Die baskische Polizei hat gestern um 5.30 Uhr damit begonnen das seit 1996 besetzte Kultuzentrum Kukutza III in Bilbo (spanisch: Bilbao) zu räumen. Die Polizei ging mit Schlagstöcken, Gummigeschossen, Tränengas und Panzerfahrzeugen gegen die Besetzer_innen vor. Bis zum Abend wurden im Zuge der Räumung 31 Personen verhaftet und mehrere dutzend Menschen verletzt.
Während wir gerade dabei sind unser Zentrum zu erweitern und aus Doppelkorn ein UJZ Korn zu machen, werden an anderen Orten Zentren geräumt und kulturelle und politische Freiräume zerstört. Aus diesem Grund sendeten Besucher_innen der Kornstrasse gestern einen Solidaritätsgruß an die Freund_innen und Genoss_innen im Baskenland.
Im Falle des kukutza III will der „Eigentümer“, eine Baufirma, die ehemalige Fabrik abreißen um an ihrer Stelle angeblich neue Wohnungen zu bauen. In Errekalde (spanisch: Rekalde), einem populären Stadtviertel am Rande Bilbos, stehen aber bereits ca. 2000 Wohnungen leer.
Die Besetzung der leerstehenden Fabrik passte perfekt in die Geschichte des Arbeiter_innenviertels Errekalde. Während die von Seiten der AnwohnerInnen bestehenden Forderungen nach Schaffung kultureller Einrichtung wie Bibliotheken oder eines Gemeindezentrums von der Stadt kontinuierlich ignoriert wurden, machten sich die Einwohner Errekaldes selbst daran dergleichen aufzubauen. Aus der leerstehenden und heruntergekommenen Fabrik wurde von den BesetzerInnen ein wahres Paradies populärer Selbstverwaltung geschaffen. Das ganze Viertel nahm teil an den Aktivitäten, die von Theater, Aktionskunst, Graffitiworkshops über Kinderprogramm und Fortbildungskurse bis zu Kletter- und Flamencokursen und natürlich der gut besuchten vegetarisch/veganen Volxküche reichen.
Entsprechend ist auch die Solidarität im Viertel. Kein Häuserblock, von dem nicht mehrere Kukutza Solidaritätsflaggen hängen. Die Demonstrationen und Veranstaltungen im Rahmen des Kampfes für den Erhalt von Kukutza werden von jung und alt besucht und die Solidarität scheint sich über die ganze Stadt zu erstrecken. Auf der Aste Nagusia (zu dt. etwa: Hauptwoche), dem alljährlichen Volksfest in Bilbo, gab es keinen Stand von dem nicht die Fahne von Kukutza gehisst oder das Solidaritätslied gespielt wurde. Unzählige Veranstaltungen und Konzerte während dem Fest riefen zur Solidarität und zum Erhalt von Kukutza auf. Sowohl der Baufirma als auch dem Bürgermeister von Bilbo war dies offensichtlich egal, weil es nicht ihnen um das Wohl der Bevölkerung geht.
Weitere Solidaritätsaktionen gab es , teilweise bereits im Vorfeld der Räumung, in Bielefeld, Hamburg, Berlin, St. Ingbert und Leipzig.
Aus Hamburg wurde sich ebenfalls an den internationalen Widerstandsbrigaden beteiligt, die das Zentrum vor Ort unterstützten. Von den interbrigadas Hamburg sind einige Artikel bei indymedia und indymedia linksunten erschienen. Weitere Infos überwiegend auf baskisch und spanisch gibt es auf www.kukutza.tk.
Hintergrundinfos
Blog rund um das neue bzw. größere Zentrum in Hannover unter kornstrasse32.blogsport.de