BLN: Über 1500 auf Antifa-Demo/Polizeigewalt

naziterror

Über 1500 Menschen versammelten sich heute nach 19 Uhr am U-BHF Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg zu einer antifaschistischen Demonstration. Anlass für die Protestaktion war ein Brandanschlag von Nazis gegen den Kreuzberger "Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf - M99" in der Nacht vom 26 auf den 27.Oktober 2010 und eine vorausgegangene Polizeirazzia gegen den Laden und andere linke Buch- und Infoläden am 26.Oktober durch das LKA. Sie waren auf der Suche nach der linken Zeitschrift "Interim" und Materialen der Kampagne "Castpr Schottern" Bei den Brandanschlag der Nazis wurde der Tot von Menschen billigend in Kauf genommen. Die Wohnung über dem Laden in der Kreuzberger Manteufelstrasse 99 ist unbewohnbar und es ist nur einem Zufall zu verdanken das sich zum Zeitpunkt des Anschlages (ca 3 Uhr Nachts) niemand im Laden aufhielt. Desweiteren beschmierten die Nazis den nahe gelegenen Antifa-Laden "Red Stuff" mit Keltenkreuzen und "NS"-Graffitis und versuchten das Türschloss durch Kleber unbrauchbar zu machen. Auch die Wohnung eines antifaschistisches Gewerkschaftsmitglied in Neukölln wurde von den Nazis mit Graffitis "markiert".

 

Ein weiterer Anlass für den Protest war ein rassistischer Mord in Leipzig letztes Wochenende.Die Aktionen in der Nacht vom 26/27.Oktober war nicht die erste Serie von Nazianschlägen in den als "migrantisch" und "links" geltenen Stadteilen Kreuzberg und Neukölln. Im Januar und März dieses Jahres ist es zu ähnlichen Serien von Anschlägen gekommen, die den (mittlerweile aufgelösten) Freien Nationalisten Mitte und den "Autonomen Nationalisten Berlin" zugerechnet werden. Die dem Brandanschlag vorausgegange Razzia der Berliner Polizei zeigt die gemeinsamen Feindbilder von Staat, Bullen und Nazis: eine kämpferische antifaschistische und antikapitalistische Bewegung die sich nicht nur gegen Nazis engagiert, sondern auch die gesellschaftlichen Grundlagen von Rassismus und Faschismus angreift: die auf Konkurzenz und Lohnarbeit basierende bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft in der Leute wie Sarrazin,Merkel und Seehofer als geistige Brandstifter und Stichwortgeber für den Neonazi-Mob fungieren.

Aufgerufen zur Demonstration hatte das Netzwerk "Siempre Antifacista", die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) und die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB). Kurz nach 19 Uhr versammelten sich mehrere hundert Menschen am Kottbusser Tor. Die Masse wuchs bis kurz vo 20 Uhr auf über 1000 an. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften präsent und agierte von Beginn der Versammlung äusserts Repressiv. Nachdem aus dem Lautsprecherwagen die Demo begrüsst wurde und auf über den Anlass des Protestes informiert wurde begann die Demo mit einem Redebeitrag des Netzwerkes "Siempre Antifacista", der den Naziangriff am letzten Mittwoch in einen Kontext mit einer europaweit immer brualter agierenden Nazisbewegung stellte und einem Antifa-Kongress Mitte November in Berlin Einlud. Nach dem Beitrag wollte die Demonstration lautstark, kämpferisch und begleitet von guter Musik losziehen. Schon nach wenigen Metern stoppten Riot-Cops der Berliner Prügelhundertschaften den Demo-Zug wegen dem Abrennen von Bengalos und angeblichen "Flaschen und Böllerwürfen" von der Polizei. Nach einigen ansgespannten Minuten in denen nicht klar war ob die Demo überhaupt losziehen würde oder gleich nach Beginn von der Berliner Polizei auseinandergeprügelt wurde, liess die Bullen die Demo doch losziehen. Begleitet durch laute Parolen wie "Alerta Antifacista" und mit Transparenten wie "Gegen Anti-Antifa auf allen Ebenen!" zog die mittlerweile auf 1500 Menschen angewachsene Demo durch die Adalbertstrasse und Oranienstrasse. In einem Redebeitrag informierte die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB) und das Kurdistan-Solidaritätskomitee über türkische faschistische Strukturen der sog "Graue Wölfe" in Kreuzberg und klärten die anwesenden Antifas über die Ideologie und die Gefahr die von diesen faschistischen Schlägergruppen nicht nur für Kurden ausgeht. Ausserdem wiesen sie drauf hin das die Grauen Wölfe von der CDU lange Zeit finanziell unterstützt wurden und das eines ihrer Zentren in der Oranienstrasse gleich links neben dem linken Club "So36" befindet. Von dort aus gehen auch oft angriffe von "Bozkurt"-Anhängern gegen Kurden, Queers, Schwule und Linke aus. Danach wurde vor dem linken und feministischen Buchladen Oh21 einer Erklärung der Berliner Buch und Infoläden zu den Razzien und der Kriminalisierung in den letzten Monaten verlesen. Lautstark und von einem massiven - und immer aggressiver auftretenden - Polizeiaufgebot begleitet. Vor dem angegriffenen M99 gab es eine Zwischenkundgebung wo der Betreiber des Ladens, H.G., von dem Angriff berichtet und die Naziangriffe in einen Zusammenhang mit den polizeilichen Angriffen auf den Laden (seit seiner Gründung 52 mal durchsucht - Deutschlandrekord!) und bedankte sich für die erfahrene Solidarität. Dann zog die Demo weiter am Antifa-Versand-Laden "Red Stuff" vorbei, der an jenem Abend ebenfalls von Nazis angegangen wurden. Zu diesem Zeitpunkt begann die Polizei immer mehr Greiftrupps die sich bisher in den Seitenstrassen "versteckt" hielten zur Demo hinzuziehen. Die Stimmung wurde aggressiver. Es wurde deutlich das die Polizei sich vorbereitete die Demospitze anzugreifen. Auf der Wiener Strasse war es dann so weit. Dutzende Bullen stürmten in die ersten Reihen der Demo, sprühten massiv mit Pfefferspray herum, verprügelten die Demonstranten und verteilen Schläge in Kopfhöhe.Mehrere Leute wurden dabei verletzt und verhaftet. Wegen der massiven Polizeiangriffe entschied die Demoleitung die Demo abzubrechen, da nicht mehr für die Sicherheit der Teilnehmer gesorft werden konnte wegen der massiven Angriffe. Daraufhin wurde die Demo vom Lautsprecherwagen für beendet erklärte. Die Teilnehmer zerfasserten sich dann auf der Wiener Str, wo es immer wieder zu willkürlichen Festnahmen und Prügelorgien der Berliner Polizei kamm. Ergänzungen wie es dann weiterging sind erwünscht.

Viel Kraft und Grüsse an die Verletzten und Verhafteten Genoss_Innen.
Auf zur Silvio-Meier-Demo am 20.November!
Alerta Antifacista!

mehr infos: http://www.arab.antifa.de

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert


Faschisten in Kreuzberg – die »Grauen Wölfe«


Redebeitrag der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) und des Kurdistan-Solidaritätskomitees


Faschistische Strukturen in Kreuzberg? Der Berliner Bezirk gilt gemeinhin als multikulturell, tolerant, offen und somit auch als ziemlich schwieriges Pflaster für Nazis, Faschisten und Rassisten. Doch der Schein trügt. Zwar haben rechtsextremistische Gruppen wie die NPD durchaus Probleme, mit ihren Parolen gegen »Überfremdung« und für die deutsche »Herrenrasse« bei der Kreuzberger Bevölkerung zu landen, dennoch tauchten in den letzten Jahren vermehrt Aufkleber der »Autonomen Nationalisten« und der NPD zwischen Moritzplatz und Halleschem Tor auf. Doch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist augenscheinlich sehr gering. Dabei müssen Faschisten nicht zwingend deutscher Herkunft sein. Neben dem Wedding ist Kreuzberg eine der Berliner Hochburgen der türkischen rechtsextremen Partei der Nationalen Bewegung (Milliyetci Hareket Partisi – MHP) und ihrer Jugendorganisation, der »Grauen Wölfe« (Bozkurtlar).


Diese extrem rechten Gruppierung träumt von einem »Großtürkischen Reich«, das sich von China bis zum Balkan erstreckt, und geht von einer natürlichen Überlegenheit des »Türkentums« gegenüber anderen Kulturen aus. Alparslan Türkes, ein türkischer Politiker, der offen mit Adolf Hitler sympathisierte und sich in den 1940er Jahren vergeblich darum bemühte, die türkische Regierung zu einem Kriegseintritt an der Seite Nazideutschlands zu bewegen, gründete 1969 die »Grauen Wölfe«. Beliebte Feinbilder der »Bozkurts« sind neben der kurdischen Arbeiterpartei PKK, Juden, Zionisten, Freimaurer, der Vatikan, Kommunisten, Griechen, Armenier, Perser, die EU und die USA. Mit extrem nationalistischer Hasspropaganda kann die Partei bei Wahlen in der Türkei bis zu 15% der Stimmen holen. Vor allem Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre machten Mitglieder der »Grauen Wölfe« durch unzählige gewalttätige Übergriffe und Morde an linken Aktivisten auf sich aufmerksam. Doch auch heute müssen Kurden, Schwule, Lesben und Antifaschisten damit rechnen, Opfer dieser nationalistischen Schlägerbanden zu werden. Und nicht nur in der Türkei, sondern auch hier, in Kreuzberg.
Am 28.Oktober 2007 demonstrierten auf dem Hermannplatz ca. 5000 Anhänger der »Grauen Wölfe« gegen die PKK. Nach der Kundgebung kam es in Berlin-Kreuzberg zu massiven Ausschreitungen. Vermummte und teilweise mit Macheten bewaffnete Jugendliche machten auf dem Kottbusser Damm regelrecht Jagd auf kurdische Menschen und griffen eine kurdische Moschee mit Steinen und Flaschen an. Die Polizei, die sonst bei jeder linken oder kurdischen Demonstration mit einem Großaufgebot vor Ort ist, war völlig überfordert und überließ Kreuzbergs Straßen dem aufgebrachten Mob. Einige Monate später schlugen mutmaßliche Anhänger der »Grauen Wölfe« in der Oranienstraße brutal eine Gruppe zusammen, die zuvor eine Queer-Party im SO36 besucht hatte. Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung demonstrierten wenige Tage darauf gegen diesen homophoben Übergriff und für ein tolerantes Kreuzberg. Auch Besucher des »MYFEST« wurden am letzten 1.Mai wiederholt von »Grauen Wölfen« bedroht und geschlagen. Der Verfassungsschutz und die deutsche Regierung ließen diese Gruppierungen über Jahrzehnte gewähren und konzentrierten sich lieber auf die Verfolgung türkischer Linker und kurdischer Aktivisten. Die »Vereine türkischer Idealisten« und die »Türkische Föderation«, die Vorgänger-Organisation der »Grauen Wölfe« in der BRD, wurden sogar während des kalten Krieges von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung massiv finanziell unterstützt. Angesichts des gemeinsamen Kampfes gegen kommunistische und sozialistische Bestrebungen in der Türkei und in der BRD ließ die faschistische Programmatik der »Grauen Wölfe« die Konservativen kalt. In Kreuzberg unterhalten die »Grauen Wölfe« verschiedene Vereine, zum Beispiel in der Waldemarstraße, oder die Sportschule »Yala« in der Oranienstraße. Ihre Berliner Anhängerschaft umfasst Tausende. Ungeachtet der sich in letzter Zeit häufenden Übergriffe interessieren sich staatliche Behörden noch immer vermehrt für die Aktivitäten radikaler Kurden, die »Grauen Wölfe« können relativ ungestört Jugendliche rekrutieren und mit ihrer faschistischen Propaganda beeinflussen.


Keinen Fußbreit den Faschisten – ob NPD oder »Graue Wölfe«!
Schulter an Schulter gegen Faschismus
Hoch die internationale Solidarität!