willkommmen an bord

La precarietà è un ricatto, [Locación: Napoli, Italia. 2008], [Fuente foto: Derechos reservados por ::CaCT::]

prolog

agonie all überall.

die kulturindustrie produziert endlosschleifen. die beats unterlegen das schon tausendfach gehörte, die installationen langweilen selbst ihre kreateure, das theater manifestiert sich in seiner essenz, gehobene abendgestaltung für die bourgoisie, in scharfer abgrenzung zum pöbel.

 

die gesellschaft ist ihrer selbst so überdrüssig, dass sie im feuilleton freudig dem kommenden aufstand applaudiert.  das elend wird gegendert und ökologisch aufgehübscht, selbst die urnen im schaufenster der bestattungsunternehmen kommen im neuem lifestyle outfit daher.

alles steht auf kante, ohne zu kippen.

 

es wird gefeiert was das zeug hält, drogen halten den laden am laufen, jeder braucht seine upper und downer, nur die junkies halten uns den spiegel vor und werden aussortiert.

 

alles ist gesagt und nichts ist getan.

 

akteure und spektakel


bleibt alles anders oder baut irgendwer die umgehungsstrasse, und wir schnappen uns unsere handtücher ?

der bruch bleibt nur behauptung, attitüde. die subkulturelle verortung schafft keinen ort der befreiung, sondern der verwertbarkeit. das empire diffundiert bis ins unterbewusstsein,  authentizität wird zur umkämpften ware.

 

alles nur noch label, die protagonisten der revolte drohen sich in beliebigkeit zu erschöpfen. die neurosen werden vergesellschaftlicht und der slang der selbsthilfegruppen übernimmt die regie. immer auf der suche nach dem hype, dem event, wird wild getrommelt, um die angst zu übertönen.

 

geisterbahn und dissen(z)


das elend nimmt kein ende.
während die einen, alimentiert in entfremdeter präkarität, “her mit mit schönen leben” fordern, versuchen die anderen den kommunismus diskursiv zu retten.

nachdem man alle drei bände durchgekaut hat, was die sache nicht im wesentlichen vorangebracht hat, muss doch noch was zu finden sein.

 

nun gilt es also “die unterschiede zu klären zwischen dem fetischismus einerseits und begriffen wie verdinglichung, entfremdung, verkehrung, objektivierung, ideologie, mystifizierung, und dem notwendig falsches bewusstsein anderseits”.


um den faden geschmack zu überdecken, der entsteht, wenn man das immer gleiche zum wiederholten male aufkocht, wird der “kommende aufstand” bemüht und zugleich verworfen, tiqqin ins milieu geladen und eine griechische antinationale combo aus dem hut gezaubert, ein hauch von riot gehört wohl einfach zum guten ton. damit es der anhängerschaft zwischen vorlesung und podiumsdiskussion nicht gar zu langwelig wird, wird dem rechtspopulismus der kampf angesagt und anschlussfähig zum schottern mobilisiert.

 

damit nicht genug, wird sich unter dem titel “die linke und der ‘real existierende sozialismus’ ” mit realautonomen mumien und den weggefährten von  elsässer und wertmüller aufs podium gehockt.


alles was noch in dieser angelegenheit zu regeln wäre, wurde schon im dezember 1981 nach der verhängung des ausnahmezustandes in polen auf dem kudamm getan.


für pathologisch begriffsstutzige empfiehlt sich im übrigen der blick in den wirschaftsteil der bürgerlichen zeitung, unterkapitel china.

weniger diskursiv, mehr dem event zugetan, obwohl doch in behaupteter abgrenzung zu den “bewegungsautonomen” in das vereinregister eingetragen, kommen uns fels, avanti und konsorten daher. bestens vernetzt, reich an organisierungsresourcen, und angetreten, das empire umzukrempeln, wird geblockt und geschottert, was das zeug hält.


lange zeit im schatten der aktionszusammnenhänge der autonomen linken stehend, wird der kb beerbt und erlebnishungrigen mittelstandskindern nach gründlicher ausbildung im vorbereitungscamp der ersehnte thrill im wald und auf dem bahndamm verschafft.


vor kampferprobten nationalsozialisten wird sich, in vertrauen auf die zivilgesellschaft in oliv, auf den boden gehockt, den arsch gewärmt dank blockadekit.
die akribische vorbereitung ersetzt die politische bestimmung, der bewegungsmanager die selbstermächtigung der akteure.

 

wem das alles zu wenig abgehoben ist, darf im sammelsurium der strömungszeitschriften blättern, jede neigung wird zielgruppengerecht bedient, die generation praktikum praktiziert ihre fingerübungen auf dem weg zu einer erträumten journalistischen karriere.

 

für simplere gemüter bleibt das betätigungsfeld des “antifaschismus”. akribisch wird recherchiert und aufgedeckt, photogalerien von jedem furz “autonomer nationalisten” werden ins netz gestellt, wo doch das austeilen von ein paar maulschellen der trennung der spreu vom weizen ohne zweifel dienlicher wäre.

 

sachdienliche hinweise


ein jegliches hat seine zeit.
so wie die revolten anfang der 80iger die k gruppen mit all ihrem mist an ideologie hinweggespült haben, werden sich die akteure der kommenden aufstände nicht lange mit dem scheiss, der hier alle kanäle verstopft, aufhalten.

 

die idee der überwindung der gegenwärtigen gesellschaftsordnung, die transformierung in ein kommunistisches projekt, ist ebenso die moralische legitimität, wie ihr historisches subjekt abhanden gekommen, die multitude ein ärztlicher kunstfehler.

 

wir waren schon immer da .

wir haben uns keinen namen zugelegt, kein image aufgebaut. man nannte uns bauernhaufen, sansculottes, pöbel und abschaum.

wir stürmten die bastille, befreiten die kameraden aus der waldwiese, waren der schlurf in wien, der blues in westberlin.

 

unsere geschichte wird selten aufgeschrieben, unsere texte nicht verlegt. peter weiss widmete uns das fries, christian geissler seine gedichte und peter paul zahl seine erzählungen. ausnahmen bestätigen die regel.

 

ihr könnt uns nicht sehen, wir treffen uns nur selten, die übermacht ist noch zu gross. dann aber scheppert es in der ganzen stadt mitten im winter.

 

wir reisen, um uns zu bilden. nach tunis, nach misrata, ins susatal und gerne immer noch zum sub.
wir lauschen den erzählungen aus exarcheia, homs und zürich.
wir studieren unseren gegner und zählen unsere verbündeten.

wir liegen auf der lauer.

 

neutrinos

 

in der weite des raums gefunden auf les camarades imaginaires

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

... in der hoffnung auf erkenntnisgewinn

 

 

zum x-ten durchkauen des immergleichen – “das kapital” und ’81:


eine wesentliche grundlage für ein zu entwickelndes communistisches projekt mag durchaus die wiederaneignung revolutionärer geschichte bedeuten.
anhand von “die unterschiede zu klären zwischen dem fetischismus einerseits und Begriffen wie verdinglichung, entfremdung, verkehrung, objektivierung, ideologie, mystifizierung, und dem notwendig falsches bewusstsein anderseits” lassen sich eben sehr wohl die fehler und sackgassen vorangegangener theoretischer strömungen erarbeiten. (siehe auch debatte zur kommunistischen dissidenz in der jungle-world und der gleichen).
der letzte versuch unter dem dach der kp sieht sich nach seinem scheitern einer vernichtenden kritik von rechts ausgesetzt. hierzu gehört die betonung der überlegenheit “des westens” (ende der geschichte, etc.), was als linke spielart gleichsam immer wieder auftaucht: am untergang des projekts war der westen schuld!. wenn dem in der neueren theoriebildung die inneren widersprüche entgegenhalten werden, so ist dies nicht nur erfrischend im, bzw. gegen das gegenwärtigen bashing, sondern elementare voraussetzung hinsichtlich der neukonstituierung einer bewegung, welche alle verhältnisse in denen der mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes wesen ist, aufheben will. hinsichtlich des communismus eben.
es gilt somit diese (post-)marxistischen theoriezirkel als das zu begreifen, was sie gegenwärtig real sind: ein beitrag zur theoretischen bildung und wiederaneignung der geschichte. und nichts sonst¹. weder als avantgarde einer kommunistischen bewegung, noch – und dies vor allem aufgrund ihrer zusammensetzung² – als ein organisationsprojekt auf der höhe der zeit.

 

 

es wird geschottert und gezivilgesellschaftet was das zeug hält:

 

nach den zeiten der agonie (sind sie schon vorüber?) finden erste, zaghafte versuche statt, das mitunter wichtige, sinnliche erlebnis der unversöhnlichkeit zu organisieren.
bei einer berechtigten kritik (wäre sie denn zu erkennen) am bewegungsmanagetum muss doch festgehalten werden, dass der fisch zum schwimmen nun mal das wasser braucht…
vielleicht geht es um das wasser, vielleicht aber auch nicht. wichtig ist, sich zu finden. im trockenen zu liegen und nach luft zu japsen ist dem mit sicherheit nicht dienlich. das wasser als phase der evolution. als phase der paarung, bis die luft geatmet werden kann.
nichts desto trotz muss aber zur kentniss genommen werden, was sich im schatten der blockaden abzeichnet, dass auch so mancher schotterstein seinen eigenen und richtigen weg findet.
richten wir den blick also auf die situationen, auf die situationen im schatten, welche über die zaghaftigkeit hinausweisen. richten wir den blick auf die linien welche wahrhaftig verbinden. auf die – wenngleich noch schemenhaften – spiegelnden funken in denen wir uns wiederfinden.
das bild zeichnet nicht die realität. die realität findet im verborgenen statt. die realität tritt durch sich aufeinander beziehende schwingungen ans tageslicht, überlagert das bild und begräbt es unter sich. vergessen wir den statischen narzismus in der bildhaftigkeit, suchen wir die wirklichkeit.

 

 

kampf dem rechtspopulismus, kampf der langeweile:


wenn hier einige genossen sich in einem zeitalter wähnen, in dem noch so etwas wie zivilgesellschaft oder ein liberales bürgertum existieren würde, und deshalb meinen, (neu-)rechte strömungen in ihrem handeln ausblenden zu können, dann spricht daraus nichts anderes als verblendete arroganz. eine arroganz, welche die realität leugnet. eine arroganz, welche das gefühl der revolutionären ungedult zum maß aller dinge erhebt.
bisher hat noch jede verschärfung der verwertungskrise die rechte gestärkt. für diese ausblendung gab es in der geschichte immer falsche gründe. hier können nicht einmal solche benannt werden. einzig der drang zur tat steht zur debatte. eine haltung die durch nichts zu rechtfertigen ist.

die totalität der demokratie reproduziert das kümmerliche, warenförmige leben. immer wieder aufs neue. die katastrophe produziert den tod.

die langeweile wird bedient durch die nächste rechtspopulistische offensive, durch den nächsten rechtsruck. nichts ist langweiliger, perspektivloser als der – notwendigerweise organisierte – antifaschismus. nur wenn dieser nicht die grundlage einer antagonistischen bewegung bildet, ist eine solche eben nicht antagonistisch, sondern naiv.
und ganz nebenbei: die langeweile, der überdruss wird in den nächten bekämpft. es kommt nicht von ungefähr, dass die wärmebildkameras strasse für strasse beobachten.

 

hoch lebe die internationale konkurenz:


sich an bestehenden projekten abzuarbeiten mag gelegentlich der verdeutlichung dienen, dem wunsch nach abgrenzung entsprechen. sehr schön auch bezeichnet als: diss
was allerdings dabei herauskommt, ist nichts anderes als die konstruktion einer neuen identität. einer strömungs-identität. eine nichtposition, welche sich auschließlich über die konkurenz definiert und dem gesellschaftlichen sein nicht mehr gefährlich wird. ein konkurenzverhältnis wird entwickelt, wo doch eben dieses an anderer stelle scharf kritisiert wird.

es geht nicht darum ein neues angebot ins regal des linken gemischtwarenladens zu stellen.

hier werden sie geholfen: kritik von positionen, von taktiken und stategien. über die negativität lässt sich aus dem warenverhältnis entkommen. eine”identität”, welche negativ bestimmt wird, welche sich nicht vergleichen kann, ist keine.

 

 

ps:


unsere geschichte wird selten aufgeschrieben, unsere texte nicht verlegt. peter weiss widmete uns das fries, christian geissler seine gedichte und peter paul zahl seine erzählungen. ausnahmen bestätigen die regel.

… “unsere” haltung spiegelt sich hingegen in den worten von piercy, uris und sperber, und gelegentlich in denen von p.m. wieder. dies sollte nie vergessen werden.

 

 

 


 

¹) ein wahrhaftiges verhältnis, ein folgenreiches verhältnis kann nur entstehen, wenn die bemühungen einer emanzipation von der gesellschaftlichen stellung erkennbar werden. wird dieser weg nicht beschritten, bleibt die verortung eine statische, kann das verhältnis – analog zum klassenverhältnis – nur ein rein funktionales bleiben.

 

²) es wird die “künstliche” trennung von form und inhalt reproduziert, das alltagsleben keiner (wahrnehmbaren) kritik mehr unterzogen. und kritik der eigenen gesellschaftlichen stellung ist nun einmal die unabdingbare voraussetzung zur überwindeung eben dieser. in diesem sinne gilt es, ein augenmerk darauf zu legen, nicht hinter den stand der diskussion vergangener jahrzehnte zurückzufallen.