Liebe FreundInnen,
wir möchten euch ganz dringend bitten, den angehängten Offenen Brief von russischen Umweltschützern namentlich (privat oder für eure Gruppe/Verband) zu unterstützen. In dem Brief wird die Absage der Castor-Transporte von Ahaus nach Majak gefordert. Letztlich geht es aber um die komplette Schließung von Majak. Unser Protest kann dazu einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten. Aus Deutschland unterstützen bereits die BI "Kein Atommüll in Ahaus", das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, SOFA Münster, contratom und die BI Lüchow-Dannenberg den Aufruf. Zeigen wir mit unseren FreundInnen in Russland im Kampf gegen die Atomenergie Solidarität !!
An den Präsidenten der Russischen Föderation, Dmitrij A. Medwedew
An die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Frau Angela Merkel
An den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barak Obama
An den Generaldirektor der IAEO, Herrn Yukiya
Amano
OFFENER BRIEF
Wir sind in gesellschaftlichen Organisationen aktiv und wenden uns an Sie vor dem Hintergrund der Entscheidung, abgebrannten Atombrennstoff aus dem Forschungszentrum Rossendorf nach Russland zu transportieren.
Wir sind der Auffassung, dass dieses Vorhaben die Sicherheit der Bewohner des Baltischen Raumes und all der Menschen gefährdet, die entlang der Transportroute leben. Doch besonders gefährlich ist die Fracht für die Menschen, die unweit des Bestimmungsortes leben, im Gebiet Tscheljabinsk. Dieser ist heute schon die am stärksten verstrahlte Region der Welt. In der Fabrik „Majak“ hatten sich in den vergangenen 65 Jahren viele schwere Unglücke ereignet. In der Folge wurden Zigtausende von Quadratkilometern in Russland verstrahlt. Der radioaktive Müll wird in die Seen Karatschai, Staroje Boloto, Tatysch und den Fluss Tetscha geleitet. Die Tetscha transportiert den Müll weiter in den Ob und bis in das nördliche Eismeer.
Die Menschen dort leben in verstrahlten Gebieten, nehmen radioaktiv verseuchte, vor Ort erzeugte, Lebensmittel zu sich. In der Folge steigt die Erkrankungsrate. Die Behandlung dieser Krankheiten ist sehr kostenintensiv. Gleichzeitig fehlt das Geld, diese Erkrankungen zu behandeln. Und da die Menschen in verstrahlten Gebieten häufig krank sind, sind auch ihre Einkünfte niedrig. Wer in einem verstrahlen Gebiet lebt, hat in der Gesellschaft einen niedrigen Status.
In vier Generationen von Menschen, die auf radioaktiv verseuchtem Gebiet leben, nehmen die Krebserkrankungen zu. Deren Zahl ist 2008 auf 387 bei 100.000 gestiegen, bei Kindern unter 14 Jahren auf 14,1 Fälle pro 100.000. 2008 haben die Neuerkrankungen an Krebs bei Kindern um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Auch Missbildungen bei Neugeborenen haben deutlich zugenommen und liegen nun bei 47,6 Fällen pro 1000 Neugeborenen.
Der Transport von radioaktiv strahlendem Material nach Russland ist eine Gefahr für die nächsten Generationen, da Atommüll bei Lagerung und Wiederaufbereitung dieses Materials in Russland in die Umwelt gelangt.
Die mit Zustimmung der IAEO getroffene Vereinbarung zwischen den Regierungen Russlands, der USA und Deutschlands ist unserer Auffassung nach unmoralisch. Diese Vereinbarung verletzt das internationale Prinzip einer gleichberechtigten ökologischen Sicherheit. Diese Vereinbarung bedient die aktuellen finanziellen Interessen russischer Bürokraten.
Wir wenden uns an Angela Merkel, die Kanzlerin von Deutschland und an die anderen Regierungen mit mächtigen Strukturen zur Wahrung der Sicherheit (der ökologischen Sicherheit und der Sicherheit vor Terrorismus), auf den Export ihres Atommülls zu verzichten, die Verantwortung hierfür nicht anderen Ländern und Völkern aufzubürden.
Wir fordern, Deutschland aus der Liste der Länder zu streichen, die unter die Vereinbarung zwischen Russland und den USA fallen, welche von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO vermittelt wurde. Diese Vereinbarung legalisiert den Export von abgebranntem Atombrennstoff. Eine Umsetzung dieser Vereinbarung führt zu negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Menschen des Landes, in dem sich der Bestimmungsort der Atomtransporte befindet, wo dann der Brennstoff und der bei der Wiederaufbereitung entstandene Müll gelagert wird.
Deswegen rufen wir Sie auf, den Export von strahlendem Atommüll aus dem Forschungszentrum Rossendorf nach Russland, wo er in die Fabrik „Majak“ im Gebiet Tscheljabinsk gebracht werden soll, zu verbieten.
1. Natalja Mironowa, Dr. Der Soziologie, „Bewegung für atomare Sicherheit“, Tscheljabinsk,
2. Alexej Jablokow, Dr. der Biologie, Professor, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Moskau,
3. Andrej Talewlin, Dr. jur., Stiftung „Für die Natur“, Tscheljabinsk,
4. Alexej Babin, Gruppe „Rechtsbewusstsein“ (Tscheljabinsk),
5. Oleg Bodrow, NGO „Grüne Welt“, Sosnowij Bor, Gebiet Leningrad,
6. Alexander Nikitin Zentrum für Ökologie und Menschenrechte „Bellona“, St. Petersburg,
7. Tatjana Artemowa, Journnal „Posev“, „Assoziation von Umweltjournalisten St. Petersburgs“
8. Albert Garapow, Anti-Atom-Gesellschaft von Tatarstan, Kasan
9. Alexej Toropow, Sibirische Umweltagentur, Tomsk,
10. Michail Piskunow, Zentrum für zivile Initiativen, Dimitrowgrad
11. Jurij Iwanow, Umweltzentrum Kola, Murmansk,
12. Andrje Pintschuk, «Zentrum zur Unterstützung von Umweltinitiativen», Saratow,
13. Olga Pizunowa, «Partnerschaft für Entwicklung», Saratow,
14. Tamara Dobrezowa, Umweltgruppe „Im Namen des Lebens“, Stadt Kostroma,
15. Alexej Kokorin, WWF – Russland, Moskau,
16. Katherina Tatarinowa, «Gesellschaft für Naturschutz der biologischen Fakultät der MGU“, Moskau,
17. Olga Senowa, Umweltgruppe „Freunde des Baltikums“, St. Petersburg,
18. Ljudmilla Schirina, Umweltgruppe „Biola“, Brjansk,
19. Olga Podosenowa, «Umweltunion am Ural», ‚Stadt Ekaterinburg,
20. Vitalij Servetnik, Umweltgruppe «Natur und Jugend », Murmansk,
21. Lars Haltbrekken, «Norges Naturvernforbund/Friends of the Earth Norway», Oslo Norway
22. Jean-Marie Matagne, Action des Citoyens pour le Désarmement Nucléaire (ACDN), France,
23. Alice Slater, Nuclear Age Peace Foundation, NY, USA,
24. Andre Bouny, International Committee for the Support of Victims of Agent Orange (France)
25. Raymond Shadis, Executive Director, Earth Day Commitment/Friends of the Coast, Post Office Box 98, Endecomb, Maine 0455,
26. Takao Takahara, Peace Research Institute PRIME-Yokohama, Japan,
27. Sergej Schapchajew, Burjatische regionale Organisation für den Baikalsee, Ulan-Ude,
28. Galina Morosowa, Moskauer Ökologische Föderation, Moskau,
29. Marina Sergejewa, Bezirksvereinigung Krasnodar der Allrussischen Gesellschaft für Naturschutz, Krasnodar,
30. Sergej Muchatschew, Tatarische Abteilung der Sozial-Ökologischen Union, Kasan,
31. Arkadij Iwanow, Gruppe für den Schutz der Umwelt an der MGU, Moskau,
32. Vitalij Gorochow, Dr. der Chemie, Institut für Umwelt- und Rechtsfragen „Ökojuris“, Moskau,
33. Dmitrij Kaphzow, Ökologische Wache im Nordkaukasus, Vereinigte Grüne Alternative (GROSA – Russland), Sotschi, Gebiet Krasnodar
34. Sergej Simak, Dr. der Biologie, Mitglied der Gesellschaftskammer des Gebietes Samara, Ko-Vorsitzender der Internationalen Sozial-Ökologischen Union, Samara,
35. Elena Kruglilkowa, Ko-Vorsitzende der russischen Sozial-Ökologischen Union, Moskau,
36. Andrej Margulew, "Union der gesellschaftlichen Umweltgruppen“, Moskau
37. Aschat Kajumow, ökologisches Zentrum „Dront“, Nischnij Nowgorod,
38. Tamara Belookaja, Dr. med., Belarussisches Komitee „Die Kinder von Tschernobyl“, Minsk, Belarus.,
39. Tatjana Seliwanowskaja, ,verdiente Kulturschaffende der Russischen Föderation, Mitglied der Redaktion der Zeitung der Grünen „Bereginja“, Stadt Nischnij Nowgorod,
40. Belugin Nikolaj, Regionale Umweltorganisation für Jugendliche „Etas“
41. Wasil Jakowenko, Schriftsteller, Leiter der Belarussischen Sozial-Ökologischen Union „Tschernobyl“, Minsk,
42. N.O. Terechowa,,Komitee der Soldatenmütter des Gebietes Kostroma, Kostroma
43. Irina Resnikowa, Initiativgruppe „für grüne Energie!“, Nerechta, Gebiet Kostroma
44. Andrej Rudomacha, "Ökologische Wache im Nordkaukasus " (Majkop),
45. Anatolij Lebedew, Büro für regionale Gesellschaftskampagnen, BROK, Wladiwostok,
46. Nafisa Mingasowa,,Professorin an der KFU, Laborleiterin, Kasan,
47. Nelja Nigamatsjanova, Vorsitzende des Rates MOD "Bewegung gegen Krebs", Tscheljabinsk,
48. Elena Karmanowa, Mitglied der Jugendkammer der städtischen Duma von Tscheljabinsk,
49. Milja Kabirowa, NGO „Techa“, Tscheljabinsk-Musljumowo,
50. Fatima Kobschasarowa, NGO „Faticha“ Tscheljabinsk
51. Andrej Warlamow, Union für Vogelschutz, Russland, Regionale Organisation von Saratow
52. Rauf Sabitow, "Bergclub Schably-Manas“, Stadt Taras, Kasachstan,
53. Tamara Sabitowa, NGO „Zentrum Miracle“, Stadt Taras, Kasachstan
54. Natalja Mansurowa, NGO „Planet der Hoffnung“, Stadt Osersk,
55. Walerij Bulatow, Professor, Doktor der geologischen Wissenschaften, Jugorsker Abteilung der geographischen Gesellschaft Russlands,
56. Andrej Solotkow, Regionale gesellschaftliche Umweltorganisation von Murmansk, „Bellona-Murmansk“
57. Gennadij Mingasow, „Grünes Kreuz“ im Bezirk Moskau,
58. Spiridonow S.N., Kostromer Bezirksorganisation „orthodoxe Gemeinschaft“, Kostroma
59. Leslie Staudinger, Trustee, New England Coalition on Nuclear Pollution
60. Anatolij Mamajew,, Gesellschaftliches Zentrum für die Nichtverbreitung von spaltbarem Material, Geschlossene Stadt Schelesnogorsk,
61. Wladimir Desjatow, regionale Abteilung der Union „für chemische Sicherheit“, Komsomolsk am Amur,
Natalja Mironowa aus Tscheljabinsk bittet Personen und Organisationen in Deutschland, ebenfalls diesen Aufruf zu unterschreiben.
Schickt deswegen bitte eine kurze Mail in englischer oder russischer Sprache an Natalja: nmironova [at] gmail.com.
Bremen und Hamburg lehnen Castoren-Verschiffung ab
Liebe FreundInnen,
die letzten Tage waren ziemlich hektisch und ereignisreich, aber es geht voran. Die Castor-Transporte von Ahaus nach Majak werden immer mehr zu einem bundesweiten und internationalen Streitthema - hier der momentane Stand:
1. Röttgen wurde durch die viele Presse total aufgeschreckt und will jetzt "vor Ort" die Lagerbedingungen in Majak klären lassen.
2. Bremen und Hamburg lehnen die Verschiffung der 18 Castoren aus Ahaus ab. Am Freitag sagte der CDU-Bürgermeister in Hamburg, Ahlhaus, man werde den Transport "keinesfalls dulden". Ohne Hafen, kein Castor.
3. Heute nachmittag sprach sich der NRW-Innenminister erstmals öffentlich gegen die Castor-Transporte aus. NRW liege mit Bremen und Hamburg auf einer Linie. Von einer Einstellung der Castor-Vorbereitungen ist aber nicht die Rede.
4. In Russland laufen UmweltschützerInnen und -gruppen Sturm gegen den Atommüllimport aus Deutschland. Den Offenen Brief habt ihr heute schon erhalten. Es gibt schon zahlreiche neue Unterstützer, auch aus Finnland und Frankreich.
5. Es gibt inzwischen erste Hinweise darauf, dass die z. T. mehr als 50 Jahre alten Brennelemente nicht mehr zu 100% stabil sind - wir gehen dem nach.
Unter dem Strich eine sehr erfreuliche Entwicklung, aber noch kein klarer Sieg:
Deshalb bleibt es dabei: Wir rufen für den 21. November um 14 Uhr zur Demo am Zwischenlager Ahaus auf.
Gehen wir auf die Straße gegen den Atommüllexport und für ein allgemeines Atomtransportemoratorium in NRW sowie die Stilllegung der Atomanlagen in Gronau und Duisburg. Ohne unseren Druck wird sich weder in Düsseldorf noch in Berlin etwas bewegen. Nutzen wir den riesigen Schwung aus dem Wendland - Widerstand wirkt!
Wie geht es weiter:
15. Nov., 20 Uhr: Morgen Abend SOFA-Treffen im Donqui, Scharnhorststr. 57 und BI-Stammtisch in Ahaus
5. Dez: Landeskonferenz der Anti-Atom-Bewegung in NRW in Düsseldorf (Einladung hängt als Anhang bei).
Haltet euch bitte auf dem Laufenden unter www.sofa-ms.de, kommt am Sonntag nach Ahaus und unterzeichnet den Offenen Brief der russischen Umweltschützer.
Atomfeindliche Grüße
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, SOFA Münster, BI "Kein Atommüll in Ahaus"
(www.sofa-ms.de, www.kein-castor-nach-ahaus.de, www.urantransport.de)