[Frankfurt/M] Ich in Hölle und Knast

Ich in Hölle und Knast - 1

Am 27.5.2011 demonstrierten einige Tierrechtler_innen vor dem Großcircus Carl Busch der zur Zeit auf dem Festplatz am Ratsweg in Frankfurt am Main gastiert. Der Zirkus beutet nicht nur Menschen sondern auch zahlreiche andere Mitlebewesen aus. Hier ein Bericht des Geschehens aus der Perspektive eines Gefangenen/einer Gefangenen...

 

Zusammengekauert, verängstigt, eingeschüchtert wurde ich* eingesperrt. Das Bild meiner Umgebung - durchzogen von dem Muster der Gitterstäbe. 1h verharrte ich so in dieser Position. Es gesellte sich zwar ein interessierter Junge zu mir, doch die meiste Zeit war ich allein. Gezeichnet von Langeweile verharrte ich so eine Stunde lang. Wow, dachte ich mir. So muss sich ein Zirkustier fühlen. Nein, sogar noch schlimmer. Diese werden nicht nur ihr Leben lang ihrer Freiheit beraubt und müssen ihr Dasein in elendiger Gefangenschaft fristen sondern werden auch zu abnormalen Kunststücken gezwungen. Was ein Lichtblick muss es doch sein, wenn nun endlich die Gittertüre sich öffnet und vielleicht sogar ein Hoffnungsschimmer geweckt wird. Kein Wunder dass dieser nichtmenschlichen Tiere Zoochosen, d.h. Krankheiten wie das Weben oder das Koppen, aus Frust und Trostlosigkeit entwickeln.

 

Doch ein paar Dinge sah ich, die die echten Zirkustiere nie sehen werden: Aktivist_innen zeigten den an der Kasse anstehenden Menschen Filme

 

 -> Film 1: http://www.youtube.com/watch?v=l1kmN6p6LKE&feature=related

 -> Film 2: http://www.youtube.com/watch?v=ZZF_KvjhL18&feature=related

 

 über die Ausbeutung von Tieren im Zirkus und forderten durch Transpis und Durchsagen meine Freiheit ein. Paradoxerweise schlurfte ein Elefant – natürlich in Fußketten – über den Platz, um die Kinder für das Thema zu gewinnen. Wenn es um Zirkus geht, dann haben Kinder wenigstens einmal  die Macht!

 

Was ich nicht erlebt habe: Ich wurde nicht von meinen Zirkusdirektor_innen mit dem Elefantenhaken traktiert – für einen Kopfstand. Ich wurde nicht mit dem Elektroschocker eingeschüchtert – für einen Zirkellauf. Ich wurde auch nicht von Polizist_innen erschossen, wenn ich es geschafft hätte mich aus den Fängen zu befreien. Und zu guter Letzt wurde ich auch nicht eingeschläfert, nur weil ich nicht mehr rentabel oder krank wurde. Das Alles und viel mehr ist der grausame Alltag in Deutschland. Richtig, denn in allen anderen EU-Staaten sind Wildtiere längst in Zirkussen verboten!

 

Einige Leute beruhigten ihr Gewissen mit Geldspenden oder gingen nicht in dieses gar heuchlerisch fröhlich wirkende Zelt voll von Ausbeutung. Ausbeutung nicht nur von nichtmenschlichen Tieren sondern auch von Menschen. Oft wird übersehen, dass Carl Busch Menschen aus Osteuropa einstellt. Diese werden fast selbst behandelt wie Sklaven, wenn mensch ihre überaus schlechte Bezahlung und den Umgang mit den solchen betrachtet.

 

Natürlich versklavt Carl Busch nicht nur Menschen: Manuel FRANK ist der sogenannte "sympatische Tierdompteur" der nicht nur Hunde und Ziegen sondern auch Kamele und Lamas Kindern und Erwachsenen für den "Spaß für die ganze Familie"  vorführt.

Während Natascha WILLE-BUSCH (Junior Chefin des Hauses) Pferde durch die Manege hetzt beschäftigt sich Manuel WILLE-BUSCH mit den großen Grauen aus Indien und Afrika. Anscheind fruchtet diese Ausbeutung von Lebewesen für die Unterhaltungsindustrie! Denn so konnte die ERANIE Familie wurde für den Circus Carl Busch in Monto Carlo 2009 den silbernen Clown kassieren - angeblich für die in Fachkreisen anerkannte "beste Elefanten-Darbietung der Welt".

 

In dem Sinne: Zirkus und Zoo = Hölle und Knast

Für die Befreiung von Mensch und (nichtmenschlichem) Tier!

 

*Anmerkung: Dieser Bericht ist aus der Perspektive dieser Person geschrieben. Diese Person, die in dem Käfig sitzt ist nicht der_die Autor_in.

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Schön, dass ihr die Ausbeutung im Zirkus thematiert, danke für euer Engagement! Was mir allerdings etwas unangenehm an dem Artikel auf efallen ist, ist eure sicherlich gute Intention auch die Ausbeutung von Menschen in Zirkus-Betrieben zu thematisieren, damit allerdings das Leid der Tiere fast schon zu relativieren. Und zwar mit dem einleitenden Satz: "Der Zirkus beutet nicht nur Menschen sondern auch zahlreiche andere Mitlebewesen aus." Klar, im Zirkus werden auch Menschen ausgebeutet, aber meiner Meinung ist das schon eine andere Qualität als die der Ausbeutung von Tieren ebendort. Manche der Tiere werden in der Freiheit eingefangen und verbringen ihr ganzes Leben in Zirkusanhängern oder der Manage, wo sie z.T. unter körperlichem und psychischem Zwang zu "Kunststücken" gezwungen werden. Werden welche von ihnen schwanger und können sie trotz der großen psychischen und körperlichen Belastung gebähren werden ihre Kinder verkauft oder zumindest meist in getrennte Käfige gesperrt. Viele von ihnen leiden ihr Leben lang an psychischen Problemen, die sich durch stereotypen Verhaltensweisen etc. äußern. Diese direkte Gewaltanwendung mit dem Zwang der Lohnarbeit zu vergleichen, relativiert meiner Meinung die enorme Gewalt gegen Tiere in Zirkushaltung. Lohnarbeit ist scheiße und Zwang, keine Frage. Wird dies noch durch einen unklaren Aufenthaltstitel, Illegalisierung etc. begleitet verschärft sich die Lage der Betroffenen massiv und ist zumindest für mich wahrscheinlich unvorstellbar unangenehm, anstrengend und beängstigend. Dies aber einfach als "Ausbeutung" mit der von Tieren in einen Topf zu hauen, ebnet die verschiedenen Ausformungen von Gewalt zu sehr ein und relativiert auf der einen und der anderen Seite erlebtes Leid, Dank für eure Aktion, aber bitte verallgemeinert Ausbeutungskritik nicht all zu sehr.