Zum Prozess gegen die Stadtguerilla "Conspiracy of the Cells of Fire"

Conspiracy of Cells of Fire - signature

Am 17. Januar 2011 wird der erste Prozess gegen vermeintliche MitgliederInnen der griechischen Stadtguerilla “Conspiracy of the Cells of Fire” beginnen, in Athen im Gerichtssaal des Knastes Korydallos. Die Gruppe verübte in den letzten Jahren unzählige Angriffe auf staatliche und kapitalistische Institutionen und wird vom griechischen Staat als „terroristische Vereinigung“ eingestuft.


Wir wollen hier einen kurzen Überblick über die Gruppe und die Verhaftungen geben.

 

Brand- und Sprengstoffanschläge


Die ersten Aktionen unter dem Namen “Conspiracy of the Cells of Fire” fanden im Jahr 2007 statt. Anfangs gab es Brandanschläge, unter anderem auf Militäreinrichtungen und Bullenwachen, Banken, Büros der regierenden Parteien, Autohändler und hochwertige Autos, und vieles mehr. Oft gab es Tage in denen eine Vielzahl von Aktionen stattfanden, was die Wirkung und Intensität stark erhöhte. Nach den Aktionen wurden stets Kommunikees veröffentlicht, alle Kommunikees von 2008. Mit der Zeit wurden auch Sprengstoffe bei Aktionen eingesetzt, wie Anfang Januar 2010 bei der Aktion auf das griechische Parlament, Ende Dezember 2010 auf das Verwaltungsgericht.

 

Die Conspiracy vertrat in ihren Kommunikees immer eine anarchistisch-nihilistische und sozialrevolutionäre Linie, seit der Verhaftung von vermeintlichen MitgliederInnen im September 2009 trat immer mehr die nihilistische Linie in den Vordergrund und gewann an Raum. Dies gipfelte darin, dass Anfang November 2010 Briefbomben an ausländische Botschaften in Athen, mehrere europäische Regierungschefs und europäische Institutionen versandt wurden. Mindestens eine Person wurde dadurch verletzt. In ihrem Kommunikee legt die Conspiracy dar, warum es die Botschaften der gewählten Staaten treffen sollte – die Aktion fand in Solidarität mit in den Staaten inhaftierten revolutionären KämpferInnen statt. Beim Versand der Briefbomben wurden zwei Personen verhaftet, die sich danach zur Mitgliedschaft in der Conspiracy bekannten.

 

Durch ihre Aktionen, wie eben das Versenden von Briefbomben, macht sich die Conspiracy jedoch nicht nur FreundInnen in der anarchistischen und antiautoritären Szene, denn wie beispielsweise bei den jüngsten Briefbomben der F.A.I. (Informelle Anarchistische Föderation) in Italien im vergangenen Dezember, wird immer das Risiko eingegangen Menschen, wie z.B. Postangestellte oder Angestellte die, die Post öffnen (wie ein Mensch aus Chile, der bei der Briefbombe der F.A.I. zwei Finger verloren hat und selbst als Aktivist in linken Vereinen aktiv ist) zu verletzen. Briefbomben sind verhältnismäßig unkontrollierbar und werden selbst aus Gruppen wie “Revolutionärer Kampf” aus Griechenland, die über Jahre Sprengstoffanschläge durchführten, kritisch betrachtet, wie durch ihren Brief nach den Anschlägen der F.A.I. geschah.


Verantwortungsbewusstsein und zielgerichtetes Handeln sind seit Jahrzehnten einige der Basics der anarchistischen Ethik, und gerade bei Briefbomben ist die Messlatte hoch zu setzen, wie aus einigen veröffentlichten Szenedebatten ersichtlich wird. Eine Debatte , die wir als viel zu kurz aufgreifen können, welche uns aber als notwendig erscheint.

 

Die Verhaftungen im September 2009


In den Abendstunden des 23. September 2009 fanden die ersten Festnahmen von Personen, die der Mitgliedschaft in der “Conspiracy of the Cells of Fire” beschuldigt werden statt. In Athen wurden fünf junge Menschen im Alter von 20 und 21 Jahren unter dem Antiterrorgesetz verhaftet. Die Antiterroreinheiten der griechischen Polizei stürmten ein Haus in Halandri, einer Mittelklassenwohngegend im Norden von Athen. Das Haus wurden vorher für längere Zeit beobachtet, da die Bullen dort einen Zusammenhang mit anarchistischen, militanten Angriffen auf Staat und Kapital sahen. Das Haus soll laut den Bullen als geheimer Unterschlupf der Gruppe gedient haben sollen, bei der Durchsuchung wurden angeblich Materialien gefunden mit welchen sich Zünder und Sprengvorrichtungen bauen lassen.

 

Die Verhaftungen fanden wenige Tage vor den Parlamentswahlen am 4. Oktober 2010 statt, in Griechenland gab es vorgezogene Parlamentswahlen. Der damals amtierende Ministerpräsident Kostas Karamanlis der Partei Nea Dimokratia sah sich zu diesem Schritt gezwungen, nachdem im Zuge der wirtschaftlichen Krise die Popularität der Regierung immer weiter sank und sich unter der Bevölkerung Missstimmung breit machte. Mit den Verhaftungen nur wenige Tage vor der Wahl wollte die Regierung ihre Stärke und Entschlossenheit im Kampf gegen alle, die sich gegen die herrschende Ordnung aus Staat und Kapital stellen beweisen. Verwunderlich ist es nicht, dass ein derartiger Schlag der Repressionsbehörden kurz vor einer Wahl stattfindet, aber geholfen hat es nicht, die regierende Partei verlor die Mehrheit und Karamanlis trat zurück.

 

Es stellte sich heraus, dass das Haus in Halandri noch eine wichtige Rolle in den Ermittlungen übernehmen sollte. Das ganze Haus wurde scheinbar sehr präzise nach Fingerabdrücken abgesucht, um damit den Aufenthalt von bestimmten Personen im Haus belegen zu können, um damit wiederum deren Mitgliedschaft in der Conspiracy beweisen zu können. Von den fünf Festgenommen wurde vier in Untersuchungshaft gesteckt, eine Person wurde unter Auflagen entlassen. Für sechs Leute, deren Fingerabdrücke im Haus in Halandri gefunden wurden, wurden Haftbefehle eröffnet, diese Personen tauchten daraufhin unter. In den Monaten nach den Verhaftungen wurden mehrere Personen verhaftet, für die Haftbefehle ausgeschrieben wurden. Zu meist aufgrund der im Haus gefundenen Fingerabdrücke, zum Beispiel auf einer Plastetüte, auf einem Bauteil eines Computers, auf einer Fliese im Badezimmer.

 

Weitere Verhaftungen am laufenden Band

 

Anfang Dezember 2010 gab es einen weiteren Repressionsschlag der griechischen Bullen. Es gab sechs Festnahmen, darunter zwei Leute, die per Haftbefehle seit September 2009 gesucht wurden. Es wurde eine große Menge an Waffen gefunden, die aber keiner der in Griechenland tätigen Gruppen direkt zugeordnet werden konnten.

 

Am 13. Januar gab es vier weitere Festnahmen im Athener Stadtteil Vyronas. Für die vier männlichen Personen gab es Haftbefehle, weil ihnen die Beteiligung am Anschlag auf die Büros der Public Power Corporation in Thessaloniki am 13. Oktober 2010 zugeschrieben wird. In einer Wohnung wurde eine Festplatte beschlagnahmt, auf welcher angeblich ein Textentwurf für ein Kommunikee für eine Anschlagserie um den Prozessbeginn am 17. Januar militant zu begleiten zu finden sein soll. Nur einen Tag später gab es die nächste Verhaftung, eine weibliche Person, welche die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Ihre Verhaftung steht im Zusammenhang mit denen vom Vortag. Am 17. Januar werden alle fünf dem Haftrichter vorgeführt werden.

 

Der Prozessbeginn am 17. Januar

 

Zum Prozessbeginn am 17. Januar werden sich 13 Personen verantworten müssen. Ein Teil von ihnen sitzt im Knast, andere wurden unter Auflagen entlassen. Drei Personen haben ihre Mitgliedschaft bekundet, Gerasimos Tsakalos und Panagiotis Argirou, die im Zusammenhang mit den Briefbomben Anfang November 2010 verhaftet wurden und Haris Hadjimihelakis, welcher seit September 2009 in Haft sitzt.

 

Aufruf zur Solidarität mit den Guerilleros der revolutionären Organisation Conspiracy of Cells of Fire,

den RevolutionärInnen und den Individuen, die im selbigen Verfahren angeklagt werden. (Gerichtsverhandlung am 17. Januar)


Ein weiterer Grund unserer Aktionen, wie die massenweise an Botschaften und europäische Leitfiguren gesendeten Paketbomben, war, dass wir einen internationalen Aufruf starten können.
Deshalb rufen wir zur Erstarkung des revolutionären Krieges auf, in allen Breiten- und Längengraden unserer Erde, von Europa bis nach Latein-Amerika. Wir organisieren uns international und zielen auf den Feind. Wir können es nicht erwarten, bis wir die subversiven Elemente auf die Straßen strömen sehen und die Guerrilla-Gruppen wieder und wieder zuschlagen. Alle Mittel sind entfesselt und liegen ohne Tabus und Fetisch auf dem Tisch. Auf den Demonstrationen zertrümmern wir die Schädel der Bullen, Banken werden ausgeraubt und den Flammen übergeben, Bomben lassen die Regierungsgebäude in die Luft fliegen, Waffen exekutieren die PolitikerInnen, JournalistInnen, Bullen, RichterInnen sowie alle andere Arten von BeschützerInnen dieser Welt. Auf diesem Weg wird der ihrige interne inländische Feind immer gefährlicher für sie.
Auch die Solidarität, eine der stärksten und authentischsten Waffen, erlangt einen kräftigeren und koordinierten Schrei. Bei Massenverhaftungen, bei Protesten in Belgien werden wir als Vergeltung Bomben in Griechenland platzieren und wenn eine revolutionäre Gruppe aus Chile einfährt, wird Argentinien vor einem Trümmerhaufen stehen, verursacht durch die Attacken von GefährtInnen. Für uns sind die toten Guerilleros und Gefangenen kein Grund zur Waffenruhe, sondern sie werden zur Motivation die revolutionären Prozesse zu verschlimmern. Deswegen glauben wir, dass Solidarität mehr zur bewaffneten Unnachgiebigkeit von heute werden sollte, anstatt von humanitären reformistischen Protest.
Am 17. Januar 2011 wird unserer revolutionären Organisation in Athen der Prozess gemacht. In diesem werden einige unserer stolzen MitgliederInnen, einige Revolutionäre und andere AnarchistInnen, wegen ihrer persönlichen Beziehung zu den Angeklagten involviert sein.
Es ist es nicht wert über den Prozess zu sprechen, da wir uns ja außerhalb der rechtlichen Grenzen definieren. Was wirklich Substanz hat ist der Ausdruck aggressiver Solidarität mit den angeklagten und eingesperrten GefährtInnen. Trotz der ausgelösten Menschenjagd auf uns durch die Bullen und den jüngsten Verhaftungen von zwei Mitgliedern unserer Organisation, wird uns nichts am fortfahrenden und weiterentwickelnden Kurs unserer Aktionen stoppen.
Mit unserer Entscheidung die Schlacht, die bis zum Ende gehen wird, zu fördern, RUFEN WIR die GefährtInnen und Guerrilla-Gruppen in Griechenland, Europa, Chile, Argentinien, Mexiko und auf der ganzen Welt auf, ihre Signale des Angriffs an die RichterInnen und die griechischen Autoritäten sowie Grüße der Solidarität an die Geißeln des neuen urbanen Guerrillakriegs zu senden.

 

Lasst diesen Prozess zu einem weiteren Grund für den revolutionären Krieg werden.

 

CONSPIRACY OF CELLS OF FIRE

 

 

Weitere Infos:
www.occupiedlondon.org/blog/tag/conspiracy-cells-case
www.abc-berlin.net/tag/conspiracy-of-the-cells-of-fire
www.actforfreedomnow.blogspot.com
directactiongr.blogspot.com

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selbst bürgerliche griechische medien schreiben nicht mehr von der "verletzten", "briefbomben" waren es auch nicht, noch nicht mal echte brandsätze und die festnahmen erfolgten nach dem versand, wegen bescheuerter handschuhe und perücke, lt. indy barcelona  sind die beiden eventuell sogar einen tag zuvor beim preis erfragen aufgefallen. letzteres könnte bedeuten, daß die behörden publikum waren.