Nutznießern wird’s gefallen. Der Rest wird’s ausbaden. Gerade in Athen.

 

Grüße von "dort"

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Wenn die Molotov-Werfer_innen aus organisierten Zusammenhängen kommen: Dann müssen sie dort rausgeworfen, isoliert, entfernt werden. Sofort.

 

Nö.

Ich denke da sind ein paar Absätze zu viel reingerutscht, denn der vorangegangene Satz endet mit einem Doppelpunkt. Leider geht aus dem Text nicht hervor wessen Reaktion das sein soll.

Noch katastrophaler allerding die Reaktion darauf:



Wenn die Molotov-Werfer_innen aus organisierten Zusammenhängen kommen: Dann müssen sie dort rausgeworfen, isoliert, entfernt werden. Sofort.

Es gibt in der griechischen Linken seit vielen Jahren einen Slogan, der ins Deutsche übersetzt ungefährt so lautet: „Staat, du hast die Knites, warum brauchst Du da noch Bullen?“ (Knites sind die Mitglieder der KNAT, des Jugendverbandess der orthodox-kommunistischen Partei). Die KNAT stellt schon immer den Sicherheitsdienst bei Demonstrationen der KKE. Man erkennt sie an den Knüppeln mit den kleinen roten Fähnchen. Es gibt schon seit dem Ende der Diktatur immer mal wieder körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Knites und (anderen) Linken, weil der Sicherheitsdienst der KKE schnell mit dem Knüppel dabei ist. Das so etwas nicht noch öfter passiert, liegt im Wesentlichen daran, dass die KKE und KNAT (und ihre Gewerkschaft PAME) sich normalerweise so gut wie nie an Bündnisdemonstrationen beteiligen. Sie machen fast immer ihr eigenes Ding, wo sie die Kontrolle und Lufthoheit haben.

Am zweiten Tag des Streiks war das anders. Die KKE-Bosse sind zum ersten Mal seit Langem von ihrer Basis dazu gezwungen worden, sich an gemeinsamen Protesten mit anderen Gruppen zu beteiligen. Das hat die Führung allerdings sofort dazu genutzt, allen anderen auf dem Syntagma-Platz die eigene Linie aufzuzwingen. Oder mit anderen Worten, sie haben ihre Knite-Trupps dazu benutzt, das Parlament vor allen anderen abzuschirmen und sie haben jeden angegriffen, der versucht hat, durch ihre Reihen hindurch in Richtung Parlament zu kommen. Der KKE-Sicherheitsdienst ist die ganze Zeit immer wieder dazu aufgefordert worden, sich von den Polizeiabsperrungen zurückzuziehen und (auch) die anderen DemonstrantInnen nach vorne zu lassen. Die Antwort waren Beleidungen und teilweise koordinierte Angriffe auf Gruppen von DemonstrantInnen und das waren beileibe nicht nur Antiautoritäre, sondern auch alle möglichen anderen wütenden DemonstrantInnen. Was also hätten diejenigen tun sollen, die ihre Wut am oder am besten im Parlament ausdrücken wollten? Nach Hause gehen und es den Knites und ihren Bossen erlauben, das Parlament zu schützen und die Verelendungsgesetze ohne Proteste abzustimmen? Niemals – ποτέ! Sich der Minderheit der orthodoxen Kommunisten unterordnen und argwöhnig beäugt von deren Schlägern tatenlos auf dem Syntagma rumstehen? Ich bin zwar überhaupt nicht dafür, dass Molotovs in Richtung der Knites geworfen werden. Aber das ist nicht einfach so aus Spass geschehen. Zwei Freundinnen, die die Szene mitbekommen haben, sagten mir wenig später, dass das in einer Situation war, als ein Trupp Knites versucht hat, andere Demonstranten anzugreifen und zu knüppeln. Ein Bekannter, dessen Bruder Funktionär bei der KKE ist, sagte mir übrigens gestern, dass die Chefs der KKE jetzt ihren Leuten sagen: „Sehr ihr, wir haben es euch immer wieder gesagt, dass es keinen Sinn, mit anderen zusammen zu demonstrieren“.

Alexis (Mitglied der Koalition der radikalen Linken – SYRIZA)  

@Ikaria

Erst mal danke dafür, dass auch mal jemand hier schreibt, der nicht die KKE für den Inbegriff des Bösen und so eine Art schlimmere Nazis hält.

Mich würde allerdings interessieren, wie du auf die doch recht abwegige Behauptung kommst, die KKE-Führung sei reformistisch. Ich will jetzt nicht noch eine weitere Diskussion über das Verhalten der PAME und KKE am Donnerstag anfangen, weil wir uns da vermutlich eh nicht einig werden und andere hier schon genug zu dessen Rechtfertigung geschrieben haben. Aber daraus - selbst falls es sich um einen taktischen Fehler gehalten haben sollte - zu schließen, die gesamte KKE-Führung sei reformistisch, ist einfach totaler Schwachsinn. Was ist denn an denen reformistisch? Die KKE spricht offen von sofortigem Austritt aus EU und NATO, Verstaatlichung der Monopole, revolutionärer Volksmacht und Klassenkampf gegen das Kapital bis zur proletarischen Revolution. Das ist nicht gerade die Rhetorik einer reformistischen Partei. Die Gründung der PAME zeigte außerdem, dass die KKE mit diesem Anspruch ernst machen will. Diese manchmal gezogene Trennung zwischen KKE-Basis und KKE-Führung zieht  sowieso nicht. Die Führung wird von der Basis immerhin demokratisch gewählt und diese Ergebnisse werden von den KKE-Mitgliedern akzeptiert, selbst wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.

 

@Alexis

Kannst du noch was anderes als die dümmliche Anti-KKE-Hetze deiner Parteigenossen wiedergeben? Ich könnte jetzt lange darüber schreiben, dass Reformisten wie ihr der revolutionären Bewegung immer schon in den Rücken gefallen seid, weil das in der Logik eures Politikkonzepts im Dienste des Kapitals steht, aber das spare ich mir mal.Es ist halt nur etwas lächerlich, wenn ein Vertreter eines Bündnisses, das sich seit zwei Jahrzehnten die Forderungen der Bourgeoisie zueigen macht  - ich muss dir wohl nicht eure Position zur EU inklusive der Verträge von Maastricht, eure Befürwortung des Eurobeitritts, des Annanplans, die Stützung der EU-Militarisierung durch den Synaspismos, eure Beteiligung an der Politik der Arbeitgebergewerkschaften usw usf erklären - sich auf einmal so aufspielt, als wäre die KKE eine Stütze der herrschenden Klasse...

Die Darstellung deiner Freundinnen ist übrigens nicht so ganz glaubwürdig, weil Videos existieren, die eindeutig zeigen, dass die "koukouloforoi" über längere Zeit hinweg die KKE-Leute provozieren und mit Gegenständen bewerfen, bevor diese sich dann endlich mal wehren. Wer hier mit der Gewalt angefangen hat, sollte ja wohl klar sein.

Dass die KKE jetzt überlegt, ihre Demos wieder getrennt von den anderen abzuhalten, ist ja wohl auch verständlich: So lange es nicht möglich ist, eine kommunistische Demo zu veranstalten, ohne dass diese tätlich angegriffen wird, versucht man natürlich, das entsprechende Personenpotential auf Distanz zu halten. Die KKE versucht gerade, eine möglichst breite Masse gegen die Regierungspolitik und das System zu mobilisieren. Sie hat sicher am wenigsten ein Interesse daran, Szenen wie am Donnerstag zu produzieren - und Molotowcocktails abkriegen wollen sie sicher auch nicht.

Diesen Text mit Gruesse von "dort" zu unterschreiben ist dreist. Das er statt dessen am heimischen oder dienstlichen Rechner in Deutschland entstanden ist zeigt schon die Formulierung vom "rauswerfen, isolieren und entfernen der Molotov-Werfer_innen".

So funktioniert nichts und denkt niemand in Athen, das gibts nur in Doofland.

im gegensatz zu "doofland" sind die organisierten Genoss_innen in athen durchaus in der lage ihre politische praxis zu reflektieren.

darum ging es ja auch u.a. in diesem artikel (den ich auch nicht gut finde...).

deine mitteilung ist dreist. du behauptest dinge. mehr nicht.

Also ich find der ganze Text ist Unfug!!!!

Warum Menschen aus einer Bewegung werfen weil sie sich wehren?

Ob die Mittel nun Verhältnismäßigkeit waren oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

Aber was ich beurteilen kann ist, dass in den meisten Artikeln die bis jetzt geschrieben wurden zu dem Thema, der Kernpunkt nicht getroffen wurde.

Ist eine Spaltung nicht längst vollzogen wenn eine Bewegung denkt, einer anderen das Recht auf Widerstand verbieten zu können?

Was soll an dieser Bewegung anders sein wie an unserem jetztigen Staat?

Außerdem hier die ganze Schuld nur dem Ordnungsdienst zuzuschieben, finde ich etwas einfach.

Jeder hätte sich dagegen entscheiden können, da mit zu machen!!!!

 

Also ich für meinen Teil solidarisiere mich mit den Antiauthoritären / Anarchistischen Genossen.....

Das erste Video in diesem Artikel braucht keine weiteren Erklärungen:

http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1345984

 

Solidarität mit den von der KKE Gewalt betroffenen Menschen und denen, die sich gegen ihre Angriffe gewehrt haben!

Ich verstehe die Aufregung über diesen Vorfall. Ich habe jedoch das Gefühl, jeder hier bastelt sich seine Version der Dinge von zu Hause aus.
Wirklich beurteilen kann man die Lage dort nicht von hier aus. Daher sollte man entweder wirkliche Recherchen anstellen um die gesamte Geschichte "neutral" zu prüfen oder es einfach sein lassen.