Behind bars…
So sometimes even the most wild scenarios become reality, and so here I am in pre-trial detention at the Female Prison of Korydallos [in Athens] precisely because I possessed already published documents, because I am anarchist. Of course, the original list of charges against me has grown, with an extremely serious crime added to it – namely my reference to the imprisoned anarchists as “political prisoners”.
These are the findings upon which the decision of the Committee of Misdemeanours was based [which ordered Fee's pre-trial detention –trans.], the only findings with which they have sent me to prison. I am not surprised yet I wonder, if what I am going through is not a political persecution, then what would ever be one? Perhaps all the persecutions of comrades based solely on their relationships and their beliefs are not political. Perhaps even the detention of people awaiting trial in high-security prisons, or underground dungeons, are random phenomena, entirely unconnected to the political identity of the detainees. Not to forget the transformation of political trials into military tribunals acting under special circumstances, in absentia of the accused and the withholding of the ID of the people who chose to attend…
Are you kidding us?
Authority itself gets rid of the dipole of innocence and guilt, the same dipole it had used for so many years in order to divide the front of the people in struggle into good and bad ones, legal and illegal. From now on, everything is related; dividing lines become fluid and everyone who resists is placed on the shore of the guilty ones. Everyone is potentially incarcerated in the hospitable cells of the greek prisons.
Divide and conquer is no longer required, the junta is by now shameless, people are one again divided into two parts. Into the exploited and the powerful.
In this situation, it is not only acts who matter anymore but thoughts too. Books and publications are categorised as dangerous and we should expect the new publication of the “index librorum prohibitorum” (list of banned books by the Inquisition). The anarchist/ anti-authoritarian word is criminalised and most certainly needs to be repented as it is subversive. This is an attempt to silence and dispose not only the people in struggle but also the thoughts and our ideals, the ideas that our texts carry with them.
All this is extremely dangerous at the present time.
Dangerous because in the times that we live in a new liberal totalitarianism has made an appearance; the perfectly post-modern and always socialist junta.
Dangerous as the parts of people who resist are widening out, networking, recognising the importance of a multiform struggle.
From the dignified residents of Keratea and the nearby areas, the 300 migrant hunger strikers who demand the obvious dream in life with complete consciousness of their class, to the strikers at the Mass Transportation Systems and other working sectors refusing to bow to the blackmailing of their bosses; the “I won’t pay” movement, the members of which are facing incarceration. Them and how many, how many more…
This junta lacks nothing compared to the previous ones as it has adopted from them the military advantage of the quick, versatile and always-present forces of “Security” and the security para-state that moves around, armed, hooded up and with no initials – specialising in the chasing and torturing of people in struggle; specialising to truly terrorise. Terrorists with new and older methods, abductions in the middle of the street with cinematic effects, publication of photographs even before charges are brought forward (the recent case of comrade K.S in Thessaloniki), invented groups with no name nor action being included in the list of charges against comrades; terrorist laws with special clauses, more laws, more incarcerations.
This entire climate is sustained and reproduced via the media which take on the role that the state would never be able to fulfil on its own. With lies upon lies, TV shows about indifferent celebrities targeting only dumb people and offending the intelligence of those who watch them, they attempt on the one hand to break up and terrorise and on the other hand to keep people drugged up and subordinate to a cheap dream.
At this moment then, for all the above reasons, solidarity as a main co-ordinate unifying the front of the repressed beholds even greater value. Solidarity meaning proximity, not consonance: a recognition of the common ground of the state of our struggle. This fundamental political virtue of higher social organising combined with the utmost individual fulfilment.
Comradely regards, my friendliness and my thoughts go out to all the comrades and friends behind and outside the bars – stay strong! Because until the tearing down of the last prison and total freedom, no-one is free. Because the darkest hour is just before the dawn!
Fee Meyer
Cell 35, Wing B
female prison of Korydallos
[From occupiedlondon.org]
(A)
Könnte jemand diesen Brief ins Deutsche übersetzen. Das wäre klasse.
übersetzung brief fee meyer
Für euch in den Bars…
Manchmal werden sogar die absurdesten Szenarien zur Realität, und so sitze ich nun hier in Untersuchungshaft im Frauengefängnis von Korydallos in Athen. Mit der exakten Begründung, dass ich zuvor bereits veröffentliche Dokumente besitze und dass ich Anarchistin bin. Natürlich ist die ursprüngliche Liste der Anschuldigungen gegen mich um ein wirklich schwerwiegendes Verbrechen erweitert worden, nämlich, dass ich von den inhaftierten Anarchisten als „politische Gefangene“ spreche. Dies war der Tatbestand, mit welchem das Gericht meine Untersuchungshaft anordnete, die einzigen Beweise mit denen sie mich ins Gefängnis schickten. Ich bin nicht überrascht und doch frage ich mich, ob das was mir passiert nicht politische Verfolgung ist, was, wenn nicht das? Vielleicht ist all die Verfolgung, welche Genossen und Genossinnen nur aufgrund ihrer Beziehungen und Überzeugungen erlitten haben nicht politisch. Vielleicht sind auch die Inhaftierungen von Menschen, welche in Hochsicherheitsgefängnissen oder unterirdischen Kerkern auf ihre Verhandlung warten Zufallsphänomene, welche rein gar nichts mit der politischen Identität der Häftlinge zu tun haben. Nicht zu vergessen die Umwandlung von politischen Prozessen in militärische Prozesse, welche unter besonderen Umständen abgehalten werden, in Abwesenheit der Beschuldigten und mit Einbehaltung der Ausweise der Zuschauer…
Wollt ihr uns zum Narren halten?
Die Staatsgewalt selbst schafft gerade den Gegensatz zwischen unschuldig und schuldig ab, den gleichen Gegensatz, den sie so viele Jahre benutzt hat, um die Einheit derjenigen die für bessere Verhältnisse kämpfen zu spalten. In Gute und Böse, in Legale und Illegale. Von jetzt an ist alles miteinander verknüpft, Trennlinien verflüssigen sich und jeder der sich wehrt landet auf der Seite der Schuldigen. Für jeden Einzelnen besteht die Möglichkeit in den gastfreundlichen Zellen griechischer Gefängnisse eingekerkert zu werden.
Spalte und herrsche, das ist nicht mehr notwendig die Junta hat all ihren Scham verloren die Menschen werden wieder in zwei Lager aufgeteilt. Die Ausgebeuteten und die Mächtigen.
In dieser Situation sind nicht nur Handlungen wichtig und strafbar, sondern bereits Gedanken. Bücher und Publikationen werden als gefährlich eingestuft, und wir sollten uns auf eine neue Ausgabe des “index librorum prohibitorum” (die Liste der von der Inquisition verbotenen Bücher) vorbereiten. Das anarchistische/antiautoritäre Wissen wird kriminalisiert und muss dann sicher bereut werden, da es subversiv ist. Dies ist der Versuch, nicht nur die kritischen Menschen zu vernichten und zum Schweigen zu bringen, sondern auch unsere Gedanken und Ideale, die Ideen welche unsere Texte transportieren.
All dies ist extrem gefährlich in der gegenwärtigen Zeit.
Gefährlich, weil in den Zeiten in welchen wir leben ein neuer liberaler Totalitarismus aufgetaucht ist: die perfekte postmoderne und immer noch sozialistische Junta.
Gefährlich weil sich der Anteil der Menschen, die sich wehren ausweitet, sich vernetzt, begreift wie wichtig ein vielfältiger Widerstand ist.
Von den ehrenhaften Einwohnern von Keratea und Umgebung, den 300 Migranten im Hungerstreik die ihren selbstverständlichen Lebenstraum einfordern, in vollem Bewusstsein ihrer Situation, bis zu den Streikenden im Transportwesen und anderen Arbeitsbereichen, die sich wehren, sich den schwarzen Listen ihrer Chefs zu beugen; die „ich bezahle nicht“ Bewegung, deren Mitglieder die Inhaftierung fürchten müssen. Diese und viele Anderen, wie viele mehr…
Der gegenwärtigen Junta fehlt im Vergleich zu den vorherigen an nichts, denn sie hat von ihnen den militärischen Vorteil der schnellen, vielseitigen und stets präsenten “Sicherheits-”kräfte übernommen, der parastaatlichen Sicherheitsdienste, welcher sich schwer bewaffnet und maskiert ohne Kennzeichnung bewegen, spezialisiert darauf Menschen die sich wehren zu jagen und zu foltern, spezialisiert darauf wirklich zu terrorisieren. Terroristen mit neuen und älteren Methoden, Entführungen auf offener Straße mit filmreifen Effekten, Veröffentlichungen von Fotos noch bevor überhaupt Anschuldigungen erhoben werden (der neueste Fall des Kameraden K.S. in Thessaloniki), erfundene Gruppierungen ohne Namen und Handlungen welche in die Liste der Beschuldigungen gegen Kameraden einfließen, Terrorgesetze mit speziellen Paragraphen, immer noch mehr Gesetze, mehr Inhaftierungen…
Dieses Gesamtklima wird von den Medien getragen und reproduziert, die dabei eine Rolle übernehmen, welche der Staat niemals alleine spielen könnte. Mit Lügen über Lügen, mit TV Shows über austauschbare Berühmtheiten, welche die Menschen verdummen, und die Intelligenz derer beleidigen, welche sie anschauen. Sie versuchen auf der einen Seite aufzubrechen und zu terrorisieren, auf der anderen die Menschen zu betäuben und einem billigen Traum zu unterwerfen.
Deshalb erhält aus allen genannten Gründen in diesem Moment Solidarität als die Haupt Koordinate eine immer größere Bedeutung, da sie die Reihen der Unterdrückten zusammenhält. Solidarität welche Nähe meint, nicht Übereinstimmung: eine Anerkennung der gemeinsamen Basis unseres Kampfes: die fundamentalen politische Tugend einer hohen sozialer Organisiertheit, gepaart mit höchster individueller Erfüllung.
Kameradschaftliche Grüße, meine Zuneigung und meine Gedanken wandern zu euch, meine Kameraden und Freunde in den Bars und draußen, bleibt stark! Weil niemand wirklich frei ist, bis auch das letzte Gefängnis abgerissen ist und bis zur umfassenden Freiheit aller. Und weil die dunkelste Stunde unmittelbar vor dem Morgengrauen liegt.
Fee Meyer
Cell 35, Wing B
female prison of Korydallos
es gibt ein solidaritäts musikvideo unter
http://www.youtube.com/watch?v=dssjGIWr2qo
oder unter youtube free fee