FDP-Landesverband will klären, ob Kreisverband Saarpfalz von Rechtsextremen unterwandert werden sollte
Der FDP Saar droht eine neue Affäre. Nachdem Parteimitglieder mit NPD-Chef Frank im privaten Kreis Monopoly spielten, soll geklärt werden, ob Rechtsextreme die Liberalen im Saarpfalz-Kreis unterwandern wollten.
Saarbrücken/Homburg. Die Saar-Liberalen kommen nicht zu Ruhe. Die Nachwirkungen der Strafanzeige von Landtagsfraktionschef Horst Hinschberger gegen Verantwortliche der liberalen Stiftung "Villa Lessing" und das als Konsequenz daraus geforderte Parteiausschlussverfahren gegen den Ex-Landesschatzmeister sind noch nicht abgeklungen, da droht die "Monopoly-Affäre". Gestern Abend beschäftigte sich der Landesvorstand mit der Frage, ob der eigene Kreisverband Saarpfalz möglicherweise von Rechtsextremen unterwandert werden sollte. Parteichef und Wirtschaftsminister Christoph Hartmann wollte darüber diskutieren lassen, ob der Verfassungsschutz offiziell eingeschaltet wird und mehrere FDP-Neumitglieder überprüft werden sollen.
Christian Schmitt (Foto: bub), Vizefraktionschef im Landtag und stellvertretender Saarpfalz-Kreisvorsitzender, hat aus eigener Initiative bereits den Verfassungsschutz alarmiert. Anlass dafür: Seine Erfahrungen mit Tom R., nach eigenen Angaben Publizist und Mitarbeiter eines Medien-Infodienstes. Er hatte sich vor Monaten bei dem Neu-Parlamentarier Schmitt für ein Interview gemeldet. In der Folge wurden die Kontakte bei gegenseitigen Einladungen in Hessen und Saarbrücken intensiviert. Schließlich siedelte der von der CDU zur FDP gewechselte Tom R. von Hessen nach Homburg um. Schmitt berichtet, sein Neu-Bekannter habe ihm persönlich die Ummeldung vom FDP Landesverband Hessen zu den Saar-Liberalen überreicht und auch etwa sechs Neueintritte in die FDP Saar. Diese Formulare habe er, so Schmitt, ohne Bedenken an die Parteizentrale geschickt.
Dann erzählt Schmitt von einer merkwürdigen Begegnung am Samstag, 16. Oktober, in der Wohnung seines neuen Parteifreundes R., den er eigentlich nur abholen wollte, weil beide bei Stefan Krämer, Kirchenbeauftragter der Liberalen und FDP-Chef in Gersheim, zum Essen geladen waren. Schmitt schildert, er sei aber in Homburg in die Wohnung von Tom R. gebeten worden. Dort hätte im Wohnzimmer eine Männerrunde, darunter neben Krämer auch ein weiteres FDP-Mitglied, beim Monopoly-Spiel gesessen. Ihm sei ein Platz neben einem Mitspieler angeboten worden, den er nach wenigen Augenblicken als Frank Franz (Foto: bub), Landeschef der NPD Saar, erkannt und angesprochen habe. Die Frage an seine Parteifreunde, ob sie gewusst hätten, dass sie mit dem NPD-Chef um Schlossallee und Parkstraße würfelten, wurde verneint. Schmitt selbst verließ die Runde sofort mit der Bemerkung: "Mit Faschisten setze ich mich nicht an einen Tisch." Über diese Begegnung hat Schmitt nach eigenen Angaben unmittelbar seinen Kreisvorsitzenden Peter Müller und den Landesvorsitzenden Hartmann informiert. Telefonisch habe er zudem zeitnah den Bereitschaftsdienst beim Verfassungsschutz eingeweiht.
Schmitts Bekannter Tom R., dessen Name auch im Internet als Sprecher von "Aufbruch 21", dem deutschen Ableger der FPÖ des verstorbenen Jörg Haider auftauchte, bestätigte gestern telefonisch, dass der NPD-Chef bei dem privaten Treffen sein Gast war. Über Politik sei nicht gesprochen worden. Franz sei eine "angenehme und hochanständige Person". Monopoly-Spieler und FDP-Funktionär Krämer wehrt sich gegen die Ankündigung, über ihn und Neumitglieder in seinem Verband sollten von der FDP-Spitze Informationen beim Verfassungsschutz abgefragt werden. Krämer vermutet eine Kampagne, da er - wie Schmitt - im Mai für den Saarpfalz-Kreisvorsitz kandidieren wolle.
Beitrag vom: 27.10.2010, 00:15