[Sbg] Zensur auf der Radiofabrik wegen Sexismuskritik

Feministisches Symbolbild

Nachdem die Radiofabrik (freies Radio in Salzburg) von mehreren Seiten Kritik an ihrem Umgang mit einem in einer Sendung gespielten übelst sexistischen Lied bekam, werden nunmehr zwei Sendungen (Radio Termit und SISTER RESIST Frauenzimmer) von Seiten der Radiofabrik (vorläufig) abgesetzt.

 

Zum besseren Verständnis befindet sich ein Teil der E-Mails von denen im Text die Rede ist weiter unten.

 

Begonnen hat alles damit daß am 5.9. in einer Sendung ein Lied von Bernhard Ziegl mit dem Titel „Achselhaare“ gespielt wurde, in dem Frauen zuerst als Sexualobjekt dargestellt werden und dann aufgrund ihrer Körperbehaarung als ekelerregend abgewertet werden. Auf die Kritik von einer Einzelperson (die übrigens auf der Radiofabrik auch Sendungsmacherin ist) kam die Reaktion, daß „frau ja auch nicht immer alles ganz so bierernst nehmen“ müsse. Nachdem bei der Radiofabrik nachgehakt wurde, hieß es, es werde von der Radiofabrik keine Reaktion geben, da das Lied „wie gesagt nicht sexistisch“ sei. Die Frau könne sich ja selbst darum kümmern und die betreffenden Sendungsmacherinnen kontaktieren.

Daraufhin schrieb das feministische Kollektiv SISTER RESIST an die betreffenden Sendungsmacherinnen und die Radiofabrik, wobei sie nochmals auf den sexistischen Inhalt des Liedes und auf ein weiteres Lied von Bernhard Ziegl aufmerksam machten, in dem zum Mord an Frauen aufgerufen wird. Außerdem erinnerten sie in dem Schreiben an die Prinzipien der Radiofabrik erinnert (u.a. keine sexistischen Inhalte), forderten eine Stellungnahme und boten ein persönliches Gespräch an. Weder von Seiten der Sendungsmacherinnen noch von der Radiofabrik gab es darauf eine Antwort.

 

Mittlerweile hatten sich auch Teile des Infoladens und die Antifa S mit der Kritik solidarisiert. In einem Mail wiesen sie darauf hin, daß es zwar möglich sei, für eine Sendung über die reaktionäre und schwer frauenfeindliche Organisation Human Life International sofort abgemahnt zu werden, aber Sexismus völlig entpolitisiert und auf „persönliche Humorgrenzen“ reduziert werde. In dem Mail wurde auch der Text des Liedes Strophe für Strophe analysiert um auch für beratungsresistente Radiofabrikmitarbeiter_innen klar zu machen warum dieses Lied sexistisch ist. Das Mail wurde im übrigen an feministische Gruppen, andere Freie Radios und eine kritische Öffentlichkeit verschickt, um eine öffentliche Diskussion anzuregen.

 

Daraufhin fühlte sich der Geschäftsführer der Radiofabrik, Alf Altendorf, bemüßigt, herumzutelefonieren, mit „Konsequenzen“ zu drohen und das Ultimatum zu stellen, daß sich der Infoladen bis am Abend des nächsten Tages für die E-Mail zu entschuldigen habe. Desweiteren schickte er eine E-Mail an alle ihm bekannten Empfänger_innen der Infoladen/Antifa S Mail, wo er sich für die „Belästigung“ durch die antisexistische Kritik entschuldigte und den Kritiker_innen „mangelndes Demoktratieverständnis“ vorhielt.

Einige Tag später kam die nächste Mail von der Radiofabrik in der Alf Altendorf und Monika Pink (Obfrau Radiofabrik) die (vorläufige) Ruhendstellung von Radio Termit und SISTER RESIST Frauenzimmer bekanntgaben (Begründung: Gefährdung des Vereinsansehens, Gefahr im Verzug). Weiter wird eine Rechtfertigung vor der Programmkommission und eine Entschuldigung gefordert.

Am 13.10. gab es nochmals eine Mail vom Infoladen und der Antifa S mit der Kritik, daß von der Radiofabrik nicht auf Inhaltliches eingegangen, sondern stattdessen mit Zensur geantwortet wird.

 

 

 

 

 

Hier ein Teil der Korrespondenz zwischen Kritiker_innen und Radiofabrik:

 

4. 10.: Infoladen an Radiofabrik und kritische Öffentlichkeit

 

Liebe (?) Radiofabrik,

 

ihr habt von mehreren Seiten eine Beschwerde anlässlich des sexistischen Liedes "Achselhaare" von Franz Ziegl, welches am 2.9. 2011 in einer Sendung zu Beginn gespielt wurde bekommen. Auch die Sendungsmacher_innen wurden bereits darauf hin gewiesen.

Mit dieser E-Mail wollen wir uns mit den anderen Protestmails solidarisieren.

 

Unabhängig von der Reaktion der Sendungsmacher_innen finden wir es mehr als nur verwunderlich, ärgerlich und inakzeptabel, wie die Radiofabrik auf diese Vorwürfe reagiert hat. Wenn ihr bei diesem Song Sexismus überhören könnt, müssen wir uns fragen was die Radiofabrik, die neben Rassismus auch Sexismus in ihren Senderichtlinien als absolutes No Go verankert hat, unter Sexismus versteht.

 

Abgesehen von den unzumutbaren Umgang von euch mit den Vorwürfen, gipfelt die ganze Sache in echter Empörung und Wut, wenn wir euren Umgang mit Sexismus mit euren Umgang mit der Termit-Radiosendung vergleichen. Wir haben nicht nur ein Mal eine E-Mail von euch bekommen, mit dem Inhalt, dass wir gewaltverherrlichende und demokratiefeindliche Äußerungen tätigen würden. Uns ist zwar klar, dass wir uns eine Militanz- und Gewaltdiskussion mit euch schenken könne, aber was eigentlich gewaltverherrlichend oder demokratiefeindlich gewesen sein soll, ist und bis heute nicht klar. Wenn etwas eigentlich sexistisch ist, wird es also entpolitisiert und auf eine persönliche Eben herabgesetzt. (Zitat aus der Antwort auf die erste Beschwerde: „Ganz so bierernst muss frau ja auch nicht immer alles nehmen, aber jedeR hat natürlich eigene Humorgrenzen, das ist klar.") Ergo kommt ihr schnell auf die Idee, dass etwas ironisch gemeint ist, wenn es sexistisch ist. Interessant, dass euch dieser Gedanke nicht kommt, wenn ihr anscheinend gewaltverherrlichende oder demokratiefeindliche hört. Noch interessanter wird es, wenn wir bedenken, dass es bei einer E-Mail von euch an uns um eine Sendung ging, die Sexismus anklagt und angreift. Es war eine Sendung über die schwerst sexistische und fundamentalistische Organisation HLI (Human Life International).

Wir haben die Vermutung bzw. die Feststellung gemacht, dass radikalere Meinungen, die die Gesellschaft in ihren Wurzeln analysieren und angreifen will, auf der Radiofabrik unerwünscht sind und dass Sexismus auf der Radiofabrik ein Nebenwiderspruch ist und keine gleichwertige Priorität wie Rassismus hat. Das kanns doch wohl nicht sein!

 

Wir haben die Diskussionen langsam satt. Wir wollen eine klare Aussage denn wenn Sexismus neben den zahlreichen feministischen Stimmen auf eurer Frequenz Platz haben und nicht einmal als Sexismus erkannt und definiert werden, haben wir einen HAUPTwiderspruch und ein Problem.

Gleich vorwegnehmen wollen wir das Argument „Achselhaare“ wäre ironisch gemeint.

Zitat von euch:

" (…) Es ist ein dummes Lied, zweifelsohne, aber hier wird meiner Meinung nach nicht gedisst und Sexismus sehe ich höchstens minimal - die Frau ist hier gerade die Starke, die sich die Achselhaar-Rasiererei nicht antut, sich also weigert, diesem "Schönheitsideal" zu genügen. Dass das dem Liedtexter nicht gefällt ist sein Problem (ansonsten entspricht sie ja allen seinen
Schönheitsidealen, so ein Pech für ihn;-). Da sehe ich Satire - und zwar nicht mal auf Kosten der Frauen, sondern der Männer.
Ganz so bierernst muss frau ja auch nicht immer alles nehmen, aber jedeR hat natürlich eigene Humorgrenzen, das ist klar."

 

Ein Typ der misogyne Texte produziert, meint das bestimmt nicht ironisch:

„(...) hauts de ganzen weiber zam
hauts ses auf de goschn
tats a scheitl heu dazua
jetzt lass ma s amoi tuschn
hauts de ganzen weiber zam
das ma was zum hazen ham
zünds ses an am scheiderstoss
endlich is amoi was los
hauts de ganzn weiba zam
hauts se s auf de goschn (...)“ (Refrain von „Hauts de weiba“)

Aufruf zum Mord an Frauen ist irgendwie nicht so witzig, oder?; sondern eher gewaltverherrlichend und sexistisch.

Wir empfinden es zwar als bodenlose Frechheit uns immer wieder diesen scheiß Text durch lesen zu müssen, aber wenn ihr es anscheinend nicht könnt, machen wir es für euch.

 

 

 

Franz Ziegl „Achselhaare“

 

Fett: original (inhaltlich unschwer zu erkennen)

Kursiv: Begründung

 

Strophe 1

 

wenn i ma di so anschau
denk i ma voller freid
du wärst für jeden mann a traum von am weib
du hast lange fiass
und bist sauguat gstöt
dei popschal is a hamma u deine zapfen san a wöd.
Hast a zuckagoschal mit grosse blaue augen
und du waratst sicha ka kandidatin zum fett absaugen
du bist braun gebrannt und so wahnsinnig kess
aber wie i da genauer hinschau
ja was is denn des?

 

Strophe 1:

 

Anfangen tuts mit der Feststellung, dass die Frau für jeden Mann ein Traum wär, wo schon zu erkennen ist in welchen Bezug Franz Ziegl Frauen stellt. Die Frau ist etwas FÜR den Mann und wie noch klar wird, hat sie sich dementsprechend zu verhalten. Die anschließenden stereotypen sexualisierten Beschreibungen der Frau unterstreicht die herabwürdigende Haltung des Texters. Dann ermächtigt er sich auch noch zum Entscheider der Fettabsaugungen und weiß weche Frau es nötig haben würde. In unserer Gesellschaft, wo Schönheitsops auf den Geburtstagwunschzetteln 16 Jähriger stehen, wo uns Schönheitsideale in jeder noch so erdenklichen Weise ständig vor die Birne geknllt werden, wo 5 % der Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren in Österreich Essstörungen haben, ist es wohl klar, dass so eine Aussage sexistisch ist. Alleinige Existenzberechtigung von Frauen ist es, nach Franz Ziegl, Männern zu gefallen und zur Verfügung zu stehen.

 

 

Refrain

 

du hast achselhaare bis zu de knia
und da buschn stinkt ois wia
des is doch ned normal he
du hast an (unverständlich)
achselhaar bis zu de knia
wo i mei geilheit valier
des ghört normal verboten
du hast achselzoten

 

 

Übertriebene Darstellung der Achselhaarlänge und deren Geruch folgen. Achselhaare als nicht normal zu bezeichnen ist per se ziemlich dämlich. Immerhin gehört der Haarwuchs in der Regel (in der Norm) zu körperlichen Funktionen. Franz Ziegl hingegen findet Achselhaare bei Frauen abstoßend und verliert dabei seine Geilheit. Wieder: Frauen sind dazu da für Männer stereotyp auszusehen, sprich sich zu rasieren, und Männer geil zu machen. Frauen sind also alleine für die sexuelle Befriedigung von Typen zuständig. Frau = sexualisiertes Objekt = sexistisch!

 

 

Strophe 2

 

de vaschweisten achselzoten
wuchern jetzt schon bis zum boden
wie kriagt ma bloss soiche behaarung
was frisst du nur bloss für a nahrung
riachen tuat des goa ned schön
der gstank brennt in de augen wie krenn
und schweißflecken san überoi
i glaub i speib jetzt boid de goi

 

Refrain

 

du hast achselhaare bis zu de knia
und da buschn stinkt ois wia
des is doch ned normal he
du hast an (unverständlich)
achselhaar bis zu de knia
wo i mei geilheit valier
des ghört normal verboten
du hast achselzoten

 

Strophe 3

 

a deorolla sagt dir gar nix
brauchst ja ned für deine haar
jetzt aus de achseln kriacht da schweiss
(unverständlich) kreizweis
wegen dir stöh i ma vor
olle frauen ham jetzt achelhaar
des wann wirklich kummt
dann bin i sicha schwul

 

Strophe 2 & 3:

 

Die erste Strophe und der Refrain sprechen für sich, deshalb nur kurz: Wieder derbst abschätzige Äußerungen über das Aussehen einer Frau. Franz Ziegl ist nicht nur sexistisch, sondern auch homophob. In den letzten Zeilen der dritten Strophe sieht er sich gezwungen schwul zu werden bei dem Gedanken alle Frauen hätten Achselhaare. Absurd, weil alle Menschen Achselhaare haben und wieder sind Frauen nur wegen ihres Aussehens und Fortpflanzung überhaupt auf der Welt. Zu behaupten, dass Typen schwul werden, weil Frauen Achselhaare hätten ist respektlos. Weiters ist es ein Angriff auf ein klassisches Rollenbild. Die behaarte, emanzipatorische, hysterische Frau als Männerschreck, die schwul „macht“, ist ein Konstrukt, welches es vor allem seit der zweiten Frauenbewegung gibt. Frauen entschieden (und tun es immer noch) sich bewusst, Haare nicht zu rasieren um ein Statement gegen vorherrschende Schönheitsideale und Zuschreibungen, also all das was Franz Ziegl vertritt, zu setzen. Somit ist dieser Text auch eine klare Aussage gegen die Kämpfe der Frauenbewegungen.

 

 

 

Refrain

 

du hast achselhaare bis zu de knia
und da buschn stinkt ois wia
des is doch ned normal he
du hast an (unverständlich)
achselhaar bis zu de knia
wo i mei geilheit valier
des ghört normal verboten
du hast achselzoten

 

 

Das ist keine persönliche Diskussion um individuelles Verständnis von Sexismus oder Humorgrenzen, sondern diese Angelegenheit ist mit diesem E-Mail öffentlich (Alle Empfänger_innen dieser E-Mail sind herzlich eingeladen sich dazu an uns und/oder an die Radofabrik zu äußern.)

 

Soweit, so gut; so schlecht! Jetzt seit ihr dran.

Infoladen Salzburg, Antifa Salzburg und Unterstützer_innen

 

 

 

5. 10.: Geschäftsführer der Radiofabrik an Infoladen und kritische Öffentlichkeit

 

Werte PartnerInnen in Politik und Medien, Freunde und alle, die diese Kampagne sonst noch erreicht hat,

Leider wurde von einer sendungsmachenden Organisation (Infoladen) eine Diskussion in einer Form in die Öffentlichkeit getragen,
die üblicherweise und nach den Gepflogenheiten des gegenseitigen Respekts in der Radiofabrik dort nichts verloren hat.
ich bitte Euch, diese Kampagne schlicht zu ignorieren, und möchte mich im Namen der Radiofabrik für die Belästigung entschuldigen.

Die Radiofabrik ist ein demokratisch legitimierte Institution und hat auch ein demokratisch bestelltes Gremium für Programmfragen: die Programm-Kommission.
http://www.radiofabrik.at/aboutus/team/programmkommission.html
Anstatt diese Möglichkeiten, die jedem Mitglied offenstehen, zu nützen, die dabei entstehenden Diskussionen wahrzunehmen,
aber auch die möglicherweise nötigen Entscheidungen zu akzeptieren, hat das Mitglied "Infoladen" die Form der öffentlichen Agitation gewählt.

Dies ist auf das entschiedenste abzulehnen, und weist auf mangelndes Demokratieverständnis beim Infoladen hin.

Mit dem Versuch einer "Öffentlichen Diskreditierung der Institution Radiofabrik" werden sich die zuständigen Gremien (Vorstand / Programm-Kommission) befassen,
die möglichen Konsequenzen sind in unseren Statuten nachzulesen.

Mit besten Grüssen
Alf Altendorf - Geschäftsführung Radiofabrik

 

 

15. 10.: Infoladen an Radiofabrik und kritische Öffentlichkeit

 

Liebe an dieser Diskussion Interessierte,

Zur allgemeinen Verständlichkeit der folgenden E-Mail sei erwähnt, dass die Radiofabrik am 10. Oktober sowohl die Sendung "Radio Termit", als auch das davon unabhängige "Sister Resist Frauenzimmer" wegen "Gefahr in Verzug" vorläufig abgesetzt hat.

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Sehr geehrte Damen und Herren von der Radiofabrik,

wie in unserer letzten E-Mail an Herrn Altendorf angekündigt, haben wir unsere Standpunkte bezüglich des Umgangs der Radiofabrik mit Sexismus noch einmal diskutiert, die wir euch hiermit übermitteln.

Vorwegschicken möchten wir, dass nicht alle am Infoladen beteiligten Menschen mit unserer E-Mail und damit, dass wir diese öffentlich
zugänglich gemacht haben, einverstanden waren.


Wir müssen zu unserer Kritik am Umgang der Radiofabrik mit Sexismus noch weitere Kritikpunkte hinzufügen. Und zwar am Umgang der Radiofabrik mit inhaltlicher Kritik.

Weder in der E-Mail von Geschäfts-Führer Altendorf vom 5. Oktober, noch in eurer E-Mail vom 10. Oktober, wird auch nur mit einem Satz auf die inhaltliche Ebene eingegangen. Statt dessen beschränken sich eure Äußerungen darauf, den Versuch einer öffentlichen Diskussion über Sexismus anzuprangern und zu vereiteln. Dabei hättet ihr die Sache ganz leicht in konstruktive Bahnen lenken können. Ihr hättet nur anerkennen brauchen, dass in dem Lied "Achselhaare" Frauen abgewertet und entwürdigt werden, dass es deshalb sexistisch ist. Insbesondere, weil es völlig unkommentiert gespielt wurde. Und dass weder dieses Lied, noch irgend ein anderes von Bernhard Ziegl, auf der Radiofabrik etwas verloren haben. Auf der Basis dessen hätte in der Diskussion ein klareres Verständnis davon erreicht werden können, was Sexismus ist und was er für Frauen bedeutet.

Statt dessen kommen von euch Ausschlussdrohungen und Zensur. Das ist eine typisch österreichische Lösung: Kritik soll nicht gehört, sondern
möglichst still und leise unterbunden werden; notfalls auch durch Zwang. Kritisieren darf nur, wer/welche im stillen Kämmerlein vor dem "zuständigen" Gremium vorspricht. Das ist autoritär. Wir setzen "zuständig" unter Anführungszeichen, weil wir nicht akzeptieren, dass eine so wichtige Diskussion aus dem Blickfeld gezerrt werden soll und somit vielen entrissen, die sie etwas angeht.

Eine Institution, deren Grundsätze Antisexismus umfassen, sollte sich folgender Tatsachen bewusst sein: In dieser patriarchal verfassten Gesellschaft sind die Machtverhältnisse zu Ungunsten der Frauen verteilt. Gewaltakte gegen Frauen in Trennungssituationen, wie sie von Bernhard Ziegl im Lied "Hauts de Weiba" gefordert werden, sind Realität.


Letzten Samstag erstach in Niederösterreich ein Mann seine Frau, weil sie sich von ihm trennen wollte. Am Sonntag wurde eine Frau von ihrem
Ehemann ermordet, weil sie die Scheidung wollte. Heute erschoss in NÖ ein Mann seine schlafende Ehefrau, vermutlich aus Eifersucht. Frauen werden in dieser Gesellschaft systematisch bewertet, abgewertet, nicht ernst genommen, zum Schweigen gebracht, ausgebeutet, vergewaltigt und ermordet. Diese Systematik wird auch über die Medien transportiert, verharmlost und setzt sich durch sie fort. Das geht verdammt noch einmal nicht nur die "zuständige" Programmkommission der Radiofabrik etwas an, sondern alle Radiohörer_innen, Radiomacher_innen, alle freien Radios und die ganze Gesellschaft! Solche Machtverhältnisse und deren Reproduktion auch in den Medien sind nicht mit einer "gütlichen Lösung" unter vier Augen aufzubrechen. Dazu bedarf es einer breiteren Auseinandersetzung.

Das ist der Grund, warum wir unsere Kritik öffentlich gemacht haben.

Deshalb werft ihr uns "mangelndes Demokratieverständnis" vor. Tatsächlich müssen wir mit Bedauern erkennen, dass es mit dem Demokratieverständnis der Radiofabrik offensichtlich nicht weit her ist. Wenn ihr inhaltliche Kritik und den Versuch einer öffentlichen Debatte
als "vereinsschädigend" empfindet, liegt bei euch ein fundamentales Missverständnis vor. Sinnvollerweise sollte es als vereinsfördernd wahrgenommen werden, wenn die Radiofabrik daran erinnert wird, dass ihre Grundsätze nicht nur auf geduldigem Papier bestehen, sondern auch gelebt werden sollten!

Wir stellen auch klar, dass es in unserer ersten E-Mail nicht vorrangig um die Sendungsmacherinnen ging, sondern um eine unmissverständliche Positionierung der Radiofabrik zu Sexismus. Mit den Sendungsmacherinnen werden wir uns noch einmal in Verbindung setzen, um eine Diskussion fortzuführen, die weitaus vielversprechender ist, als die mit der Radiofabrik. Wie kann es sein, dass die Radiofabrik es in Ordnung findet, wenn ein sexistisches Lied öffentlich gespielt wird, es aber nicht erträgt, wenn darüber öffentlich gesprochen wird? Für eine Institution, deren Kerngeschäft es ist, Öffentlichkeit herzustellen, ist so eine Herangehensweise mehr als bedenklich.

Sowohl in der E-Mail vom 5. Oktober, als auch in der vom 10. Oktober, fordert ihr von uns eine Entschuldigung. Wir halten fest, dass das unangebracht ist. Es ist eine Zumutung, dass ihr uns als streichspielende Lausbuben/-mädchen darstellt, die von euch als Oberlehrer_innen zurechtgewiesen werden. Es steht weder der Radiofabrik als Institution, noch deren Geschäftsführer, Programmkommission oder Vorstand zu, die anderen Adressat_innen unserer E-Mail dazu aufzufordern, unsere inhaltliche Kritik "zu ignorieren". Ebensowenig steht es euch zu, euch für unsere (sic!) E-Mail zu entschuldigen.

 

Auffallend in euren bisherigen E-Mails ist, dass ihr zwar einen eurer Grundsätze, nämlich Antisexismus, nicht sehr ernst zu nehmen scheint, uns aber gleichzeitig auf Punkt und Komma mit euren Statuten einzuschüchtern versucht um eine Diskussion abzuwürgen.

Auch wir empfinden diese Situation als äußerst bedauerlich, und möchten euch dazu einladen, euch dieser Auseinandersetzung zu stellen. Wir würden gerne weiterhin auf einem "Freien Radio" in Salzburg linke, empanzipatorische Inhalte hören. Aber dazu braucht es die Einhaltung einiger Spielregeln.

Es ist bezeichnend und leider wenig überraschend, dass die Radiofabrik in einer (Kurzschluss-)Reaktion auf antisexistische Kritik eine feministische  Sendung - das "Frauenzimmer" des Frauenkollektivs SISTER RESIST - abdreht.

In diesem Sinne: die öffentliche Diskussion über Sexismus muss geführt werden. Ansonsten müssten wir frei nach Sigi Maron sagen: leckts uns am Oasch!

Einige vom Infoladen Salzburg und Antifa Salzburg

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...Stück irgendwo auf Single? Oder zum Runterladen?

 

Da kenn ich doch einige, die sich auf das Stück gerne mal einen runterladen würden.

 

Ich kann es aber nirgends finden.

Ich denke es kommt immer auf den Zusammenhang an, in dem fragwürdiges "Liedgut" gespielt wird. Ausserdem: so weit ich es verstehe, war das einE SendungsmacherIn von HUNDERTEN - wie kann man also die ganze Organisation pauschal verantwortlich machen? Ich verstehe das Ganze eher so, dass Jemand der ohne erst mal intern zu reflektieren eine derart breite Öffentlichkeit mobilisiert, ganz sicher andere Absichten hinter dem vorgehaltenen Thema hegt. Seh ich mir die (?) Linken Österreichs an, dann ist es kein Wunder, daß niemand sie ernstnehmen kann blöderweise. Die Rechten kringeln sich vor Lachen auf dem Boden, denn Ihr tut denen den grössten Gefallen und schadet euch und euerer Glaubwürdigkeit massiv! Euch kann man leider genausowenig wählen wie die Effen - Ihr tendiert zu Extremismus und das bewirkt wieder nur Extremismus der anderen Seite usw...
Ich frage mich weiter: Was bewegt ihr wirklich - bzw. was habt ihr denn schon grosses bewegt bis jetzt? Glaubt ihr wirklich noch daran, dass Kommunismus die Welt retten könnte?
pfff, alle Worte mit "Ismus" klingen krank - Dereinzige echte und ernstzunehmende Linke Österreichs ist/war der Grazer Herr Kaltenegger. DAS ist Performance!!!!!

Ich schreibe anonym, da ich ehrlichgesagt Angst vor euch habe, weil Leute die so agieren auch zu Gewalt neigen.
Ich gehe davon aus, dass diese Reaktion von mir von Euch auch zensiert wird.
Ich mache jetzt einen Screenshot und schicke ihn an mein Adressbuch - ätsch!