Am letzten Tag dieses Jahr finden seit vielen Jahren mehrere Demonstrationen statt, welche sich explizit auf das Thema Knast und Wegsperren beziehen, zur Freiheit mit allen Gefangenen aufrufen und damit zeigen wollen, dass die, welche nicht mit uns auf der Strasse sein können, nicht vergessen sind. Knäste sind nur die Spitze des Eisberges dieses repressiven Systems, welches von der Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen lebt und diese zu gleichförmigen, emotionslosen Wesen formieren will. Viele die sich dieser Logik nicht unterwerfen wollen, werden zu Opfern der Repression und Unterdrückung und landen als letztes Zwangsmittel im Knast. In unserem Kampf gegen dieses System dürfen wir die Knäste und diejenigen, die welche darin vor sich dahinvegetieren nicht vergessen und sie nicht ihrem Schicksal überlassen.
Es soll noch ergänzt werden, das es noch viele andere Möglichkeiten gibt im Kampf für eine Gesellschaft ohne Knäste, um Gefangenen gegenüber solidarisch zu sein und der Ablehnung von Knastanstalten Ausdruck zu verleihen.
Die Demonstrationen werden vor Knäste in den jeweiligen Städten gehen:
Hamburg
22:30 Uhr U-Feldstraße [Hamburg] Demo zum Knast
23:30 Uhr Kundgebung vorm UG Holstenglacis
Köln *
Ort: Rektor-Klein Straße Haltestelle der Linie 5 in Köln Ossendorf. Zeit: 18 Uhr
Berlin *
15:00 Kundgebung vorm Abschiebeknast Grünau (Grünauer Str. 140, Berlin-Köpenick, nähe S-Bhf Spindlersfeld)
22:45 Demonstration vom U-Bhf Turmstrasse zur JVA Moabit (Berlin-Moabit, U-Bahnlinie 9)
Eine Dokumentation der jeweiligen Aufrufe:
Berlin
Von Grünau bis Moabit…
Dynamischer Silvestertag gegen alle Arten von Knästen und eine Gesellschaft der Einsperrung und Ausgrenzung!
In einer Zeit, in der kontinuierlich immer weitere Knäste gebaut werden, Terror-Panik und Sicherheitshysterie geschürt wird, die soziale Kontrolle unsere gesamten Lebensbereiche umfasst und härtere und längere Haftstrafen gefordert werden, kommen wohl nur wenige Menschen auf die Idee Gefängnisse und deren Institution radikal in Frage zu stellen und diese abschaffen zu wollen.
Die Geschichte von Knästen und die der Einsperrung als Strafmaßnahme in der Form wie wir sie heute kennen ist keine 250 Jahre alt. Sie ist Teil einer sich entwickelnden bürgerlichen Gesellschaft und eines kapitalistischen Systems – keinesfalls aber der Weisheit letzter Schluss.
Gefängnisse standen seit ihrer Einführung dafür gesellschaftliche Konflikte wegzusperren und unliebsame Teile aus der Gemeinschaft zu isolieren und verschwinden zu lassen. So waren die ersten die in Zuchthäusern, den quasi Vorgängerinnen von Gefängnissen, verschwanden und zu Arbeit gezwungen wurden vermeintliche Bettler_innen, „umherstreifendes Gesindel“, Alkoholiker_innen,, „arbeitsscheue Menschen“, so genannte „sittlich verwahrloste Frauen“ und Sex-Arbeiterinnen. Neben dem wirtschaftlichen Interesse, welches hinter diesen Einrichtungen stand und für deren Vollbelegung sorgte, waren es immer auch strukturelle Macht- und Gewaltverhältnisse wie beispielsweise Alter, Herkunft, Gender, soziale Schicht, die bestimmten wer potenziell eher im Knast landete als andere. Mit der Fokussierung auf das Eigentum und dem wachsenden Interesse einer bestimmten Schicht daran, dieses sichern zu wollen, landeten im Laufe der Zeit immer mehr Menschen auf Grund von Eigentumsdelikten in den Gefängnissen. So machen heute Delikte, die direkt oder indirekt mit Eigentumsverhältnissen zu tun haben 90 Prozent der Inhaftierungsgründe aus, dazu werden Gefängnisse privatisiert und Inhaftierte zu Arbeiten für Hungerlöhne für den freien Markt gezwungen.
Knäste sind keine Lösung für gesellschaftliche Konflikte. Strukturelle Gewaltverhältnisse sind integraler Bestandteil der Gesellschaft, in der wir leben und Knäste sind eben ein Teil davon. All zu oft jedoch werden diese Gewaltverhältnisse ausgeklammert oder nur in beschränkter Weise benannt. Abschottung vor Flüchtlingen, Gewalt in der Familie, Polizeigewalt, Knast, Arbeitszwang sind nur einige Formen von gesellschaftlich legitimierter Gewalt, teils in Gesetze gegossen, teils akzeptiert oder hingenommen.
Seit vielen Jahren gibt es an Silvester in Berlin eine Demonstration zum Knast in Moabit, um den Inhaftierten dort – stellvertretend für alle Gefangenen – zu zeigen, dass sie nicht allein und vergessen hinter den grauen Mauern weggesperrt sind. Dieses Jahr wollen wir bereits am Nachmittag eine Kundgebung vor dem Abschiebeknast Grünau abhalten. Diese Einrichtung steht exemplarisch für die rassistische Praxis des deutschen Staates und seiner Abschiebemaschinerie. Völlig grundlos – lediglich besitzen sie keinen deutschen Pass – werden hier Menschen teils über Monate hinweg unter schlimmsten Bedingungen isoliert und eingesperrt um schließlich in andere Länder abgeschoben zu werden.
An diesem Tag wollen wir auch Dennis J. und Oscar Grant gedenken. Beide wurden vor zwei Jahren von schießwütigen Bullen getötet. Dennis starb in den Abendstunden des 31. Dezember 2008 in Schönfließ bei Berlin, nur wenige Stunden später Oscar Grant in den frühen Stunden des 1. Januar 2009 in Oakland, Kalifornien in den USA. Die beiden stehen an diesem Tag symbolisch für viele weitere, die durch Kugeln der Repressionsorgane ihr Leben verloren haben und tagtäglich mit Polizeigewalt auf den Strassen konfrontiert sind.
Reißen wir die Mauern ein, die uns trennen!
Freiheit für alle!
15:00 Kundgebung vorm Abschiebeknast Grünau (Grünauer Str. 140, Berlin-Köpenick, nähe S-Bhf Spindlersfeld)
22:45 Demonstration vom U-Bhf Turmstrasse zur JVA Moabit (Berlin-Moabit, U-Bahnlinie 9)
weitere Infos: www.abc-berlin.net/von-gruenau-bis-moabit-silvester-zum-knast
Köln
Demo // Für eine Gesellschaft ohne Knäste!
„Vom repressiven Charakter des Kapitalismus sind wesentlich mehr
Leute härter betroffen als die radikale Linke, wir brauchen uns nur die
Tore von Ossendorf, die Abschiebegefängnisse oder die Agenturen für
Arbeit uns anzusehen um zu begreifen wie der ökonomische Überlebensdruck
im Zusammenspiel mit so genannten demokratischen Institutionen ein
repressives gesamtgesellschaftliches Verhältniss konstituiert, in dem
die Mechanismen von so genannter normaler Strafverfolgung und
politischer Repression an sich identisch sind.“ Antifa AK 2007
Wie jedes Jahr wollen wir auch wieder an Silvester um das Gefängnis in
Köln Ossendorf ziehen und unsere Solidarität mit all den in
Gefangenschaft lebenden Menschen ausdrücken. Wir wollen den Menschen
hinter den Mauern zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben und auch
weiterhin für eine Gesellschaft ohne Gefängnisse streiten, denn eine
Gesellschaft, die es nötig hat, Menschen zu entmündigen und einzusperren
selbst ein Gefängnis ist!
mit abolitionistischen Grüßen und Vorfreude auf eine lebhafte und laute Demo, euer Vorbereitungskreis.
Ort: Rektor-Klein Straße Haltestelle der Linie 5 in Köln Ossendorf. Zeit: 18 Uhr
weitere Infos: www.no-racism.de/demo-fuer-eine-gesellschaft-ohne-knaeste
Hamburg
Freiheit für Alle! Für eine Welt ohne Knäste und Grenzen!
Die sozialen Angriffe auf unser aller Leben nehmen weiter zu. Immer größere Teile der Bevölkerung werden ihrer Lebensgrundlagen durch Kürzungen im Sozialbereich und Gesundheitswesen mit gleichzeitigen befristeten Niedrigstlohnbeschäftigungen beraubt. Während Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, nehmen staatlich organisierte Eingriffe in unser Leben ständig zu.
Ein Großteil der Gefangenen, welche diese Gesellschaft hervorbringt,
ist weggespeert hinter Mauern, weil sie aus sozialen Aspekten heraus,
vorhandene Gesetze dieses Staates außer Acht ließen. Gefangene stellen
eine logische Konsequenz des kapitalistischen Systems dar.
Knast ist Gewalt und Isolation. Knast ist totale Fremdbestimmung.
Knast ist die letzte Stufe der staatlichen Repression, welche die
herrschende Ordnung basierend auf Unterdrücken und Unterdrückt werden,
aufrecht erhält. Als Menschen mit emanzipatorischen Ausrichtungen muss
es unser Anspruch sein, Konflikte nicht wegzusperren oder wegzuschieben,
sondern Ansätze jenseits von Zwang und Unterdrückung zu finden.
Dieses Jahr fanden mindestens zwei Menschen den Tod in Hamburger Knästen. Am 7. März wurde David erhängt im Gefängniskrankenhaus aufgefunden. Er kam aus Georgien und hatte in Deutschland Asyl beantragt, was abgelehnt wurde. Er saß seit Februar in Abschiebehaft und war schon seit geraumer Zeit in den Hungerstreik getreten. Am 16.04. fand Yeni den Tod. Auch sie versuchte nach Deutschland einzureisen und hier zu leben. Dies sind zwei Beispiele dafür, wie das Einsperren Leben zerstört und wie dieser Staat sich seiner Konflikte entledigt.
Wir wollen uns mit den selbstorganisierten Kämpfen der Migrant_innen gegen die rassistischen Zustände solidarisieren. Es werden Grenzen überwunden, um Krieg und politischer Verfolgung zu entgehen oder sich ein besseres Leben zu ermöglichen und in dieser globalisierten Welt am (europäischen) Wohlstand teilzuhaben. In diesem Zusammenhang wird sichtbar, wie Privilegien, Herrschaftsverhältnisse etc. zementiert werden. Individuen, die aus unterschiedlichen Gründen unglaubliche Wege zurücklegen, landen in diesem und anderen Staaten in sogenannten Sammellagern und/oder Abschiebeknästen.
An Tagen wie Silvester, wo viele Menschen, die draussen sind zusammenkommen, feiern und den Alltag unterbrechen, kann Knast für Menschen, die drinnen sind, noch mehr Einsamkeit und Isolation bedeuten. Freundinnen, Freunde, Bekannte und Familie sind an diesen Tagen oft noch weiter weg als ohnehin schon im tristen Knastalltag.
Die Gründe in dieser Gesellschaft im Knast zu landen, sind zahlreich. Ebenso wie die Gründe gegen dieses System Position zu beziehen, Kritik an der herrschenden Ordnung zu üben. Solidarität mit allen Menschen in den Knästen und draussen, die sich mit uns im Kampf gegen Kapitalismus, Staat und jede Unterdrückung befinden.
Freiheit für alle Gefangenen.
Für eine herrschaftsfreie Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Für eine Welt ohne Knäste und Grenzen.
31.12.2010 – 22:30 Uhr U-Feldstraße [Hamburg] Demo zum Knast – 23:30 Uhr Kundgebung vorm UG Holstenglacis
weitere Infos: noprisonnostate.blogsport.de
Stuttgart auch!