Autonome (Zentren) wider ihrer gesellschaftlich-politischen Kritik?

Warum ein Autonomes Zentrum?

Die linke Subkultur steht für mich für eine gelebte Kritik der bestehenden Verhältnisse. Doch es geht nicht nur um die Kritisierung des politischen Systems, von Kapitalismus, Ausbeutung, Machtverhältnissen, Rassismus u. ä., es geht auch darum alte Ideen aufzugreifen und neue zu entwickeln, wie die Welt anders sein könnte. Es geht um eine andere Welt, eine Bessere.

 

Wir könnten uns in den Unis dieser Welt verschanzen und weiter auf rein theoretischer Basis über andere Gesellschaftsformen debattieren. Doch würde dies was ändern? Vermutlich noch nicht einmal in unseren eigenen Leben. Denn was bringt eine Theorie, wenn sie zwar in ein paar schlauen Köpfen ist, aber nicht im Ansatz versucht wird umzusetzen? Also haben wir uns zu unterschiedlichen Thematiken in linken Gruppen zusammen geschlossen, in denen wir nicht nur theoretisch basteln, sondern unsere Ideen eines besseren Zusammenlebens praktisch erfahrbar machen. Oder wir versuchen es zumindest. Wir versuchen uns, unser Handeln selbst zu hinterfragen, und wenn es nötig ist auch andere zu kritisieren, um Verhältnisse und Verhaltensweisen, die wir ablehnen, nicht aufrecht zu erhalten. Doch leider geht es oft schief.

 

 Wann ist ein „Freiraum“ wirklich ein „Freiraum“? Und kann ein „Freiraum“, der nicht für alle zugänglich ist, ein „Freiraum“ sein? Oder machen wir damit nicht die gleichen Fehler, wie dieses gesellschafts-politische System, welches wir kritisieren? Wir sagen uns, ohne Regeln würde es auch nicht gehen, deshalb stellen wir unsere eigenen Regeln auf. Doch sind es tatsächlich andere Regeln, die wir da aufstellen, oder haben wir sie nur ein bisschen bunt angemalt, damit sie schöner aussehen? Und wenn ja, wer hat dann eigentlich die Farben ausgewählt? Wirklich immer alle?

 

Aber mal ganz konkret:

Müssen in autonomen Zentren tatsächlich „feste“ Eintrittspreise genommen werden? Klar kann sich auch ein autonomes Zentrum nicht vom Kapitalismus frei sprechen, doch geht es trotzdem nicht auch anders? Manche AZs, die auf Eintrittspreise nicht verzichten können oder wollen legen bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen sogenannte „Richtpreise“ oder „Spendenempfehlungen“ fest. Doch handelt es sich tatsächlich nur um eine „Empfehlung“ wenn ich nur 3€ statt 5€ „Richtpreis“ zahle und dafür mit der Frage: „Haste nicht mehr?“ schief angeguckt werde? Verkörpert so etwas nicht genauso unser scheiß kapitalistisches System, in dem du eben nicht die Wahl hast wie viel Geld zu bezahlen möchtest, sondern du mindest 5€ bezahlen solltest oder besser noch mehr. Und gleichzeitig wird dir vermittelt, dass es zu wenig ist, was du einbringst, dass du mehr einbringen musst um dazu gehören zu dürfen. Wer mehr zahlt, ist auch mehr wert. Wer mehr zahlt sollte dafür belohnt werden (Diskussionen, wie man solch ein „Belohnungssystem“ am besten umsetzten könnte, konnte ich tatsächlich schon in einem AZ mitverfolgen).

 

Doch mich verwundert noch so viel mehr…

Denn auch in AZs werden „Türsteher“ gebraucht, okay dort heißen sie anders, und sollten auch eine andere Funktion haben. Zum Beispiel sollten sie, die Leute, die Bock auf feiern haben vor Bullen und Nazis „beschützen“. Doch häufig verfehlen sie ihre eigentliche Funktion und werden zum „Du-kommst-hier-nicht-rein-Türsteher“ (und damit meine ich nicht jene Leute, die mit ihren Thor-Steinar-Klamotten rein wollen).

 

Kommt denn auch ein AZ nicht ohne autoritäre Machtmissbrauchende aus? Werden diese Menschen auch gebracht? In der Regel erklären wir uns das durch die Funktionen. Wer an einem Abend die Party organisiert hat eben eine andere Funktion und damit auch eine andere Position als jemand, der hinterher sauber macht. Doch gibt ihm das das Recht auf autoritäre Strukturen und Allein-Entscheidungen zurück zu greifen? Ist nicht jeder und jede gefordert, also auch der Putzmensch? Und wie kam es zu der Aufgabenverteilung? Sind es nicht häufig die gleichen Leute, die die gleichen Funktionen übernehmen? Gibt es auch in sogenannten „Freiräumen“ gute und schlechte Arbeit?

 

Und warum sagen Männer zu einer Frau, die für „Schutz“ sorgen möchte, das ginge nicht, sie könne das nicht?

Manchmal glaube ich, sie merken es noch nicht einmal selbst, dass sie sich schon lange nicht mehr auf einem linken subkulturellen Terra bewegen, sondern schon Mitten in der Gesellschaft, voller Sexismus, Rassismus, und anderen menschenverachteten und ausschließenden Mechanismen, angekommen sind.

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weicht jetzt etwas vom thema ab, aber kennt jemand von euch literatur zum thema "selbstverwaltetes jugendhaus" / "autonomes zentrum"?

wenn ja? wo kann man diese beziehen?

 

viele dank im voraus!

UNRAST - Bücher der Kritik: http://www.unrast-verlag.de

 

PapyRossa Verlag: http://www.papyrossa.de/index.htm

 

Verbrecher Verlag Berlin: http://www.verbrecherverlag.de/start

 

 

 

hier findest du bestimmt irgendwo etwas.

Ich glaube dem verfasser des Textes würde es gut tuen mal ein paar Jahre in einer Uni zu sitzen und

dich über das zu Informieren was er "scheiß system" nennt, und nicht einfach so mit worten wie "andere, bessere gesellschaft", um sich zu hauen.

1) Da mensch ja auch nur in einer Universität zu einem schlauen Menschen wird, was?

 

2) Vielleicht hat der Autor/die Autorin wegen diesem scheiß-System^^ nicht die Möglichkeit eine Universität zu besuchen (dies ist nicht beleidigend gemeint, bzw. nicht auf die Qualität des Artikels bezogen).

 

Und 3) vielleicht sollte mensch lieber den Artikel inhaltlich kritisieren, statt den Autor/die Autorin, wie ja auch schon jemensch anderes der Meinung war...

und ja, genau das sind einige der herausforderungen die von seiten der freiräume seltens in anlauf genommen werden.

oft ist es nunmal so, dass freiräume von menschen als freiräume definiert werden und kritik, wird, mag sie doch noch so konstruktiv sein, als feindseeligkeit eingestuft. die  folge ist in der regel dass die diskussion, war sie denn bisher rational, emotional weitergeführt wird - und spätestens hier befinden wir uns dann wo wir eigentlich nicht sein wollen, es jedoch sind.

 

mehr reflexion würd der freiraumszene, vorallem auch in berlin, echt mal guttun. (unangenehmste erfahrung in berlin: l34, 2010)

Also, in der Zureich ist das ziemlich gleich. Zwar hab ich das Ding mit den Türstehern noch weniger beobachtet, da in Zureich wohl auch weniger Nazis rumschleichen, aber zB dass mit den Eintrittspreisen ist bei uns zum grossteil gleich. Hast du kein Geld wirst du angemacht, oftmals sogar sowas gesagt a la: Geh doch arbeiten. Wohl das hinterletzte.

 

Und auch beim wohnen (in Zureich kann in vielen Squats auch gewohnt werden), Privatzimmer, Privateigentum, Leistungsscheiss etc...  Ist nicht so dass auch anderes versucht wird, aber im Grossteil wird selten was hinterfragt, das normal ist...

 

Nja, es ist wohl nötig, eine Revolution innerhalb der Revolution zu machen, wie immer schon... Permanent...