Voltamatte in Basel wird belebt

Kein Abriss der Wasserstraße!

Seit letztem Wochenende ist Leben auf dem Park zwischen dem Novartis Campus, den Neubauten an der Voltastrasse und den alten Häuser von Elsässer-, Kraft-, Licht- und Wasserstrasse eingekehrt. Es wird grilliert, gespielt, gebaut, Musik gehört, diskutiert, informiert, geliebt und sobald sich die Nacht über die Stadt legt, wird die Leinwand aufgehängt und Filme gezeigt. Eine kleine Chronologie.

 

Letzten Samstag, 21. Mai haben sich einige Anwohner_innen der Voltamatte getroffen, um gemeinsam einen Turm auf dem neu asphaltierten Voltaplatz zu bauen. Der Turm sollte ein Symbol, ein Mahnmal sein, von welchem über die gentrifizierte "Todeszone" der Voltastrasse entlang und zum Zaun der "Verbotenen Stadt" Novartis Campus geschaut werden kann. Das Gebiet, das im Zuge des Baus der Nordtangente, einer teils unterirdisch geführten Stadtumfahrungsautobahn eine starke "Aufwertung" erfährt, ist schon länger Ort von Auseinandersetzungen um Gentrifizierung und damit zusammenhängender Verdrängung. Sei es wegen der ehemaligen Besetzungen in der Voltastrasse und dem "Elsie", sei es wegen den langfristig anhaltenden militanten Aktionen gegen die Neubauten zwischen Volta- und Vogesenplatz, sei es wegen der bedrohten Häuserzeile an der Wasserstrasse, wo ein Verein aus Bewohner_innen versucht, die dem Abriss geweihten Häuser zu retten und selbstverwaltet weiterzuführen. (http://www.wasserstrasse.ch)
Nach dem Bau des Turmes trafen sich Anwohner_innen, es gab eine kleine Küche und Crêpes, später ein Konzert, bis in den späten Abend waren wir auf der Voltamatte, die wir ansonsten bestenfalls halbjährlich für konspirative Treffen nutzen.

Am Sonntag 22. Mai kam es auf der nächstgelegenen Rheinbrücke zu einer grossen, heftigen Wasserschlacht: Voll ausgerüstet zog man in den Kampf gegen die jeweils andere Rheinseite. Mehrere tausend Wasserballone flogen durch die heisse Sommerluft, es war ein Riesenspass! Auch danach fanden wir uns wieder auf der Voltamatte ein, belebten den am vorigen Tag gebauten Turm und zeigten einen Film. Langsam scheint sich abzuzeichnen, was niemand von uns erwartet hätte: Aus einem Aktionstag einiger Anwohner_innen scheint sich etwas zu entwickeln.

Montags wurde dann entschieden, die ganze Woche zu bleiben. Ein Programm ist aufgestellt worden, der Turm ist nun grösser geworden. Erste Leute verbringen ihre Nacht auf der Voltamatte, eine - ohne vorherige Planung - Platzbesetzung zeichnet sich ab. Einen Organisator gibt es bis heute nicht, dafür umso mehr Vielfältigkeit, Spontanität und lebenswerte Momente.

Alle sind eingeladen, ihre Zeit mit uns auf der Voltamatte zu verbringen. Wir wollen mit euch diskutieren, über die Verdrängung aus unseren alten Quartieren, über die Erfahrungen mit der Besetzung des Alten Kinderspitals (http://www.derivat-basel.org), der Verteidigung der Häuserzeile an der Wasserstrasse, der Off-Bar (http://vereinoff.blogspot.com/), dem Wunsch nach günstigem Wohnraum und lebendigem Freiraum und sowieso darüber, was das mit unserer Gesellschaft und dem Wirtschats- und Politsystem zu tun haben könnte.

Kommt vorbei! Bis Freitag sind wir sicher noch da: Infos, Diskussion, Grill, Musik, Spiel, Film etc...

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Neben aller Selbstbeweihräucherung der so engagierten Genossen sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass bei dieser Aktion sämtliche medizin. Geräte und Materialien zerstört worden, die für Afrika bestimmt waren. Danke an euch für die Entwicklungshilfe. Zudem kam ein 18-jähriger beim Sturz vom Balkon beinahe ums Leben. Er wird dann wohl als geistig und körperlich Behinderter an einer der nächsten Aktionen teilnehmen.

Bei der Aktion, die "anonym" meint, geht es um die Besetzung des alten Kinderspitals. Der Artikel handelt allerdings davon, was im Moment auf der Voltamatte läuft. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.

 

Ohne die Geschehnisse beim Kinderspital verteidigen zu wollen: Zerstört wurde ein Gerät im Wert von 20 000.-, das wurde auch so bestätigt. Das ist alles. Ja, es kam zum tragischen Unfall. Ein alkoholisierter Mann fiel von einem herkömmlichen Balkon. Beides geschah, nachdem die Besetzung von mehreren tausend jungen Partygängern überrannt und in eine Abbruchparty verwandelt wurde. Daraus gilt es zu lernen.

zum kinderspital:

der versuch, die verantwortung für ein individuelles unglück auf die organisatorInnen zu schieben hinkt gewaltig. der (alkoholisierte) verunfallte hätte von jedem balkon, dach, fahrrad, jeder brücke, leiter, treppe etc. stürzen können, da hilft kein noch so ausgeklügeltes sicherheitskonzept.

und zum geläufigen vorwurf, mensch sei durch die (zugegeben: idiotische) zerstörung medizinischer geräte (durch idiotische partygängerInnen) für sterbende kinder in afrika verantwortlich, ist heuchlerisch, wenn mensch sich mal die relationen vor augen führt. aber mit dem finger zeigen ist eben immer einfacher, als selbst 2000-3000 leute in schach zu halten, die traurigerweise mit diesem mass an freiheit überfordert sind..

aus solchen vorkommnissen kann und wird allerdings gelernt werden.

und an euch trolle, die ihr anscheinend über alles so haargenau bescheid wisst: behaltet euer halbwissen doch einfach für euch, anstatt hier mist zu erzählen, der meilenweit an der realität vorbei geht.

 

und jetzt zurück zur voltamatte! am freitag gibts übrigens eine dnb-party abends. davor gibts grill und bar (auch heute).

kommt vorbei.

Danke, danke.