Am Samstag, den 16. April 2011, veranstaltete die Samba-Gruppe Sam¡Basta! einen bunten Karneval in der Freiburger Innenstadt um erneut auf die ungerechtfertigte Beschlagnahme der Instrumente und die fortdauernde Einbehaltung aufmerksam zu machen und für die Freiheit zum kreativen Protests zu demonstrieren.
Im Dezember 2010 waren bei Protesten zum deutsch-französischen Gipfel die Instrumente der Gruppe beschlagnahmt worden. Trotz der Unterstützung von über 20 Gemeinderatsmitgliedern, vielen anderen Menschen und verschiedener Kompromissvorschläge vonseiten Sambastas hält die Stadt seit über vier Monaten die Instrumente mit der Forderung nach einer Gebührenzahlung zurück.
Für das Wochenende waren über 30 Mitglieder des internationalen Samba-Netzwerks „Rhythms of Resistance“ angereist, um Sam¡Basta! Freiburg in ihrer Forderung nach der sofortigen und bedingungslosen Herausgabe der Trommeln zu unterstützen und gemeinsam für das Recht auf kreativen Protest zu demonstrieren. Unter den Trommler_innen waren unter anderem Gäste aus Minsk, Paris, Warschau, Bremen, Stuttgart und Heidelberg.
Eine französische Teilnehmerin erklärte: „Mir war es sehr wichtig, heute nach Freiburg zu kommen. Hier geht es nämlich nicht einfach nur um ein paar Trommeln. Wenn Stadt und Polizei willkürlich Menschen daran hindern, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, kann das dazu führen, dass sich auch andere aus Angst vor Repression gar nicht mehr trauen, ihre Meinung frei und öffentlich zu äußern. Das darf auf keinen Fall passieren. Deswegen sind wir alle heute hier, nicht nur um die Freiburger Band zu unterstützen, sondern um ein klares Zeichen zu setzen gegen jeden Versuch, kritische Stimmen zu kriminalisieren.“
Die etwa 40-köpfige Band sorgte zunächst auf dem Platz der alten Synagoge für gute Laune. Vom Samba-Rhytmus angelockt informierten sich zahlreiche Passant_innen über die Vorkommnisse und genossenen neben dem Sonnenschein die angebotenen veganen Burger und Muffins. Für zusätzliche Unterhaltung sorgten mehrere Jongleur_innen und Stelzenläufer_innen.
An verschiedenen Stellen in der Innenstadt wurde zeitgleich in einem kurzen Straßentheater das repressive Verhalten von Polizei und Stadt den Zuschauer_innen sehr eindrücklich vor Augen geführt. Gezeigt wurde eine kurze, der eigentlichen Beschlagnahme ähnliche Szene, in der Samba- Spieler_innen von der Polizei brutal gekesselt werden.
Abgeschlossen wurde der bunte und fröhliche Nachmittag durch einen Umzug zum Rathaus. Dort wurde ein Trauerkranz für die gestorbene freie Protestkultur niedergelegt sowie ein Thesenplakat an den Gittern des Rathauses angebracht. Die Thesen legen dar, wieso die Stadt Freiburg mit ihrem Verhalten die Basis des demokratischen Miteinanders angreift.
Sowohl bei Karneval und Straßentheater als auch beim Umzug zeigten sich die Freiburger_innen überwiegend verwundert und empört über die Beschlagnahme und das Verhalten der Behörden. Die allgemein als gegenüber Sambasta solidarisch wahrgenommene Stimmung in der Stadt wurde an diesem Tag noch einmal bestätigt.
Eine Freiburgerin meinte sogar: „Ihr solltet das Amt für Öffentliche Ordnung besetzen und so lange spielen bis sie die Trommeln endlich zurück geben!“
Hier die Thesen, die am Freiburger Rathaus angeschlagen wurden:
1. Die Meinungsfreiheit ist das gewährleistete subjektive Recht auf freie Rede sowie freie Äußerung und öffentliche Verbreitung einer Meinung (vgl.Art.5 GG).
2. Einem jeden Menschen steht es frei, sich seines Verstandes zu bedienen und sich eine politische Meinung zu bilden.
3. Die Freiheit ist ein Gut, dass von allen zu schützen und zu bewahren ist.
4. Freiheit heißt nicht allein Freiheit der Gedanken, sondern Freiheit zur Äußerung.
5. Freiheit ist immer die Freiheit der anders Denkenden, sich zu äußern.
6. Daraus ergibt sich, dass Freiheit immer auch Freiheit zu Protest bedeutet.
7. Auch Kunst, und darin Musik als Form von Kunst, sind durch das Gebot der Freiheit geschützt.
8. Die Repression und Kriminalisierung von Sam¡Basta!, die sich explizit im monatelangen Einbehalten der Instrumente äußert, ist ein erheblicher, nicht zu legitimierender Eingriff in Freiheitsrechte.
9. Eine Stadt, welche die freie Äußerung und Protest derart bewusst unterbindet, greift damit die Basis aller demokratischen Prinzipien an.
10. Wer diese Basis des demokratischen Miteinanders angreift, arbeitet durch Repression auf verschiedensten Ebenen gegen die gesellschaftliche Mitgestaltung jedes einzelnen und somit gegen unsere pluralistische Gesellschaft als das höchste Gut des Zusammenlebens.
Voll fäätt
Ihr wart super. die Aktion am Samstag war eine vorerst angemessene Reaktion auf die Schikanen dieser grünenscheißstadt. Mal schaun ob sich der Koloss bewegt und endlich die Instrumente wieder rausgegeben werden. Wenn nicht, alle ins Amt für Ö!
Viva Sambasta! Viva Rhythms of Resistance!