Dieser von uns veröffentlichte Text zum internationalen Antikriegstag am 1. September soll linksradikale Positionen zu den Themen Krieg, Militarismus und Imperialismus umreißen um so einen lokalen Beitrag zur Debatte zu leisten und interessierten Menschen Denkanstöße geben.
Am 1. September 1939 überfiel Deutschland das benachbarte Polen und begann damit den zweiten Weltkrieg dem 60 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Der INTERNATIONALE ANTIKRIEGSTAG am 1. September soll an dieses historische Datum erinnern an dem das faschistische Deutschland damit begann den innepolitischen Terror gegen Minderheiten und Oppositionelle auf Europa auszuweiten. Als 1949 vier Jahre nach der Beendigung des zweiten Weltkrieges durch die Westalliierten und der Roten Armee die BRD aus der Traufe gehoben wurde war man sich angeblich einig, dass Deutschland nie wieder Krieg führen sollte. Die folgende Broschüre beschäftigt sich unter anderem mit der aktuellen deutschen Außenpolitik. Hiermit soll auch in Villingen-Schwenningen ein Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung mit deutschen Kriegsbeteiligungen geleistet werden. Außerdem ist es uns wichtig auf den Zusammenhang zwischen Krieg und Kapitalismus hinzuweisen und somit der Militarisierung der Gesellschaft und der Heuchelei der Herrschenden etwas entgegenzusetzen.
Kapitalismus und Krieg
Deutschland
führt wieder Krieg daran haben sich die meisten mittlerweile schon
gewöhnt. Diese kriege werden gerechtfertigt durch das angebliche
Verhindern einer "humanitären Katastrophe", "Verteidigung der
Menschenrechte" und der "westlichen Freiheit" oder der "Bekämpfung des
Terrorismus".
Den Beginn der weltweiten Kriege der Bundeswehr machte 1999 die
rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Schröder mit der Beteiligung
Deutschlands am NATO-Krieg gegen Jugoslawien. Es läßt sich festellen,
dass Kriege seitdem für die BRD wieder legitimes Mittel zur
Durchsetztung wirtschaftlicher Interressen im Ausland gelten. Im Mai
2010 sagte der damalige Bundespräsident Horst Köhler, dass "[…]im
Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere
Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze
regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch
auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze
und Einkommen.[…]"
Hier wird offen zugegeben was seit Ende der 90er Jahre eigentlich völlig
offensichtlich ist. Die Außenpolitik Deutschlands ist einzig und allein
darauf ausgelegt den weltweiten Einfluß Deutschlands zu erhalten und zu
vergrößern. Konkret geht es darum Handelswege zu sichern, neue Märkte
für die Wirtschaft zu schaffen und den Zugang zu Rohstoffen zu
gewährleisten. Dabei kommt der Bundeswehr eine zentrale Rolle zu.
Nur noch selten werden dafür andere Länder unter eigene staatliche
Kontrolle gebracht. Meist wird versucht loyalen Regierungen/Regimen
einzusetzen und zu stabilisieren und somit regelrechte
Marionettenregierungen zu installieren. Sei es durch eine miltärische
Intervention wie sei es durch eine miltärische Intervention wie z. B. in
Afghanistan oder durch das Schüren und Bewaffnen von Konflikten wie zur
zeit in Lybien.
Regierungen und Regime die im Interesse Deutschlands handeln werden
militärisch aufgerüstet und ausgebildet. Saudi Arabien beispielsweise
wird von der deutschen Rüstungsindustrie mit den derzeit modernsten
Kampfpanzern beliefert und an das von Bürgerkriegen gebeutelte Angola
werden Patrouillenboote verkauft. Die Bundesregierung gibt dafür grünes
Licht. Denn nicht Frieden, Menschenrechte oder humanitäre Verhältnisse
sind von "Nationalem Interesse" sondern maximaler Profit und die Wahrung
der wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen.
Doch nicht nur die Rüstungsindustrie profitiert davon. In den
unterworfenen oder durch loyale Regime kontrollierten Staaten werden im
großen Stil ehemalige Staatunternehmen privatisiert, die Rechte der
Bevölkerung beschnittem und soziale Bewegungen bekämpft. Durch den nötig
gewordenen Wiederaufbau eines zerboombten Landes kommen westliche
Konzerne ins Spiel, denen durch die Politik von BRD, NATO und Co. immer
neue Märkte geöffnet und geschaffen werden. Einen Kapitalismus kann es
ohne Krieg nicht geben, und genauso würde es ohne Kapitalismus viele
derzeitige Kriege nicht geben. Jedes kapitalistische System neigt dazu
immer wiederkehrende immer heftigere Krisen hervorzurufen. Durch den
ständigen Drang sich zu vermehren produziert der Kapitalismus immer
wieder Krisen der Überproduktion, bei welchen sich für die massenhaft
hergestellten Produkte keine Abnehmer mehr finden. Um weiter zu bestehen
muss der Kapitalismus diese Krisen überwinden. Dies macht er, indem er
massenhaft Produkte beziehungsweise Kapital vernichtet (bspw. die
Abwrackprämie) oder weitere Absatzmärkte erobert bzw. erkämpft. Der
Krieg bietet dem Kapitalismus eine Möglchkeit diese beiden Möglichkeite
in sich zu vereinen, und die wirtschaftlichen und politischen Akteure
sind gezwungen diesen Weg zu gehen, wenn sie das kapitalistische System
erhalten wollen.
Afghanistan: 10 Jahre Nato
Die
Beteiligung der BRD am Krieg in Afghanistan reiht sich ein in
verschiedene außenpolitische Handlungen,die als Ausdruck eines neuen
militärischen Selbstbewusstseins Deutschlands auf internationaler Ebene
verstanden werden können. Heute, bald zehn Jahre nach dem Angriff auf
Afghanistan unter Federführung der USA ist die einzig objektive Bilanz,
die sich ziehen lässt, eine ernüchternde.
Die Arbeitslosenquote beträgt nach niedrigen Schätzungen 40%, 61% der
der Bevölkerung sind unterernährt und lediglich 13% haben sicheren
Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Alphabetisierungsrate (23,5%) ist in
der Zeit des Kriegseinsatzes ebenso gesunken wie die durchschnittliche
Lebenserwartung (41 Jahre). Auch die Situation der Frauen Afghanistans
ist fatal. 2009 entwickelte die Regierung einen Gesetzesvorschlag, der
schiitischen Frauen das Recht absprach ohne die ausdrückliche Befugnis
ihres Ehemanns das Haus zu verlassen, geschweige denn sich Bildung
anzueignen. Außerdem legalisierte das Gesetz faktisch Vergewaltigung
indem es Frauen dazu verpflichtete sich ihrem Mann sexuell zur Verfügung
zu stellen.
Die Verschlechterungen der wirtschaftlichen Situation der afghanischen
Zivilbevölkerung gehen Hand in Hand mit den im Rahmen der Besatzung
eingeführten Wirtschaftsreformen durch welche Staatsbetriebe
privatisiert und westliche Betriebe für vier bis acht Jahre von der
Steuer befreit wurden.
Unter dem Druck des internationalen Marktes, sowie der Übreschwemmung
des Binnenmarktes mit subventionierten Importen und Hilfsgütern bleibt
der afghanischen Landwirtschaft lediglich noch der Opiumanbau um ihre
Existenz zu retten. Der Sturtz der Taliban führte dazu, dass der
inländische Opiumanbau 2008 einen Weltmarktanteil von beinahe 80%
erreichte. Dessen Gewinne wurden wiederum zu 75% von
Regierungsmitarbeitern eingestrichen. Außerdem ist die zivile
Aufbauhilfe in ihrem Handeln dem Militär und seinen Interessen
unterstellt. Brunnen dürfen dementsprechend also nur dort gebaut werden
wo es militärstrategisch für sinvoll erachtet wird. Afghaninnen und
Afghanen, die sich gegen diese Misstände, in welcher Art auch immer, zur
Wehr setzen, werden in den hießigen Medien pauschal als
fundamentalistische Talibananhänger bzw. Al Kaida Unterstützer, die der
Scharia nachtrauern, dargestellt. Dass dies grob falsch ist legt eine
US-Militärstudie nahe, die lediglich 10% der Widerstandskämpfer als
Islamisten kategorisierte. Dass der Widerstand auch auf Armut und
Arbeitslosigkeit basiert und auch von Frauenrechtsgruppen sowie
Gewerkschaften getragen wird, wird von der afghanischen ebenso wie von
der deutschen Regierung totgeschwiegen.
Bundeswehr und Gesellschaft
Die
oft mehr als unpopulären Auslandseinsätze der Bundeswehr machen es
einerseits erforderlich, gesellschaftlichen Rückhalt erzeugen und
andererseits den Nachwuchs der Truppe zu sichern. Mittel zu diesem Zweck
ist zum einen die Schaffung von Akzeptanz der Bundeswehr und ihrer
Auslandseinsätze, aber auch die Anerkennung des Soldatenberufs als
respektable Tätigkeit.
Letzteres wird vor allem erreicht durch die Anpreisung guter berufliche
Aussichten, d.h. Pensionsansprüche, Aufstiegschancen und Qualifikationen
die auch nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst noch anerkannt
werden (bspw. Studium, Ausbildung).
Darüber hinaus war die vor kurzem abgeschaffte Wehrpflicht eine starke
Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär die es ermöglichte, dass
einerseits militärisches Gedankengut und militaristische Tugenden in die
Bevölkerung getragen wurden. Ausserdem wurde aus dem fremden Soldaten
aus der Kaserne der nette Nachbar/Vater/Bruder der von seiner Zeit "beim
Bund" schwärmte.
Eine Berufsarmee hat für eine sich als "Interventionsarmee" begreifende
Bundeswehr militärisch vor allem Vorteile - vorrangig einmal sind
Langzeitsoldaten besser zu drillen und auszubilden - also
Professioneller. Außerdem führt die Abnabelung des Militärs von der
Gesellschaft zum einen dazu, dass miltitärisches Wissen nur noch einem
kleinen Kreis der sich längere Zeit bei der Bundeswehr verpflichtet
zugänglich ist und dass eben jener Kreis sich immer mehr von der
Zivilbevölkerung entfernt und dadurch die hemschwelle gegen die eigene
Bevölkerung vorzugehen abnimmt. Dies sind beides Punkte die den Einsatz
der Bundeswehr im Innern vereinfachen würden.
Um dennoch den Rückhalt der Bevölkerung nicht zu verlieren und
ausreichend Nachwuchs anzuwerben hat die Bundeswehr nun einen erhöhten
Werbungs und Propagandabedarf:
Seit der Gründung der Bundeswehr gehört es zu ihrem Repertoire die
Jugend militaristisch zu indoktrinieren. Seit 1958 gibt es sog.
"Jugendoffiziere" deren Aufgabe "Öffentlichkeitsarbeit", besonders die
Arbeit mit Jugendlichen ist. Diese Öffentlichkeitsarbeit findet
maßgeblich bei "Tagen der offenen Tür", Berufsbildungsmessen und in
Schulen statt, in denen der Einfluss der "Jugendoffiziere" sich langsam
aber stetig ausweitet. Schon seit den Siebziger Jahren werden Lehrer von
Soldaten weitergebildet, mittlerweile gibt es in fast allen
Bundesländern einen sog. Kooperationsvertrag mit dem Militär, laut
welchem von nun an auch Soldaten völlig selbstständig einzelne
Schulstunden gestalten dürfen. Selbstverständlich bleibt ein
reflektierter Unterricht hierbei aus – Gegendarstellungen werden nicht
zugelassen.
Höhepunkt der Bemühungen um das Werben für die Bundeswehr war in
jüngster Zeit der Tag der offenen Tür in der St.Konrad Kasernen in Bad
Reichenhall am 28.Mai 2011. Hier konnten Kinder, Zielübungen an einem
Miniaturdorf zu machen, dass den Namen einer kosovarischen Stadt trug.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Einflussnahme auf die Zivilgesellschaft
ist die Durchführungen von sogenannten "Feierlichen Gelöbnissen" in der
Öffentlichkeit, bei welchen die Soldaten auf Deutschland vereidigt
werden. In Deutschland gab es diese Form des öffentlichen Gelobens der
Soldaten in der jüngeren Geschichte lediglich zwischen 1933 und 1945,
selbst die kaiserlichen Soldaten wurden nichtöffentlich in den Kasernen
vereidigt.
Seit 1996 finden in Deutschland wieder regelmäßig öffentliche Gelöbnisse
statt, um die "Bürgernähe" der Bundeswehr zu demonstrieren. Auffallend
ist hier die zeitliche Nähe zum ersten Angriffskrieg der Bundeswehr in
Jugoslawien im Jahr 1999 und der damit verbundene Druck eine positive
Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu generieren.
Deshalb: Kommt zum internationalen Antikriegstag!
Am 1. September um 17.30 Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz in Schwenningen
Ausserdem:
Naziaufmarsch am 3. September in Dortmund blockieren!
http://dortmundquer.blogsport.de/
Gemeinsame Anreise von VS nach Dortmund. Karten und Infos: www.linke-aktion.tk
Karten und Infos...
...könnt selbstverständlich auch mit einer Email an uns (la_78(ät)antifaschistische-linke.de) bekommen!