Übersetzung eines Communiqués von GenossInnen, die letzten Samstag kurzzeitig die Oper am Place de la Bastille in Paris besetzten.
Seit mehreren Tagen erblühen überall die vielfältigsten Initiativen: Blockaden von Gymnasien, Bahnhöfen, Raffinierien, Autobahnen; Besetzungen von öffentlichen Gebäuden, Arbeitsplätzen, Einkaufszentren; gezieltes Kappen der Elektrizitätsversorgung, Plünderungen von Wahlkampfbüros und Rathäusern...
In allen Städten intensivieren diese Aktion das Kräfteverhältnis und zeigen, wie zahlreich diejenigen sind, die sich nicht mehr zufrieden geben mit den Aktionsformen und Parolen, die ihnen von der Führung der Gewerkschaften aufgezwungen werden. In der Pariser Region, inmitten der Blockaden der Schulen und Bahnhöfe, der Streiks in den Grundschulen, der Streikposten der ArbeiterInnen vor den Fabriken, finden branchenübergreifende Versammlungen statt, bilden sich Kollektive des Kampfes, um zu versuchen, die Isolation und die vom Staat forcierte Trennung in den öffentlichen und den privaten Sektor zu zerstören. Ihr Ausgangspunkt: Selbstorganisierung als Antwort auf die Notwendigkeit, uns unsere Kämpfe wieder anzueignen, ohne Vermittlung derer, die vorgeben, im Namen der ArbeiterInnen zu sprechen. Unter uns sind viele, die sich nicht in den traditionellen Formen des Streiks am Arbeitsplatz organisieren und die dennoch zur allgemeinen Bewegung beitragen wollen, die Wirtschaft zu blockieren. Denn diese Bewegung ist auch eine Gelegenheit, über die spezielle Rentenproblematik hinaus zu gehen, die Frage der Arbeit zu stellen, gemeinsam eine Kritik der Ausbeutung zu entwickeln und aufzubauen.
Ausgehend von diesen Fragen entschieden wir uns am Samstag die Oper Bastille zu besetzen. Dabei ging es darum, eine Radio-Liveübertragung zu stören, den Störenfried zu spielen an einem Ort, an dem der kulturelle Warenhandel zirkuliert, und eine Versammlung dort zu organisieren. So trafen wir uns also mit mehr als tausend Leuten am Place de la Nation mit Transparenten, die sagten "Die Chefs verstehen nur eine Sprache: Streik, Blockade, Sabotage" und "Gegen die Ausbeutung, blockieren wir die Ökonomie", auch mit der Lust, den eng begrenzten Rahmen gewerkschaftlicher Demos zu überschreiten. Wir sind durch den Demozug bis zum Aktionsort in die Gegenrichtung gelaufen, letztlich in einer spontanen Demonstration, die von einem imposanten Polizeiaufgebot umzingelt war. Sehr schnell teilten mehr als hundert Zivi-Bullen, mit Hilfe von Ordnern der Gewerkschaften, den Zug in zwei Hälften, was viele Leute daran hinderte, sich uns anzuschließen. Mit Eiern und Feuerwerk hielten wir die Cops soweit möglich von unserer Demo fern und hinterließen nebenbei einige Spuren auf unserem Weg. Nebenbei wollen wir diejenigen, die nichts Besseres zu tun haben, als anhand von Videoaufnahmen (die von Journabullen geklaut wurden) über infiltrierte Cops zu spekulieren, daran errinnern, dass es nicht in Frage kommt, über zwei zerschlagene Bankenscheiben zu heulen - ein Angriff, der nur eine kleine Antwort auf die Gewalt des Kapitals darstellt.
Am Place de la Bastille angekommen, schafften es aufgrund des polizeilichen Drucks und der Unübersichtlichkeit nur etwa fünfzig Leute in die Oper hinein, während die anderen entschieden, sich zu zerstreuen. Es gelang den Bullen, die sich auf dem Platz aufgebaut hatten, an die vierzig Leute festzunehmen. Sie wurden in mehreren Polizeistellen in Gewahrsam genommen. Montag Abend waren die meisten wieder auf freiem Fuß - bis auf fünf, die an diesem Dienstag dem Richter vorgeführt werden müssen und wegen bewaffneter Versammlung und Sachbeschädigung in einer organisierten Bande angeklagt sind. Wie auch immer hat sich die Macht dafür entschieden, schnell und stark zuzuschlagen, in der Hoffnung, die Trennungen zu verschärfen oder zu schaffen (zwischen vernünftigen Gewerkschaftlern und "Radikalinskis", zwischen Schülern und Chaoten...), in der Hoffnung, alles zu zerstören, was zu einem wirklichen Kräfteverhältnis gegen den Staat und die Bosse beiträgt. Die Polizei hat Flashballs und Tonfas gegen Gymnasiasten eingesetzt, die ein bisschen zu energetisch waren; die Arbeiter vor den Raffinierien leiden nicht nur unter Angriffen der Polizei, sondern auch unter offenen Drohungen des Präfekten, sie strafrechtlich zu verfolgen; genervte Demonstranten, die sich entschieden haben, sich nicht einfach friedlich zu zerstreuen, riskieren Gefängnis ohne Bewährung wie in St.Nazaire.
Die Vervielfachung der Initiativen, die den üblichen Totengräbern der Kämpfe entgehen, widerspricht ganz klar denjenigen, die die schwarzen Schafe isolieren und die Proteste daran hindern möchten, weit über die Dauer der Beitragszahlung in die Rentenkasse hinaus das in Frage zu stellen, was alltäglich akzeptiert wird. Diese Aktionen erlauben uns, die Möglichkeit einer Bewegung zu erkennen, in der korporative Kämpfe überholt sind, in der die Bürokraten ihren Stand verlieren, in der sich der Kampf nicht auf die sogennanten Errungenschaften beschränkt.
ES GIBT VIEL MEHR ZU NEHMEN, ALS SIE UNS GLAUBEN LASSEN WOLLEN!
STOPPT DIE VERFOLGUNGEN. FREIHEIT FÜR ALLE...
Montag, 18. Oktober 2010
Kontakt: turbin@riseup.net
Das Original-Flugblatt:
übersetzt von
translationcollective@wordpress.com
Danke
Vielen dank fürs Übersetzen, und könntet ihr vielleicht den Französischen Original Text falls ihr ihn habt (kann ich in der PDF nicht kopieren) noch unter den Übersetzungen als Französische Version des Textes speichern? danke.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/26955/translate