Tausende bei Demo gegen Fessenheim

Demo in Neuenburg - Fessenheim abschalten I
Erstveröffentlicht: 
21.03.2011

An einer Kundgebung gegen das Atomkraftwerk in Fessenheim haben Tausende von Menschen teilgenommen. Frankreichs Umweltministerin will derweil nicht mehr ausgeschließen, auf längere Laufzeiten bei älteren AKW zu verzichten.

 

"Man darf nicht mitten in der Krise radikale Entscheidungen treffen", sagte Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet der Zeitung "Le Journal du Dimanche". "Aber wenn die Ergebnisse der Untersungen es erfordern, dann können wir uns vorstellen, die Laufzeit von manchen Atomkraftwerken nicht zu verlängern", fügte sie hinzu. Dazu passt eine andere Meldung: Bei einer Sitzung der Kontrollkommission für das AKW Fessenheim am Montag in Colmar wird das Atomdesaster in Japan wichtigstes Thema sein.
Tausende Kernkraftgegner haben am Wochenende in vielen deutschen Städten für den sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft demonstriert. Die größte Kundgebung gab es in Neuenburg. Die Atomkraftgegner zählten "mehr als 10 000 Menschen, die meisten aus Deutschland", sagte Jean-Paul Lacote von elsässischen Naturschutzverband "Alsace Nature". Die Polizei sprach von 7500 Teilnehmern.

"Wir sind heute hier, um unsere Empörung zu zeigen", rief Moderator Ulrich Rodewald. Auf dem Neuenburger Rathausplatz drängten sich die Menschen, viele mit Fahnen und Transparenten, manche hatten selbstgemalte Pappschilder mitgebracht, einige waren fantasievoll verkleidet, beispielsweise als strahlende Reaktoren. Überall Luftballons, Aufkleber, Stirnbänder. Auch mancher Hund durfte am Halsband die Einstellung seiner Menschen zeigen. "Jetzt wird’s Zit", meinte ein Mann aus Auggen, der auch noch nie demonstriert hatte. Die jüngsten Ereignisse in Japan würden seine Wahlentscheidung beeinflussen, fügte er hinzu. Auch eine Familie aus einer Umlandgemeinde wird am kommenden Sonntag anders wählen als bisher. "Wir müssen jetzt Flagge zeigen", sagte eine Frau, während ihr Mann als amtierender CDU-Gemeinnur vielsagend schwieg.

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Auch Anlagen der Chemieindustrie im Visier


Auf der Rheininsel am Grenzübergang reichte der Platz kaum aus, die Menschenmassen zu fassen. Immer wieder dirigierte Axel Mayer vom Bund Südlicher Oberrhein die Demonstranten auf die einmündenden Wege. "Meine lieben Fortschrittsverweigerer, liebe Bedenkenträger, liebe Wutbürger", rief er in die Menge. So sei man bisher verunglimpft worden, aber offenbar sei man nicht laut, nicht wütend genug gewesen, begann er seine Rede, in der er auch nicht versäumte, auf die Anlagen der Chemieindustrie in Sichtweite hinzuweisen, die bei einem Erdbeben ebenfalls eine Gefahr für die Bevölkerung in der gesamten Region seien. Es folgte eine scharfe Abrechnung mit der bisherigen Atompolitik der Bundes- und Landesregierung, die immer wieder durch Sprechchöre der Demonstranten unterbrochen wurde.

Fukushima Thema in Colmar


Auf dem zur Rednerbühne umfunktionierten Traktoranhänger sprach Jeal-Paul Lacôte von Alsace Nature, der seit 15 Jahren Mitglied der Kontrollkommission für das AKW Fessenheim ist. Er erinnerte daran, dass am Montag eine Sitzung in Colmar einberufen sei, an der auch Landrätin Störr-Ritter teilnehme. "Wir sehen, wie sie sich verhält", kündigte er an. Die Atomkatastrophe wird dabei wichtigstes Thema sein. Ein Sprecher der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN wird berichten, welche Auswirkungen das Unglück in Japan auf die Sicherheitsmaßnahmen für die französischen Kraftwerke hat.

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