Die Eingangssequenzen der Simpsons sind berühmt-berüchtigt. Seit mittlerweile 21 Jahren variieren sie in jeder Folge. Der britische Guerilla-Künstler Banksy steuerte jetzt seine Version des Couch-Gags bei.
Hochgelobt worden sind Die Simpsons nicht nur für ihren Unterhaltungswert, sondern auch für die Kommentare und Verweise auf Politik und Zeitgeschehen, die permanent in die Handlung mit einfließen. Viele Folgen waren umstritten.
Jetzt wartet der britische Graffiti- und Aktionskünstler Banksy mit einer weiteren Provokation auf. Die Anfangssequenz der am Sonntag in den USA ausgestrahlten Folge entstammt seiner Feder. Sie beginnt ganz harmlos: Bart schreibt die Wände des Klassenzimmers voll. Auf den Häuserwänden und Plakaten ist bereits Banksys Name zu lesen. Erst als die Familie wie gewohnt auf der Couch sitzt, geht es los. Die Kamera zoomt hinaus und wir erkennen, dass dies nur eines von Millionen von Bildern der Simpsons ist, die hier in einer dunklen Lagerhalle von asiatischen Akkord- und Kinderarbeitern gefertigt werden. Die Zunge eines abgehackten Delfin-Kopfes wird zum Verkleben der Merchandising-Ladung benutzt. Am Horn eines Einhorns werden die Löcher der Simpsons-DVDs gestochen. Röchelnd fällt das Ross zusammen.
Fox wird als erbarmungsloser Medienkonzern gezeichnet, der seine Produkte im Ausland unter menschenunwürdigen Bedingungen herstellen lässt. Die Tatsache, dass ein Großteil der Animationsarbeit von Die Simpsons nach Südkorea ausgelagert worden ist, macht die Sequenz zu einem bissigen Kommentar auf solche Outsourcing-Praktiken, die nicht nur im Medienbereich an der Tagesordnung sind.
Nun wird diskutiert: Die einen empfinden den Beitrag von Banksy zur Serie als gelungen subversive Kritik. Die anderen fragen sich, warum der Künstler überhaupt für eine Rupert Murdoch-Serie arbeitet. Dass Banksy die Serie Die Simpsons schätzt, merken wir nicht zuletzt daran, dass er Bart bereits eine seiner Streetart-Arbeiten gewidmet hat, zu sehen im Channel 4 Blog.
Banksys Script hatte laut Eigenaussage zu diversen Verzögerungen und Debatten über die Firmenpolitik bei Fox geführt. Dass der Konzern die Sequenz schließlich dennoch ausgestrahlt hat, lässt auf ein gehöriges Maß an Selbstvertrauen schließen. Vielleicht wissen die Popkultur-Könige bei Fox auch schlicht ihr Publikum einzuschätzen? Der postmoderne Simpsons-Fan ist sich der negativen Auswirkungen des Kapitalismus sehr wohl bewusst, nimmt sie hin, seufzt kurz und lehnt sich dann schmunzelnd zum weiteren Fernsehvergnügen zurück. Keine Revolution! Keine Gefahr!
Titel
http://www.youtube.com/watch?v=haNyA0WSaP8
Video in HD
http://youtu.be/DX1iplQQJTo?hd=1