Bericht zur Kundgebung am 24.08.2011 in Koblenz - Gedenken an den Nazimord vom 24.08.1992

Flyer 24.08.2011

Bericht über die Kundgebung am 24. August 2011 in Koblenz

Wie geplant fand am 24. August 2011 in Koblenz eine Kundgebung statt, an der etwa 50 Menschen teilnahmen. Ziel war es, an die Opfer des Anschlags von 1992 zu erinnern und das Anliegen der Initiative – eine Gedenktafel für die Opfer des Anschlags - in die Öffentlichkeit zu tragen. Am 24. August 1992 fielen mehrere Menschen am Zentralplatz in Koblenz einem Anschlag rechter Gewalt zum Opfer. Der Neonazi Andy H. erschoss Frank Bönisch und verletzte weitere Menschen schwer. Bis heute gibt es kein würdiges Gedenken, welches an diese schreckliche Tat erinnert. Die Initiative "Kein Vergessen" fordert am Ort der Tat eine Gedenktafel. Redebeiträge hielten VertreterInnen der Initiative "Kein Vergessen", der Schachtel e.V. (Verein für Obdachlose Menschen aus Koblenz), dem DGB Koblenz und ver.di Koblenz.

 

Am Rande versuchten Neonazis die Kundgebung zu stören, fotografierten und einzelne liefen über die Kundgebung. Einige Neonazis wurden von der Polizei kontrolliert und erhielten einen Platzverweis.

 

Unter den Neonazis waren Sven Lobeck, David Herrmann und Alexander Herr von der neonazistischen Kameradschaft "Aktionsbüro Mittelrhein".

Das Interesse der Neonazis an dieser Kundgebung ist nicht verwunderlich, beziehen sie sich doch auch auf einen weiteren Morde aus dieser Zeit postiv. Am 31.07.1992 wurde in Bad Breisig der Obdachlose Dieter Klaus Klein von Neonazis ermordet. Auf vergangen Aufmärschen nutzte die Neonazis einen blauen Transporter mit dem Nummernschild AW-X-3107 als Lautsprecherwagen.

Trotz ihrer Anwesenheit gelang es den Neonazis nicht, die friedliche Kundgebung zu stören. An Frank Bönisch und allen anderen Opfern rechter Gewalt wurden am heutigen Tag erinnert, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die Initiative „Kein Vergessen“ und ihre UnterstützerInnen werden sich auch weiterhin für eine Gedenktafel einsetzen, die auf die Tat vor 19 Jahren hinweist.

 

 

Hier nochmal der Text der Initiative:

 

Gegen das Vergessen – ein Mord und siebenfacher Mordversuch in Koblenz 1992 parallel zu den Pogromen in Rostock

Die Tat


Am 24. August 1992 kam es in Koblenz zu einem traurigen Höhepunkt rechter Gewalt: Mit den Worten „Jetzt knall ich euch alle ab“ wurde am Zentralplatz mit einem Revolver der Marke „Smith & Wesson“ auf eine Gruppe Menschen geschossen. Frank Bönisch wurde von Kugeln tödlich getroffen, einem zweiten Mensch wurde in den Bauch geschossen, einem weiterem in den Kehlkopf. Einen Tag vorher, am 23. August, hatte der Täter die Tat in einer Kneipe angekündigt. Er nahm die Ereignisse in Rostock zum Anlass, jetzt auch in Koblenz loszuschlagen. Seine Ankündigung wurde jedoch nicht ernst genommen.


Vom 22. bis 26. August fanden in Rostock Pogrome statt, die weltweit Schlagzeilen machten, als ein rassistischer Mob mit Unterstützung von AnwohnerInnen ein Wohnheim für AslybewerberInnen über mehrere Tage hinweg angriff.


Die Betroffenen


Die Betroffenen waren Menschen, die sich 1992 am Zentralplatz aufhielten: Wohnungslose, Punks, Alternative und Junkies. Für den Täter hatten diese Menschen kein Lebensrecht. Das Gericht stellte später im Prozess fest, dass der Täter „aus Hass auf Obdachlose/Sozial Randständige“ gehandelt habe. Genau diese Gruppen von Menschen werden und wurden in dieser Gesellschaft diskriminiert und ausgegrenzt.


Der Täter


Der Täter kam aus dem Umfeld der damaligen Koblenzer Nazi-Organisation „Deutsche Front Coblenz“ und hatte den Szenenamen „Deutscher Andy“. Die DFC war wegen brutaler Übergriffe überregional bekannt. Der Täter gehörte nicht zum harten Kern, sondern war eher eine Randfigur und wollte sich mit der Tat bei den anderen beweisen. Der Zeitpunkt der Tat ist dabei kein Zufall: 1992 war der traurige Höhepunkt der nationalistischen Aufbruchstimmung nach der „Wende“ und der Täter hielt die Zeit für reif, um auch in Koblenz loszuschlagen.


Das politische Klima


Der Mord in Koblenz geschah in der Zeit der nationalistischen Aufbruchstimmung der frühen 1990er Jahre. Die Pogrome Ende August 1992 in Rostock waren die größten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegszeit. Im nördlichen Rheinland-Pfalz war es im Dezember 1990 in Hachenburg im Westerwald zu einem ersten Nazimord gekommen: Der 17-jährige Kurde Nihad Yusofoglu wurde in der Nähe seines Elternhauses von einem Nazi-Skin erstochen. Der Prozess fand einige Monate vorher statt. Anfang August 1992, vier Wochen vor dem Mord in Koblenz, wurde in Bad Breisig im Rhein-Ahr-Kreis der Obdachlose Dieter Klaus Klein von zwei Nazi-Skins im Kurpark umgebracht.

 

Die Folgen der Tat


Der Täter wurde wegen Mord und siebenfachem Mordversuch zu 15 Jahren Haft verurteilt. Für die Überlebenden hatte der Vorfall teilweise schwerwiegende Folgen.

In offiziellen Statistiken der Bundesregierung zu rechter Gewalt taucht der Mord nicht auf, Frank wird nicht als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Dies ist kein Einzelfall, die Bundesregierung erkennt offiziell, gestützt auf Daten der Polizei, nur 47 Todesopfer an, unabhängige Initiativen zählen dagegen mindestens 137 Todesopfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt seit 1990.


Bis heute gibt es in Koblenz kein würdiges, angemessenes Gedenken an die Tat und die Folgen.

 

Wir, die Initiative „Kein Vergessen“, fordern am Ort der Tat, dem Zentralplatz (der gerade umgestaltet wird), eine Gedenktafel, die darauf hinweist, dass an dieser Stelle im August 1992 durch rechte Gewalt ein Mensch ums Leben kam und weitere angeschossen wurden.

 

Die Initiative wird unterstützt durch:

Aktionsbündnis Gerechter Welthandel * Antifa Koblenz * ASiK – AnarchoSyndikalistInnen in Koblenz * AStA FH Referat für Politische Bildung und Antifa * DGB Koblenz * Die Schachtel e.V. * Falken Stadtverband Koblenz * Thomas Sauerborn, Verdi Koblenz * Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar e.V. * Pax Christi * Stand_Up! * Steg e.V.

 

Blog der Initiative:
http://initiativekeinvergessen.blogsport.de/

Bericht in der Rhein-Zeitung über die Kundgebung:
http://www.rhein-zeitung.de/regionales/koblenz_artikel,-Initiative-Kein-...

Rhein-Zeitung vor der Kundgebung:
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_artikel,-Taeter-schoss-wahllos-au...

Rhein-Zeitung mit Fotogalerie von 1992:
http://www.rhein-zeitung.de/fotos/bilder-regional_mmid,9182.html

Infos zu den Nazis in der Region:
http://antifakoblenz.noblogs.org/nazis/


Kundgebungen und Demos in der nächsten Zeit:


Samstag, 17.09 Demo in Hoyerswerda anlässlich der Pogrome 1991
http://pogrom91.tumblr.com/

Samstag, 24.09 Demo in Saarlouis anlässlich eines rassistischen Mordes 1991
http://antifasaar.blogsport.de/2011/08/24/20-todestag-von-samuel-yeboah-...

Bereits im Dezember hat in Hachenburg/Westerwald eine Demo stattgefunden, dort wurde am 28.12.1990 Nihad Yusufoglu ermordet
http://28dezember.blogsport.de/

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Pax Christi = eine erzkonservative und christlich-fundamentalistische Vereinigung.

Was zum Teufel (ja zum Teufel) haben die auf dem Aufruf zu suchen??

Arbeitet mensch in Koblenz jetzt schon mit solchen Personengruppen zusammen die eigentlich ansonsten jedem antifaschistischen Verständnis zu wider laufen?!?

Nee, wenn Pax Christi erzkonservativ und fundamentalistisch ist, was sind dann bitte Opus Dei oder die Pius-Bruderschaft? Pax Christi gehört innerhalb der christlichen Kirchen eindeutig zur gemäßigten Fraktion , das kann mensch immer noch kritisieren, aber doch bitte mit den richtigen Begriffen.

Pax Christi ist weder erzkonservativ noch christlich-fundamentalistisch, sondern aus dem Spektrum der Friedensbewegung. Die Leute in Koblenz werden sich schon gut überlegt haben mit wem sie da zusammenarbeiten.

Oha, muss sich der Nazi-Trottel Alexander Herr jetzt schon als Anti-Antifa Knippser profilieren ?

Ist wohl mit seinem Studium am Rhein Ahr Campus in Remagen (F.H. Koblenz) nicht ganz so ausgelastet.

Wohnt übrigends in Bad Neuenahr-Ahrweiler.