Am 1. Mai 2011 marschierten etwa 800 Nazis unter dem Schutz von 3900 Polizisten durch das baden-württembergische Heilbronn. Mehrere Versuche den Aufmarsch durch Blockaden zu verhindern wurden von der Polizei teils brutal vereitelt, mehrere hundert NazigegnerInnen wurden in Gewahrsam genommen. Nazis sind indes in der Region um Heilbronn seit Jahren fest verankert. Mit der Kampagne „Nothing's gonna stop us now!“ wollen Antifaschistinnen und Antifaschisten den brauen Umtrieben offensiv begegnen. Wir beteiligen uns aus Stuttgart mit einer antifaschistischen Mobilisierung.
Seit Jahren ist Heilbronn sowie das Umland eine Hochburg der Faschisten in Baden-Württemberg. Knapp 30 größere Saalveranstaltungen im Jahre 2010, regelmäßige Stammtische und ettliche Liederabende mit teilweise bis zu 150 Nazis verdeutlichen dies. Nazigrößen, wie beispielsweise der Vorsitzende der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag, Holger Apfel, oder der Holocaustleugner Dirk Zimmermann sind dabei gerngesehene Gäste in der Neckarstadt.
Während die Nazis meist ungestört Veranstaltungen und Aktionen durchführen können und dabei auf das Stillschweigen von Stadt und Polizei vertrauen können, sehen sich Antifaschistinnen und Antifaschisten in Heilbronn mit massiver Repression konfrontiert. Nicht erst die Ereignisse am 1. Mai 2011 verdeutlichen dies eindrucksvoll. Bereits in Jahr 2010 erfolgte unter fadenscheiniger Begründung eine Hausdurchsuchung bei einem antifaschistischen Jugendlichen, zudem wurde eine antifaschistische Spontandemonstration die sich gegen ein Konzert des rechten Liedermachers Frank Rennicke richtete, in der Heilbronner Innenstadt von Polizei und Staatschutz angegriffen. Am 2. April 2011 verheimlichten Stadt und Polizei einen süddeutschlandweiten Aktionstag der Nazis in Heilbronn und setzten ihn rigoros gegen spontanen antifaschistischen Protest durch.
Antifaschistische Arbeit und Praxis beschränkt sich aber nicht auf Protest gegen Großevents der Naziszene. Sicherlich sind gerade der Protest gegen die faschistischen Großaufmärsche zentrale und wichtige Mobilisierungen, dennoch gilt es auch darüberhinaus den Faschisten im Alltag auf vielen Ebenen entgegenzutreten und ihnen keine Basis und keine Möglichkeit der Entfaltung zu bieten.
Der Aufmarsch am 1. Mai in Heilbronn hat zwar, gemessen an der letztendlichen Zahl der Teilnehmer, für die Nazis keinen Quantensprung bedeutet, gleichwohl war er ein weiterer Schritt sich gerade in der Region Heilbronn und dem Umland zu verankern, Strukturen weiter auf- und auszubauen sowie junge Menschen gezielt an ihre Szene zu binden. Ein Ergebnis davon ist sicherlich die Gründung der Aktionsgruppe Heilbronn, einer jungen und aktionistisch ausgerichteten Nazigruppe mit guten Kontakten zu JN und NPD, aber auch zu Faschisten aus der Region um Stuttgart. Zur Gründungsveranstaltung der selbsternannten AG Heilbronn im Juni diesen Jahres erschienen knapp 50 Nazis aus ganz Süddeutschland sowie aus dem benachbarten Ausland.
Am ersten Mai haben wir aus Stuttgart mit einem breiten Bündnis zu den Gegenaktivitäten mobilisiert und sind mit knapp 500 Menschen nach Heilbronn gefahren. Daran wollen wir anknüpfen. Gerade nach den gescheiterten Blockaden gegen den Großaufmarsch gilt es jetzt erst recht offensiv aktiv zu werden und den Nazis mit ihrer menschenverachtenden Propaganda mehr als nur einen Dämpfer zu verpassen.
Beteiligt euch an den antifaschistischen Zugfahrten nach Heilbronn!
Den Nazis keine Basis bieten! Weder in Heilbronn noch sonstwo!
1. Oktober 2011 | Antifaschistische Kundgebung in Weinsberg | 12.00 Uhr, Marktplatz
Das Weinsberger Tal ist seit Jahren ein Schwerpunkt der regionalen Naziszene. Hier wohnen Führungskader der NPD und immer wieder führen die Faschisten hier ihre Veranstaltungen durch, z.B. fand am 23. Juli 2011 in Weinsberg ein Grillfest der NPD mit mehreren Liedermachern statt. Die Nazis wollen auf den Dörfern Jugendliche für ihre Ideologie gewinnen und die Beschaulichkeit und Ruhe dort nutzen, um ihre Szene aufzubauen. Die Kampagne „Nothing's gonna stop us now!“ ruft deshalb zu einer Kundgebung mit Infotisch in Weinsberg auf, um die Bevölkerung über das Treiben der Nazis zu informieren und klar zu machen, dass die Faschisten hier kein ruhiges Hinterland haben!
→ Gemeinsame Zugfahrt ab Stuttgart
Treffpunkt 10.30 Uhr, Gleis 8, Stuttgart HBF
(Abfahrt 10.45 Uhr)
6. Oktober 2011 | AABS | 19.00 Uhr, Linkes Zentrum Lilo Herrmann
Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS) ist ein monatlich stattfindendes offenes Treffen, an dem sich Jeder und Jede beteiligen kann der oder die gegen Faschismus, Rassismus und Rechtspopulismus aktiv werden will. Gemeinsam werden dort Aktionen geplant, um Nazis, egal wo und wie sie auftreten, entgegenzutreten. Das Treffen findet jeden ersten Donnerstag im Monat im Linken Zentrum Lilo Herrmann statt.
Bei diesem Treffen werden Genossinnen und Genossen aus Heilbronn über die Kampagne „Nothing's gonna stop us now!“ berichten und letzte Infos zur geplanten Demonstration in Heilbronn geben.
8. Oktober 2011 | Antifaschistische Demonstration in Heilbronn | 13.30 Uhr, HBF
Die Proteste gegen den süddeutschlandweiten Naziaufmarsch am 1.Mai in Heilbronn wurden massiv kriminalisiert. Blockaden wurden von der Polizei als „gewalttätig“ diffamiert und Kundgebungen gegen den Naziaufmarsch von der Stadt verboten. Hunderte AntifaschistInnen wurden am 1.Mai eingekesselt, abgefilmt, in Gewahrsam genommen und von der Polizei schikaniert. Zahlreiche AktivistInnen wurden teilweise brutal festgenommen und gegen einige laufen Ermittlungsverfahren. Als Antwort darauf wird es am 8. Oktober eine Demonstration gegen die Repressionen und für einen gemeinsamen antifaschistischen Widerstand geben.
→ Gemeinsame Zugfahrt ab Stuttgart
Treffpunkt 12.30 Uhr, Gleis 8, Stuttgart HBF
(Abfahrt 12.45 Uhr)
Aktuelle Infos:
Antifaschistische Aktion Heilbronn
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
Viel zu spät
Was soll denn diese Demo fast ein halbes Jahr nach dem 1. Mai bewirken? Dass die Heilbronner es nicht können haben sie am 1. Mai doch schon einmal zur Genüge bewiesen, indem sie auswärtige Gruppen voll in die Bullenfalle tappen ließen.
Obwohl sie gewarnt hätten sein sollen, hat man an einem völlig unsinnigen Konzept festgehalten und so den Weg für die Bullen freigemacht. Und jetzt 6 Monate später eine Demo gegen den Polizeiterror vom 1. Mai. Da muss ich echt lachen.
Diese Demo wäre 2 oder 3 Wochen nach dem 1. Mai sinnvoll gewesen.
Also ich warte ja heute noch auf die juristische Auseinandersetzung von Heilbronner Seite, die auch großmundig angekündigt wurden.
Macht eure Demo, aber diesmal ohne mich, einmal Heilbronn Desaster hat mir persönlich völlig gereicht.
Genau richtig
Die Heilbronner haben die "auswärtigen Gruppen" in die "Bullenfalle" geschickt? Das meinst du doch nicht ernst oder?
Aus keiner anderen Stadt sind so viele Leute am 1.Mai nach HN gekommen wie aus Stuttgart und die sehen es wohl etwas anders sonst würden sie wohl kaum wieder nach Heilbronn mobilisieren.
Die Demo richtet sich auch nicht nur gegen die Repression am 1.Mai wie man im Aufruf lesen kann...
Doch
Doch, das meine ich im völligen Ernst. Auf einem Vorbereitungstreffen haben wir auf den Umstand hingewießen, dass es nicht funktioniert, wenn man Sammelpunkte in Sperrzonen legt, es sei denn man ist in Dresden, aber Heilbronn ist eben nicht Dresden. Man hat es abgetan und gesagt, nein wir haben alles im Griff. Und als wir mit den Bussen angekommen sind, musten wir als Auswärtige uns unseren Weg selbst suchen.
Hätte man da von Heilbronner Seite reagiert und hätte alle Antifas und Gegendemonstranten ausserhalb der Sperrzonen gesammelt, dann wären keine 500 Leute eingesammelt worden, bzw. in Kessel gewandert. Mit 1000 Leuten hätte man einiges erreichen können.
Aber es war eben niemand da, der die Sache im Griff gehabt hätte. Heilbronn war die schlimmste Erfahrung, die man hätte vermeiden können, die ich in vielen Jahren antifaschistischer Arbeit erleben musste. Eine ganz üble Niederlage, aber leider eben hausgemacht.
Nie wieder
Ich kann dem Kommentar voll und ganz zustimmen. Dazu kommen dann noch die Informationen, die uns von den kommunistischen Gruppen vorenthalten wurden. Nie wieder gehe ich auf eine Demo von euch.
Das will ich sehen
wie du mit 1000 Leuten außerhalb der Sperrzone gegen knapp 4000 Polizisten vorgehst und an den Naziaufmarsch herankommst!
Letzte Antwort
Genau so eine Antwort musste ja kommen. Wenn man halt keine Phantasie hat, dann würde man mkt 1000 Antifas einfach drauflosstürmen, aber da gehen eben auch andere Dinge, die muss ich hier aber nicht beschreiben. Fakt ist und bleibt, die Heilbronner haben der antifaschistischen Bewegung in Baden-Württemberg, ich möchte fast sagen in ganz Deutschland einen Bärendienst erwiesen und zu einer der größten politischen Schlappen der letzten Jahre geführt. Und dafür kam noch nicht einmal so etwas wie ein einsehen oder eine Entschuldigung. Und ich frage nochmal, warum hat man denn das ganze nicht juristisch hinterfragen lassen, also vernünftig aufgearbeitet? Weil es den Heilbronnern einfach egal war.
Ich rufe daher alle vernünftigen AntifaschistInnen auf, bleibt Heilbronn fern, macht einen großen Bogen und fahrt lieber am 22.10. nach Offenburg.
so ein unsinn
Nenn mir bitte mal ein paar Naziaufmärsche in Baden Württemberg der letzten Jahre, bei denen 4000 Bullen im Einsatz waren.
Und sag mal bitte was bei den letzten 1.Mai-Aufmärschen in Ulm und Schweinfurt besser gelaufen ist als in Heilbronn.
Es gab eine fette Mobilisierung nach Heilbronn über alle Spektren hinweg und es waren deutlich mehr Antifas in Heilbronn als in Ulm und Schweinfurt.
Ich hab eher den Eindruck dass hier einige Leute alles scheisse finden was aus Heilbronn/ Stuttgart kommt, anders kann ich mir spalterische Äußerungen wie "macht einen großen Bogen" nicht erklären!
Nie wieder Heilbronn
In Ulm wurden wir zwar vom DGB verraten und in Schweinfurt ging nix, aber wenigstens wurden wir nicht von den eigenen Leuten verarscht und stundenlang im Kessel stehengelassen. Ja, ganz genau: verarscht. Denn das ZK wusste ganz genau, dass die Blockade am Bahnhof völlig sinnlos war und dennoch haben sie die ahnunglose Schafherde dazu gebracht, sich für Stunden einkesseln zu lassen. Ihr habt die Infos zurückgehalten, damit ihr und nicht wir bestimmt, was an dem Tag passiert. Und nun kriegt ihr (Heilbronn und Stuttgart) eben dafür die Quittung.
Nicht richtig
Ich verstehe ja die Enttäuschung über das was am 1.Mai in Heilbronn passiert ist. Aber es haben nicht die "Heilbronner" die Leute "stundenlang im Kessel stehengelassen", sondern die Bullen haben alle die mit dem Zug anreisten (und teilweise auch die Busse) sofort gekesselt, gefilmt und dann stundenlang festgehalten. Dazu gab es auch Berichte und Fotos, Leute wurden ja schon auf dem Gleis gekesselt. Das war eben (im Gegensatz zu Ulm oder anderen Aufmärschen) nur möglich, weil es ein riesiger Bullenaufmarsch war. Bis auf ein paar Einzelpersonen behauptet deshalb auch niemand, dass die Heilbronner und die Stuttgarter die Leute verarscht haben. Und was soll die Quittung denn sein? Dass Du nicht kommst? Ich denke sowohl Heilbronn als auch Stuttgart können damit leben, in beiden Städten geht ja einiges.